Kleinbahn Bielstein-Waldbröl

Kleinbahn Bielstein-Waldbröl
Bielstein Klbf–Waldbröl
Kursbuchstrecke: 240m (1950)
Streckenlänge: 18,32 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Höchstgeschwindigkeit: (ab Mitte der 1930er) 40 km/h
Legende
0,0 Bielstein Kleinbahnhof
zum Bf. Bielstein (Wiehltalbahn)
Wiehl
1,2 Bielstein-Bachstraße (ab 1935)
2,0 Bahnhof Mühlen an der Bech
3,0 Börnhausen
3,7 Nieder-Bellinghausen
4,6 Marienberghausen-Elsenroth
7,2 Papiermühle Homburg
Bröl
7,8 Nümbrecht/Homburg (Bröl)
9,2 Kalkofen/Niederbierenbach
10,3 Unter der Hardt
11,1 Gaderoth
12,9 Winterborn
13,9 Bruch-Grötzenberg
14,6 Drinsahl
16,1 Happach
18,0 Höllenbergschule (ab 1936)
18,3 Waldbröl Kleinbahnhof
18,4 Waldbröl
Strecke – geradeaus
Wiehltalbahn

Die Kleinbahn Bielstein–Waldbröl war eine normalspurige, nicht elektrifizierte, 18,32 Kilometer lange Eisenbahnstrecke im südlichen Oberbergischen Kreis.

Den Bau und die Betriebsführung organisierte die Eisenbahnbaugesellschaft Becker & Co., die später als "AG für Energiewirtschaft" firmierte. Seit dem 1. August 1956 führte die Oberbergische Verkehrsgesellschaft, die seit 1951 Eigentümerin war, den Betrieb.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Für eine Erschließung des westlichen oberen Wiehltals durch eine Eisenbahnstrecke gab es ab Ende des 19. Jahrhunderts langwierige Überlegungen, die verschiedene Trassenführungen betrachteten. Zu Verzögerungen führten diverse Probleme mit der Genehmigung der Straßenmitbenutzung und den Frachtzusagen von Firmen, die ihre Zusagen nicht einhalten wollten. Zudem war im Gespräch, die Bahn nicht in Normalspur, sondern als Schmalspurbahn zu bauen. Nicht einmal in diesem Punkt gab es Übereinstimmung, variierten die Schmalspurweiten doch auch noch.

Am 27. Februar 1908 entschied man sich nach zwölf Jahren endlich für eine der realisierten Strecke ähnliche Version, damals noch bis Hermesdorf. Aber erst am 29. Oktober 1912 konnten sich die Verantwortlichen einigen, die Bahn bis nach Waldbröl zu bauen. Geplant war eine Inbetriebnahme zum 1. Juli 1914. Aber selbst dieser Termin konnte nicht eingehalten werden.

Eröffnet wurde die Bahn erst zum 15. Oktober 1915. Es verkehrten zunächst zwei Güterzugpaare mit Personenbeförderung, die extrem lange Fahrzeiten hatten. Für die nur 18 Kilometer Strecke brauchten die Züge mehr als eine Stunde, teilweise zwei Stunden. Ein Zug, der um 14.33 Uhr in Waldbröl abfuhr, kam sogar erst 179 Minuten später in Bielstein an. Aber wie schon in der Planungsphase gab es wieder Probleme. Die Fahrpläne konnten meistens nicht eingehalten werden; es gab zwar diverse Anpassungen, doch führten diese dann wiederum auch zu schlechten Anschlüssen zu den anderen Bahnen im Umland. Die Kriegszeit führte zudem auch zu Material- und Personalmangel, einer der nur zwei Lokführer wurde zum Militär eingezogen.

Nach dem Krieg wurde es auch kaum besser. Das schlechte Material wurde durch die Steigung der Strecke zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen, beide betriebenen Lokomotiven – die „Bielstein“ und die „Waldbröl“ – blieben schließlich für längere Zeit außer Betrieb. Ende der 1920er Jahre kamen wirtschaftliche Probleme auf die Betriebsführung zu, da die Konkurrenz der Bröltalbahn Kunden abnahm und die Weltwirtschaftskrise auch die Firmen, die hier Güter verschickten, betraf.


Mitte der 1930er Jahre beschaffte die Bahn schließlich einen Triebwagen mit Holzvergaser, der einige der Betriebsprobleme der Bahn teilweise beseitigte. Gleichzeitig konnte endlich die Trennung von Güter- und Personenverkehr erreicht und die Höchstgeschwindigkeit auf der Strecke auf 40 km/h erhöht werden. Die Fahrgastzahlen stiegen in der Folgezeit wie erhofft stark an.

Durch die besseren Wirtschaftszahlen ermutigt, wurde dann eine 2,8 Kilometer lange Stichbahn in den Ort Nümbrecht hinein geplant. Wegen der starken Steigung sollte diese elektrisch betrieben werden, da eine Zahnradbahn hier als unwirtschaftlich abgelehnt wurde. Trotz fortgeschrittener Planung wurde der Vorschlag Ende 1936 aber zu den Akten gelegt, weil diese Stichbahn nicht finanziert werden konnte. Stattdessen wurde ein zweiter Triebwagen gekauft.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bahn aufgrund ihrer strategisch nutzlosen Bedeutung von Bombenangriffen verschont; allerdings kamen die gleichen Probleme wie im ersten Weltkrieg wieder auf: Personal- und Materialmangel. Bis auf eine Brücke in Bielstein wurde der Krieg aber ohne Schäden überstanden. Nach dem Krieg übernahm die Strecke nur wenige Leistungen der Wiehltalbahn, die zwischen Remperg und Waldbröl nicht befahren werden konnte. Mehr ließ der schwache Oberbau der Kleinbahn nicht zu. Eine kurze Zeit lang gab es danach Verbindungen bis nach Gummersbach, die Fahrgastzahlen stiegen drastisch und führten zur Anschaffung eines dritten Triebwagens.

Triebwagen bei Winterborn um 1950

Bald danach wurde eine der beiden alten Dampflokomotiven verschrottet, die „Bielstein“, ein Jahr später einer der alten Triebwagen zum Beiwagen umgebaut. Dieser Bestand blieb bis 1957 unverändert.

Der Personenverkehr hatte sich nun deutlich verbessert, allerdings ging der Güterverkehr zu Lasten der Rentabilität immer weiter zurück. Omnibusse und die Wiehltalbahn brachten dann trotzdem auch im Personenverkehr wieder einen Einbruch. Im Jahre 1954 wurde, kurz nach den von der Oberbergische Verkehrsgesellschaft ebenfalls übernommenen und stillgelegten Gummersbacher Kleinbahnen, auch die Kleinbahn Bielstein-Waldbröl von der OVAG in Stilllegungsüberlegungen gebracht. Drei Jahre später, am 1. Juni 1957, endete dann auch der Personenverkehr auf der Gesamtstrecke, gleichzeitig der Güterverkehr zwischen Waldbröl und Winterborn. Die beiden Triebwagen wurden im gleichen Jahr verkauft.

Die Einstellung des restlichen Güterverkehrs datiert zum 30. Juni 1966, gleichzeitig mit der Einstellung des Personenverkehrs auf der Wiehltalbahn. Der Gleisabbau folgte bereits eine Woche später.

Relikte

Heute ist nur noch die Lokomotive „Waldbröl“ übriggeblieben und erinnert an diese Bahnstrecke. Sie stand jahrelang mit dem falschen Namen „Nümbrecht“ in selbigem Ort als Denkmal und verrottete zusehends, bis ein Eisenbahnfan sie 1983 kaufte und im Eisenbahnmuseum Dieringhausen abstellte. Dort lag sie lange Zeit zerlegt im Lokschuppen, wurde dann aber von 2002 an wiederaufgearbeitet und 2008 feierlich in Betrieb genommen[1]. Ab 2009 soll sie auf der Wiehltalbahn wieder Personenzüge ziehen.

Siehe auch

Literatur

  • Sascha Koch, Horst Kowalski u.a.: Eisenbahnen im Oberbergischen und die Geschichte des Bahnbetriebswerkes Dieringhausen. Galunder Verlag, Nümbrecht 2005, ISBN 3-89909-050-0
  • Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 4: Nordrhein-Westfalen. Südlicher Teil. EK-Verlag, Freiburg 1997, ISBN 3-88255-660-9, S. 318–324. 
  • Klaus Strack, Axel Johanßen: Die Kleinbahn Bielstein – Waldbröl. Chronik einer fast vergessenen Eisenbahn im Oberbergischen. 2000, ISBN 3-931251-63-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Video: Wiederinbetriebnahme der Waldbröl, Zugriff am 23. März 2009

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