Kleidercode

Kleidercode

Unter dem Begriff Kleidercode werden hier Auffassungen zusammengefasst, die Kleidung als Zeichensystem bzw. als nonverbale Sprache verstehen. Im Gegensatz zur „Kleiderordnung“, die Regeln oder Erwartungshaltungen bzgl. (in einem Kontext akzepierter) Kleidung bezeichnen, wird hier im weiteren Sinne Kleidung als Bedeutungsträger thematisiert.

Der englische Begriff „Dresscode“ umfasst dagegen beide Bereiche.

Inhaltsverzeichnis

Elemente

Das Zeichensystem der Kleidung beruht auf der Variabilität der Kleidung: eng und weit, lang und kurz, einfarbig und bunt, gemustert und uni, glänzend und matt, usw. An die unterschiedlichen Form-, Farb- und Materialvariablen sind kultur- und konventionsbedingt unterschiedliche Bedeutungen geknüpft: neu und vertraut, männlich und weiblich, alltäglich und feierlich, sowie Assoziationen bezüglich des gesellschaftlichen Status. Besonders intensiv hat Roland Barthes sich mit der Kleidung als Zeichensystem beschäftigt.

Ein Kleidercode ist die Gesamtheit der zeichenhaften Elemente in einem Kleidungsstil oder in der Garderobe eines Individuums. Insgesamt umfasst er - im weitesten Sinne - die Variabilität der gesamten äußeren Erscheinung, d.h. alle Kleidungsstücke, Accessoires und sonstige Maßnahmen der Körpergestaltung bzw. der Körpersprache: neben Gesamterscheinung, einzelnen Kleidungsstücken, Kopfbedeckungen , Haarschnitt, auch Farben und Marken, sowie Formen des Habitus und der Bewegung. Der Kleidercode stellt nicht allein Hierarchieansprüche innerhalb der Sozialsysteme dar (Rang, Titel, Insigne, Orden, Gehalt), sondern ist auch für die Orientierung und Funktionsabgrenzung innerhalb der Sozialsysteme notwendig. Daher unterscheiden sich diverse Subkulturen und Szenen, sowie „zünftige“ Arbeits-, Geschäfts-, Freizeit- und Festkleidung.

Beispiele

Das Zeichensystem erlaubt die Unterscheidung zwischen Kellner und Gast genauso wie es den Stationsbeamten als Ansprechpartner ausweist oder im Militär die Verantwortlichkeit (Uniform). Der Kleidercode umgrenzt auch Sozialräume (Uniform- und Frackzwang, Tracht der Mönche, Kastenzugehörigkeit) und signalisiert die Ausgrenzung (Judenstern, Gefängniskleidung, Teeren und Federn etc.) genauso die Zugehörigkeit zu Bevölkerungsgruppen, Traditionen und Weltanschauungen (Kopftuch). Der Kleidercode als persönliche Reklame (Selbstinszenierung) umfasst Styling und Outfit. Hier gibt es jenseits der Nationaltrachten auch im internationalen Stil deutliche Unterschiede zwischen Europa und anderen Kontinenten.

Eine Variante der Selbstinszenierung ist die Meinungsäußerung durch den Kleidercode durch Aufdrucke (T-Shirt) und Buttons. Religionszugehörigkeit, Lieblingsverein und vieles mehr können so nach außen gezeigt werden. Eine Besonderheit stellt dabei der soziale Rollentausch anlässlich des Karnevals und der Kostümfeste dar.

Elemente der Kleidung signalisieren darüber hinaus eine rollenspezifische Zugehörigkeit und Zuordnung zu einer oder mehreren Gruppen, zu hierarchisch geordneten Gruppen (Stand, Schicht, Klasse, Kaste, etc.) und zu gleichberechtigt nebeneinander bestehenden Gruppen (z.B. Szenen, Familien). Diese durch den Kleidercode vermittelten gesellschaftlichen Verweise signalisierten Ansprüchen auf einen gesellschaftlichen Status, indem sie dem Dresscode der Gruppe gerecht werden. Dadurch ist ein gesellschaftlicher Status simulierbar, der durch Kleidungsordnungen vermieden werden soll (Hauptmann von Köpenick), bis heute gelten z.B. bestimmte Uniformen mit Staatswappen als Hoheitszeichen, die nicht nur konventionsbedingt, sondern auch juristisch nicht von jedermann getragen werden dürfen.

Das Gegenbild zum zeichenhaften Bekleidetsein ist die Nacktheit, die wie die Entblößung jedoch auch zum Mitteilungspotential des Kleidercode gehört (Hans Christian Andersen: Des Kaisers neue Kleider).

Zum Unterschied zu Kleiderzwang und Kleiderordnung ist der Kleidercode eine sich stark wandelnde Form der Selbstorganisation sozialer und mehr oder weniger geschlechtsspezifischer Verhaltensnormen, die sich teilweise als Moden artikulieren. Dementsprechend gibt es starke Unterschiede zwischen Zeitstilen und Alters- bzw. Generationsstilen. So war etwa die Strumpfhose ursprünglich ein rein dem Mann zugeordnetes Kleidungsstück, das im 20. Jahrhundert zunächst hauptsächlich für Kinder und Frauen wieder eingeführt wurde, aber in den letzten Jahrzehnten (im Zuge der Tendenz zur Unisex-Kleidung) wieder zunehmend auch von Männern getragen wird. Die geschlechtsspezifischen Zuordnungsschemata sind also zeitbedingten Wandlungen unterworfen

Literatur

Roland Barthes, Die Sprache der Mode. Frankfurt/M. 1985, Suhrkamp. ISBN 3-518-11318-6 [Système de la mode, 1967]

Siehe auch


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