Kleestadt

Kleestadt
Kleestadt
Wappen der früheren Gemeinde Kleestadt
Koordinaten: 49° 54′ N, 8° 57′ O49.9019444444448.9530555555556175Koordinaten: 49° 54′ 7″ N, 8° 57′ 11″ O
Höhe: 175 m ü. NN
Einwohner: 1.548 (2005)
Eingemeindung: 1. Jan. 1977
Postleitzahl: 64823
Vorwahl: 06078
Karte

Lage von Kleestadt in Groß-Umstadt

Kleestadt ist ein Stadtteil der südhessischen Kleinstadt Groß-Umstadt im Landkreis Darmstadt-Dieburg (Deutschland), am nördlichen Rand des Odenwaldes.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Kleestadt liegt auf einer Höhe von 175 m über NN, 4 km nordöstlich von Groß-Umstadt.

Geschichte

Territorialgeschichte

Die älteste Erwähnung des Dorfes datiert um 1222. Es gehörte ursprünglich zur Zehnt Umstadt und dem Kloster Fulda, wurde zusammen mit anderen Dörfern der Umgebung 1374 an die Herrschaft Hanau verpfändet und gehörte, nachdem die Kurpfalz in dieses Pfandgeschäft mit eingestiegen war, ab 1427 zum Kondominat Umstadt. Bei einem Vergleich zwischen der Landgrafschaft Hessen, der Kurpfalz und der Grafschaft Hanau-Lichtenberg gelangte der Ort schließlich 1521 insgesamt an Hanau und wurde dort dem Amt Babenhausen zugeschlagen.[1] Grundbesitzer im Dorf sind unter anderen die Familien derer von Eppstein und die Propstei Neuenberg des Klosters Fulda.

Mitte des 16. Jahrhunderts führt Graf Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg die Reformation ein.

Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., 1736, erbte Landgraf Friedrich I. von Hessen-Kassel aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1643 die Grafschaft Hanau-Münzenberg, aufgrund der Intestaterbfolge fiel die Grafschaft Hanau-Lichtenberg an den Sohn der einzigen Tochter von Johann Reinhard III., Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt. Umstritten zwischen den beiden Erben war die Zugehörigkeit des Amtes Babenhausen und seiner Dörfer zu Hanau-Münzenberg oder zu Hanau-Lichtenberg. Es kam fast zu einer kriegerischen Auseinandersetzung, als Hessen-Kassel mit schon sorgsam in Hanau stationiertem Militär den größten Teil des Amtes Babenhausen besetzte, auch Kleestadt. Die Auseinandersetzung konnte erst nach einem langjährigen Rechtsstreit vor den höchsten Reichsgerichten 1771 mit einem Vergleich beendet werden, dem so genannten Partifikationsrezess. Kleestadt wurde darin Hessen-Kassel zugesprochen.

1807 kam das Amt Babenhausen mit Kleestadt unter französische Verwaltung. 1811 wurde Kleestadt dem Großherzogtum Hessen zugeschlagen. Nachfolgend gehörte es dann zu folgenden übergeordneten Verwaltungseinheiten:

Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen wurde Kleestadt zum 1. Januar 1977 der Stadt Gross-Umstadt zugeschlagen.

Historische Namensformen

Torhaus
  • Cletstat (um 1222)
  • Cletestat (um 1250)
  • Clettestat (um 1250)
  • Clestad (1274)
  • Cletstad (um 1290)
  • Clepstat (1319)
  • Clestad (1346)
  • Cletstadt (1432)
  • Cletstat (1482)
  • Kletstat (1495)
  • Cloestadt (1516)
  • Cletstat (1544)
  • Clettstadt (1554)
  • Clesstatt (1616)
  • Kleestadt (17. Jahrhundert)

Einwohnerentwicklung

Kirche und Torhaus
  • 1829: 556 Einwohner
  • 1939: 547 Einwohner
  • 1961: 841 Einwohner
  • 1970: 1.059 Einwohner
  • 2005: 1.547 Einwohner

Kirche

Eine Kapelle bestand in Kleestadt vor 1482, an der ab diesem Jahr auch ein Kleriker tätig war. Das Patrozinium der Kapelle lag bei Maria. Die Kapelle war bis 1560 eine Filialkirche von Gross-Umstadt und wurde dann zu einer eigenen Pfarrei. Kirchliche Mittelbehörde war das Archidiakonat St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Montat. Das Patronatsrecht lag bei den Grafen von Hanau-Lichtenberg, die hier Mitte des 16. Jahrhunderts die Reformation durchführten. Kleestadt wurde lutherisch.

Literatur

  • Barbara Demandt: Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains = Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 29 (1966), S. 123.
  • Max Herchenröder: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Dieburg. 1940, S. 169ff.
  • Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. Band 1: Starkenburg. 1937, S. 383ff.
  • Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform = Darmstädter Archivschriften 2. 1976, S. 126.
  • Regina Schäfer: Die Herren von Eppstein. Herrschaftsausübung, Verwaltung und Besitz eines Hochadelsgeschlechts im Spätmittelalter. Wiesbaden: Historische Komm. für Nassau, 2000, S. S. 372-374, 378-379. ISBN 3-930221-08-X.
  • Dagmar Söder: Kulturdenkmäler in Hessen. Kreis Offenbach = Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. 1987, S. 257ff.
  • Paul Wagner: Die Eppsteinschen Lehnsverzeichnisse und Zinsregister des 13. Jahrhunderts nach dem eppsteinischen Lehenbuche. Mit Beiträgen zur ältesten Geschichte des Hauses Eppstein = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 8. Wiesbaden 1927, S. 28f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. So: Willi Alter (Hrsg.): Pfalzatlas. Textband I. Speyer: Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften 1964, S. 426: Text, Karte 2k; anders: Kleestadt in LAGIS: 1402 verpfänden Gottfried und Eberhard von Eppstein das Dorf Kleestadt für 1000 Gulden. 1425 verkauft Gottfried von Eppstein das Dorf mit Zustimmung seines Bruders Eberhard für 3000 Gulden Reinhard von Hanau, wovon 1000 Gulden Konrad Krieg erhalten soll.1432 gehört Kleestadt zum Burg Breuberg. 1521 wird Kleestadt der Herrschaft Babenhausen [gemeint ist: Amt Babenhausen] einverleibt.



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