Klaviersonate Nr. 1 (Beethoven)

Klaviersonate Nr. 1 (Beethoven)

Die Sonate Nr. 1 f-Moll op. 2 Nr. 1 ist die erste der 32 mit opus-Zahlen versehenen Klaviersonaten Beethovens. Zuvor entstanden im Unterricht bei Christian Gottlob Neefe die drei sogenannten „Kurfürsten“-Sonaten WoO 47.

Die Klaviersonate ist eine der wichtigsten Gattungen in Beethovens Werk. Er trieb die Entwicklung dieser musikalischen Form wie kein anderer Komponist in dieser Zeit voran und erweiterte mit vielen, jeweils eigenständigen Werken deren musikalische und pianistische Möglichkeiten.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Satz Tonart Takt Tonaufnahme[1]
Erster Satz: Allegro f-Moll alla breve, 152 Takte
Zweiter Satz: Adagio F-Dur 3/4 Takt, 61 Takte
Dritter Satz: Allegretto f-Moll/F-Dur 3/4 Takt, 73 Takte
Vierter Satz: Prestissimo f-Moll alla breve, 196 Takte

1. Satz

1. Satz: „Raketenthema“

Das Allegro beginnt mit einer Art großem Auftakt, einem leisen, gebrochenen Akkord (Mannheimer Rakete) in f-Moll mit nachfolgender Tonschleife. [2] Dieser Zweitakter wird ab Takt drei in der Dominante wiederholt. Das Thema entfaltet sich recht schnell von einer spannungsgeladenen Andeutung zu einem deutlichen Kopfthema der Exposition ab dem 18. Takt. Das Gegenthema ist tonartlich und klanglich mit dem Hauptthema verwandt und trägt zur vertieften musikalischen Verarbeitung des Hauptthemas bei. Die Durchführung des Allegros hält Beethoven recht kurz, kann aber einige kleine Einfälle einbringen. Die Coda beendet den relativ kurzen Satz nach einem kurzen Wechselspiel zwischen Oktavskalen in piano und forte. Mit einigen Akkorden im fortissimo endet der 152 Takte währende erste Satz.

2. Satz

Anfang des zweiten Satzes

Der zweite Satz (Adagio) steht in F-Dur und hat 61 Takte. Bereits hier lässt sich die Tiefe und Weite Beethovens Melodik nachempfinden. Diese Ansätze, die in Sonaten wie zum Beispiel „Hammerklavier“ op. 106 zu höchster Vollendung geführt werden, sind die Anfänge des Beethoven-eigenen Adagio-Stils. Dieser F-Dur Satz erinnert in Ansätzen noch an die großen Vorgänger Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Haydn. Die durchgehenden Sechzehntelnoten, die von der linken in die rechte Hand wechseln, verleihen dem Satz einen gewissen Fluss. Der Schlussteil des Satzes (durchaus als Coda zu bezeichnen, obwohl dieser Satz nicht in Sonatenhauptsatzform steht, welche gewöhnlich dem Kopfsatz, manchmal auch dem Finalsatz einer Sonate zugedacht ist) überrascht mit „Verdämmungen“. Die Ornamentik (Verzierung) erinnert auch hier noch ein wenig an Mozart.

3. Satz

Anfang des dritten Satzes

Das Menuett (Allegretto), ist keines mehr im üblichen Sinne. Der tänzerische Charakter eines Menuetts wird hier bereits mit dunklen Klangfarben und kräftigen Akzenten überlagert. Der Satz steht wieder in f-Moll und hat nur wenige tänzerische Elemente vorzuweisen. Beethoven selbst war schließlich der Erneuerer, der den dritten Satz der Sinfonie bzw. Sonate vom Menuett zum Scherzo umwandelte. Der Satz beginnt mit einem Thema, welches in piano vorgetragen wird. Nach kurzer Zeit wandelt sich der Charakter des Allegrettos jedoch. Beethoven führt über schnelle, im fortissimo vorgetragene Achtelläufe zum markanten Ende des ersten Teiles. Das anschließend, im 41. Takt, beginnende Trio bringt einen Charakterwechsel mit sich. Dieser F-Dur-Teil ist im doppelten Kontrapunkt angelegt. Eine Überraschung bringt der markante Unisonolauf in fortissimo im Schlussteil des Trios (Takt 58). Nach Beendigung des Trios wird der erste Teil des Satzes da capo wiederholt.

4. Satz

Anfang des vierten Satzes.

Das abschließende Prestissimo, ebenfalls in f-Moll stehend, ist ein energischer, vorandrängender Satz. Im elementaren Wechsel von piano und forte entwickelt sich das Thema. Die sechs Akkorde zu Beginn werden kongruent wiederholt. Nach Durchlauf der 12 Akkorde beginnt das eigentliche Thema, piano von der rechten Hand vorgetragen. Es folgen weitere Akkord-Gruppen, bei denen immer drei Akkorde eine Einheit bilden. Es folgen schnelle Achtelläufe, die dem Satz seinen stürmischen Charakter verleihen. Anschließend führt eine drängende Triolenpartie zum zweiten Thema. Dieses c-Moll Thema ist in weiten Oktaven angelegt. Es erinnert bereits an spätere Sonaten Beethovens, wie etwa der Appassionata op. 57. Auch dieser Satz besitzt mit seiner Durchführung die Sonatenhauptsatzform. Das elegische Dreiklangsthema, das die Durchführung eröffnet, erinnert erneut in seinen Grundzügen an Mozart. Dieser Ruhepunkt des Satzes führt anschließend wieder zum Hauptthema. Durch energische Triolen wird das Geschehen des Satzes in den „Abgrund“ geführt. Nach kurzem Wüten der Triolen endet der Satz mit einem Abwärtslauf. Der Kreis der Sonate schließt sich mit dem letzten Ton – f. Keine großangelegte Coda und keine beethoventypische Anhäufung von Akkorden, sondern nur ein Ton am Ende der Abwärtsbewegung beenden die Sonate. Dass dieses f trotzdem in fortissimo steht, verdeutlicht den energischen Charakter des 196 Takte dauernden Schlusssatzes.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Pianist Artur Schnabel, die Aufnahme entstand um 1935.
  2. Hugo Riemann bezeichnete diese Stelle nach Carl Dahlhaus: Ludwig van Beethoven und seine Zeit, Laaber, 1993, Seite 87 als „Mannheimer Rakete“

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