Klaviersonate Nr. 15 (Beethoven)

Klaviersonate Nr. 15 (Beethoven)

Die Klaviersonate Nr. 15 D-Dur op. 28 schrieb Ludwig van Beethoven im Jahre 1801. Sie ist Joseph Edlem von Sonnenfels gewidmet. Das Autograph trägt die Bezeichnung Grand Sonata. Das Werk ist als Grande Sonate pour le Pianoforte erschienen und wurde später von Cranz in Hamburg als Sonata pastorale verlegt. Daraus resultiert der Beiname Pastorale.

Es ist nicht klar, warum die Sonate den Beinamen Pastorale erhielt, vielleicht wegen des ländlich-volkstümlichen Charakters vor allem der letzten beiden Sätze oder wegen der ruhig-lyrischen Grundstimmung des Werkes, das auf große Stimmungsschwankungen und schroffe Gegensätze verzichtet.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

  • Erster Satz: Allegro, D-Dur, 3/4 Takt, 461 Takte
  • Zweiter Satz: Andante, d-Moll, 2/4 Takt, 99 Takte
  • Dritter Satz: Scherzo, Allegro vivace, D-Dur, 3/4 Takt, 94 Takte
  • Vierter Satz: Rondo, Allegro ma non troppo, D-Dur, 6/8 Takt, 210 Takte

Erster Satz

Eine Besonderheit der Ecksätze ist, dass sich das Hauptthema jeweils über einem Orgelpunkt entwickelt, der schon einen Takt vor dem Thema erscheint. Vor allem der erste Satz ist geprägt von den gleichmäßigen Vierteln im Bass auf D, die - teilweise in die Mittelstimmen gelegt - fast 40 Takte das Fundament bilden.

Das Hauptthema hat ein absteigendes melodisches Motiv, beginnend über dem Dominantseptakkord auf D. Diese erste Periode wirkt weniger wie ein Thema, sondern erweckt eher den Eindruck, als würde die Musik in der Mitte eines Stücks einsetzen. Erst durch mehrmalige, sich steigernde Wiederholung festigt sich das Thema.

Im Seitensatz bringt Beethoven interessante Figuren, so eine vierstimmige Satzart mit paralleler Bass- und Melodiestimme und einer Achtelbegleitung in den Mittelstimmen, die von den Romantikern, insbesondere von Schubert übernommen wurde. Am Ende der Exposition weist eine Oktavfigur mit Staccato-Akkorden im Bass auf das Scherzo hin.

Zweiter Satz

Im zweiten Satz (Andante, d-Moll), einem stilisierten Trauermarsch, zeugt das Staccato der Sechzehntelbegleitung von Beethovens Klangexperimenten am Hammerklavier. Das choralartige, einprägsame Thema wird mehrfach wiederholt (teilweise in F-Dur). Der zweite Teil bildet dazu einen Kontrast: ein punktiertes, fast tanzartiges Motiv, gefolgt von Sechzehnteltriolen (in Dur). Der erste Teil des Satzes wird insgesamt viermal, nur leicht verändert vorgetragen, ehe der Satz mit einem Zitat des zweiten Teiles (jetzt in Moll) endet.

Dritter Satz

Das skizzenhaft-humorvolle Scherzo hat als Thema nur in Oktaven absteigende punktierte Halbe Noten in fis gefolgt von einem ländlichen Motiv.

Vierter Satz

Ähnlich wie im ersten Satz leitet ein Orgelpunkt, dieses Mal mit bordunartiger Wirkung, den letzten Satz ein, wieder ist das Thema ein eher kurzes, absteigendes, dem Hauptthema des ersten Satzes verwandtes Motiv, das sofort wiederholt wird. Erst arpeggierte Akkorde lösen die durch den monotonen Bass erzeugte Spannung auf.

Formal liegt bei diesem Satz laut Titel ein Rondo vor, genauer ein Bogenrondo: A B A C A B A plus Coda. Wie öfters in den Schlusssätzen der Beethovenschen Klaviersonaten kann man auch eine Sonatenhautpsatzform nachweisen. Hier ergeben sich die folgenden Formteile: Exposition T. 1 - 50, Hauptsatz ab Takt 1, Seitensatz ab Takt 29 (mit Auftakt) in der Dominanttonart A-Dur; Durchführung T. 51 - 113; Reprise Takt 114 - 167, Seitensatz ab Takt 145 in der Grundtonart; Coda T. 169 - Ende. Alle großen Formteile beginnen mit dem Hauptthema, also dem A-Teil der Rondoform. Die Sonate endet mit virtuosen Sechzehntelfiguren der rechten Hand, von der linken Hand begleitet mit dem pastoralen Bass des Hauptthemas in Oktaven.

Siehe auch

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