Klatovy

Klatovy
Klatovy
Wappen von Klatovy
Klatovy (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Plzeňský kraj
Bezirk: Klatovy
Fläche: 8067 ha
Geographische Lage: 49° 24′ N, 13° 17′ O49.39722222222213.289722222222405Koordinaten: 49° 23′ 50″ N, 13° 17′ 23″ O
Höhe: 405 m n.m.
Einwohner: 22.748 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 339 01
Verkehr
Bahnanschluss: 183 Plzeň–Železná Ruda
185 Horažďovice předm.–Domažlice
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 30
Verwaltung
Bürgermeister: Rudolf Salvetr (Stand: 2007)
Adresse: Náměstí Míru 62
339 01 Klatovy
Gemeindenummer: 555771
Website: www.klatovy.cz

Klatovy [Klatowy] (deutsch Klattau) ist eine tschechische Stadt im okres Klatovy in der Region Plzeňský kraj.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

In Klatovy treffen sich zwei Straßen der I. Klasse. Die Straße Nr. I/22 von Domažlice nach HoražďoviceStrakoniceVodňany und die Straße Nr. I/27/Europastraße 53 von Dubí–Most–Pilsen nach Železná Ruda bzw. München.

Hier endet die elektrifizierte Bahnstrecke von Pilsen, welche über Bayerisch Eisenstein bis Plattling nur noch eingleisig, nichtelektrifiziert weiterführt. Im Sommer werden über diese Strecke touristische Bahnfahrten mit dem Böhmerwaldcourier mit Führungen durch die Stadt angeboten. Die Strecke Nr. 185 von Domažlice führt über Klatovy weiter nach Horažďovice.

Geschichte

Klattau/Klatovy, 1918

Die besondere Geschichte Böhmens bildet den Hintergrund zum Verständnis der Entwicklung dieser Stadt, die zu den überwiegend von Tschechen bewohnten zählte.

Klatovy wurde in der Nachfolge einer älteren Siedlung am Handelsweg von Böhmen nach Bayern zwischen 1260 und 1263 unter Ottokar II. Přemysl zur Königsstadt erhoben. Seit 1419 war sie ein bedeutender Sitz der Hussiten, unter denen sich - trotz eines Stadtbrandes von 1464 - der wirtschaftliche Aufschwung der privilegierten Stadt fortsetzte. Eine rege Bautätigkeit brachte unter italienischen Architekten die Renaissance nach Klatovy.

1620 wurde die Stadt von kaiserlichen Truppen besetzt. Der Dreißigjährige Krieg führte zu weiteren Stadtbränden, Plünderungen und kulturellem Niedergang. 1636 ließen sich die Jesuiten in Klatovy nieder, diese trugen zum Wiederaufbau und zur wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt in folgenden Jahren maßgeblich bei. Die barocke Bausubstanz der Stadt geht auf diese Ära zurück.

In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Stadt zur böhmischen Kreisstadt innerhalb der habsburgischen Lande (seit 1804 Kaisertum Österreich). Es entstanden neue Wirtschaftszweige; beispielsweise wurde 1813 mit Nelkensamen aus Nancy die Nelkenzucht in Klatovy gegründet. Im 19. Jahrhundert veränderte sich abermals das Stadtbild; einige Gebäude wurden unter dem Einfluss des Wiener Hofs klassizistisch verändert, die Stadtbefestigung teilweise abgetragen und die Gräben zugeschüttet. Im Jahr 1876 wurde die Eisenbahnstrecke nach Pilsen eröffnet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand im Zuge der Nationalen Wiedergeburt der Tschechen der tschechische Unterricht am Gymnasium Klatovy.

Innerhalb der Geschichte der Tschechoslowakei gehörte die Stadt im Nationalsozialismus zum Protektorat Böhmen und Mähren. Unter General George S. Patton war der Zweite Weltkrieg für die Bevölkerung von Klatovy am 5. Mai 1945 zu Ende. Nach dem Ende der kommunistischen Ära wurde 1992 die Altstadt von Klatovy unter Denkmalschutz gestellt. Zahlreiche Gebäude wurden restauriert, und es entstanden neue Geschäfte und Dienstleistungsbetriebe, Cafés und Restaurants sowie kulturelle Einrichtungen.

Sehenswürdigkeiten

Grünanlagen und Reste der Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert mit zwei erhaltenen Rundtürmen trennen Altstadt und Neustadt. Zentrum der Altstadt ist der Marktplatz, an dem das Rathaus mit seinem Schwarzen Turm, die barocke Doppelturmfassade der Jesuitenkirche und einige sanierte Bürgerhäuser ein Ensemble historischer Stilmischungen bilden.

  • Die „Kirche der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria und des heiligen Ignaz“ von Carlo Lurago und Giovanni Domenico Orsi de Orsini wurde 1656 für den Jesuitenorden erbaut. Die reich geschmückten Barockportale entstanden in der Werkstatt Kilian Ignaz Dienzenhofers. Unter der Kirche sind Katakomben, in denen 37 mumifizierte Leichen von Mitgliedern des Jesuitenordens und bedeutende Stadtbürger oder Adelige bestattet sind. Die zugehörigen Kollegiatsgebäude wurden nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 profanisiert. Nach wechselnden Nutzungszwecken beherbergt der Komplex heute u.a. die Stadtbibliothek.
  • Das Rathaus war ein Renaissancebau (1557 begonnen), der nach den Stadtbränden mehrmals verändert wurde. Die heutige Gestalt mit Skulpturen und Fassadenmalereien entstand in den 1920er Jahren durch Josef Fanta. Das Rathaus überragt der 81,6 m hohe dunkelgraue Bruchsteinturm (Schwarzer Turm), den Antonio de Salla 1547-1557 errichtete. 226 Stufen führen auf seine Plattform, die eine Aussicht bis zum Böhmerwald bietet.
  • Östlich des Marktplatzes befindet sich die gotische Erzdechanat-Kirche Mariä Geburt; das ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert stammende Gebäude erlebte ebenfalls mehrere Umbauten. Die Kirche beherbergt ein wundertätiges Marienbild, die Klattauer Madonna. Der weiße Glockenturm neben der Kirche - 1581 erbaut und 1758 erhöht - wird Weißer Turm genannt; sein Portal war einst in der Kirche eingesetzt.
  • Die ehemalige barocke Dominikanerkirche (1694-1709 errichtet von Marco Antonio Gilmetti, bis 1785 genutzt) ist wie die zugehörigen Klostergebäude heute profanisiert. Die Inneneinrichtung der Kirche, die heute als Ausstellungsgebäude und Konzertsaal dient, ist verloren. In den Gebäuden sind Bildungs- und Kultureinrichtungen untergebracht.
  • Die barocke ehemalige Apotheke „Zum weißen Einhorn“ („U Bílého jednorožce“) - 1776 bis 1966 betrieben - wurde saniert und ist heute als Museum genutzt. Dieses besteht aus einem Verkaufsraum (Offizin) mit Mobiliar und Skulpturen des 18. Jahrhunderts und einer Werkstatt mit einem Arbeitstisch und Instrumenten. Anhand der historischen Einrichtung mit Salben- und Pulvergefäßen, Mörsern, Arzneien, Kräutern und chemischen Substanzen werden im Rahmen von Führungen Heilbehandlungen der Vergangenheit - beispielsweise vor einem Gefäß mit lebenden Blutegeln - erklärt.
  • Ein weiteres Museum - das Dr.-Hostaš-Volkskundemuseum - ist in einem Jugendstilbau (1905-1907) außerhalb der Stadtmauer untergebracht. Es dokumentiert die einzelnen Epoche der Stadtgeschichte.

Parkanlagen

Klatovy verfügt über eine Reihe von Parks und Grünanlagen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Stadtmauern.

  • Die älteste und zugleich größte Anlage (115.000 m²) ist der Mercandin-Stadtpark im Stil eines englischen Landschaftsgartens mit historischem Baumbestand, ergänzt durch einen französischen Garten im Empirestil mit Kolonnade, Fontänen und Skulpturen. Innerhalb des Parks fließt der Drnový-Bach durch einen natürlichen See, den es schon vor Anlage des Parks in den Jahren 1841-1845 gab. Der Park befindet sich in dem Dreieck zwischen den Ausfallstraßen nach Strakonice und Železná Ruda. Benannt ist er nach einem zeitgenössischen österreichischen Verwaltungsbeamten (Kreishauptmann Franz Xaver Graf Mercandin, *1802 in Prag).
  • Im Osten der Neustadt liegt der nach Jan Hus benannte Park am Wasserwerk (20.000 m², angelegt 1904). Ein Aussichtsturm war geplant, wurde jedoch nicht realisiert.
  • Mehrere Grünflächen begrenzen die Altstadt vor der - weitgehend abgetragenen - Stadtmauer. Der älteste dieser Parks an den Wällen entstand 1889 auf einer Fläche von 6880 m² südlich der Erzdechanat-Kirche sowie des ehemaligen Dominikanerklosters. Hier steht noch ein Rundturm der Stadtbefestigung, außerdem ein Denkmal für den Geologen Jan Krejčí sowie eine pyramidenförmige Skulptur von Václav Fiala. Benannt ist dieser Teil nach dem Dichter und Übersetzer Jaroslav Vrchlický. Nördlich davon wurde der Park 1934 anstelle der zwischen den Stadtmauern zugeschütteten Gräben erweitert (benannt nach dem Bürgermeister und Museumsgründer Karel Hostaš). Hier sind ebenfalls Teile der Stadtbefestigung - eine Bastei und ein halbrunder Turm - erhalten. An der westlichen Parkanlage an den Wällen unterhalb des Schwarzen Turms ist von der Stadtmauer nichts mehr erhalten. Dieser Abschnitt wurde 1903 angelegt; eine barocke Martersäule (1643) mit den Heiligen Wenzel und Adalbert stand ursprünglich an der Nepomucke Ulice.
  • Kleinere zusätzliche Grünflächen wurden im 21. Jahrhundert angelegt (am Weißen Turm 2001, am ehemaligen Jesuitenkolleg - heute Stadtbibliothek - 2005).

Galerie

Städtepartnerschaften

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Im Ort lebten und wirkten

Weblinks

 Commons: Klatovy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)

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