Klarinettenkonzert KV 622

Klarinettenkonzert KV 622

Das Konzert in A-Dur KV 622 für Klarinette und Orchester von Wolfgang Amadeus Mozart ist eines der letzten vollendeten Werke im Todesjahr 1791 seines Urhebers (das letzte war die Kleine Freimaurerkantate KV 623, vollendet am 18. Nov. 1791). Erster Solist war Anton Stadler, die Uraufführung fand in Riga statt.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Das Klarinettenkonzert in A-Dur gliedert sich in drei Sätze. Der erste Satz ist ein Allegro, wie so oft bei Mozart zwischen Melancholie und Optimismus schimmernd, wobei gerade die oberflächlich fröhlichen Abschnitte oftmals tragische Dimensionen haben, die nicht sofort auffallen. Der zweite Satz, Adagio, ist auf vielen Sampler- und Filmmusik-CDs zu finden und hat dennoch dank seines Ausdrucksreichtums keinen Schaden genommen. So tröstet und erschüttert er in einem Atemzug, nicht zuletzt durch sehr dissonante und chromatische Passagen. Der dritte Satz ist ein tänzerisches Rondo im 6/8-Takt mit reicher thematischer Erfindung und interessanten Klangfarben - virtuos und gattungstypisch.

Historischer Hintergrund

Das Konzert wurde geschrieben zwischen dem 28. September und dem 7. Oktober 1791, also zwei Monate vor Mozarts Tod. Doch der Entwurf lag noch weiter zurück. Etwa 1787 nämlich komponierte Mozart das Allegro. Dieses stand nicht in A-Dur, sondern in G-Dur (KV 621b) und war nicht für Klarinette und Orchester, sondern für Bassetthorn und Orchester bestimmt. Bassetthorn war übrigens das zweite Instrument Anton Stadlers - eines bekannten Klarinettisten zu dieser Zeit -, der ein enger Freund Mozarts war. Doch dann schrieb Mozart den Satz für Bassettklarinette um und fügte noch zwei weitere Sätze hinzu, eben das Adagio und das Rondo, welche beide erst im Jahre 1791 entstanden sind. Am 7. Oktober 1791 instrumentierte Mozart das Rondo und stellte damit das Konzert fertig. Am gleichen Tag stellte er ebenso ausdrücklich fest, dass er es für Stadler und dessen „Bass-Klarinett“ geschrieben hat. Dieses Instrument war 1788 vom Hofinstrumentenmacher Lodz erfunden und von Stadler verbessert worden. Das Klarinettenkonzert war das letzte Solokonzert Mozarts und auch das einzige uns überlieferte, welches Mozart für Klarinette komponierte.

Aus dem Brief W. A. Mozarts an seine Frau vom 7./8. Oktober 1791, also rund acht Wochen vor seinem Tod:

„[…] Nun meinen lebenslauf; – gleich nach Deiner Abseegelung Spielte ich mit Hr: von Mozart |: der die Oper beim Schikaneder geschrieben hat :| 2 Parthien Billard. – dann verkauffte ich um 14 duckaten [1] meinen kleper [2] – dann ließ ich mir durch Joseph den Primus rufen und schwarzen koffé hollen, wobey ich eine herrliche Pfeiffe toback schmauchte; dann Instrumentirte ich fast das ganze Rondó vom Stadler. […]“

Die Originalpartitur ist verschollen. Die früheste vollständige Quelle ist das Stimmenmaterial, das Andrè 1801 in einer Fassung für A-Klarinette veröffentlichte. In einer Rezension der Allgemeinen Musikalischen Zeitung von März 1802 hat der Kritiker Notenbeispiele der Urschrift angeführt, um diese Umarbeitung zu belegen. Eine Auflistung dieser Differenzen ist in der Eulenburg-Partitur enthalten.

Die Sätze

Allegro in A-Dur (1. Satz)

Das Allegro ist mit seinen etwa 12 Minuten der längste Satz des Konzerts. Das Stück beginnt mit der Orchesterexposition, erst später, in Takt 57, setzt die Soloklarinette ein. Die Orchesterexposition gliedert sich in drei Hauptthemen, die sich wiederum in zwei kleine Abschnittsthemen aufteilen.
Das erste Thema wird leicht und piano von der Klarinette und den beiden Violinen gespielt. Das Thema endet in Takt 8. Danach werden die ersten vier Takte im forte wiederholt. Hier kommt zu den Themeninstrumenten, wie Klarinette, Violine I und II auch die Flöte und das Fagott hinzu (bis Takt 12).
Dann folgt ein neuer Teil, der das zweite Abschnittsthema des ersten Satzes darstellt, obwohl die Begleitung in der Viola und im Violoncello noch an das vorhergehende Thema erinnern. In den Hauptstimmen, der Klarinette, Violine I+II, werden nun Viertel mit Sechzehntelbewegung gespielt. In den Begleitstimmen herrschen vorwiegend Viertel-, Achtel- und Sechzehntelbewegungen. Das oft wiederkehrende Motiv ist das Motiv in Takt 16/17 [Wiederholung in Takt 343/344]. Das Thema wird mit einem kräftigen Schluss, welcher bei jedem Themaende auftritt, beendet.
In Takt 25 wird das erste Abschnittsthema vom Anfang wieder aufgegriffen. Es wird aber anders weitergeführt. In allen Stimmen, sind die ersten 1 1/2 Takte mit dem Anfang fast identisch, dann folgt eine Erweiterung, der alle Stimmen folgen. Die Violine II wiederholt nochmals den vorhergehenden Takt, um mit der Klarinette und Violine I das Thema weiterzuspielen. Viola und Violoncello dienen nach dem Themenanfang als Begleitinstrumente. Dieser Einsatz erinnert an eine Art Kanon. Violine II setzt ein und wird zwei Schläge später von Viola und Violoncello und einen Takt später von Klarinette und Violine I imitiert. Dann folgt ein Wechsel der Hauptstimmen in Violine II und Bratsche, die im langsameren Teil von den anderen Instrumenten unterstützt werden. Dies ist das zweite Abschnittsthema. Viola wird von Violoncello, später von Fagott unterstützt, Violine II von Violine I, Klarinette von Flöte. Das Thema wird wieder von diesem Schluss beendet.
Dann folgt das dritte Thema, welches auch häufiger, während des ganzen Stücks auftritt. Dieses ist auch ein Thema, das zwischen den Stimmen abwechselt. Diesmal wechselt eine Trillerbewegung mit vier bzw. drei Achtel zwischen Klarinette mit Violine I und Violine II ab. Die anderen Stimmen bis auf Viola begleiten mit Achtel auf den 1, 2, 3 und 4 Schlag. Viola begleitet mit Sechzehntel. Dann fallen die ersten vier Achtel weg und nur das Trillermotiv wird abwechselnd wiederholt, bis es dann in einer Sechzehntelbewegung abfällt und zuerst einmal langsamer wird, bis es dann wieder in Sechzehntel auf- und absteigt und eine Art Schluss bildet. Hier endet das erste Abschnittsthema des dritten Themas.
Im zweiten Abschnittsthema des dritten Themas beginnt die Klarinette mit der Violine I und II mit einem aufsteigenden halben A-Dur – Dreiklang in Viertel und Achtel. Dieses Schema wird eine Terz tiefer wiederholt und geht in punktierte Achtel mit Sechzehntel über. (bis Takt 52) Dieses rhythmische Schema wird wiederholt (mit einer Viertel und achtel und Achtelpause am Anfang) und mit Sechzehntelbewegungen mit einem Schluss beendet. Dann erst setzt die Soloklarinette mit dem Thema von Takt 1 ein. Diese drei Themen mit je zwei Abschnittsthemen treten besonders häufig während des ganzen Konzerts in veränderten Formen auf. Die meisten Themen fangen im piano an und gehen bei der Wiederholung des vorhergehenden Themas oder eines neuen Abschnittsthemas schlagartig ins forte über.
Des Weiteren erlangt die Klarinette einen trüben Charakter bei ihrem zweiten Soloeinsatz. Dies liegt daran, dass die Tonart von Dur nach Moll umschwenkt (bis Takt 98).

Adagio in D-Dur (2. Satz)

Das Adagio in D-Dur erinnert durch seine gebundene und getragene Musik stark an Mozarts Ave verum corpus.

Rondo – Allegro in A-Dur (3. Satz)

Anmerkungen

  1. = 4 1/2 Gulden = ~ 80 €
  2. Reitpferd

Literatur

  • Wolfgang Amadeus Mozart: Concerto A major for Clarinet and Orchestra K. 622. Edited by Rudolf Gerber. Foreword by Alan Hacker. Ernst Eulenburg Ltd., London et al. 1971.
  • Christian Gailly: KV 622. Roman. Berliner Taschenbuch-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-8333-0080-9.

Weblinks


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