Kiswahili

Kiswahili
Swahili
Kiswahili

Gesprochen in

Tansania, Kenia, Demokratische Republik Kongo, Uganda, Burundi, Ruanda, Malawi, Mosambik, Sambia, Komoren, Mayotte, Somalia
Sprecher Gesamt: mehr als 80 Millionen[1]

Muttersprachler: 5–10 Millionen

Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von Tansania, Kenia, Uganda; Nationalsprache in Teilen der Demokratischen Republik Kongo
Sprachcodes
ISO 639-1:

sw

ISO 639-2:

swa

ISO 639-3:

swa (Makrosprache)

  • swh (Einzelsprache Swahili)
  • swc (Copperbelt Swahili)

Swahili (veraltet auch Kisuaheli oder Suaheli, Eigenbezeichnung Kiswahili) ist eine Bantusprache und die am weitesten verbreitete Verkehrssprache Ostafrikas. Swahili ist die Muttersprache der Swahili, die im circa 1500 km langen Küstenstreifen von Süd-Somalia bis in den Norden von Mosambik leben, sowie von einer ständig wachsenden Zahl von Einwohnern Ostafrikas, die mit dieser Sprache aufwachsen. Mehr als 80 Millionen Menschen beherrschen Swahili,[1] wovon aber nur 5–10 Millionen Muttersprachler sind.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Verbreitungsgebiet der Sprache Swahili

Swahili ist Amtssprache in Tansania, wo es durch den Nationalen Swahilirat gepflegt wird, sowie zweite Amtssprache und weit verbreitete Verkehrssprache in Kenia. In Uganda ist es seit 2005 Amtssprache. Bereits 1967 hat sich die Ostafrikanische Gemeinschaft die Förderung des Swahili anstatt des von der britischen Kolonialmacht hinterlassenen Englischen zu einem Ziel gesetzt. In der Demokratischen Republik Kongo ist Swahili eine von vier Nationalsprachen. Swahili wird auch in Ruanda, Burundi, Süd-Somalia, Mosambik, Malawi und auf den Komoren (einschließlich Mayotte) gesprochen.

Bei dem Gipfeltreffen der Afrikanischen Union im Juli 2004 ist Swahili als Arbeitssprache genutzt worden. Als Handelssprache (Lingua franca) wird Swahili von etwa 90 Millionen Menschen gesprochen.

Herkunft des Wortes Swahili

Das Wort Swahili stammt von dem Plural swāhil des Arabischen Wortes sāhil, das „Küste“ oder „Grenze“ bedeutet (vgl. Sahel). Das daraus abgeleitete Adjektiv as-sawāhilī (‏السواحلي‎) bedeutet etwa „Küstenbewohner“. Unklar ist, ob die Endung „-i“ auf die arabische Nisba-Endung zurückgeht oder aus phonologischen Gründen angehängt wurde. Die Sprache wird im Swahili selbst (und gelegentlich auch im Deutschen) „Kiswahili“ genannt. Das Präfix ki- gibt dabei (ähnlich wie im Deutschen der Artikel) die Klassenangehörigkeit des Nomens an.

Entwicklung

[2] Swahili ist aus der Begegnung afrikanischer Küstenbewohner mit seefahrenden Händlern meist arabischen Ursprungs entstanden. Die Sprache wird zur Sabakigruppe der Bantusprachen Ostafrikas gerechnet. Die größten Sprachähnlichkeiten bestehen zu einer Reihe von Sprachen des kenianischen Küstenraumes sowie der Komoren.

Auch wenn Swahili grammatikalisch eindeutig zu den Bantusprachen gehört, umfasst sein Wortschatz eine große Zahl von arabischen Vokabeln. Dieser Umstand führte mehrfach frühe europäische Besucher dazu, das Swahili als eine Variante des Arabischen anzusehen. In klassischen Gedichten kann dieser Anteil bei bis zu 50 % liegen; im modernen Umgangsswahili wird der Anteil arabischer Wörter auf 20 % geschätzt. Generell werden im islamisch geprägten Küstenraum, der traditionellen Heimat der Sprache, mehr Begriffe arabischen Ursprungs benutzt als im Inland.

Im 20. Jahrhundert ist eine große Zahl von Begriffen aus dem Englischen aufgenommen worden. Als weitere Sprachen sind mit Lehnworten im Swahili vertreten das Persische, indische Sprachen, Portugiesisch und im Kongo-Swahili auch das Französische. Aus der deutschen Kolonialzeit sind nur wenige Begriffe dauerhaft ins Kiswahili eingedrungen, von denen „shule“ (Schule) der bekannteste ist.

Insgesamt wird geschätzt, dass der Anteil fremdsprachlicher Wörter im Swahili etwa dem Anteil Französischer, Lateinischer und Griechischer Lehnwörter im Englischen entspricht.

In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen bemühte sich die britische Kolonialmacht um eine Standardisierung der Sprache, um sie besser zu Verwaltungszwecken einsetzen zu können. Im Interterritorialen Sprachkomitee der britischen ostafrikanischen Gebiete wirkten Regierungsvertreter, Einheimische und Vertreter der Missionsgesellschaften zusammen, denen an einer Vereinheitlichung für eine gemeinsame Bibelübersetzung sowie für ihre Schulen gelegen war. Dabei wurde der Dialekt von Sansibar zugrunde gelegt, der schon im 19. Jahrhundert durch den Karawanenhandel eine weitere Verbreitung entlang der Handelswege im Landesinneren Tanganyikas gefunden hatte. Hierauf baut bis heute das Standardswahili auf, wie es in Tansania und Kenia durch Schulbücher und Massenmedien verbreitet wird.

Die Pflege der Sprache geschieht heute durch die Nationalen Swahiliräte in Tansania und Kenia sowie durch das sprachwissenschaftliche Institut an der Universität Dar es Salaam, an dem eine Reihe von Wörterbüchern erarbeitet worden sind. Die tatsächliche Verbreitung ist in Tansania am weitesten fortgeschritten, wo Swahili die allgemeine Unterrichtssprache der siebenjährigen Volksschule ist. In Kenia und Tansania ist es auch Pflichtfach an den Sekundarschulen. In beiden Ländern gibt es auch Radio- und Fernsehprogramme auf Swahili. Insgesamt gilt das tansanische Swahili als gut, während in Kenia ein recht fehlerhaftes und oft gebrochenes Swahili die tägliche Umgangssprache für einen großen Teil der Bevölkerung darstellt. Der Fortschritt der Sprache in Uganda ist bisher begrenzt. Sie gilt als „islamisch“ und erfreut sich geringer Beliebtheit, weil sie die Kommandosprache von Polizei und Militär ist, in der die Ugander während der vergangenen Bürgerkriege oft genug bedroht, beraubt und beschimpft wurden. Tansanier machen sich in dieser Hinsicht gerne über ihre Nachbarn lustig, wie ein verbreitetes Scherzwort zeigt: „Swahili wurde in Sansibar geboren, wurde groß auf dem tansanischen Festland, verstarb in Kenia und wurde in Uganda begraben“.

Swahili ist eine der wenigen afrikanischen Sprachen, die schon vor der Kolonialzeit eine Schrifttradition aufweist. Die ältesten erhaltenen Manuskripte stammen aus der Zeit um 1700 und benutzen die Arabische Schrift. Im 19. Jahrhundert wurde die Sprache erstmals mit lateinischer Schrift notiert; der schwäbische Missionar Ludwig Krapf verfasste das erste Wörterbuch sowie Grammatik. Unter dem Einfluss der Missionsschulen sowie der europäischen Kolonialmächte wurde das Lateinische Alphabet zum Standard. Im Küstenbereich gibt es heute nur noch wenige Swahilisprecher, die als Muslime und Koranleser mit der arabischen Schrift vertraut sind und auch Swahili noch mit arabischen Buchstaben notieren.

Einfluss auf andere Sprachen

Eine der bekanntesten Redewendungen aus dem Swahili ist Hakuna Matata. Sie wird in dem Zeichentrickfilm Der König der Löwen und in der Trickserie Timon und Pumbaa genutzt. Sie bedeutet wörtlich „Es gibt keine Probleme“ und sinngemäß „kein Problem“ oder „keine Sorge“. Auch die Namen der Disney-Figuren Simba, Pumbaa und Rafiki stammen aus dem Swahili. Sie bedeuten „Löwe“, „dumm“ und „Freund“. Auch Safari (Reise, ursprünglich aus dem Arabischen) ist ein in das Deutsche übernommenes Wort aus dem Swahili.

Phonologie – Vokale

Das Standard-Swahili verfügt über fünf Vokal-Phoneme: /a/, /e/, /i/, /o/ und /u/. Sie entsprechen den deutschen kurzen Vokalen und werden auch in unbetonten Silben nicht reduziert gesprochen. Der vorletzte Vokal ist lang, aber ebenfalls offen.

Aussprache:

  • /a/ wie das „a“ in „hat“; [a]
  • /e/ wie das „e“ in „Fett“; [ɛ]
  • /i/ wie das „i“ in „in“; [ɪ]
  • /o/ wie das „o“ in „hoffen“; [ɔ]
  • /u/ wie das „u“ in „Kuss“; [ʊ]
  • /ai/ wie das „ei“ in „Blei“; [aɪ̯]
  • /ei/ wie das „ay“ in „Bay“(engl.); [ɛɪ̯]
  • /au/ wie das „au“ in „Laut“; [aʊ̯]

Swahili kennt keine anderen Diphthonge. Das Wort für „Leopard“, chui, wird deshalb chu’i ausgesprochen.

Phonologie – Konsonanten

Die folgende Tabelle enthält die Konsonanten des Swahili in Form ihrer schriftlichen Umsetzung. In eckigen Klammern ist jeweils der Laut in phonetischer Transkription angegeben. Neben den Genannten gibt es die Buchstabenkombination <ng'> (gesprochen: [ŋ]). Sie unterscheidet sich von <ng> durch Fehlen des Verschlusslautes [ɡ]. <m> wird am Wortanfang vor einem Konsonanten zu []. Eine Besonderheit im Lautinventar des Swahili sind die Implosive, die an die Stellen der stimmhaften Plosive [b], [d] und [ɡ] treten.

bilabial labio-
dental
dental alveolar post-
alveolar
palatal velar
Plosive p [p] t [t] k [k]
Affrikate c [] j [ɟ]
Frikative f [f] th [θ] dh [ð] s [s] z [z] sh [ʃ] h [x] gh [ɣ]
Flaps
(geschlagen)
r [ɾ]
Nasale m [m] n [n] ny [ɲ] ng' [ŋ]
Approximanten w [w] y [j]
lat. Approxi-
manten
l [l]
Implosive b [ɓ] d [ɗ] g [ɠ]

Anmerkung: Stehen zwei Laute in einem Kästchen, ist der linke stimmlos und der rechte stimmhaft.

Nominalklassen

Wie alle Bantusprachen teilt das Swahili alle Nomen in Nominalklassen ein. Das ursprüngliche System hatte 22 Klassen (wobei Klassen für Nomen im Singular und Plural jeweils als eigene Klasse gezählt werden), von denen jede Bantusprache mindestens zehn verwendet. Im Swahili gibt es fünfzehn Klassen: sechs für Singular, fünf für Plural, eine für Infinitive und drei für Ortsbezeichnungen, darunter mahali („Ort, Stelle“).

Wörter, die im Singular mit m- (1.) und im Plural mit wa- (2.) beginnen, bezeichnen Personen, z. B. mtoto „Kind“, watoto „Kinder“. Eine Klasse mit m- (3.) im Singular und mi- (4.) im Plural wird hauptsächlich für Pflanzen verwendet, vgl. mti „Baum“ und miti „Bäume“. Infinitive beginnen mit dem Klassenpräfix ku- (17.), z. B. kusoma „lesen“. Bei allen anderen Klassen lassen sich nur schwer inhaltliche Bezüge herstellen. Die ki-/vi--Klasse (7./8.) enthält hauptsächlich Werkzeuge und Artefakte, wird aber auch für Fremd- und Lehnwörter benutzt, bei denen das ki- ursprünglich zum Stamm gehörte: kitabu/vitabu „Buch“/„Bücher“ (aus arabisch kitāb „Buch“). In diese Klasse gehören außerdem Sprachen (wie der Name der Sprache selbst: Kiswahili) und Diminutive (Verkleinerungsformen). Wörter mit dem Klassenpräfix u- (11., Plural nach der 6. oder 10. Klasse (s.u.) – oder ohne Plural) bezeichnen oft Abstrakta, z. B. utoto „Kindheit“.

Die 9. und 10. Klasse beginnt mit n- oder m- und hat im Plural die gleiche Form. Eine weitere Klasse (5.) hat ji- oder nichts (ø-) als Präfix im Singular; ihr Plural wird mit ma- (6.) gebildet. Diese Klasse wird häufig für Augmentative benutzt.

Oft kann am Nomen selbst nicht erkannt werden, zu welcher Klasse es gehört. Dies ist dann nur unter Berücksichtigung der mit ihm konkordierenden (übereinstimmenden) Wörter möglich. Adjektive und Zahlwörter tragen dasselbe Präfix wie das Nomen (Set A), Verben und andere Wortarten erhalten (sofern Übereinstimmung gefordert ist) andere Klassenpräfixe (Set B).

Ein Beispiel für die 1. Klasse (Singular) mit m- bei Nomen und a- bei Verben:

mtoto mmoja anasoma „Ein Kind liest.“
Swahili: m-toto m-moja a-nasoma
Wörtlich: 1. Klasse Singular-Kind 1. Kl.Sg.–eines 1. Kl.Sg.-lesen

Im Plural, also der 2. Klasse, wird wa- bei Nomen und wa- bei Verben verwendet:

watoto wawili wanasoma „Zwei Kinder lesen.“
Swahili: wa-toto wa-wili wa-nasoma
Wörtlich: 2. Klasse Plural-Kind 2. Kl.Pl.-zwei 2. Kl.Pl.-lesen

Klasse 7/8 mit ki-/vi- (sowohl bei Set A (Nomen) als auch bei Set B (Verben)):

kitabu kimoja kinatosha „Ein Buch reicht aus.“
Swahili: ki-tabu ki-moja ki-natosha
Wörtlich: 7. Klasse Singular-Buch 7-eines 7-ausreichen
vitabu viwili vinatosha „Zwei Bücher reichen aus.“
Swahili: vi-tabu vi-wili vi-natosha
Wörtlich: 8. Klasse Plural-Buch 8-zwei 8-ausreichen

Aus ein und derselben Wurzel können durch Verwendung unterschiedlicher Klassenpräfixe Ableitungen gebildet werden: menschlich (1./2.) mtoto (watoto) „Kind(er)“; abstrakt (11.) utoto „Kindheit“; Verkleinerung (7./8.) kitoto (vitoto) „Kleinkind(er)“; Vergrößerung (5./6.) toto (matoto) „großes Kind/große Kinder“.

Ebenfalls möglich: Pflanzen (3./4.) mti (miti) „Baum/Bäume“; Werkzeuge (7./8.) kiti (viti) „Stuhl/Stühle“; Vergrößerung (5./6.) jiti (mati) „großer Baum“; Verkleinerung (7./8.) kijiti (vijiti) „Stock/Stöcke“; ? (11./10.) ujiti (njiti) „schlanke(r), hohe(r) Baum/Bäume“.

Trotz der Nähe der Nominalklassen des Swahili zu einem Genussystem, gibt es einen entscheidenden Unterschied zu den Genera vieler europäischer Sprachen. Im Gegensatz etwa zum Deutschen ist die Zuweisung der Nomen zu ihren Klassen nicht willkürlich, sondern folgt im Großen und Ganzen semantischen Kriterien. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Bedeutung der einzelnen Klassen im Swahili in simple Kategorien wie „Menschen“, „Pflanzen“, etc. zu fassen wäre. Die Zuweisung erfolgt vielmehr durch schrittweise Ausweitung der Grundbedeutung auf ähnliche Wörter, die dann wiederum selbst zur Ausweitung der Kategorien dienen können. Dies führt letztendlich zu einem semantischen Netz, dessen Verästelungen in früheren Zeiten sinnvoll waren und auch heute noch teilweise nachvollzogen werden können, jedoch für den Nicht-Muttersprachler äußerst verwirrend sein können.

Verbmorphologie

Verben im Swahili bestehen aus einer Wurzel und einer Reihe von Affixen (in der Regel Präfixe), die zur Markierung der Person und des Tempus an die Wurzel angehängt werden können. Darüber hinaus gibt es Modus-Affixe, die die Rolle von Konjunktionen übernehmen können (Konditional). Da sich einige dieser Affixe zwischen der Wurzel und anderen Affixen befinden, ist manchmal irrtümlich angenommen worden, Swahili besitze Infixe.

In den meisten Wörterbüchern zum Swahili wird nur die Verbwurzel aufgeführt (bspw. -kata mit der Bedeutung „schneiden“). Im einfachen Satz werden Präfixe für die Person und das Tempus angehängt (ninakata). ni- steht für die 1. Person Singular („ich“) und -na- markiert das Tempus Bestimmte Zeitform – im Allgemeinen mit Präsens im progressiven Aspekt zu übersetzen.

ninakata „Ich schneide (es) (gerade).“
Swahili: ni-na-kata
Wörtlich: 1.P.Sg.-PROG-schneiden

Dieser Satz kann nun durch Austausch der Präfixe verändert werden.

unakata „Du schneidest (es) (gerade).“
Swahili: u-na-kata
Wörtlich: 2.P.Sg.-PROG-schneiden
umekata „Du hast (es) geschnitten.“
Swahili: u-me-kata
Wörtlich: 2.P.Sg.-PERFEKT-schneiden

Als weiteres Tempus gibt es eine Präsensform, die nicht mit dem genannten zu verwechseln ist: Nasoma ist im Standard-Swahili keine Verkürzung von ninasoma („Ich lese gerade“), es enthält stattdessen eine Zeitform, die mit dem Präfix –a- gebildet wird. Nasoma (assimiliert aus *Ni-a-soma) bedeutet in etwa „Ich lese (für gewöhnlich)“/„Ich kann lesen“. Dieses Tempus wird auch als Unbestimmte Zeitform oder gnomisches Präsens bezeichnet; es ist eigentlich die allgemein bejahende Zeitform.

nasoma „Ich lese.“
Swahili: na-soma
Wörtlich: 1.P.Sg.:GNOM-lesen
mwasoma „Ihr lest.“
Swahili: mwa-soma
Wörtlich: 2.P.Pl.:GNOM-lesen

Die Liste aller Subjekt-Präfixe für die m-/wa--Klasse (1./2. – „Menschen“):

Person Singular Plural
1. ni- tu-
2. u- m-
3. a- wa-

Die gebräuchlichsten Tempus-Präfixe sind:

-a- Gnomisches Präsens (unbestimmte Zeitform)
-na- Progressiv (bestimmte Zeitform)
-me- Perfekt
-li- Präteritum
-ta- Futur

Das Präfix -ki- (oder: -nge-) ist der Konditional. Es übernimmt die Rolle, die im Deutschen die Konjunktion „wenn“ hat:

nikinunua nyama ya mbuzi sokoni, nitapika leo.Wenn ich auf dem Markt Ziegenfleisch kaufe, werde ich heute kochen.“
Swahili: ni-ki-nunua nyama ya mbuzi soko-ni, ni-ta-pika leo
Wörtlich: 1.Sg.-KOND-kaufen 9-Fleisch 9-von 9-Ziege Markt-LOK 1.Sg-FUT-kochen heute

Mit dem Objekt-Präfix kann ein drittes Affix an die Wurzel treten. Es steht direkt vor der Wurzel und muss gesetzt werden, wenn das Objekt definit (bestimmt) ist und kann Objektpronomen ersetzen.

anamwona „Er sieht ihn/sie (gerade).“
Swahili: a-na-mw-ona
Wörtlich: 3.Sg.-PROG-3.Sg.OBJ-sehen
ninamwona mtoto „Ich sehe das Kind.“
Swahili: ni-na-mw-ona m-toto
Wörtlich: 1.Sg.-PROG-3.Sg.OBJ-sehen 1-Kind

Neben Präfixen gibt es im Swahili auch Suffixe. Genau genommen handelt es sich bei dem Wörterbucheintrag -soma „lesen“ nicht um die reine Wurzel, sondern um die Wurzel mit der Endung -a. -a steht für den Indikativ. Daneben gibt es beispielsweise auch noch die allgemeine Verneinung -i: sisomi „Ich lese nicht“, sowie weitere verneinte Tempora.

sisomi „Ich lese nicht.“
Swahili: si-ø-som-i
Wörtlich: 1.Sg.-NEG-TEMPUS-lesen-NEG

ø – Nullmorphem

Eine weitere Variante ist der Konjunktiv mit der Endung -e (bei Bantu-Verben; Verben, die aus dem Arabischen entlehnt sind, werden auf kompliziertere Weise gebildet).

Daneben gibt es Suffixe, die noch vor dem Endvokal stehen, zum Beispiel -w- für Passiv:

wanapigwa „Sie werden geschlagen.“
Swahili: wa-na-pig-w-a
Wörtlich: 3.Pl.-PROG-schlagen-PASSIV-IND

Dialekte

In dem ausgedehnten Sprachgebiet des Swahili zwischen Somalia, Mosambik und den Inseln des Indischen Ozeans entwickelte sich eine Vielzahl von Dialekten. Seit dem Ende des 1. Weltkrieges war erstmals fast der größte Teil des Gebietes der Swahilikultur politisch durch die britische Herrschaft vereint. In den 1920er Jahren trieb die Kolonialverwaltung eine Vereinheitlichung des Swahili voran. Seit 1928 galt der in Sansibar gesprochene Kiunguja-Dialekt als Grundlage für das Standard-Swahili. Davon abgesehen umfasst die Sprache mehr als fünfzig unterschiedliche Dialekte, darunter:

  • Kiunguja: Insel Sansibar und Umgebung, Basis für Standard-Swahili
  • Kimrima: Gegend um Pangani, Vanga, Dar es Salaam, Rufiji und die Insel Mafia
  • Kimgao: Gegend um Kilwa und südlich davon
  • Kipemba: Gegend um Pemba
  • Kimvita: Gegend in und um Mvita oder Mombasa, früher der zweite große Dialekt neben Kiunguja
  • Kiamu: Gegend um die Insel Lamu (Amu)
  • Kingwana: Östliche und südliche Regionen der Demokratischen Republik Kongo, manchmal auch als Copperbelt Swahili bezeichnet, besonders die im Süden gesprochene Variante
  • Kingozi: ein Sonderfall, die Sprache der Bewohner der antiken Stadt „Ngozi“ und möglicherweise der Ursprung des Swahili
  • Shikomor (Komorisch): Die Sprachen der Komoren sind mit dem Swahili eng verwandt. Die Dialekte Kingazija (oder Shingadzija), die auf den Großen Komoren gesprochen werden und das Mahorische, das auf Mayotte gesprochen wird, werden teilweise als Dialekte des Swahili angesehen.
  • Kimwani: Gegend um die Kerimbainseln und die Nordküste Mosambiks
  • Chimwiini: Gegend um Barawa (Südküste Somalias)
  • Sheng: eine Art informeller Straßenslang aus Swahili, Englisch und anderen einheimischen Sprachen, der in und um Nairobi genutzt wird. Sheng entstand in Slums von Nairobi und gilt für einen zunehmenden Anteil der Bevölkerung als modern und großstädtisch.

nützliche Vokabeln

Einige nützliche Vokabeln sind:
hujambo? – sijambo Wie geht es dir? – Mir geht es gut. (wörtlich: keine Angelegenheit? – keine Angelegenheit)
jambo Hallo! (Verkürztes hujambo/sijambo - vor allem in Kenia üblich)
mambo (vipi)? – Safi / Poa Wie geht es dir? – Mir geht es gut. (Jugendsprache)
habari (gani)? – nzuri! Was gibt es Neues? Gutes!
simba Löwe
tembo Elefant
mgeni Gast, Fremder
rafiki Freund
karibu Willkommen!
kwa heri Auf Wiedersehen!
asante Danke!
asante sana Vielen Dank!
hakuna matata wörtlich: Es gibt keine Probleme. sinngemäß: kein Problem (in Kenia)
safari Reise
ninakupenda Ich liebe dich.
hatari Gefahr (danach benannt: der Film Hatari!)
daktari Doktor (danach benannt: die Fernsehserie Daktari)
polepole langsam
mzungu Weißer, Europäer, Fremder
Afya! Prost!
wajanja Schlaumeier, clevere Person

Einzelnachweise

  1. a b L Marten, „Swahili“, Encyclopedia of Language and Linguistics, 2nd ed., 2005, Elsevier
  2. Vergleich zu diesem Absatz den Artikel auf der Seite des Sprachinstitutes der Universität von Kalifornien (Los Angeles) http://www.lmp.ucla.edu/Profile.aspx?LangID=17&menu=004/

Literatur

  • Siegmund Brauner u. Irmtraud Herms: Lehrbuch des Swahili. Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1964.
  • Christoph Friedrich: Kisuaheli Wort für Wort, Reise Know-How Verlag, Bielefeld, ISBN 3-89416-074-8.
  • Hildegard Höftmann u. Irmtraud Herms: Wörterbuch Swahili-Deutsch. 5. Aufl. Langenscheidt u. Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1992.
  • Karsten Legère: Wörterbuch Deutsch-Swahili. 2. Aufl. Langenscheidt u. Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1994.
  • Emil Meier: Sprachführer der Suaheli Sprache, Deutsch-Kisuaheli, Kisuaheli-Deutsch. Harrassowitz, Wiesbaden 1989, ISBN 978-3-447-02915-5.
  • M. A. Mohammed: Modern Swahili Grammar, East African Educational Publishers, Nairobi 2001, ISBN 9966-46-761-0.
  • Rupert Moser: Leitfaden Kiswahili, Phil.-hist. Fakultät, Institut für Sozialanthropologie, Bern 2005.
  • E. C. Polomé: Swahili Language Handbook, Center for Applied Linguistics, Washington 1967.
  • Beat Wandeler: Lehrbuch des Swahili für Anfänger, Helmut Buske Verlag, Hamburg 2005, ISBN 978-3-87548-396-3.
  • Beat Wandeler: Lehrbuch des Swahili für Anfänger – CD, Audio-CD zu dem gleichnamigen Buch, Helmut Buske Verlag, Hamburg 2005, ISBN 978-3-87548-397-0.
  • Cosmo Lazaro: Woerterbuch des internationalen Swahili, Deutsch-Kiswahili, Kiswahili-Deutsch, Verlag AM-CO Publishers, Koeln 2002, ISBN 978-3-9806714-1-5.
  • Cosmo Lazaro: Reisewoerterbuch Swahili, Deutsch-Kiswahili, Kiswahili-Deutsch, Verlag AM-CO Publishers, Koeln 2005, ISBN 978-3-9806714-0-8.
  • Cosmo Lazaro: Lehrbuch der Alltagssprache Swahili, mit Audio-CD und Video-DVD, Verlag AM-CO Publishers, Koeln 2004, ISBN 978-3-9806714-4-6.

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