Kirche Basedow

Kirche Basedow
Kirche Basedow
Chor mit Epitaph für Werner Hahn und Anna von der Lühe (links) und Reliefaltar (rechts)
Orgelempore mit Barockorgel

Die Kirche Basedow ist eine bis auf das 13. Jahrhundert zurückdatierende Dorfkirche in Basedow, die mehrere schmuckvolle historische Epitaphe des im nahen Schloss Basedow ansässigen Adelsgeschlechts Hahn enthält.

Seit 1247 war die Basedower Kirche Tochterkirche von Malchin. Der älteste Teil der Kirche ist der rechteckige, nach Osten ausgerichtete Chor. Er wurde im 13. Jahrhundert aus Feldsteinen errichtet. Im 15. Jahrhundert erfolgte die Erweiterung mit einem breiteren, dreijochigem Kirchenschiff aus Backstein. Erster evangelischer Pfarrer war Stephan Holste. Er unterschrieb 1577 die Konkordienformel. Aus dieser Zeit datiert die aufwändige Innengestaltung. An der Ostwand des Chores findet sich ein Reliefaltar von 1592 aus Sandstein, der Abendmahl, Kreuzigung und Auferstehung Christi darstellt. Vom Ende des 16. Jahrhunderts stammen schmuckvolle Epitaphe, die zumeist aus bemaltem Sandstein gefertigt sind. Den reichsten Figurenschmuck zeigt das an der nördlichen Chorwand befindliche von Hans Hahn für seine Eltern Werner Hahn und Anna von der Lühe gestiftete bemalte Sandsteinepitaph von 1594, das im Zentrum ein Marmorrelief des triumphierenden Christus zeigt, vor dem drei fast lebensgroße farbige Figuren knien (die beiden Verstorbenen und der Stifter) und das von weiteren Figuren und Wappen umgeben ist. Weitere schmuckvolle Epitaphe erinnern an Berndt von der Schulenburg und Anna Hahn, Guedel von Maltzan († 1575), Cuno Hahn († 1590) und Sophia von der Schulenburg († 1591). Die an der Südwand der Kirche aufgestellten zugehörigen Grabplatten befanden sich ursprünglich im Boden über den Grüften. An der Westseite der Kirche hat sich außerdem eine Grabplatte für Paris Hahn sen. († 1565) und Paris Hahn jun. († 1587) erhalten.

Zur Ausstattung der Kirche gehören weiter die Kanzel von 1691 und die auf der 1615 errichteten Empore befindliche, älteste noch erhaltene Barockorgel in Mecklenburg. Sie wurde anstelle eines älteren Instruments 1680-83 im Auftrag Christian Friedrich Hahns von den Orgelbaumeistern Heinrich Herbst (Vater und Sohn) aus Magdeburg und Samuel Gercke aus Güstrow errichtet. Neueste Forschungen belegen durch Handschriftenvergleiche aus der Orgelakte eine Mitwirkung des wohl berühmtesten Orgelbauers seiner Zeit in Norddeutschland Arp Schnitger. Die Orgel und die Brüstung der Empore bilden mit reichem Beschlagwerk, Wappenschildern und allegorischen Figuren ein kunstvolles Gesamtensemble. Die Orgelprospekte lassen sich zur Schalldämmung während der Fastenzeit mit bemalten Flügeln bzw. Leinwandvorhängen verschließen. Am Unterbau der beiden Pedaltürme befinden sich jeweils zwei so genannte „Basedower Löwen“, löwenkopfartige Reliefmasken, die bei der Betätigung des Registerzuges Principal 16' die Zungen herausstrecken und mit den Augen rollen.

Der Turm der Kirche fing beim Brand einer nahen Bauernkate 1766 Feuer, wobei die hölzerne Spitze, das Uhrwerk und die Glocken zerstört wurden. Der Turm erhielt bei der anschließenden Renovierung einen schlichten Abschluss mit quergestelltem Walmdach. Der heutige neugotische Turm entstand 1853 nach einem Entwurf von Friedrich August Stüler, der die Kirche ab 1834 renovierte. Von Stüler stammen auch die Pflasterung des Fußbodens, die heutige Gestalt des aus dem 16. Jhd. stammenden Gruftanbaus an der Chornordwand sowie die Portal-Vorbauten und das Portal in der Mauer des Kirchhofs.

Die 1766 zerstörten Glocken wurden zunächst durch eine einzelne Glocke auf einem neben der Kirche aufgestellten Glockenstuhl ersetzt. 1843 wurden neue Glocken beschafft, deren größere jedoch 1917 eingeschmolzen wurde. Die kleinere Glocke von 1843 mit einem Durchmesser von 83 cm ist bis heute erhalten. 1926 wurde das Geläut durch zwei neue Glocken mit Durchmessern von 85 und 131 cm wieder vervollständigt.

Während das benachbarte Schloss am Ende des Zweiten Weltkriegs geplündert wurde, blieb die Kirche weitgehend von Zerstörungen verschont. Die Orgel wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und umgestellt, jedoch anlässlich einer umfassenden Restaurierung in den Jahren 1980 bis 1983 durch die Firma Schuke wieder in ihre ursprünglich Form und Position gebracht.

Auf dem Kirchhof gibt es eine Grablege derer von Hahn-Basedow: Friedrich Franz Graf von Hahn-Basedow (* 28. Februar 1859; † 21. März 1916), Erblandmarschall; dessen Frau Therese Gräfin von Hahn-Basedow (* 26. August 1859; † 4. Februar 1928), geborene Gräfin Henckel-Donnersmarck; Renata Gräfin Hahn von Burgsdorff (* 9. Januar 1913; † 28. Januar 2000) geborene Gräfin von Hochberg, Freiin zu Fürstenstein-Liepen; u. a.

Literatur

  • Basedow - Kirche und Orgel, Peda-Kunstführer Nr. 399, Passau 2002

Weblinks

 Commons: Kirche von Basedow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


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