King Diamond

King Diamond
Logo von King Diamonds Solo-Band
King Diamond live

King Diamond (* 14. Juni 1956 in Kopenhagen[1][2]), mit bürgerlichem Namen Kim Bendix Petersen, ist ein dänischer Musiker. Er gilt als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Metal-Subkultur; Götz Kühnemund vom deutschen Rock-Hard-Magazin bezeichnete ihn als König derselben[3].

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kim Bendix Petersen wuchs mit seinem 3 Jahre jüngeren Bruder in Hvidovre bei Kopenhagen auf. Nach eigenen Angaben hatte er eine gute Kindheit[1][4], etwas streng, aber mit viel Freiheit.[1] Er habe seinem Bruder wie auch seinen Eltern immer sehr nahe gestanden[4] Sie seien immer stolz auf seine Karriere gewesen[1] und er habe stets ihr Vertrauen genossen[4]. Wie er selbst, hatten auch seine Eltern okkulte Erfahrungen.[4] Sie hätten sich selbst zwar als Christen gesehen[1] und nie als Satanisten[4], aber offenbar an die gleichen Dinge geglaubt wie er[4]. Sein Vater, der um 1987 verstarb[4], war im Zweiten Weltkrieg im dänischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten gewesen[1].

Ab dem Alter von 8 Jahren durchlief Petersen als Fußballspieler mehrere Jugend-Nationalmannschaften[2], unter anderem spielte er für den Hvidovre IF[5]. Er spielte während dieser Zeit unter anderem mit Søren Lerby und Frank Andersen und erreichte beinahe professionelles Niveau, wobei es in Dänemark damals keine professionelle Mannschaft gab.[2]

In Petersens Jugend lief täglich um 15 Uhr im dänischen Rundfunk eine Radiosendung, in der Rockmusik gespielt wurde und die er auf Kassetten aufnahm. Nachdem er 1970 erstmals Communication Breakdown von Led Zeppelin hörte, wollte er den Klang von Jimmy Pages Gitarrenspiel selbst erzeugen können.[2] 1971, im Alter von 15 Jahren, bekam Petersen seinen ersten Schallplattenspieler[1] und kaufte sich die LPs Fireball von Deep Purple, Aqualung von Jethro Tull und Master of Reality von Black Sabbath, kurz darauf Wishbone Ash von der gleichnamigen Band[2]. Ebenfalls wichtig für ihn war Led Zeppelin, besonders ihr gleichnamiges Debüt.[1] Einige Monate später kaufte er sich seine erste Gitarre.

„Ich rannte damit nach Hause und schrubbte darauf herum. Aber es machte nur ‚pring, pring‘, und ich war stocksauer. […] Ich wusste ja nicht, dass man dieses Instrument über einen Verstärker spielen musste!“

King Diamond: Interview im Rock Hard[2]

Ein Bekannter seiner Eltern baute ihm aus Mitleid einen primitiven Verstärker mit einem Ein-/Ausschaltknopf und einem für die Verzerrung. Während seiner Schulzeit hatte Petersen keine Freundin, seine Zeit investierte er in sein Fußballtraining und die Musik.[2] Um mit einem Freund alte Mountain-Alben zu hören, fehlte er oft in der Schule. Für diese tat er nicht viel, hatte jedoch dank seines guten Gedächtnisses gute Noten und lernte für Arbeiten meist, indem er die Hausaufgaben seines Freundes durchlas.[1]

Petersens musikalische Karriere begann 1973, als er Gitarrist der Band Brainstorm wurde.[1] Mit ihr gab er 1976 sein erstes Konzert, bei dem jede Band drei Lieder spielte. Bei diesem trat er bereits mit Schminke auf, wie die anderen Mitglieder der Band. Die Idee hatte Petersen 1975 gehabt, nachdem er Alice Coopers Show Welcome to My Nightmare gesehen hatte. Cooper blieb Petersens wichtigster Einfluss. Die Mitglieder nahmen Pseudonyme an, wobei Petersen den Namen King Diamond annahm.[1] Zu Beginn trug Diamond ausschließlich schwarze Schminke auf, der Unterschied ist auf alten Schwarzweiß-Bildern jedoch nicht erkennbar. Im Alter von 20 Jahren beendete Diamond seine Karriere als Fußballspieler, da ihm die Zeit fehlte, um weiterhin auf seinem damaligen Niveau zu trainieren. Nachdem er das Gymnasium verlassen hatte, arbeitete er als Laborassistent, was ihm aber keinen Spaß machte; er musste dabei u. a. Versuche an Ratten durchführen.[2]

1978 verließ Diamond Brainstorm, um Sänger der Band Black Rose zu werden. Eigentlich wollte er ihr Gitarrist werden, doch die Band suchte nur nach einem Sänger, und ihr Gitarrist wollte alleine spielen. Da Diamond damals kein Sänger war, war seine Stimme noch nicht entwickelt, und seine hohen Töne klangen anfangs mehr nach Schreien als Gesang[6], und er wurde schnell heiser[2]; er verbesserte sich aber mit der Zeit. Die Band coverte Bands wie Deep Purple und Rainbow, wobei sie nicht Lieder wie Smoke on the Water coverte, sondern härtere Lieder wie Living Wreck und Fools, und schrieb auch eigene Stücke. Nach einem ihrer Auftritte wurde Diamond von einem Konzertbesucher angesprochen, er solle die Falsett-Stimme öfter verwenden, wobei er sich besonders auf das Lied Road Ride bezog. King war der Ausdruck damals unbekannt, aber er versuchte, diese Stimme öfter anzuwenden, und zwang sich, immer höher zu singen.[6] Da er nie Gesangsunterricht nehmen wollte, ist er als Sänger Autodidakt, er bezeichnet jedoch einen besonders hartnäckigen Fan als seinen „Gesangslehrer“.[2] Wichtigster Einfluss der Band war Alice Cooper, was sich in ihrer Bühnenschau zeigte. Zum Beispiel ließ Diamond sich in einer Zwangsjacke, in einem Rollstuhl sitzend, von zwei männlichen Krankenpflegern auf die Bühne fahren. Nach dem ersten Lied warf er die Zwangsjacke ab und den Rollstuhl ins Publikum und führte den Auftritt weiter. Außerdem wurden Requisiten wie eine mit Blut und Eingeweiden gefüllte Puppe verwandt, die Diamond opferte, der sich dabei mit Blut beschmierte und die Eingeweide ins Publikum warf.[6] Da der Brainstorm-Schlagzeuger in einer großen Fleischerei arbeitete, kam die Band leicht an das Material heran. Außerdem wurden Schweineköpfe aufgestellt und von Diamond mit einer Axt zerschlagen.[2] Seine Erfahrungen als Chemiker nutzte er für explosive Stoffe, wobei er auch Material von seiner Arbeitsstelle stahl.[6]

Im November 1980 verließ Diamond Black Rose nach etwa 10 Konzerten. Ausschlaggebend war, dass ihr Keyboarder sein Instrument verkaufte, um sich die neue gemeinsame Wohnung mit seiner Freundin leisten zu können. Dann bekam Diamond einen Anruf von René „Hank De Wank“ Krolmark, dem Gitarristen der Punk-/Metal-Band Brats, und ihrem Manager, die ihn als Sänger rekrutieren wollten. Ein Bekannter, der mit den Musikern von Brats arbeitete, riet ihm, sie zu treffen und es zu versuchen.[6] Ihr Album 1980 polarisierte die Kritiker und wurde als „durchwachsen“ beschrieben[2], und auch Diamond sagte es nicht unbedingt zu:

„Das Brats-Album […] gefiel mir nur zur Hälfte, weil es sehr punkig war. Ich war nicht gerade der größte Sex-Pistols-Fan …“

King Diamond: Interview im Rock Hard[2]

Diamond stellte die Bedingung, nicht im Punk-Stil singen zu müssen, er wollte nur heavy-metal-lastig singen.[6] Allerdings tendierten ihre neuen Lieder ohnehin zum Metal.[2] Zu dieser Zeit änderte Hank De Wank sein Pseudonym in Hank Shermann. Im Januar 1981 lud die Band einen Vertreter von CBS in ihren Proberaum in Kopenhagen ein. Am Tag darauf wurde der Band mitgeteilt, dass die Musik für CBS zu extrem sei und sie weichere Musik sanftere Musik spielen müsse, wenn sie ihr Album bei CBS veröffentlichen wolle[6]; der Plattenfirma sei das Material „viel zu unkommerziell, viel zu ungeschliffen, zu wenig eingängig“, und die Band solle in dänischer Sprache singen[2]. Diamond und Shermann lehnten im Namen der Band ab. Zudem war das angebotene Budget zu niedrig, sodass die Band die Zusammenarbeit mit CBS beendete. In den folgenden Monaten schrieb die Band neue Lieder und gab ein Konzert in Dänemark und eins in Schweden. Wegen des beendeten CBS-Vertrags stiegen die Mitglieder Yenz und Monroe im März 1981 aus. Am Ende des Monats spielten die drei übrigen Mitglieder im The Rocktape Studio in Kopenhagen drei Titel für eine Demoaufnahme ein. Aufgrund der stilistischen Entwicklung sahen sie einen Namenswechsel als notwendig an. Der Name Back to Hell wurde erwägt, bis die Freundin des Managers Merciful Fate vorschlug. Der Name wurde übernommen, aber in Mercyful Fate abgeändert, als ihr klassischer Fraktur-Schriftzug im selben Monat entstand.[6] Da es sich hierbei um eine archaische Schreibweise handelt, ist diese nicht als Schreibfehler anzusehen.[2]

Nach der Trennung wurde Diamond Mitglied der Band Danger Zone, in der Michael Denner spielte und die keinen geeigneten Sänger gefunden hatte; ihre Lieder Leavy My Soul Alone und M.D.A. wurden 1992 von Mercyful Fate veröffentlicht.[2] Diamond arbeitete weiterhin als diplomierter Chemiker, wobei er an der Entwicklung von Medikamenten für die Verbesserung des Blutflusses der Nieren arbeitete und diese an drei Ratten pro Tag testen musste.[6] Diamond kündigte schließlich 1982, kurz nach der Gründung von Mercyful Fate, um Berufsmusiker zu werden, lebte allerdings zunächst ein Jahr von Sozialhilfe. Auch bei Mercyful Fate setzte Diamond Bühneneffekte wie die „explodierende Nonne“ am Ende von Auftritten oder das brennende Kreuz bei einem Auftritt in Amsterdam um 1983 ein.[2] Im Gründungsjahr erschien ihre erste EP Mercyful Fate. Ende 1982 oder Anfang 1983 trat die Band zusammen mit der britischen Band Girlschool auf, deren Sängerin Kim McAuliffe einen schweren Stromschlag erlitt, an dem sie beinahe gestorben wäre. Die Mitglieder von Mercyful Fate führen diesen Vorfall auf eine Schwarze Messe zurück, die vor dem Auftritt von Girlschool abgehalten worden war und für die die Mitglieder von Mercyful Fate das Blut ihres Managers Ole Bang genutzt hatten, was etwas angelockt haben soll. Diamond erwähnt auch Geschehnisse in seiner damaligen, verhexten Wohnung, wie ein Glas, das sich nach dem Einspielen der Mercyful-Fate-Demoaufnahme von selbst erhob, Dinge, die aus dem Regal fielen, jemanden, der an den Haaren gerissen wurde, und Diamonds Altar, der sich von selbst bewegte. Er war zu dieser Zeit bereits am Okkultismus interessiert, was sich durch diese Ereignisse noch steigerte.[2] 1983 kam die Band zu einem Vertrag mit Roadrunner Records, wo ihr erstes Album Melissa erschien, welches zu einem Überraschungserfolg in der Metal-Szene wurde. Bereits ein Jahr später veröffentlichte Mercyful Fate den ebenfalls erfolgreichen Nachfolger Don’t Break the Oath. Aufgrund von Differenzen zwischen Hank Shermann und King Diamond bezüglich der Fortführung der Band trennte diese sich 1985.[7]

Nach dem Ende von Mercyful Fate machte King Diamond mit Michael Denner und Timi Hansen unter seinem Namen weiter, während Shermann mit den Mitgliedern von Maxim die Hard-Rock-Band Fate ins Leben rief[7]. Schlagzeuger wurde Mikkey Dee, Hank Sherman wurde durch Floyd Konstantin ersetzt. Im Winter 1985 erschien die Single No Presents for Christmas, der 1986 das Album Fatal Portrait folgte, auf dem Floyd Konstantin bereits durch Andy La Rocque ersetzt worden war. Auf Fatal Portrait deutete sich mit The Candle, The Jonah und The Portrait, die zusammen eine Art Trilogie bilden, bereits King Diamonds Hang zu Konzeptalben an; insgesamt waren fünf Lieder miteinander verbunden[5]. Diamond wollte allerdings ein komplettes Konzeptalbum mit Horrorthematik schreiben, was seines Wissens zuvor niemand gemacht hatte, und wollte für seine Band etwas erschaffen, das originell und herausfordernd sein sollte.[5] Mit dem 1987 erschienenen Abigail veröffentlichte er erstmals ein komplettes Konzeptalbum, mit dem er gleichzeitig an alte Erfolge anknüpfen konnte; das Album erreichte Platz 123 der Billboard-Charts[5]. Denner stieg direkt nach den Aufnahmen zu Abigail und unmittelbar vor der anstehenden Welttournee wegen der Belastung durch die Tourneen aus[8]; es gab jedoch keine musikalischen oder persönlichen Differenzen.[5][8] Nach dem Ausstieg eröffnete Denner einen Plattenladen in Kopenhagen.[5] Die Band ging stattdessen mit Mike Moon auf Tournee, der gerade die schwedische Band Madison verlassen hatte,[5][8], da er „schwerere“ Musik spielen wollte[5]. 1988 verließ auch Hansen die Band. Das nächste Album Them spielte er mit Pete Blakk an der Gitarre und Hal Patino am Bass ein. Nach den Aufnahmen zu Conspiracy (1989) verabschiedete sich Mikkey Dee, der durch Snowy Shaw ersetzt wurde. Zu dieser Zeit ging der Kiss-Bassist Gene Simmons gegen Diamond vor, der angeblich Simmons’ Aussehen kopiert hätte. Diamond äußerte, er habe darüber zuerst lachen müssen, niemand habe ihn je mit Simmons verwechselt, und er frage sie, wie dieser sich herausnehmen könne, andere zu schikanieren; Simmons sei nichtmal der erste geschminkte Musiker gewesen, sondern erst nach Alice Cooper, David Bowie, Peter Gabriel und Al Jolson gekommen. Er hoffe, später nicht so wie Simmons zu werden; bis dahin sei er ein Kiss-Fan gewesen, habe sich danach aber von seinen Platten getrennt.[4] Schon 1984 hatte der damalige Kiss-Schlagzeuger Eric Carr im Interview mit dem Metal Hammer gesagt, Diamond sehe aus „genauso aus wie Gene, vielleicht etwas schlechter, wie ein billiger Abklatsch“.[9] Der Nachfolger The Eye wurde allerdings mit einem Drumcomputer aufgenommen. Hal Patino wurde durch Sharlee D’Angelo und Pete Blakk Ende 1990 durch Mike Wead ersetzt. Blakk gründete im Anschluss seine eigene Band Totem. 1991 wurde dann King Diamonds erstes Live-Album In Concert 1987 - Abigail veröffentlicht, das, wie der Titel verrät, 1987 mitgeschnitten worden war.

1992 veröffentlichte King Diamond A Dangerous Meeting, welches auch alte Stücke aus Mercyful Fate-Zeiten enthielt; dies war sein letztes Album unter Roadrunner Records, bevor er zu Metal Blade Records wechselte; außerdem kam zur Wiedervereinigung von Mercyful Fate. In der Originalbesetzung (abgesehen von Drummer Kim Ruzz, der auf der zugehörigen Tour durch Snowy Shaw ersetzt wurde) wurde das Album In the Shadows aufgenommen und 1993 veröffentlicht. Ab 1993 veröffentlichte Diamond abwechselnd Aufnahmen seines Soloprojekts und seiner Band. Es folgen 1994 die Mercyful-Fate-Live-EP The Bell Witch sowie das Album Time und 1995 die Solo-Platte The Spider’s Lullabye mit einer komplett neuen Besetzung, mit Herb Simonsen an der Gitarre, Chris Estes am Bass und Darrin Anthony am Schlagzeug. 1996 sollte das Solo-Album The Graveyard zeitgleich mit dem Mercyful Fate-Release Into the Unknown erscheinen sollte, das Label gab allerdings Into the Unknown den Vorzug. 1997 kam es zur nächsten Besetzungsänderung bei Mercyful Fate: Michael Denner wurde durch Mike Wead ersetzt, danach blieb die Besetzung für die nächsten beiden Mercyful-Fate-Scheiben Dead Again (1998) und 9 (1999) vorerst konstant.

Nach einem schweren Autounfall Anthonys im Jahre 1997 wurde dieser für die Aufnahme von Voodoo (1998) durch John Luke Herbert ersetzt. Nach der Veröffentlichung von House of God (2000) stieg Chris Estes aus, der kurzzeitig von David Harbour und dann von Hal Patino abgelöst wurde.

Im Februar 2001 erschien King Diamond & Black Rose 20 Years Ago (A Night of Rehearsal); bis dahin hatte niemand das Material von Black Rose zu hören bekommen, da Diamond bis dahin die einzige Kopie davon besessen hatte und Mercyful Fate keine Black-Rose-Lieder spielte.[6]

Auf Abigail II (2002) spielte Mike Wead wieder Gitarre und Matt Thompson Schlagzeug. 2003 wurde The Puppet Master veröffentlicht, das in Europa aufgrund von Streitigkeiten zwischen King Diamond und Metal Blade auf Massacre Records erschien. Im folgenden Jahr wurde Deadly Lullabyes – Live als Doppel-CD veröffentlicht, das mit 20 Titeln einen Querschnitt von Abigail bis The Puppet Master darstellt. 2007 erschien das Album Give Me Your Soul…Please. Das darauf enthaltene Lied Never Ending Hill wurde 2008 für den Grammy in der Kategorie Best Metal Performance nominiert, gewann die Trophäe aber nicht. Im Dezember 2010 musste King Diamond am offenen Herzen operiert werden. Drei Herzaterien waren z. T. stark verkalkt, und offenbar hatte der King bereits mehrere Herzinfarkte, ohne es zu merken. Die Operation verlief gut, ebenso die sofort anschließende Rehabilitation. Allerdings ist es völlig offen, wann King Diamond das nächste Studioalbum aufnehmen und die beiden bereits geplanten DVDs veröffentlichen wird. [10]

Musikalischer und ideologischer Hintergrund

King Diamond ist bekannt für seine Falsett-Stimme und seine Bühnenschau. Er selbst ist der Ansicht, dass ein zahlendes Publikum mehr erwarte als eine perfekte Reproduktion des Albums, das sie besitzen. Er versuchte dabei, Alice Cooper nachzuahmen.[6] Die Musik sei bei King Diamond der wichtigste Teil, aber die Effekte machten die Hälfte der Darbietung aus.[5] Ein Heavy-Metal-Konzert sei einem Ritual ähnlich, es gehe der Band aber ausschließlich um die Unterhaltung seiner Anhänger.[5] Im Gegensatz zu Vincent Damon Furnier, der Person hinter dem Pseudonym Alice Cooper, sieht er Kim Bendix Petersen und King Diamond als identisch an und würde es als verlogen ansehen, von letzterem in der dritten Person zu sprechen, wie Furnier dies bei Cooper tut.[2] Während Cooper sein wichtigster Einfluss war[1], war David Byron seine Inspiration zum Singen, dazu kommen Diamonds Einflüsse auch aus dem Progressive Rock[2]. Er will aber niemanden kopieren, und um unbewusste Parallelen zu anderen Künstlern zu vermeiden, hört er mitunter über mehrere Monate keine Musik, wenn er Lieder schreibt.[2]

King Diamond war in den 1980er Jahren einer der wenigen Metal-Musiker mit ernsthaften Bezügen zum Satanismus. Dieser fließt auch in seine Texte ein, er betont aber, mit seiner Musik niemals zu predigen[5][8]; die eigenen Glaubenssätze seien eine persönliche Sache; wichtiger sei die Persönlichkeit des Individuums.[8] Daher müssen andere Musiker die Aussagen seiner Texte nicht teilen, um mit ihm in einer Band zu spielen.[5]

„Am Anfang hielten uns die Fans für sehr extrem. Ich wurde oft nach meiner Meinung zum Satanismus befragt, aber ich habe stets klargemacht, dass ich wegen der Musik und des theatralischen Aspekts dabei bin. Die Leute können glauben, was immer sie wollen. Aber was mir persönlich wichtig ist: Ich mag und respektiere King für die Person, die er ist.“

Andy LaRocque: Interview im Rock Hard[11]

Diamond betont, ihm sei der Glaube anderer Personen gleichgültig, er hätte also auch kein Problem, mit einer christlichen Band wie Stryper aufzutreten; er sei auch schon mit der Doom-Metal-Band Trouble aufgetreten, deren Mitglieder allerdings keine „Hardcore-Christen“ und deren Texte vager als die von Stryper seien.[5] Er betrachtet es als stupide, anderen eine Religion aufzuzwingen[8], und bezeichnet Leute wie die PMRC-Aktivisten als Ignoranten und Idioten, die sich den Metal als leichtes Ziel heraussuchen würden, aber gleichzeitig klassische Musik, von der Personen wie Aleister Crowley inspiriert worden sei, nicht bekämpften[5].

Zu Beginn stieß Diamond nur auf Literatur, die die christliche Sicht auf den Satanismus mit Stereotypen wie dem Opfern von Säuglingen vermittelten. Er selbst konnte mit dieser Sichtweise nichts anfangen.[8] Daher fühlte er sich auch den Inhalten der Psychedelic-Rock-Band Coven nicht verbunden, die „christlichen Satanismus“ vermitteln, wenngleich er von ihrer Sängerin Jinx Dawson und ihrem Stimmumfang begeistert war.[12][13] Diamond blieb aber neugierig und legte sich Anton Szandor LaVeys Satanische Bibel zu[8], die er als Inspirationsquelle angab; er betrachtet sich selbst aber als „nicht religiös“, für ihn ist Satanismus „keine Religion, sondern eine Lebensphilosophie“, die er schon gelebt habe, bevor er die Satanische Bibel las[2]; für ihn war das Wort Satan von „besondere[r] Bedeutung“[14]. Er wurde Mitglied von LaVeys Church of Satan[15][16] und von LaVey zum Mitglied auf Lebenszeit ernannt.[15] Er stand zu seinem satanistischen Glauben und dazu, diesen gelegentlich in seine Musik einfließen zu lassen, was negative Reaktionen hervorrief. Der größte Teil seiner Texte ist allerdings rein fiktiv; der Mercyful-Fate-Titel Satan’s Fall beispielsweise beschreibt die Sicht, die die meisten Christen beim Hören des Wortes „Satan“ haben, die Essenz des Lieds liegt jedoch in der Aussage „Use your demon eyes, uncover the disguise“; Diamond meint damit, man solle darüber bescheid wissen, bevor man Kritik dazu äußert. Man solle erst die Bibel lesen und dann eine Entscheidung treffen. Wer die Bibel nicht gelesen hat, solle den Satanismus nicht herabwürdigen.[8] Seine Haltung zu Kräften wie denen, die in den frühen 1980er Jahren in seiner Wohnung wirkten, wird in Liedern wie Welcome Princes of Hell deutlich.[2]

Da die Kritiker im Satanismus jedoch nur das Böse sehen, würde Diamond es bevorzugen, wenn sein Glaube einen anderen Namen hätte.[8] Um den Kontroversen hörten Diamonds Bands auf, die Worte Satan und Lucifer zu verwenden, ohne dabei wirklich die Texte selbst zu verändern. Den Reaktionen der Hörer zufolge scheinen diese nun besser zu verstehen, was Diamond mit seinen Texten vermitteln will; allerdings sagten ihm die Leute auch, sie seien froh über seine textliche Abkehr vom Satanismus, obwohl er nur seine Ausdrucksweise geändert hatte.[8] Allerdings wurde Diamonds Band auch danach noch als satanistisch angeklagt, obwohl die Texte ihres Abigail-Albums eine rein fiktive Horrorgeschichte erzählen.[5] Auf Nachfragen zu seinem Glauben reagierte er zwar höflich, empfand es aber mit der Zeit als lästig, ständig seine Interpretation von Satanismus erklären zu müssen.[4] Neben den inzwischen subtileren Bezügen zum Satanismus fügt Diamond auch gerne weitere zweideutige Aussagen ein, wie den Bezug auf seinen Geburtstag in Night of the Unborn mit den Versen: „13 days have come and gone / Since we had the first of June“.[2]

Diamond hat eine klare Vorstellung vom Tod, der zufolge Menschen auf der Erde in mehreren Leben Wissen und Erfahrungen sammeln sollen, bevor sie zu einer höheren Seinsebene aufsteigen. In jedem stecke eine Kraft, die sich eines Tages mit einer größeren verbinden werde.[4]

Diskografie

Studio-Alben

Jahr Mercyful Fate Chart-Position King Diamond Chart-Position
FIN
[17]
SWE
[18]
USA
[1]
FIN
[19]
SWE
[20]
USA
[21]
GER
[22]
1983 Melissa - - - - - - -
1984 Don’t Break the Oath - 33 202 - - - -
1986 - - - Fatal Portrait - 33 - -
1987 - - - Abigail - 39 123 -
1988 - - - Them - 38 89 -
1989 - - - Conspiracy - 41 111 67
1990 - - - The Eye - - 179 -
1993 In the Shadows - - - - - - -
1994 Time - - - - - - -
1995 - - - The Spider’s Lullabye 31 - - -
1996 Into the Unknown 31 - - The Graveyard 23 - - -
1998 Dead Again - - - Voodoo 27 55 - -
1999 9 - - - - - - -
2000 - - - House of God - 60 - -
2002 - - - Abigail II: The Revenge 24 42 - -
2003 - - - The Puppet Master - 36 - -
2007 - - - Give Me Your Soul…Please 25 28 174 -

EPs/Singles

Jahr Mercyful Fate King Diamond Anmerkungen
1982 Mercyful Fate auch Nuns Have No Fun oder A Corpse Without Soul
1983 Black Funeral c/w Black Masses
1985 No Presents for Christmas c/w Charon
1986 Halloween c/w The Candle & The Lake
1987 The Family Ghost c/w Shrine
1988 The Dark Sides
1994 The Bell Witch c/w Is That You, Melissa & 4 Live-Songs
2009 Evil c/w Curse of the Pharaos

Live-Alben und Compilations

Jahr Mercyful Fate King Diamond Anmerkungen
1987 The Beginning Compilation inkl. Mercyful Fate EP,

BBC Session (1983) & Black Masses

1991 In Concert 1987: Abigail Live-Album
1992 A Dangerous Meeting A Dangerous Meeting Split
1992 Return of the Vampire Compilation früher Demoaufnahmen
1999 Collector's Item Massacre Classx Shape Edition EP
2001 Nightmares in the Nineties
2001 20 Years Ago -

A Night of Rehearsal

King Diamond & Black Rose

(Rehearsal Tape von 1981)

2003 The Best of Mercyful Fate The Best of King Diamond
2004 Deadly Lullabyes: Live Live-Album

Sonstige Veröffentlichungen

Weblinks

 Commons: King Diamond – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m Andy Allen: The complete biography of King Diamond. In the Beginning.... Coven Worldwide, abgerufen am 6. Oktober 2010 (englisch).
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y Götz Kühnemund: A History of Horror. In: Rock Hard, Nr. 282, November 2010, S. 20-27.
  3. „Der König des Metal heißt nicht Lemmy (das ist der Papst), er heißt nicht Dio (das ist der Gott), er heißt nicht Steve Harris (das ist der Kaiser), und er heißt auch nicht Joey DeMaio (das ist der Hofnarr). Der König des Metal heißt King. King Diamond.“ Götz Kühnemund: King of Metal. In: Rock Hard, Nr. 282, November 2010, S. 3.
  4. a b c d e f g h i j Mike Gitter: King Diamond’s Terrifying Conspirarcy. In: Thrash, 1989, S. 19-22.
  5. a b c d e f g h i j k l m n o Mark Putterford: A Kind of Magic. In: Kerrang!, 1987, S. 10f.
  6. a b c d e f g h i j k Andy Allen: The complete biography of King Diamond. Black Rose. Coven Worldwide, abgerufen am 6. Oktober 2010 (englisch).
  7. a b INTERVIEWS.
  8. a b c d e f g h i j k Leece Lee: King Diamond. In: Aardschok, 1987.
  9. Paul A. Royd: KISS. In: Metal Hammer, Nr. 10/1984, S. 7.
  10. Quelle: http://www.roadrunnerrecords.com/blabbermouth.net/news.aspx?mode=Article&newsitemID=150748 (eingesehen am 27. Januar 2011)
  11. Andreas Himmelstein: Andy LaRocque. In: Rock Hard, Nr. 282, November 2010, S. 25.
  12. Michael Moynihan, Didrik Søderlind: Lords of Chaos. Erweiterte und überarbeitete Ausgabe. Index Verlag, 2007, ISBN 978-3-936878-00-4, S. 26.
  13. „An amazing singer, her range... not that I stand up for the viewpoints on their Witchcraft record, which was like good old Christian Satanism. But they had something about them that I liked...“ Michael Moynihan, Didrik Søderlind: Lords of Chaos, First Edition, Feral House 1998, ISBN 0-922915-48-2, S. 8.
  14. Michael Moynihan, Didrik Søderlind: Lords of Chaos. Erweiterte und überarbeitete Ausgabe. Index Verlag, 2007, ISBN 978-3-936878-00-4, S. 31.
  15. a b Nate Denver: King Diamond. Abgerufen am 17. Februar 2010 (englisch).
  16. Shane und Amy Bugbee: The Doctor is In... 1999, abgerufen am 17. Februar 2010 (englisch).
  17. Charts Finnland: Mercyful Fate. Abgerufen am 7. Januar 2011.
  18. Charts Schweden: Mercyful Fate. Abgerufen am 7. Januar 2011.
  19. Charts Finnland: King Diamond. Abgerufen am 7. Januar 2011.
  20. Charts Schweden: King Diamond. Abgerufen am 7. Januar 2011.
  21. Billboard Charts: King Diamond. Abgerufen am 7. Januar 2011.
  22. Charts Deutschland: King Diamond. Abgerufen am 7. Januar 2011.

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