Khevenhüller

Khevenhüller
Wappen derer von Khevenhüller
Ritter Ulrich Khevenhüller (ca. 1430–1492) und Frau Anna geb. von Kellerberg. Daneben Schloss Mörtenegg und die Kirche St. Martin bei Villach.
Freiherr Georg Khevenhüller, um 1560/80
Freiherr Franz III. Khevenhüller vor den Toren von Klagenfurt am Wörthersee, um 1615

Die Khevenhüller sind ein in Kärnten beheimatetes Adelsgeschlecht des Hohen Adels, das hier seit 1396 urkundlich nachweisbar ist und seinen Stammsitz auf Burg Landskron hatte. 1566 erfolgte die Erhebung in den Freiherrenstand. Im 16. Jahrhundert Teilung in zwei Hauptlinien Khevenhüller-Frankenburg (1593 Reichsgrafen) und Khevenhüller-Hochosterwitz (1725 Reichsgrafen und 1763 als Khevenhüller-Metsch Fürsten).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Geschlecht stammt ursprünglich aus Kevenhüll bei Beilngries in der Oberpfalz und erscheint urkundlich erstmals am 24. Juli 1330 mit Ulreich dem Chevenhuelaer[1] Es beginnt seine ununterbrochene Stammreihe in Kärnten mit dem Stadtrichter Hans Khevenhüller, urkundlich 1396, † 1425, der auch Bischöflich bambergischer Pfleger zu Felderaun war.

Der Aufstieg des Geschlechts der Khevenhüller in Kärnten begann 1525 mit der Ernennung Christoph Khevenhüllers zum Hauptmann der Ortenburg bei Spittal an der Drau. Christoph heiratete die vermögende Spittaler Bürgerstochter Elisabeth Mansdorfer. Diese Ehe ermöglichte ihm den Erwerb zahlreicher Liegenschaften in Oberkärnten, darunter Burg Sommeregg, die Ortenburg, Eisenbergbaue in Eisentratten bei Gmünd und weiterer Güter und Anwesen, unter anderem der Burgen Aichelberg, Landskron und Hochosterwitz. Christoph Khevenhüller konvertierte zum Protestantismus.

Christophs Söhne Hans, Moritz und Bartlmä führten die Erfolgsgeschichte der Khevenhüller in wirtschaftlicher und politischer Sicht fort. Hans machte am Hof Karriere und war schließlich 26 Jahre lang Gesandter des römisch-deutschen Kaisers am spanischen Hof. Er war Kämmerer und Geheimrat und wurde 1587 zum Ritter vom goldenen Vlies geschlagen. 1593 wurde er in den Grafenstand erhoben, dieser Titel ging mit seinem Tod an seinen Bruder Bartlmä über.

Bartlmäs Aktivitäten blieben hingegen auf Kärnten konzentriert. Er avancierte zum Burggrafen und Sprecher der Stände. Außerdem weitete er die Besitztümer derart aus, dass die Khevenhüller als eines der finanzkräftigsten Geschlechter des Reichs gelten konnte. Auch in religiöser Hinsicht stellte er als Oberhaupt der Protestanten in Kärnten eine Zentralfigur dar. Moritz hingegen blieb wirtschaftlich erfolglos.

Im Zuge der Gegenreformation, als Kaiser Ferdinand II. die Religionsfreiheit des protestantischen Adels aufhob, wurden die protestantischen Khevenhüller gezwungen, ihre Kärntner Güter aufzugeben und 1628 nach Deutschland auszuwandern. Darunter waren die Urgroßeltern des Nicolaus Ludwig Reichsgraf von Zinzendorf und Pottendorf, Erneurer der Ev. Brüder-Unität bzw. Herrnhuter Brüdergemeine. Seine Urgroßmutter war eine geborene Khevenhüller.

Weitere Stammesverbindungen bestehen mit dem sächsischen Adelsgeschlecht Metzsch.

Die Burgen Landskron und Hochosterwitz wurden unter den Khevenhüllern zu prächtigen Renaissance-Anlagen ausgebaut.

Paul Khevenhüller (1593–1655) stand während des Dreißigjährigen Krieges in schwedischen Diensten; zur Finanzierung des Krieges hatte der Protestant Khevenhüller dem schwedischen König 70 000 schw. Reichstaler geliehen. Nach dem Tod Gustav Adolfs war der schwedische Staat nicht in der Lage, die von Khevenhüller geliehene Summe zurück zu erstatten; Paul Khevenhüller wurde daher mit dem Gut Julita Gård in Södermanland abgefunden, das bis ins 19. Jahrhundert von Paul Khevenhüllers Nachfahren bewohnt wurde.

Wappen

Das geteilte Wappen von 1425 zeigt oben in Schwarz einen goldenen Eichenzweig mit einer Eichel und zwei Blättern, unten in Gold einen schwarzen Wellenbalken. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender, von Gold und Schwarz geteilter Steinbock.

Bedeutende Familienmitglieder

Fürsten von Khevenhüller-Metsch

  • Siegmund Friedrich von Khevenhüller (1666–1742), 1725 Graf von Khevenhüller; ∞ I Maria Renata Gräfin von Thannhausen, Tochter von Ignaz Graf von Thannhausen; ∞ II Ernestina Leopoldina Gräfin von Orsini-Rosenberg
  • Johann Joseph (1706–1776), dessen Sohn aus zweiter Ehe, 1763 Fürst von Khevenhüller-Metsch; ∞ Karolina Maria Augustina Gräfin von Metsch, Tochter von Graf Johann Adolf
  • Johann Sigismund Friedrich (1732–1801), dessen Sohn, 2. Fürst von Khevenhüller-Metsch; ∞ I Marie Anna Susanna Prinzessin von und zu Liechtenstein, Tochter des Prinzen Emanuel von und zu Liechtenstein; ∞ II Marie Josephine Henriette Barbara Gräfin von Strassoldo, Tochter von Vincenz Graf Strassoldo
  • Karl Maria Joseph Johann Baptist Clemens (1756–1823), dessen Sohn, 3. Fürst von Khevenhüller-Metsch; ∞ Therese Gräfin von Morzin, Tochter von Karl Joseph
  • Franz Maria Johann Joseph Hermann (1762–1837), dessen Bruder, 4. Fürst von Khevenhüller-Metsch; ∞ I Maria Elisabeth Gräfin von Kuefstein, Tochter von Johann Adam; ∞ II Maria Josepha Gräfin von Abensperg und Traun, Tochter von Otto; ∞ III Christina Gräfin Zichy von Zich und Vasonykeö, Tochter von Karl
  • Richard Maria Johann Basil (1813–1877), dessen Sohn, 5. Fürst zu Khevenhüller-Metsch; ∞ Antonia Maria Gräfin Lichnowsky, Tochter von Fürst Eduard
  • Johannes Franz Karl Eduard Joseph Nemesius (1839–1905), dessen Sohn, 6. Fürst zu Khevenhüller-Metsch; ∞ Eduardine Gräfin von Clam-Gallas, Tochter von Eduard Clam-Gallas
  • Anton Sigismund Joseph Maria (1873–1945), dessen Neffe, bis 1918 7. Fürst zu Khevenhüller-Metsch; ∞ Gabriele Gräfin von Mensdorff-Pouilly

Chefs des Hauses Khevenhüller-Metsch

  • Anton Sigismund Joseph Maria Khevenhüller-Metsch (1873–1945), s.o.
  • Franz Khevenhüller-Metsch (1889–1977), Großneffe von Fürst Richard; ∞ Anna Prinzessin zu Fürstenberg (1894-1928), Tochter von Max Egon II. zu Fürstenberg
  • Maximilian Khevenhüller-Metsch (* 6. August 1919; † 24. März 2010) ∞ Wilhelmine Gräfin Henckel von Donnersmarck (* 1932), Tochter von Lazarus Graf Henckel von Donnersmarck (1902–1991) und der Franziska Gräfin von und zu Eltz (1905–1997)
  • Johannes Khevenhüller-Metsch (* 20. November 1956); ∞ Donna Camilla Borghese di Principi di Nettuno (* 1 Januar 1962 in Rom)

Siehe auch

  • Palais Khevenhüller Metsch

Einzelnachweise

  1. Mon. boica 53, S. 336

Literatur

  • Bernhard Czerwenka: Die Khevenhüller, Wien (Wilhelm Braumüller), 1867 (Standardwerk)
  • Ulrike Öttl: Die Familie Khevenhüller, in: Elisabeth Vavra (Hg), Familie Ideal und Realität (Niederösterreichische Landesausstellung ’93), Horn (Berger) 1993, 335-349. (Überblick)
  • Wilhelm Neumann: Zur Frühgeschichte der Khevenhüller, in: Neues aus Alt-Villach: Jahrbücher des Stadtmuseums 15 (1978), 61-84, und 16 (1979)7-38.
  • Karl Dinklage: Kärnten um 1620. Die Bilder der Khevenhüllerchronik, Wien (Edition Tusch), 1980.
  • Franz Müllner: Johann Carl Fürst Khevenhüller-Metsch, ein Kampfgefährte Kaiser Maximilians von Mexiko. In Maximilian von Mexiko 1832-1867, Verlag Enzenhofer, Wien 1974, p. 155.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VI, Band 91 der Gesamtreihe, S. 209-211, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1987, ISSN 0435-2408
  • Adam Wolf: Khevenhüller, von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 705 f.

Weblinks

 Commons: Khevenhüller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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