Ketoazidose

Ketoazidose
Klassifikation nach ICD-10
E87.2 Ketoazidose
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Die Ketoazidose ist eine Form der metabolischen Acidose, die besonders häufig als Komplikation der Zuckerkrankheit bei absolutem Insulinmangel auftritt. Ursächlich ist eine zu hohe Konzentration von Ketonkörpern im Blut.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen und Entstehung

Bei der Entstehung einer Ketoazidose häufen sich die organischen Säuren Acetessigsäure und β-Hydroxybuttersäure (Ketonkörper) im Blut an und vermindern dessen pH-Wert, verursacht durch einen langanhaltenden absoluten Insulinmangel. Leichte Formen einer Ketoazidose entstehen auch bei längerer Nahrungskarenz (Hunger, Fasten) durch den vermehrten Fett- und Eiweißabbau zur Energiegewinnung.

Der Insulinmangel seinerseits führt dann dazu, dass in der Leber vermehrt Fett abgebaut wird, wodurch vermehrt Acetyl-CoA gebildet wird, aus dem wiederum Acetoacetat, das Salz der Acetessigsäure entsteht (Acetoacetat dient beim "Hungerstoffwechsel" unter physiologischen Bedingungen nach einem weiteren Stoffwechselschritt als Energielieferant im Gewebe).[1]

Am häufigsten ist für diese Anhäufung organischer Säuren im Blut die katabole Stoffwechselsituation bei Insulinmangelzuständen im Rahmen eines entgleisten Diabetes mellitus ursächlich (diabetische Ketoazidose). Als weitere typische Ursache gilt die massive Erhöhung der β-Hydroxybuttersäure im Blut infolge Alkoholkonsums (alkoholische Ketoazidose) (Alkohol hemmt Gluconeogenese und Oxidation freier Fettsäuren in der Leber). Auch Erbkrankheiten wie ein angeborener Mangel an Succinyl-CoA Acetoacetate Transferase (SCOT-Syndrom) kann auslösend sein.[2]

Klinische Erscheinung

Die Ketoazidose zeigt sich klinisch durch unspezifische Symptome wie Erbrechen, Polyurie, Durst und Schwäche. Im weiteren Verlauf des Krankheitsbildes kommt es dann zu Trübung bis hin zum Verlust des Bewußtseins, der Kußmaul-Atmung und Exsikkose. Das Krankheitsbild endet unbehandelt tödlich.[1][3]

Untersuchung

(→ Hauptartikel metabolische Azidose)

Notfallmedizinisch geben Anamnese, klinische Erscheinung, ein häufig auftretender Acetongeruch des Atems wertvolle Hinweise.

Wegweisende Untersuchung unter stationären Bedingungen ist die Blutgasanalyse (pH < 7,25, erniedrigter pCO2, HCO3- < 15 mmol/l und negativer BE). Bei der diabetisch induzierten Ketoazidose findet sich ein deutlich erhöhter Blutzuckerspiegel, bei der alkoholischen kann er sowohl erniedrigt als auch normal oder leicht erhöht sein.[1][3]

Behandlung

Therapeutisch stehen die Beendigung des ursächlichen, katabolen Stoffwechselgeschehen durch die Gabe von Insulin sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr aufgrund der begleitenden Exsikkose im Vordergrund. Neben allgemeinen notfall- oder intensivmedizinischen Maßnahmen zum Erhalt der Vitalfunktionen ist, um weitere potenziell lebensbedrohliche Veränderungen früh genug erkennen zu können, eine konsequente laborchemische Überwachung der Betroffenen notwendig. Insbesondere nennenswerte Abweichungen von Blutzucker- und Kaliumspiegel im Blut bedürfen in der Frühphase häufig prompten Eingreifens.

Einzelnachweise

  1. a b c Guder W. G.: Das Laborbuch für Klinik und Praxis, Urban&FischerVerlag, 2005, S. 255ff., ISBN 3-437-23340-8, hier online
  2. Orphanet: SCOT deficiency, hier online
  3. a b Gyr N. E., e.a.: Internistische Notfälle: sicher durch die Akutsituation und die nachfolgenden 48 Stunden, Thieme Verlag, 2003, S.490, ISBN 3-13-510607-1, hier online
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