Kernkraftwerk Fort Calhoun

Kernkraftwerk Fort Calhoun


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Kernkraftwerk Fort Calhoun
Von den Fluten eingeschossenes Kraftwerk am 16. Juni 2011
Von den Fluten eingeschossenes Kraftwerk am 16. Juni 2011
Lage
Kernkraftwerk Fort Calhoun (Nebraska)
Kernkraftwerk Fort Calhoun
Koordinaten 41° 31′ 10,8″ N, 96° 4′ 43,7″ W41.51966074-96.078807Koordinaten: 41° 31′ 10,8″ N, 96° 4′ 43,7″ W
Land: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Daten
Eigentümer: Omaha Public Power District
Betreiber: Omaha Public Power District
Projektbeginn: 1966
Kommerzieller Betrieb: 26. Sep. 1973

Aktive Reaktoren (Brutto):

1  (512 MW)

Planung eingestellt (Brutto):

1  (1182 MW)
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme: 99.927 GWh
Stand: 18. März 2008
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.

Das Kernkraftwerk Fort Calhoun (englisch Fort Calhoun Nuclear Generating Station) ist ein Kernkraftwerk mit einem Druckwasserreaktor. Das Kernkraftwerk liegt nahe Fort Calhoun im US-Bundesstaat Nebraska am Missouri River, einem Nebenfluss des Mississippi River.

Block 1

Der Reaktor, gebaut von Combustion Engineering, ist ein Druckwasserreaktor. Baubeginn war am 7. Juni 1968. Die Leistung des Reaktors sollte 512 Megawatt betragen. Am 25. August 1973 nahm der Reaktor den Betrieb auf. Die geplante Betriebszeit betrug 30 Jahre. Die Lizenz wurde im Jahre 2003 um 30 Jahre verlängert und gilt damit bis 2033.

2006 wurden Teile der Anlage erneuert, unter anderem der Reaktordruckkopf, Druckhalter, Dampferzeuger, Niederdruckturbinen und die Haupttransformatoren.

Das Kernkraftwerk liegt in der Metropolregion Omaha, Nebraska. Im Umkreis von 80 Kilometer leben fast eine Million Menschen.

Kritik

2010 hat eine Untersuchung der Atomaufsicht der USA (NRC) festgestellt, dass das Kernkraftwerk nicht ausreichend gegen Überflutungen geschützt ist. 2011 wurden daher bauliche Veränderungen vorgenommen und die Pläne zum Schutz der Anlage mit Sandsäcken überarbeitet.

Ebenfalls wurde 2010 festgestellt, dass das Risiko eines Erdbebens, das den Reaktor zerstören würde, 1 zu 76.923 pro Jahr betragen würde. Auf eine 60-jährige Betriebszeit hochgerechnet beträgt dieses Risiko damit 1 zu 1282, also etwa 0,1%.

Zwischenfälle

Im Juni 2011 kam es zur Mississippiflut. Aufgrund starker Regenfälle und eines Anstieges des Missouri-River, der zu einem Dammbruch führte, wurde für die Anlage am 6. Juni 2011 der Notstand ausgerufen. Einen Tag später wurde das Gelände wegen eines Feuers evakuiert. Am 8. Juni 2011 wurde von der Aufsichtsbehörde NRC bestätigt, dass das Feuer zu einem Ausfall einer Kühlpumpe für das Abklingbecken für verbrauchte Brennstäbe geführt hat. Dies hat zu einem geringen Anstieg der Kühlwassertemperaturen im Abklingbecken geführt. Das Lager ist ein sogenanntes "Nasslager" oder Abklingbecken und bedarf der ständigen Kühlung durch Umwälzen von deionisiertem und mit Bor angereichertem Kühlwasser. Im Kernkraftwerk Fort Calhoun lagerte zum Zeitpunkt des Zwischenfalls verbrauchter Brennstoff der letzten 20 Jahre. Die tatsächlich entstandenen Schäden an den elektrischen Anlagen sind unklar.

Spätestens ab dem 10. Juni 2011 war das Kraftwerk von den Fluten direkt betroffen und eingeschlossen. Das Kraftwerk und die Anlagen waren nur noch durch eine mit Wasser gefüllte Schlauch-Barriere und mit Sandsäcken vor der Überflutung geschützt.[1][2] Am 26. Juni 2011 wurde die Schlauchbarriere durch ein Fahrzeug zerstört und die Transformatoren, die den Anschluss ans Stromnetz sicherstellen, wurden umspült, so dass die Stromversorgung der Kühlung auf die Notstromdieselaggregate übertragen werden musste.[3][4][5] Nach Einschätzungen von Meteorologen sollte die Flut mehrere Wochen anhalten.[6] In mehrere Nebengebäude drang Wasser ein, als Herkunft kamen sowohl Wasser des Missouri als auch Grundwasser in Frage. Bereiche mit radioaktivem Material oder sicherheitsrelevanten Geräten waren laut Aussagen des Kraftwerksleiters Tim Nellenbach nicht betroffen.[7] Anfang Juli war das Kraftwerk noch immer umspült. Es wurde ein neue wassergefüllte Schlauchbarriere errichtet und mit dem Auspumpen des Wassers um die Gebäude begonnen.[5]

Der Reaktor ist aufgrund der Flutgefahr seit April 2011 nach einer Revision abgeschaltet. Dadurch ist die Nachzerfallswärme im Reaktorkern relativ gering, auch weil dieser nun mit 1/3 neuem, noch nicht aktivem Kernbrennstoff bestückt ist. Dies ist mit entscheidend bei einer eventuellen Flutung des Kernkraftwerkes mit Ausfall der Kühlung.

Das pakistanische Online-Nachrichtenmagazin "The Nation" berichtete unter Berufung auf die Föderale Agentur für Atomenergie Russlands von Informationen der Internationalen Atomenergie-Organisation, die U.S. Regierung habe eine Nachrichtensperre verfügt.[8].

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Fort Calhoun hat einen in Betrieb befindlichen und einen verworfenen Block:

Reaktorblock[9] Reaktortyp Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Fort Calhoun-1 Druckwasserreaktor 478 MW 512 MW 07.06.1968 25.08.1973 26.09.1973 (2033 geplant)
Fort Calhoun-2[10] Druckwasserreaktor 1136 MW 1182 MW Planungen am 01.02.1977 aufgegeben

Einzelnachweise

  1. Ticker des Betreibers vom 10. Juni 2011
  2. Bilder des umfluteten Kernkraftwerks
  3. Flood test not over for nuke plant. In: Omaha World Herald. abgerufen am 29. Juni 2011
  4. The 2000 foot long aqua berm holding back the Missouri River flood waters at the Fort Calhoun Nuclear Plant collapsed at 1:30 AM on June 26th.
  5. a b The latest on flooding: July 11. In: Omaha World-Herald. 11. Juli 2011, abgerufen am 14. Juli 2011
  6. Nissouri-Hochwasser bedroht US-Kernkraftwerke. auf: sueddeutsche.de
  7. Fort Calhoun Nuclear Plant: Flood Seeps Into Turbine Building At Nebraska Nuke Station. In: Huffington Post. 27. Juni 2011, abgerufen am 14. Juli 2011
  8. The Nation, pakistanisches Online-Nachrichtenmagazin zur Nachrichtenlage der Überflutung des Kernkraftwerks
  9. Power Reactor Information System der IAEA: „United States of America: Nuclear Power Reactors - Alphabetic“ (englisch)
  10. Das Kernkraftwerk Fort Calhoun-2 im PRIS der IAEA (englisch)

Siehe auch


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