Kermesbeere

Kermesbeere
Kermesbeeren
Amerikanische Kermesbeere (Phytolacca americana) mit hängenden Fruchtständen.

Amerikanische Kermesbeere (Phytolacca americana) mit hängenden Fruchtständen.

Systematik
Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Kermesbeerengewächse (Phytolaccaceae)
Unterfamilie: Phytolaccoideae
Gattung: Kermesbeeren
Wissenschaftlicher Name
Phytolacca
L.
Essbare Kermesbeere (Phytolacca acinosa) mit aufrecht stehenden Fruchtständen.
Essbare Kermesbeere (Phytolacca acinosa): Habitus und Blütenstände.
Amerikanische Kermesbeere (Phytolacca americana) mit hängenden Fruchtständen.
Phytolacca icosandra mit Blüten- und Fruchtständen.
Blütenstand von Phytolacca icosandra.

Die Kermesbeeren (Phytolacca) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Kermesbeerengewächse (Phytolaccaceae). Der deutsche Name stammt vom persischen Wort kermes für "rot". Der botanische Name Phytolacca kommt zum Teil vom griechischen Wort φυτών (phyton) für "Pflanze" und zum anderen vom lateinischen lacca für "Lack" und bezieht sich auf das Aussehen der Beeren.

Keine der Arten ist in Mitteleuropa heimisch, sondern sie zählen zu den Neophyten. Ob eine schädliche Wirkung auf die einheimische Flora vorliegt, ist aber nicht bekannt [1]. In vielen Gärten Süddeutschlands findet man sie inzwischen als "Dauer-Gast".

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Es sind meist ausdauernde krautige Pflanzen, selten Sträucher oder Bäume, die Wuchshöhen von etwa 1 bis 2 Metern erreichen. Der meist aufrechte, selten kletternde, bleistiftförmige, gefurchte oder kantige Stängel ist manchmal rötlich. Nur solange die Stängel jung sind und die Blütenstände sind manchmal behaart, sonst sind die Pflanzenteile unbehaart. Die Wurzeln sind meist dick und fleischig. Die meist gestielten Laubblätter haben eine einfache Blattspreite.

Fünf bis hundert gestielte oder ungestielte Blüten stehen in endständigen oder den Blättern gegenüberstehenden, traubigen, ährigen oder zymösen Blütenständen zusammen. Die meist zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig. Es sind nur fünf Blütenhüllblätter vorhanden; sie sind während der Blütezeit meist grünlich-weiß und vergrößern sich und werden rot während der Fruchtentwicklung. In ein oder zwei Kreisen stehen meist zehn (6 bis 33) Staubblätter; sie sind frei oder an ihrer Basis verwachsen und können aus der Blütenhülle herausragen oder nicht. Es sind 5 bis 16 Fruchtblätter vorhanden; sie sind frei oder verwachsen. Wenn die Fruchtblätter verwachsen sind dann ist der Fruchtknoten fast kugelig. Es sind gleich viele freie, pfriemförmige Griffel wie Fruchtblätter vorhanden.

Als Früchte werden meist fleischige, abgeflachte Beeren, mit meist sechs bis zwölf (selten bis zu 30) Samen, gebildet, die bis zu gleich viele Lappen besitzen wie Fruchtblätter daran beteiligt sind; oder es werden einsamige, achänenähnliche Früchte gebildet. Die schwarzen, glänzenden Samen sind nierenförmig bis zusammengedrückt mit einer harten, zerbrechlichen, unbehaarten Testa.

Nutzung

Für Säugetiere sind sie aufgrund der Triterpensaponine (Phytolaccagenin) und Lectine gering giftig bis giftig. Die Konzentration der giftigen Inhaltsstoffe nimmt wie folgt ab: Wurzel, Blatt, Stamm, Frucht unreif, Frucht reif. In der Homöopathie werden Extrakte aus der Wurzel bei Grippe, Angina und (Gelenk-)Rheumatismus, sowie bei Milchstau oder Mastitis eingesetzt .

Wegen der Giftstoffe müssen nahrungsmitteltaugliche Produkte der Kermesbeeren behandelt oder entsprechend zubereitet werden. Die Beeren enthalten dunkelroten bis schwarzen Farbstoff, der als Nahrungsmittelfarbe verwendet werden kann. Nach verschiedenen Quellen wurde in Frankreich zur Zeit Ludwig XIV. das Nachfärben von Rotwein mit dem Saft von Kermesbeeren mit der Todesstrafe bedroht.

Die nordamerikanischen Indianer verwendeten den Saft zum Einfärben von Korbwaren. Um Wolle fuchsinrot zu färben, wird die mit Alaun oder Weinstein vorgebeizte Wolle in einen mit Essig gesäuerten Extrakt des Farbstoffes getaucht.

Die Blätter haben eine elliptische Form. In Amerika werden junge Blätter der Kermesbeeren (engl. pokeweed) ähnlich wie Spinat zubereitet. Pokeweed wird in den USA auch als polk salad bezeichnet und spielte in der Küche Louisianas früher eine wichtige Rolle. Tony Joe White schrieb darüber den Song Polk Salad Annie, der auch von Elvis Presley gecovert wurde.

Die Sprossen haben spargelähnlichen Geschmack.

Im Jahr 1989 erhielten Aklilu Lemma und Legesse Wolde-Yohannes für ihre profunde Erforschung der Eigenschaften der Endod-Pflanze (Phytolacca dodecandra) als preiswertes Vorbeugungsmittel gegen Bilharziose sowie für ihren Kampf zur Überwindung der Voreingenommenheit der westlichen Medizin gegenüber der Forschung der Dritten Welt den alternativen Nobelpreis.

Systematik und Verbreitung

Die Verbreitung ist fast kosmopolitisch, allerdings sind die meisten Arten ursprünglich in Südamerika heimisch, insgesamt gibt es in der Neuen Welt mehr Arten als in der Alten Welt; nur wenige Arten haben ihre natürliche Heimat in Afrika oder Eurasien. Einige Arten sind weltweit Invasive Pflanzen. Kermesbeeren-Arten (Phytolacca) kommen überwiegend im tropischen bis subtropischen Raum und in Weinbaugebieten vor. Verwilderte Arten sind auf der ganzen Welt zu finden.

Ein Synonym für Phytolacca L. ist Pircunia Bertero ex Ruschenb. [2].

Die Bestimmung der Arten ist schwierig, dies führte zu vielen Synonymen. Es sind etwa 25 bis 35 Phytolacca-Arten bekannt, hier eine Auswahl [2]:

  • Essbare Kermesbeere, Speise-Kermesbeere oder Asiatische Kermesbeere, Amerikanische Kermesbeere (Phytolacca acinosa Roxb. , Syn.: Phytolacca esculenta Van Houtte, P. pekinensis Hance.): Süd- bzw. Mittelamerika, China, Bhutan, Indien, Japan, Korea, Myanmar, Sikkim und Vietnam.
  • Amerikanische Kermesbeere (Phytolacca americana L.): Nordamerika.
  • Phytolacca bogotensis Kunth: Südamerika.
  • Phytolacca clavigera W.W.Sm.: Südostasien.
  • Zweihäusige Kermesbeere oder in Südamerika Ombú (Phytolacca dioica L.): Ein Baum der Wuchshöhen von bis zu 25 m erreicht und in Südamerika beheimatet ist.
  • Phytolacca dodecandra L'Hér.: Äthiopien (siehe: Endod)
  • Phytolacca heteropetala H.Walter: Mexiko.
  • Phytolacca japonica Makino: China und Japan.
  • Phytolacca icosandra L. (Syn: Phytolacca octandra L.): Neotropis und Neuseeland.
  • Phytolacca polyandra Batalin: Es ist die einzige Art, deren Heimat nur China ist: Gansu, Guangxi, Guizhou, Sichuan und Yunnan; in Höhenlagen zwischen 1100 und 3000 Meter.
  • Phytolacca rivinoides Kunth & C.D.Bouché

Quellen

  • Mark A. Nienaber & John W. Thieret: Die Familie der Phytolaccaceae bei der Flora of North America, Volume 4, S. 3: Phytolacca - Online. (engl.)
  • Dequan Lu & Kai Larsen: Die Familie der Phytolaccaceae bei der Flora of China, Volume 5, S. 435: Phytolacca - Online. (engl.)
  • G. J. Harden: Phytolaccaceae in der Flora of New South Wales: Phytolacca - Online.

Einzelnachweise

  1. Kowarik, I. & Starfinger, U. (Hrsg.) 2002: Biologische Invasionen. Herausforderung zum Handeln? NEOBIOTA 1: 5-24
  2. a b Eintrag bei GRIN.

Weblinks


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