Kepos

Kepos
Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung.

Unter Epikureismus versteht man einerseits die Lehre des griechischen Philosophen Epikur (ca. 341 – 270 v. Chr.), andererseits auch die Schultradition seiner Anhänger, der Epikureer, und im weitesten Sinne eine an Epikurs Lehren ausgerichtete Lebenshaltung. Der antike Epikureismus, auch κῆπος (kêpos, “Garten“) genannt, war – neben der Stoa, der Akademie und dem Peripatos – eine der vier großen philosophischen Schulen, die das Geistesleben der nachklassischen Antike maßgeblich bestimmt haben. Der Epikureismus kann in mancher Hinsicht als atheistische Lehre bezeichnet werden, eine Einordnung unter Agnostizismus dürfte ihn aber treffender charakterisieren.

Inhaltsverzeichnis

Epikureismus und Epikur

Obwohl die Schultradition über Epikureismus bis ins dritte nachchristliche Jahrhundert nachreicht, änderten sich seine Lehrinhalte (anders als bei den anderen Philosophenschulen) im Laufe seiner langen Geschichte kaum. Neu gewonnene Erkenntnisse, etwa in der Physik, wurden nicht in die Lehre eingearbeitet, den Epikureern wurde sogar ein gewisser ängstlicher Dogmatismus nachgesagt (ποῦ κεῖται; – „Wo steht es?“ soll die typische Frage der Anhänger Epikurs gewesen sein). Das kann unter anderem auch daran liegen, dass schon Epikur seiner Physik vor allem die Aufgabe zugewiesen hatte, den Menschen klar zu machen, dass jedes scheinbar übernatürliche Phänomen doch auf natürliche Weise erklärt werden könne. Bei angeblichen „Wundern“ begnügte er sich in der Regel damit, mehrere „natürliche“ Erklärungen anzubieten, ohne sich für die „richtige“ zu entscheiden. In der Schrift des Römers Lukrez ("de rerum natura", „Von der Natur der Dinge“) finden sich mehrere Beispiele für ein solches Verfahren. In einer öfter verwendeten allegorischen Deutung der Bezeichnung „Garten“ heißt es, der Erdboden des Gartens stelle die Kanonik Epikurs dar, der Zaun die Physik, die Früchte aber die Ethik. Ein Primat der Ethik findet sich zwar mehr oder weniger bei allen philosophischen Schulen seit der „Sokratischen Wende“ (s. Sokrates), aber dennoch war in den anderen Lehrgebäuden die Physik nicht so dezidiert auf eine Schutz- und Abwehrfunktion reduziert. Epikur strebte nach dem Seelenfrieden (Ataraxía) und der Lust (Hedoné).

Wirkungsgeschichte

Lukrez (99–56 v. Chr.), der den Epikureismus als eine Art Heilslehre verkündete, machte die Lehren Epikurs in Rom heimisch. Der Epikureismus römischer Prägung entwickelte insofern ein eigenes Erscheinungsbild, als seine Anhänger die Lebensregel „Lebe im Verborgenen!“ nicht unbedingt strikt befolgten. Schon bei Lukrez finden sich kritische Äußerungen über die politischen Eliten seiner Zeit, und von einigen politisch aktiven Römern ist überliefert, sie seien vom Epikureismus beeinflusst gewesen (so etwa von Cassius, einem der Hauptverschwörer gegen Caesar). Der Dichter Horaz bezeichnet sich zwar selbst als „Epicuri de grege porcus“ („Schwein aus der Herde Epikurs“, Episteln 1, 4, 16), findet aber später, im Rahmen der augusteischen Erneuerung, zu eher staatstragenden Positionen. Der römische Philosoph Seneca (ca. 4 v. Chr. bis 65 n. Chr.), dessen Philosophie in erster Linie der Stoa verpflichtet ist, zitiert dennoch Epikur oft und kommentiert ihn nicht selten wohlwollend. Einige römische Kaiser, unter anderem Mark Aurel (121–180 n. Chr.), haben die epikureische Schule gefördert. Insgesamt scheint der Epikureismus für Bewohner des Römischen Reiches gerade in Zeiten politischer Krisen besonders attraktiv gewesen zu sein. Ein außergewöhnliches Zeugnis für das Fortleben des Epikureismus im Römischen Reich bis ins dritte nachchristliche Jahrhundert hinein ist die monumentale Inschrift des Diogenes von Oinoanda.

Mit dem Aufkommen des Christentums geriet der Epikureismus zunehmend in Misskredit. Viele frühe Kirchenväter (etwa Eusebius, Origenes) polemisierten heftig gegen die Lehren Epikurs wegen ihres angeblichen Atheismus und zügellosen Hedonismus. Während es Versuche gab, die Lehren der Stoa mit dem Christentum zu harmonisieren, erschien der Epikureismus als völlig unvereinbar mit christlichen Grundpositionen. Spätestens in der Regierungszeit des Kaisers Konstantin (306–337 n. Chr.) war die aktive epikureische Lehrtradition erloschen. Dennoch ist im Mittelalter die Erinnerung an Epikur lebendig geblieben (siehe etwa Carmina Burana, carmen 211). Auch in späteren Zeiten haben sich Autoren und Denker, die für „freie Lebensart“ und Hedonismus eintraten, immer wieder auf Epikur berufen.

Literatur

s. vor allem das Literaturverzeichnis des Artikels "Epikur"; außerdem:

  • Malte Hossenfelder: Antike Glückslehren: Kynismus und Kyrenaismus, Stoa, Epikureismus und Skepsis; Quellen in deutscher Übersetzung mit Einführungen. Stuttgart (Kröner) 1996, ISBN 3-520-42401-0

Weblinks

Übersicht aus "philolex"


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Epicur — Epikur (Louvre) Epikur (griechisch Ἐπίκουρος, Epíkouros; * um 341 v. Chr. auf Samos; † 271 oder 270 v. Chr. in Athen) war ein griechischer Philosoph und Begründer des Epikureismus. Diese im Hellenismus parallel zur …   Deutsch Wikipedia

  • Epikouros — Epikur (Louvre) Epikur (griechisch Ἐπίκουρος, Epíkouros; * um 341 v. Chr. auf Samos; † 271 oder 270 v. Chr. in Athen) war ein griechischer Philosoph und Begründer des Epikureismus. Diese im Hellenismus parallel zur …   Deutsch Wikipedia

  • Epikur — (Louvre) Epikur (griechisch Ἐπίκουρος, Epíkouros; * um 341 v. Chr. auf Samos; † 271 oder 270 v. Chr. in Athen) war ein griechischer Philosoph und Begründer des Epikureismus. Diese im Hellenismus parallel zur Stoa entstandene p …   Deutsch Wikipedia

  • Epikuros — Epikur (Louvre) Epikur (griechisch Ἐπίκουρος, Epíkouros; * um 341 v. Chr. auf Samos; † 271 oder 270 v. Chr. in Athen) war ein griechischer Philosoph und Begründer des Epikureismus. Diese im Hellenismus parallel zur …   Deutsch Wikipedia

  • Epíkouros — Epikur (Louvre) Epikur (griechisch Ἐπίκουρος, Epíkouros; * um 341 v. Chr. auf Samos; † 271 oder 270 v. Chr. in Athen) war ein griechischer Philosoph und Begründer des Epikureismus. Diese im Hellenismus parallel zur …   Deutsch Wikipedia

  • Antike Bibliothek — Celsus Bibliothek in Ephesos Bibliotheken sind in der klassischen Antike seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. bezeugt. Inhaltsverzeichnis 1 Griechenland 1.1 Anfänge …   Deutsch Wikipedia

  • Antike Bibliotheken — Celsus Bibliothek in Ephesos Bibliotheken sind in der klassischen Antike seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. bezeugt. Inhaltsverzeichnis 1 Griechenland …   Deutsch Wikipedia

  • Philosophenschule — Raffael: Die Schule von Athen, Stanza della Segnatura, Vatikan Die vier Philosophenschulen der Antike waren über mehrere Generationen hinweg bestehende Gemeinschaften von Denkern, die sich mit philosophischen Fragen befassten. Sie entstanden im… …   Deutsch Wikipedia

  • Philosophenschulen — Raffael: Die Schule von Athen, Stanza della Segnatura, Vatikan Die vier Philosophenschulen der Antike waren über mehrere Generationen hinweg bestehende Gemeinschaften von Denkern, die sich mit philosophischen Fragen befassten. Sie entstanden im… …   Deutsch Wikipedia

  • De vita beata — ist eine Schrift im Umfang eines antiken Buches aus den Dialogen des römischen Philosophen und Staatsmannes Seneca, die sich mit Reichtum und dem rechten Umgang damit beschäftigt. Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund und Zusammenfassung 2 Inhalt 2.1… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”