- Kennzeichen D (Fernsehen)
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Seriendaten Originaltitel Kennzeichen D Produktionsland Deutschland Originalsprache Deutsch Produktionsjahr(e) 1971–2001 Genre Politmagazin Titellied Ruck Zuck/Waiting Idee Hanns Werner Schwarze u. a. Musik Kraftwerk/Santana Moderation - Klaus-Henning Arfert
- Dietmar Barsig
- Olaf Buhl
- Ernst Elitz
- Thomas Euting
- Thomas Fuhrmann
- Hans-Dieter Jaene
- Joachim Jauer
- Harald Jung
- Johann Michael Möller
- Lea Rosh
- Dirk Sager
- Hanns Werner Schwarze
- Giselher Suhr
- Gustav Trampe
- Ralf Zimmermann von Siefart
Erstausstrahlung 9. September 1971 auf ZDF Kennzeichen D war eine 45-minütige politische Fernsehsendung des ZDF, die erstmals am 9. September 1971 ausgestrahlt wurde. Im Gegensatz zum unmittelbaren Vorgängerformat „drüben“ berichtete sie nicht nur über die DDR, sondern griff Themen aus beiden deutschen Teilstaaten sowie gesamtdeutsche Fragen auf. Sie sollte Interesse und Verständnis für das Leben im jeweils anderen Deutschland wecken und ein möglichst realistisches Bild des Alltags auf beiden Seiten der innerdeutschen Grenze vermitteln.
Inhaltsverzeichnis
Idee und Konzeption
Idee und Konzeption der Sendereihe wurden von Hanns Werner Schwarze entwickelt, der die Folgen von der Erstsendung bis 1982 moderierte und die Redaktion leitete. Er war gleichzeitig Leiter des ZDF-Studios Berlin.[1][2]
„Nachbarn kann nur kritisieren, wer selbstkritisch bei sich anfängt.“
– Hanns Werner Schwarze[3]
In der Premierensendung ließ Schwarze den Kabarettisten Hanns-Dieter Hüsch ein Chanson singen, in dem dieser jedermann recht gibt, zum Schluss einen Telefonhörer abhebt und ein imaginäres Gespräch mit den Worten abschließt: „Jawohl, Herr Intendant, Sie haben auch recht.“
Titel der Sendereihe
Beide deutsche Staaten verwendeten zu Sendebeginn das bisherige Kraftfahrzeug-Nationalitätszeichen „D“ für Deutschland, auch „D-Schild“ genannt, oder Kennzeichen D. Die Deutsche Demokratische Republik führte ab dem 1. Januar 1974 jedoch als Nationalitätskennzeichen „DDR“ ein.
Titelmusik
Beim Start dieser Sendereihe wurde „Ruck Zuck“ von der deutschen Elektronikband Kraftwerk als Titelmusik gewählt. Insbesondere der stakkatoartige elektronische Klang der Musik und der mechanisierte Druckherstellungsprozess von Nationalitätskennzeichenaufklebern ergaben einen für die damalige Zeit eindrucksvollen Vor-/Abspann. Im weiteren Verlauf der Sendereihe wurde im Prozess von Relauncharbeiten Waiting der Band Santana als Titelmusik ausgewählt.
Politisches Umfeld
Die Sendereihe startete parallel zur von Bundeskanzler Willy Brandt propagierten Entspannungspolitik bzw. neuen Ostpolitik und unterstützte diese, während der mediale Gegenpart ZDF-Magazin mit Gerhard Löwenthal diese im eigenen Haus konterkarierte.[4][5][6]
Kritik
„Kennzeichen D“ gelang es, von scheinbar unvereinbaren politischen Richtungen wie der SED und der CDU/CSU gleichermaßen scharf kritisiert zu werden.
Der DDR-Staatsratsvorsitzende Erich Honecker bezeichnete die Sendereihe als „Pflichtlektüre für jeden DDR-Bürger, damit man weiß, was der Klassenfeind denkt.“ Wilfried Scharnagl (CSU) sagte in seiner Funktion als Mitglied des ZDF-Fernsehrates im Jahr 2000: „Ich bewundere die mit aller Konsequenz durchgehaltene politische Einseitigkeit des Magazins, das politisch links orientierte Zuschauer noch nie enttäuscht hat.“ Die der CSU nahestehende Zeitung Bayernkurier bezeichnete die Sendereihe „Kennzeichen D“ diffamierend als „Kennzeichen DDR“. Die Bevölkerung der DDR ließ „Kennzeichen D“ hingegen selten aus, die Einschaltquote von 38 Prozent übertraf sogar Wim Thoelkes Fernseh-Unterhaltungssendung „Der große Preis“ bei weitem, während die besonders westkritische DDR-Fernsehsendung Der Schwarze Kanal von und mit Karl-Eduard von Schnitzler sehr weit abgeschlagen auf den Plätzen landete.
Premiere
„Kennzeichen D“ war das erste westdeutsche Fernsehformat, das eine Ausgabe live aus der DDR sendete. Im Jahr 1987 wurde aus dem Ost-Berliner Palast der Republik gesendet, während sich Erich Honecker zum Staatsbesuch in Bonn aufhielt.
Highlights (Auswahl)
In die Schlagzeilen geriet die Sendung vor allem durch die erfolgreiche Suche nach dem untergetauchten Nazi-Verbrecher Kurt Lischka, den Besuch des ausgebürgerten Wolf Biermann am Sterbebett Robert Havemanns in Ost-Berlin, nach der Wende 1992 durch eine Reportage aus einem Wohnheim für Vietnamesen in Rostock-Lichtenhagen, während es von rechtsradikalen Jugendlichen angegriffen wurde.
Moderatoren
Nach Gründer Hanns Werner Schwarze (1971–1982) war Joachim Jauer Leiter und Moderator der Sendung (1982–1984). Nach ihm übernahm Dirk Sager (1984–1990), der wiederum von Joachim Jauer abgelöst wurde (1990–1995). Auf diesen folgte Olaf Buhl (1995–2001). Zu den weiteren Moderatoren zählten Klaus-Henning Arfert, Dietmar Barsig, Ernst Elitz, Thomas Euting, Thomas Fuhrmann, Hans-Dieter Jaene, Harald Jung, Johann Michael Möller, Lea Rosh, Giselher Suhr, Gustav Trampe und Ralf Zimmermann von Siefart.
Trotz erheblichen Protests der Redaktion und von Prominenten wie zum Beispiel Bundestagspräsident Wolfgang Thierse wurde „Kennzeichen D“ letztmalig am 14. März 2001 ausgestrahlt.
Auszeichnungen für die Redaktion
- 1977 Deutscher Kritikerpreis
- 1978 Gustav-Heinemann-Bürgerpreis für Verdienste um Freiheit und Gerechtigkeit
- 1983 Jakob-Kaiser-Preis für ausgezeichnete Fernsehsendungen und -reportagen
- 1992 Carl-von-Ossietzky-Medaille für den Einsatz um die Verwirklichung der Menschenrechte
- 1999 Goldene Kamera für Glaubwürdigkeit im Fernsehen
Weblinks
- Kennzeichen D in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Einzelnachweise
- ↑ Auch recht. In: Der Spiegel. Nr. 37, 1971 (online).
- ↑ Fernsehen: Der letzte Giftzahn des ZDF. In: Der Spiegel. Nr. 1, 1980 (online).
- ↑ Fernsehlexikon.de
- ↑ Joachim-Felix Leonhard, Hans-Werner Ludwig, Dietrich Schwarze u. a.: Medienwissenschaft. Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen. de Gruyter 2002, ISBN 3-11-016676-3, S. 2292/2293
- ↑ Frech, unterkühlt, gesamtdeutsch. In: Die Zeit, Nr. 39/1973
- ↑ Kreuzpeinlich. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1980 (online).
Kategorien:- Fernsehsendung (Deutschland)
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