Kennzeichen D (Fernsehen)

Kennzeichen D (Fernsehen)
Seriendaten
Originaltitel Kennzeichen D
D international vehicle registration oval.svg
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Produktionsjahr(e) 1971–2001
Genre Politmagazin
Titellied Ruck Zuck/Waiting
Idee Hanns Werner Schwarze u. a.
Musik Kraftwerk/Santana
Moderation
Erstausstrahlung 9. September 1971 auf ZDF

Kennzeichen D war eine 45-minütige politische Fernsehsendung des ZDF, die erstmals am 9. September 1971 ausgestrahlt wurde. Im Gegensatz zum unmittelbaren Vorgängerformat „drüben“ berichtete sie nicht nur über die DDR, sondern griff Themen aus beiden deutschen Teilstaaten sowie gesamtdeutsche Fragen auf. Sie sollte Interesse und Verständnis für das Leben im jeweils anderen Deutschland wecken und ein möglichst realistisches Bild des Alltags auf beiden Seiten der innerdeutschen Grenze vermitteln.

Inhaltsverzeichnis

Idee und Konzeption

Idee und Konzeption der Sendereihe wurden von Hanns Werner Schwarze entwickelt, der die Folgen von der Erstsendung bis 1982 moderierte und die Redaktion leitete. Er war gleichzeitig Leiter des ZDF-Studios Berlin.[1][2]

„Nachbarn kann nur kritisieren, wer selbstkritisch bei sich anfängt.“

Hanns Werner Schwarze[3]

In der Premierensendung ließ Schwarze den Kabarettisten Hanns-Dieter Hüsch ein Chanson singen, in dem dieser jedermann recht gibt, zum Schluss einen Telefonhörer abhebt und ein imaginäres Gespräch mit den Worten abschließt: „Jawohl, Herr Intendant, Sie haben auch recht.“

Titel der Sendereihe

Beide deutsche Staaten verwendeten zu Sendebeginn das bisherige Kraftfahrzeug-Nationalitätszeichen „D“ für Deutschland, auch „D-Schild“ genannt, oder Kennzeichen D. Die Deutsche Demokratische Republik führte ab dem 1. Januar 1974 jedoch als Nationalitätskennzeichen „DDR“ ein.

Titelmusik

Beim Start dieser Sendereihe wurde „Ruck Zuck“ von der deutschen Elektronikband Kraftwerk als Titelmusik gewählt. Insbesondere der stakkatoartige elektronische Klang der Musik und der mechanisierte Druckherstellungsprozess von Nationalitätskennzeichenaufklebern ergaben einen für die damalige Zeit eindrucksvollen Vor-/Abspann. Im weiteren Verlauf der Sendereihe wurde im Prozess von Relauncharbeiten Waiting der Band Santana als Titelmusik ausgewählt.

Politisches Umfeld

Die Sendereihe startete parallel zur von Bundeskanzler Willy Brandt propagierten Entspannungspolitik bzw. neuen Ostpolitik und unterstützte diese, während der mediale Gegenpart ZDF-Magazin mit Gerhard Löwenthal diese im eigenen Haus konterkarierte.[4][5][6]

Kritik

„Kennzeichen D“ gelang es, von scheinbar unvereinbaren politischen Richtungen wie der SED und der CDU/CSU gleichermaßen scharf kritisiert zu werden.

Der DDR-Staatsratsvorsitzende Erich Honecker bezeichnete die Sendereihe als „Pflichtlektüre für jeden DDR-Bürger, damit man weiß, was der Klassenfeind denkt.“ Wilfried Scharnagl (CSU) sagte in seiner Funktion als Mitglied des ZDF-Fernsehrates im Jahr 2000: „Ich bewundere die mit aller Konsequenz durchgehaltene politische Einseitigkeit des Magazins, das politisch links orientierte Zuschauer noch nie enttäuscht hat.“ Die der CSU nahestehende Zeitung Bayernkurier bezeichnete die Sendereihe „Kennzeichen D“ diffamierend als „Kennzeichen DDR“. Die Bevölkerung der DDR ließ „Kennzeichen D“ hingegen selten aus, die Einschaltquote von 38 Prozent übertraf sogar Wim Thoelkes Fernseh-Unterhaltungssendung „Der große Preis“ bei weitem, während die besonders westkritische DDR-Fernsehsendung Der Schwarze Kanal von und mit Karl-Eduard von Schnitzler sehr weit abgeschlagen auf den Plätzen landete.

Premiere

„Kennzeichen D“ war das erste westdeutsche Fernsehformat, das eine Ausgabe live aus der DDR sendete. Im Jahr 1987 wurde aus dem Ost-Berliner Palast der Republik gesendet, während sich Erich Honecker zum Staatsbesuch in Bonn aufhielt.

Highlights (Auswahl)

In die Schlagzeilen geriet die Sendung vor allem durch die erfolgreiche Suche nach dem untergetauchten Nazi-Verbrecher Kurt Lischka, den Besuch des ausgebürgerten Wolf Biermann am Sterbebett Robert Havemanns in Ost-Berlin, nach der Wende 1992 durch eine Reportage aus einem Wohnheim für Vietnamesen in Rostock-Lichtenhagen, während es von rechtsradikalen Jugendlichen angegriffen wurde.

Moderatoren

Nach Gründer Hanns Werner Schwarze (1971–1982) war Joachim Jauer Leiter und Moderator der Sendung (1982–1984). Nach ihm übernahm Dirk Sager (1984–1990), der wiederum von Joachim Jauer abgelöst wurde (1990–1995). Auf diesen folgte Olaf Buhl (1995–2001). Zu den weiteren Moderatoren zählten Klaus-Henning Arfert, Dietmar Barsig, Ernst Elitz, Thomas Euting, Thomas Fuhrmann, Hans-Dieter Jaene, Harald Jung, Johann Michael Möller, Lea Rosh, Giselher Suhr, Gustav Trampe und Ralf Zimmermann von Siefart.

Trotz erheblichen Protests der Redaktion und von Prominenten wie zum Beispiel Bundestagspräsident Wolfgang Thierse wurde „Kennzeichen D“ letztmalig am 14. März 2001 ausgestrahlt.

Auszeichnungen für die Redaktion

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Auch recht. In: Der Spiegel. Nr. 37, 1971 (online).
  2. Fernsehen: Der letzte Giftzahn des ZDF. In: Der Spiegel. Nr. 1, 1980 (online).
  3. Fernsehlexikon.de
  4. Joachim-Felix Leonhard, Hans-Werner Ludwig, Dietrich Schwarze u. a.: Medienwissenschaft. Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen. de Gruyter 2002, ISBN 3-11-016676-3, S. 2292/2293
  5. Frech, unterkühlt, gesamtdeutsch. In: Die Zeit, Nr. 39/1973
  6. Kreuzpeinlich. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1980 (online).

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