Kemfert

Kemfert

Claudia Kemfert (* 17. Dezember 1968 in Delmenhorst), ist und Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und Professorin für Umweltökonomie an der Humboldt Universität in Berlin. Sie ist Wirtschaftsexpertin auf den Gebieten Energieforschung und Klimaschutz.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Seit April 2004 leitet Kemfert die Abteilung "Energie, Verkehr, Umwelt" am Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Zudem hat sie die Professur für Umweltökonomie an der Humboldt-Universität Berlin inne. Zwischen 1988 und 1994 studierte Kemfert Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Bielefeld und Oldenburg. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Stanford University schloss sie 1998 in Oldenburg ihre Promotion ab. 1999 übernahm sie die Leitung einer Forscher-Nachwuchsgruppe an der Universität Stuttgart. Im Rahmen eines Forschungsaufenthalts war sie an der Fondazione Eni Enrico Mattei (FEEM) in Mailand (1998). Von Januar 1999 bis April 2000 leitete sie die Forscher-Nachwuchsgruppe am Institut für rationelle Energieanwendung der Universität Stuttgart [1]. Als Gastprofessorin lehrte sie an den Universitäten von St. Petersburg (2003/04), Moskau (2000/01) und Siena (1998, 2002/03). Von 2000 bis 2004 hatte Kemfert eine Stelle als Junior-Professorin inne und leitete eine Forscher-Nachwuchsgruppe an der Universität Oldenburg. Sie war die erste Junior-Professorin Deutschlands, die auf eine ordentliche Professur berufen wurde [2]. Kemfert ist Beraterin von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso im Rahmen der High Level Group on Energy and Climate [3], welche den EU Präsidenten während seiner gesamten Amtszeit berät. Sie ist Gutachterin des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Im Jahr 2006 zeichnete sie die Deutsche Forschungsgemeinschaft als Spitzenforscherin aus („Elf der Wissenschaft“). Kemfert ist Mitglied der Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen [4], und des Nachhaltigkeitsbeirat Baden-Württemberg [5]und des Nachhaltigkeitsbeirat Brandenburg. [6] Ferner ist sie Mitglied des Wissenschaftlichen Beirat des Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) [7] und des Energieinstitutes der Universität Linz des EUREF Instituts [8]. Sie ist Jurorin des Preises “Ökoglobe” [9] und “365 Orte im Land der Ideen” unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Köhler [10]. Sie ist eine gefragte Expertin für Wissenschaft, Wirtschaft und Medien [11] . Kemfert ist verheiratet und lebt in Berlin und Oldenburg.[12].

Forschung

Die Forschungsschwerpunkte von Claudia Kemfert konzentrieren sich im Kern auf die Bewertung von ökonomischen Effekten der Klima-, Energie- und Verkehrspolitik. Kemfert hat zahlreiche quantitative Modelle erstellt, anhand derer sie die ökonomischen Folgen von Energie- und Klimaschutzpolitik bewertet. Diese werden im Rahmen international hochrangiger Modellnetzwerke wie dem Energy Modelling Forum (EMF) [13] bewertet. Claudia Kemfert veröffentlicht ihre Forschungsergebnisse in international renommierten Fachzeitschriften und Journalen [14] sowie in Tagesmedien. Sie ist Gutachterin etlicher wissenschaftlicher Fachzeitschriften. Sie hat im Herbst 2008 ein Buch mit dem Titel „Die andere Klima-Zukunft - Innovation statt Depression“ veröffentlicht [15], in dem sie allgemeinverständlich die Kosten und Nutzen des Klimaschutzes erklärt [16].


Positionen

Kemfert bewertet seit über zehn Jahren die volkswirtschaftlichen Kosten des Klimawandel und des Klimaschutz, [17] . Schon vor dem Stern-Report hat sie am DIW die volkswirtschaftlichen Kosten des Klimawandels berechnet. Die volkswirtschaftlichen Schäden des Klimawandels können deutlich über den Kosten des Klimaschutzes liegen [18]. Die Aufgabe der Politik bestehe laut Kemfert darin, zum einen eine globale Klimaschutzpolitik auf den Weg zu bringen und zum anderen sich besser an den Klimawandel anzupassen. Da der Klimawandel kaum noch aufzuhalten sei, müssen geeignete Anpassungsstrategien, wie ein verbesserter Deichbau, Küstenzonenmanagement und Hitzwarnsysteme entwickelt werden und zum Einsatz kommen [19] und [20] .Klimaschutzinstrumente sollen nach Kemfert bezahlbar sein. Ein wirkungsvolles Instrument ist der Emissionsrechtehandel, welcher 2005 in Europa eingeführt wurde [21] . Kemfert plädiert jedoch seit der Einführung für eine Verbesserung des Systems: neben einer Versteigerung der Emissionsrechte sollen vor allem nicht die EU Staaten selbst die Emissionsminderungsziele definieren, diesen müssten laut Kemfert direkt von der EU vorgegeben werden [22]. Kemfert hat frühzeitig auf die volkswirtschaftlichen Gefahren der Oligopolisierung des Europäischen Strommarktes hingewiesen. Durch zu wenig Wettbewerb auf dem Europäischen Strommarkt schöpfen wenige Unternehmen Monopolrenten ab [23]. Sie hat anhand ihrer Forschungsergebnisse zudem festgestellt, dass zu hohe Gaspreise eine mögliche Konsequenz eines Gas-Anbieterkartell sein können und volkswirtschaftlich schädliche Konsequenzen haben. Außerdem führt die zunehmende Ölknappheit zu weiter steigenden Preisen, welches negative volkswirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen [24]. Außerdem warnt sie seit Jahren vor der allzu großen Abhängigkeit von fossile Energie: Sie sieht die Ressourcenknappheit und den Klimawandel als die größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts an. Kemfert sieht als Ausweg den Umbau des Energiesystems: durch eine sichere, CO2-freie und bezahlbare Energieversorgung können Energieknappheit und Klimaschutz gleichermaßen erfüllt werden [25]. Sie fordert seit 2006 die Einführung eines Energieminsteriums in Deutschland [26].

Publikationen (Auswahl)

  • Kemfert, C., Holz, F., Hirschhausen, C. (2008): A Strategic Model of European Gas Supply. In : Energy Economics, Vol. 30/3, S. 766-788
  • Kemfert, C. (2007): Versteigern statt Verschenken!: Warum es sinnvoll ist, eine vollständige Versteigerung der Emissionsrechte anzustreben. In: Zeitschrift für angewandte Umweltforschung 18 (2007), 1, S. 9-17
  • Kemfert, C. (2007): Ein Zehn-Punkte-Plan für eine nachhaltige Energiepolitik in Deutschland. In: Gaia 16, 1, S. 16-21
  • Kemfert, C. (2007): The European Electricity and climate policy - complement or substitute? In: Environment and Planning / C 25 (2007), 1, S. 115-130
  • Kemfert, C., Müller, F. (Eds.) (2007): Die Energiepolitik zwischen Wettbewerbsfähigkeit, Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit - Chancen und Perspektiven für die Energieversorgung. Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung 76, 1
  • Kemfert, C. (2007): Die Kosten des Klimawandels: Der Mensch heizt die Erde auf - was muss er dafür bezahlen? In: Internationale Politik, Februar, S. 38-45
  • Kemfert, C., Truong, P.T., Brucker, T. (2006): Economic Impact Assessment of Climate Change: A Multi-Gas Investigation. In: The Energy Journal, Multi-Greenhouse Gas Mitigation and Climate Policy, Special Issue 3, S. 441-460
  • Kemfert, C. (2005): Induced Technological Change in a Multi-Regional, Multi-Sectoral, Integrated Assessment Model (WIAGEM): Impact Assessment of Climate Policy Strategies. In: Special Issue of Ecological Economics, ,Vol. 54/2-3 S. 293-305
  • Kemfert, C. (2004): International Climate Coalitions and trade - Assessment of co-operation incentives by issue linkage. In: Energy Policy, Vol. 32, Iss. 4, S. 455-465
  • Kemfert, C. (2002): Global Economic Implications of alternative Climate Policy Strategies. In: Environmental Science and Policy, Vol. 5, Iss. 5, S. 367-384.

Video

Video Claudia Kemfert


Weblinks

Einzelnachweise

IPCC Webseite http://www.ipcc.ch

Energy Modelling Forum http://www.stanford.edu/group/EMF

Murmann Verlag http://www. http://www.murmann-verlag.de]


  1. Vgl. DIW Webseite: Prof. Dr. Claudia Kemfert.
  2. Vgl. DIW Webseite.
  3. Vgl. Mitteilung der EU Kommission.
  4. Vgl. WKN.
  5. Vgl. http://www.nachhaltigkeitsbeirat-bw.de/].
  6. Vgl. Mitglieder des Beirats.
  7. Vgl. WIFO Webseite .
  8. Vgl. EUREF Webseite.
  9. Vgl. Öko Globe.
  10. Vgl. 365 Orte im Land der Ideen.
  11. Vgl. Carsten Germis: die Öko- Professorin, in FAZ 25.11.2007 und Phillip Krohn: die 30 Sekunden Problemlöser , In FAZ, 30.11.2008.
  12. Vgl. DIW Berlin: Mitarbeiter/innen, Prof. Dr. Claudia Kemfert.
  13. Vgl. EMF Webseite.
  14. Vgl. Biografie von Claudia Kemfert.
  15. Vgl. Murmann Verlag: Autoren.
  16. Vgl. Simone Humml: Innovation statt Depression, Berliner Literaturkritik, 24.11.2008.
  17. Vgl. Claudia Kemfert : Rette das Klima, wer kann, in Tagesspiegel, 12.04.2009.
  18. Vgl. Claudia Kemfert Klimawandel kostet die deutsche Volkswirtschaft Milliarden. In: Wochenbericht 74/2007, 11, S. 165-169.
  19. Vgl. [ Vgl. http://www.dievolkswirtschaft.ch/de/editions/200709/Kemfert.html Claudia Kemfert Die Kosten des Klimawandels sind höher als die Kosten des Klimaschutzes, in: Die Volkswirtschaft 80 (2007), 9, S. 28-29 ].
  20. Vgl.[www.internationalepolitik.de/midcom-serveattachmentguid-1dd57f10b971c0a57f111dd8056a3fa533c6c4f6c4f/register_2007.pdf Claudia Kemfert Die Kosten des Klimawandels: Der Mensch heizt die Erde auf - was muss er dafür bezahlen? In: Internationale Politik, Februar, S. 38-45].
  21. Vgl. Kemfert und Diekmann, J.: Europäischer Emissionshandel: auf dem Weg zu einem effizienten Klimaschutz. In: Wochenbericht 73/2006, 46, S. 661-669.
  22. Vgl. [ Claudia Kemfert: Versteigern statt Verschenken! Warum es sinnvoll ist, eine vollständige Versteigerung der Emissionsrechte anzustreben. In: Zeitschrift für angewandte Umweltforschung 18/2007, 1, S. 9-17. ].
  23. Vgl. [Claudia Kemfert : Der Strommarkt in Europa zwischen Liberalisierung und Klimaschutz- Herausforderungen für die zukünftige deutsche Energieversorgung. In: Zeitschrift für Umweltpolitik und Umweltrecht, 2/2005, S. 243-258. ].
  24. Vgl. [Claudia Kemfert: Ist es noch zeitgemäß, dass der Gaspreis an den Ölpreis gekoppelt ist? In: DieGesellschafter.de - In was für einer Gesellschaft wollen wir leben? (2008), S. 8.].
  25. Vgl.[Claudia Kemfert : Die Energieversorgung muss sicher, CO2-frei und bezahlbar sein: Deutschland braucht ein Energieministerium. Claudia Kemfert In: Zeitschrift für Wirtschaftspolitik 57 (2008), 2, S. 193-203 ]
  26. Vgl.[Claudia Kemfert: Deutschland braucht ein Energieministerium. In: Süddeutsche Zeitung (04.07.2006), S. 18 ]

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