Keiji Nakazawa

Keiji Nakazawa

Keiji Nakazawa (jap. 中沢 啓治 Nakazawa Keiji; * 14. März 1939 in Hiroshima, Japan) ist ein japanischer Manga-Zeichner. Er überlebte als kleiner Junge den Atombombenabwurf auf seine Heimatstadt Hiroshima, nur etwas mehr als einen Kilometer vom Hypozentrum entfernt. Zwei Jahrzehnte später zeichnete Keiji Nakazawa seine Erinnerungen in dem Manga „Barfuß durch Hiroshima“ - es begründete das Genre des pāsonaru komikku, des auf einer persönlichen Geschichte beruhenden Manga, wurde zum Klassiker und zu einem wichtigen Erinnerungsbuch in Japan. Keiji Nakazawa ist in Japan einer der bekanntesten Atomkraftgegner.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nakazawa wurde 1939 als viertes von sechs Kindern in Hiroshima geboren. Sein Vater, ein jüngerer Bruder und eine ältere Schwester starben unmittelbar bei dem Atombombenabwurf. Er selbst leidet seitdem an Diabetes mellitus und wird von den japanischen Behörden als Hibakusha (Atombombenopfer) Nr. 0019760 geführt.[1]

Sein Talent für das Zeichnen entdeckte Nakazawa schon früh, da sein Vater Maler war. Besonders Osamu Tezukas Manga Shin Takarajima beeinflusste seinen Zeichenstil und seine Erzählweise. Da seine Familie kein Geld für die Highschool besaß, machte er eine Lehre als Schildermaler. Im Alter von 22 Jahren zog der inzwischen auch an Leukämie erkrankte Nakazawa nach Tokio und begann seine Karriere als Manga-Zeichner. Dort veröffentlichte er mehrere kürzere Serien für verschiedene Manga-Magazine. Diese frühen Werke handelten zum Beispiel von Sport, Samurai oder Science-Fiction, erreichten aber nicht die Ernsthaftigkeit seiner späteren Arbeiten.

Als 1966 seine Mutter an den Spätfolgen des Bombenabwurfs starb, begann er, sich Gedanken über den Krieg und den Atombombenabwurf zu machen. Kurze Zeit später erschien sein erster Manga Kuroi Ame ni Utarete, der sich mit der Hiroshima-Thematik auseinandersetzte. Da die Geschichte seine Redakteure ansprach, zeichnete er weitere Comics auf Basis des Atombombenabwurfes, musste sie zunächst allerdings in Magazinen für Erwachsene mit geringen Auflagen veröffentlichen, da die großen Verlage die Thematik der Geschichte fürchteten.

Mit Shueisha fand er schließlich einen größeren Verlag, bei dem er seine Werke veröffentlichen konnte. Als Ore wa Mita, sein erster von autobiographischen Erlebnissen beeinflusster Manga, erfolgreich im Monthly Shōnen Jump-Magazin erschien, bekam er die Möglichkeit, einen längeren Manga für das meistverkaufte Manga-Magazin Shōnen Jump zu zeichnen. Barfuß durch Hiroshima erschien von 1973 bis 1974 in Shōnen Jump, wechselte danach allerdings zu deutlich weniger bekannten Magazinen. Barfuß durch Hiroshima endete 1985 und wurde als zwei Anime-Filme umgesetzt. Auch außerhalb Japans erschienen Teile der Serie, so 1978 in den USA und 1982 in Deutschland, wo sie jeweils auch die ersten jemals veröffentlichten Manga waren.

1996 besuchte er die Geisterstadt Tschernobyl - zehn Jahre nach der Katastrophe. Er besuchte das Kernkraftwerk Tschernobyl, drang bis zum Block 4 und maß mit einem Geigerzähler die Radioaktivität. Das Messgerät reagierte bis zum Anschlag.

Zum 60. Jahrestag des Atombombenabwurfes veröffentlichte der Carlsen Verlag von 2004 bis 2005 vier der acht Bände von Barfuß durch Hiroshima auf Deutsch. 2005 reiste Nakazawa nach Deutschland, um bei einer Ausstellung in Hannover zum Jahrestag des Atombombenabwurfes einige Werke zu präsentieren.

Im September 2009 gab Nakazawa bekannt, das Zeichnen aufgegeben zu haben, da sein Sehvermögen aufgrund einer Diabetes-bedingten Netzhautschädigung des linken Auges und rechtsseitigem Grauem Star mittlerweile zu sehr eingeschränkt sei.[2]

Das Hiroshima Peace Memorial Museum veranstelltet von 4. Februar – 11. Juli 2011 die Ausstellung „War through the Eyes of Children ― With the Help of Barefoot Gen“.[3]

Während der Nuklearkatastrophe von Fukushima sagte er: „Die Kraftwerke müssen abgeschaltet werden, jetzt ist offenkundig, dass sie nicht sicher sind, wie uns die Regierung immer glauben machen wollte.“[4]

Werke

  • Spark One (スパーク1), 1963
  • Uchu Jirafu
  • Ohayō (おはよう)
  • Okinawa (オキナワ)
  • Kuroi Ame ni Utarete (黒い雨にうたれて)
  • Aru Hi Totsuzen ni
  • Aru Koi no Monogatari (ある恋の物語)
  • Okonomi Hachi-chan (お好み八ちゃん)
  • Shigoto no Uta
  • Ore wa Mita (おれは見た), 1972
  • Barfuß durch Hiroshima (はだしのゲン Hadashi no Gen), 1973–1985
  • Yakyū Baka (野球バカ)
  • Geki no Kawa (ゲキの河)

Auszeichnungen

  • 2004 Prix Tournesol, der seit 1997 auf dem internationalen Comicsalon in Angoulême für Werke vergeben wird, die sich u.a. besonders sensibel mit Werten der sozialen Gerechtigkeit auseinandersetzen.

Quellen

  1. Die Hiroshima-Katastrophe in japanischen Comics, SPIEGEL 6/1982, S. 163
  2. Barefoot Gen's Nakazawa Drops Sequel Due to Cataract, Anime News Network vom 15. September 2009
  3. http://www.pcf.city.hiroshima.jp/hpcf/english/information/H23kikakuten/index.html
  4. [Nora Reinhardt: Das Wiehern der Pferde. Der Spiegel Nr. 13/28. März 2011. Seite 132]

Literatur

  • Stefan Semel: Keiji Nakazawa; in: Reddition Nr. 44, Barmstedt 2006, S. 46–51

Weblinks


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