Kautschukboom

Kautschukboom

Der Kautschukboom bezeichnet die Zeit zwischen Ende des 19. Jahrhunderts und 1910, in der die Stadt Manaus in Brasilien durch die Produktion von Kautschuk weltweit bekannt und reich wurde. Um 1890 wurde aus dem kleinen Dorf Manaus eine Großstadt mit breiten Straßen, einer elektrischen Straßenbahn und elektrischen Straßenlampen. Der Kautschukboom traf auch die damalige Kolonie Kongo des Königs Leopold II. von Belgien, der zur Ausbeutung dieser Ressource solch grausame Exzesse zuließ, dass sie als so genanntes „Kongogräuel“ 1908 international für Aufsehen und Empörung sorgten und Leopold zur Übergabe des Kongo an den belgischen Staat gezwungen wurde. Zuvor war die Kolonie seit der Kongokonferenz 1884/85 sein Privatbesitz gewesen.

Die Entdeckung der Vulkanisierung durch Charles Goodyear führte nach 1839 zu einem enormen Wachstum der Nachfrage von Kautschuk. Bald war Kautschuk ein wichtiger Rohstoff von vielen Produkten der Industrialisierung.

Der Kautschukboom wurde gerade durch die extravagante Lebensart der Kautschukbarone geprägt. Das Bild, eine Zigarre mit Geldscheinen anzuzünden, wurde dadurch bekannt. Waldemar Scholz eignete sich einen Löwen, ein Motorboot und eine Yacht an. Ein weiterer Baron ließ einen Palast für seine Pferde bauen, der so imposant wurde, dass er selbst einzog. In Manaus lebten in der Boomzeit bis zu fünf Prozent Ausländer.

Den Höhepunkt der Extravaganz stellte der Bau des Teatro Amazonas in Manaus dar. Als großes Opernhaus mitten in Amazonien besteht es zu einem Großteil aus importierten Baumitteln, unter anderem italienischem Marmor. Dieser Bau kostete etwa zwei Millionen Dollar, eine für damalige Verhältnisse enorme Summe.

Der Kautschukboom endete zwanzig Jahre nachdem 1876 Henry Wickham von Joseph Hoocker beauftragt wurde, Samen des Kautschukbaums zu sammeln. Henry Wickham schaffte es, über 70.000 Samen zu sammeln, aus denen über 2.000 kleine Bäume in Gewächshäusern in London heranwuchsen und zuerst nach Malaysia verschifft wurden. Die lange Überfahrt schafften lediglich 8 Kautschukpflanzen, die bis heute den Grundstock für sämtliche Kautschukplantagen in Südostasien bilden. 1910 fing der Preis des Kautschuks an zu sinken, was unter den Kautschukbaronen Panik auslöste. Asien hatte die bis dahin bestehende Monopolstellung Brasiliens aufgebrochen und beendete dadurch den Kautschukboom.

Heute sind für die meisten Zwecke, für die anfangs Naturkautschuk verwendet wurde, synthetische Materialien verfügbar. Allerdings werden insbesondere Seitenwände von Autoreifen und Flugzeugreifen aus Naturkautschuk hergestellt, da dort enorme Kräfte wirken, denen die Synthetikgummi nicht genügend Widerstand entgegensetzen. Die Laufflächen hingegen sind Abriebsflächen und werden von gängigen Herstellern aus Synthetikgummi aufvulkanisiert.

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