Kathedrale Notre-Dame-de-Chartres

Kathedrale Notre-Dame-de-Chartres
Kathedrale Notre-Dame de Chartres
Der Grundriss von Chartres

Die Kathedrale Notre-Dame-de-Chartres [nɔtʀə ˈdam də ˈʃaʀtʀə] in Chartres ist das "Urbild" der hochgotischen Kathedrale, entstanden an einem Ort, an dem schon in vorchristlicher Zeit die „Virgo Paritura“ (lat.: "Jungfrau, die gebären wird") verehrt worden war. Die Kathedrale ist der Sitz des römisch-katholischen Bischofs von Chartres.

Im Jahr 876 weihte Karl der Kahle dort eine Kirche und übergab dem Sanktuarium eine heilige Reliquie, die Tunika, die die Jungfrau Maria bei der Überbringung der Nachricht von Jesu Geburt durch den Erzengel Gabriel getragen haben soll. Heute ist in der Kathedrale ein ungefähr 30 x 30 cm großes Tuch dieser Tunika zu besichtigen.

Der heutige gotische Neubau begann kurz nach 1194 und dauerte bis 1260 (offizielle Weihe am 24. Oktober 1260). Der Bau ist über 130 Meter lang und 64 Meter breit.

Im Jahr 1908 wurde die Kirche zur Basilica minor erhoben, 1979 wurde die Kathedrale in das Register des Kulturerbes der Welt der UNESCO aufgenommen.

Inhaltsverzeichnis

Die Konkurrenz zwischen Chartres und Bourges

Es hat zu Beginn der klassischen Phase in der Entwicklung der gotischen Architektur zwei grundlegend verschiedene Ansätze gegeben, von denen sich scheinbar nur einer durchgesetzt hat und der wesentlich bekannter geworden ist, und zwar der von Chartres ab ca. 1194. Fast im gleichen Jahr – 1195/96 – aber wurde auch der Grundstein für die Kathedrale von Bourges gelegt, die ein anderes Konstruktionsprinzip – vor allem des Innenraumes – entwickelt hat. Der Stil von Bourges wird häufig in einer Außenseiterrolle gesehen. Trotzdem sind einige Fachautoren der Ansicht, dass in Bourges der gotische Gedanke konsequenter durchgeführt worden ist und dass er sich auch, wenn auch nicht so direkt ersichtlich, durchgesetzt hat. Früher galt Chartres als die „klassische“ gotische Kathedrale, ihre Bedeutung ist in der gegenwärtigen Forschung aber zurückgegangen.

Viele Kathedralen heißen „Notre Dame“ und daher werden sie in der Kunstgeschichte nach ihrem Stadtnamen gekennzeichnet. Nur eine Kathedrale heißt gewohnheitsgemäß schlicht „Notre-Dame“, das ist die von Paris. Die Marienverehrung, aus dem sich der Name Notre-Dame herleitet, hatte sich im hohen Mittelalter sehr verbreitet und Chartres war eines seiner bedeutendsten Zentren – und hier steht auch die wohl berühmteste gotische Kathedrale überhaupt.

Chartres ist tatsächlich in mehrerlei Hinsicht einmalig. Die Kirche wirkt in der immer noch relativ kleinen Stadt absolut dominierend, ist in der flachen Landschaft schon von weitem zu erkennen und vermittelt somit selbst heute noch ungefähr den Eindruck, den sie seit dem 13. Jahrhundert auf die Zeitgenossen ausübte, als solch ein Bauwerk wie ein überirdisch-göttliches Symbol in der profanen Umwelt stand. Die Kathedrale einer Stadt war der größte und höchste Raum, zumal damals meist noch keine anderen festen öffentlichen Bauten existierten wie Rathäuser, Theater und Markthallen.

Chartres ist nie zerstört worden, der hochbedeutende plastische Schmuck der Kathedrale ist fast unversehrt erhalten, ebenso nahezu sämtliche 176 Fenster. Daher kann keine andere Kathedrale die Atmosphäre der Hochgotik so intensiv und unverfälscht vermitteln.

In dieser Kathedrale laufen viele entscheidende kunst- und kulturhistorische Strömungen der Zeit des ausgehenden 12. und beginnenden 13. Jahrhunderts zusammen und haben daher schon eine ganze Reihe von Autoren zu ausführlichen Darstellungen und Deutungen veranlasst.

Der Stadtbrand von 1194

Der Bau der Kathedrale begann 1194, nur 26 Jahre später, 1220 war das Bauwerk vollendet. Die Glasfenster und die Skulpturen wurden noch bis 1260 angefertigt. Das berühmte dreiteilige Königsportal, die „Porte Royale“, aber stammt von dem Vorgängerbau aus der Zeit um 1145/50, ist also älter als das heutige Bauwerk. In den Mauern der Krypta sind Teile eines noch älteren Baus des 11. Jahrhunderts enthalten. Bereits im 4. Jahrhundert stand hier eine erste Kirche. Sie erstreckt sich nicht nur unter dem gesamten Chor, sondern auch schlauchförmig unter der ganzen Länge der Seitenschiffe. Hier ist auch ein Museum untergebracht.

Westseite der Kathedrale von Chartres

Bereits 1020 hatte ein Brand den damaligen karolingischen Bau vernichtet, wonach unter Bischof Fulbert von Chartres ein romanischer Neubau errichtet wurde. 1134 gab es in Chartres einen weiteren Stadtbrand, der von dieser Kirche aber nur die Vorhalle und einen Turm zerstörte. Vor der alten Fassade wurde sofort ein neuer Nordturm gebaut und 1150 vollendet. Zwischen ihn und den Südturm wurde anschließend das heutige Königsportal gesetzt. Genau gesagt wurde es erst vor 1194 dorthin gesetzt und um das Datum und die Art und Weise dieser Versetzung streiten sich die Gelehrten, weil davon eine genaue Deutung der einzelnen Elemente abhängt.

In der Nacht vom 10. auf den 11. Juni 1194 zerstörte ein Stadtbrand diese Vorgängerkirche so gründlich, dass man sich sofort zu einem Neubau auf den Grundmauern des alten entschloss. Damit waren aber auch die Maße der neuen Kirche festgelegt. Das heißt, dass eine – nach heutigem Maßstab – kleine Gemeinde von weniger als 10.000 Mitgliedern im 12./13. Jahrhundert in 25 Jahren eine solche Kathedrale gebaut und finanziert hat. Heute dauern die Ausbesserungsarbeiten länger als im Mittelalter die ganze Konstruktion.

Das heißt aber auch, dass damals ein solcher Kathedralenbau zur Angelegenheit der ganzen Stadt wurde, deren wichtigstes Thema er Jahre und Jahrzehnte lang blieb. Das gibt auch eine Vorstellung davon, von welcher zentralen Bedeutung dieser Kirchenbau für die gesamte Bevölkerung damals war. In der Zeit von 1180–1270 sind in Frankreich etwa 80 Kathedralen und beinahe 500 Klöster errichtet worden.

Bei dem erwähnten Stadtbrand von 1194 blieb die Hauptreliquie der Kirche wie durch ein Wunder unversehrt: die „Tunika von Chartres“, das Hemd, das die Jungfrau Maria bei der Geburt Christi getragen haben soll und das seit Jahrhunderten, seit dem Jahr 876 große Pilgerscharen und damit auch Geld, Handel und Jahrmärkte in die Stadt lockte, von denen sie hauptsächlich lebte. Chartres war mit seiner Reliquie das Zentrum der Marienverehrung in ganz Europa und die Stadt glaubte, mit ihr, der Maria, unter besonderem göttlichen Schutz zu stehen. Umso erschütterter war man, als man mit dem Untergang der Stadt durch das Feuer sich anfangs auch dieser weltberühmten Reliquie beraubt glaubte. Man war der Überzeugung, ein Gottesgericht habe die Sündhaftigkeit der Stadt abgeurteilt und man sah sich am Rande des Abgrunds.

Eine große Erleichterung ging durch die ganze Bevölkerung, als man einige Tage später entdeckte, dass die Tunika in der Schatzkammer unversehrt geblieben war, wohin sie besonnene Priester gerade noch rechtzeitig gebracht hatten. Die Stimmung von Verzweiflung sprang um, man sah in dem Ereignis des Brandes jetzt ein göttliches Zeichen von besonderer Hervorhebung Chartres, eine himmlische Aufforderung an die Stadt, der Jungfrau und ihrer Reliquie einen neuen prächtigeren Kirchenbau zu widmen.

Hier kamen also religiöse und wirtschaftliche Überlegungen zusammen. Denn die Stadt musste den Pilgerstrom lebendig erhalten, wollte sie überleben. Und ohne große Kirche gab es keine Pilger. Das ist der entscheidende Grund für den schnellen Wiederaufbau der Kathedrale. „Dieser Aspekt des mittelalterlichen Lebens ist unseren Vorstellungen sehr fremd. Für die Durchdringung des religiösen mit dem geschäftlichen und politischen Leben haben wir wenig Verständnis.“(Quelle?)

1194 wurde mit dem Bau der Kathedrale zeitgleich mit der Saint-Étienne de Bourges auf den Grundmauern des romanischen Fulbertusbaues begonnen, der zuvor den Flammen zum Opfer gefallen war. Nur das einige Jahrzehnte vorher fertig gestellte Westportal war erhalten geblieben. Der Bau zieht sich laut den Aufzeichnungen nicht lange hin – bereits 1220 soll die Kathedrale eingewölbt gewesen sein. Bedeutenden Anteil an der Gestaltung hat der Baumeister Villard de Honnecourt, der auch das berühmte Labyrinth entworfen hat. Erst 1260 fand die Einweihung statt, weil erst zu diesem Zeitpunkt die Querhausportale vollendet waren.

In einer kurzen Blütezeit der Kathedralbaukunst entstanden fast gleichzeitig Bauwerke in Paris (zuerst Notre Dame, dann Sainte-Chapelle), Soissons, Reims, Amiens und anderen Städten. Die überragende Bedeutung von Notre-Dame de Chartres liegt begründet in der fast unbeschädigten Erhaltung der Skulpturen, Buntglasfenster und des großen Fußboden-Labyrinthes.

Die Westfassade

Der untere Teil der Westfassade wurde errichtet in der Zeit von 1134 bis nach 1194. Der ältere und niedrigere Südturm folgte 1145-1160. Er hat eine Höhe von 105 Meter. Wesentlich später erst, nämlich 1500-1513 kam der Nordturm hinzu mit einer Höhe von 115 Meter im damals aktuellen Flamboyant-Stil.

Die Portalanlage

Portalanlage

Die Statuen des Chartreser Königsportals von 1145/50 sind die ältesten erhaltenen gotischen Statuen der Kunstgeschichte. Diejenigen von Saint-Denis, die früher geschaffen worden waren, wurden zerstört und sind nur in ihrem Aussehen in Zeichnungen Monfaucons überliefert [1]. Die ganze Portalanlage ist gleichzeitig das erste erhaltene Stufenportal, das sowohl an den seitlichen Gewänden, als auch im Tympanon, auf den Türstürzen und den Archivolten Skulpturen aufweist.

Von besonderer Bedeutung sind die insgesamt 19 Säulenfiguren. Sie sind mit den hinteren Säulen aus einem Block gemeißelt und stellen die alttestamentlichen Vorfahren Christi dar. Es sind streng frontal gesehene, schlanke Gestalten mit eng anliegenden, gefalteten Gewändern, die eine feine Parallelzeichnung aufweisen, wie es der damaligen Mode entsprach. Die maskenhafte Starre der Vergangenheit ist hier weitgehend überwunden worden durch eine differenzierende Beseelung der einzelnen Figuren, auch wenn im Vergleich zu späteren Entwicklungen eine gewisse statische Strenge nicht zu übersehen ist.

Auf uns Heutige wirken diese Standbilder fremdartig, heilig und unnahbar. Doch wenn man genauer hinsieht, lassen sich zahlreiche Details erkennen, die gegen diese „heilige Distanz“ sprechen: Neben der Kleidung ist auch das Haar genau und individuell wiedergegeben ebenso wie der Edelsteinschmuck der Mäntel und Kronen. Eine Aura von höfischem Luxus, von hochkultivierter Gepflegtheit umgibt die königlichen Gestalten, die durchaus diesseitige Züge tragen. Willibald Sauerländer fasst das Grundprinzip der gotischen Plastik Frankreichs folgendermaßen zusammen: „Die Versinnlichung des Religiösen unter den Bedingungen der höfischen Gesellschaft, das war der eigentliche, tiefere Inhalt aller gotischen Kathedralskulptur.“ [2]

Diese Figuren sind auch deshalb wichtig, weil das Christentum von seinen Ursprüngen her ein tiefes Misstrauen gegen alles plastische Bildwerk gehabt hatte. Es glaubte hier heidnische Phantasien am Werk, da die antiken Götter in solchen Statuen verehrt wurden. Die Ostkirche diskutierte während der Zeit des Bilderstreites über anderthalb Jahrhunderte lang – von 726 bis ins 9. Jh. hinein -, ob eine Darstellung Gottes überhaupt zulässig sei und entschied dann, dass zumindest eine Darstellung Christi deshalb erlaubt sei, weil er Mensch geworden sei.

Mit dem Sieg des Christentums wurde im westlichen Abendland für lange Zeit die Plastik aus der Kunst verbannt, die im antiken Kunstschaffen mehr als ein Jahrtausend im Zentrum gestanden hatte. Sie verschwindet vom 5. Jahrhundert an für einen langen Zeitraum aus der Geschichte unserer Kultur. Das frühe Mittelalter kannte lange fast überhaupt keine Skulptur. Ihre Wiedergeburt im 11. und besonders im 12. Jahrhundert ist deshalb ein entscheidendes Ereignis in der Geschichte der christlichen Kunst.

Dieser Prozess ist nur aus dem neuen allgemeinen Bedürfnis nach einer sinnlichen, sozusagen natürlich begreifbaren Vergegenwärtigung der Heilsgeschichte heraus zu verstehen. Es wurde der Wunsch stärker, die Welt auch auf einer rationalen, intellektuellen Ebene zu begreifen und auch die Kirche konnte sich diesen Veränderungen nicht entziehen [3]. Man wollte in Bildern sehen, was die Kirche lehrte - nicht mehr nur hören. - Ein extrem seltenes, noch früheres Beispiel für eine lebensgroße Plastik hängt übrigens im Kölner Dom, das berühmte Gero-Kreuz aus Holz, das auf 975 datiert wird und damit den Chartreser Plastiken um 170 Jahre vorausgeht.

Seit einigen Jahren wird allerdings ein anderer Aspekt in der Forschung zunehmend betont, der dieses Chartreser Königsportal nicht nur als eine Befreiung der Plastik aus der Einbindung in die Architektur feiert, sondern gleichzeitig daran erinnert, dass es in den Jahrzehnten zuvor an den Kirchenportalen der Romanik wesentlich phantasievollere, belebtere Bilder gegeben hatte. Besonders Horst Bredekamp hat den Gedanken formuliert, dass es sich hier in Chartres im Gegenteil um eine Rücknahme, eine Einschränkung der Phantasie handelt, und zwar auf Grund einer dramatischen Diskussion, die vor allem Bernhard von Clairvaux angestiftet hatte und die sich gegen den Prunk der neuen gotischen Kathedralen richtete.

„In Chartres denaturiert Skulptur in Architektur, um dem phantasietreibenden Abwehrzauber der Romanik die Alternative einer in sich sicheren Weltordnung entgegenzustellen. Mit dem Westportal wurde die Skulptur aus dem Reich der Freiheit in ein theologisch eng gezogenes Dominium überführt.“ [4]. Auch Suger von St-Denis bekam die Wut dieses engstirnigen Fanatikers zu spüren und hat deswegen eine Verteidigungsschrift veröffentlicht.

Es hat tatsächlich zuvor wesentlich bewegtere Darstellungen gegeben, beispielsweise in Vézelay und Autun. Diese Statuen hier sind demnach als Standbilder selber eine Weiterentwicklung, in ihrer Formulierung aber ein gewisser Rückschritt.

Das rechte Portal: Menschwerdung Christi

Rechtes Portal der Westfassade

Die Geschichte, die an der Westfassade erzählt wird, muss von rechts nach links gelesen werden. Das rechte Portal zeigt im Tympanon als Generalthema die Menschwerdung Christi: in der Mitte sieht man Maria auf dem sog. ‚Thron der Weisheit’, der ‚sedes sapientiae’ mit dem Kind zwischen zwei Engeln. Sie ist in dieser Haltung selber dieser Thron, der Sitz für den Gottessohn. Auf dem mittleren Bildstreifen erscheint Christus im Tempel und auf dem Türsturz eine ganze Szenenfolge. Von links nach rechts: die Verkündigung, die Heimsuchung, Joseph, dann die Szene der Geburt in der Mitte mit der Doppelszene „Maria im Wochenbett“ unten und „Christus als Neugeborener in der Krippe“ darüber und anschließend die Anbetung der Hirten. Dem Thema entsprechend sind in den beiden Archivolten Engel und die weltlichen Wissenschaften dargestellt.

Links außen ist ein kleiner älterer Mann mit Schreibpult, Tintenfass und Schreibfedern zu erkennen, darüber eine weibliche thronende Figur mit einem Stab. In beiden sind Aristoteles und die Dialektik zu sehen. Damit wird auf die artes liberales abgehoben, die ‚propaedeutica’ zur Erkenntnis des sedes sapientiae, der höchsten Weisheit im Zentrum der Darstellung.

Bei den Säulenfiguren ist sich die Forschung bei der linken Gruppe besonders unsicher und vermeidet Zuschreibungen. Rechts sind dargestellt von innen nach außen: ein Apostel, ein König und eine Königin.

Dieses rechte Portal ist heute das Eingangsportal in die Kirche. Das Mittelportal wird, wie häufig in solchen Fällen, nur bei besonderen Anlässen geöffnet.

Erwähnt werden muss außerdem, dass in vielen Fällen die einzelnen Szenen nicht mehr der originalen Anordnung entsprechen, sondern bereits im Mittelalter verändert wurden.

Das Mittelportal: Königsportal

Mittelportal

Das Mittelportal zeigt im Tympanon Christus in der Mandorla als Richter des Jüngsten Gerichtes umgeben von den Tiersymbolen der vier Evangelisten: oben Matthäus als Engel links, rechts Johannes als Adler, unten Markus als Löwe und Lukas als Stier. Auf dem Türsturz sind wieder die Apostel in einer Reihe abgebildet.

Die Gewändefiguren zeigen die Ältesten des Jüngsten Gerichts, auch die „Apokalyptischen Greise“ genannt. Günther Binding schreibt zur generellen Systematik in der Gestaltung solcher großen und bedeutenden Portalanlagen: „Die großen gotischen Portale sind deshalb ein Abbild der hierarchischen Ordnung des Gottesreiches: über allem thront Christus als Weltenrichter oder in der Verherrlichung; an den Gewänden die Vorfahren Christi, die Propheten, besonders verehrte Heilige, aber auch Tugenden und Laster; in der Kapitell- und Bogenzone die Passion des Herrn; in den Archivolten die Engelschöre, Kirchenväter, Heilige, Apostel; im Sockel oft Reliefdarstellungen aus dem menschlichen Leben mit Jahreszeiten-, Monats- und Tierkreisbildern. Darüber hinaus finden sich an gotischen Kirchen ein ebenso reich geschmücktes Nordportal mit Relief- und Skulpturenschmuck, zumeist die Klugen und die Törichten Jungfrauen, gewöhnlich überdacht oder mit einer Vorhalle; hier nahm der Priester die Eheschließung und den Ringwechsel vor.“ [5].

Die starke Anlehnung dieser Figuren an die Grundform einer Säule wird hier nochmals deutlich, wobei man natürlich an die symbolische Bedeutung der Säule als Trägerin des Glaubens denken muss und von da aus auch eine Verbindung herstellen muss von den hier dargestellten Königen zum französischen König, der sich auch als „Säule des Glaubens“ gesehen hat. Dieses Königsportal ist also auch ein Portal des französischen Königs, wie ja die ganze Gotik auch ein „königlicher“ Stil ist.

Zur Zeit der Entstehung dieses Portals 1150 ist die Plastik noch weitgehend von der Architektur abhängig und in sie eingebunden, hier in der Form von Säulen. Das wird sich bei den Statuen der Querhausportale 1220, also 70 Jahre später, deutlich ändern.

Die dargestellten Personen des rechten Gewändes konnten bis auf die Figur ganz links (wahrscheinlich ein Prophet oder Patriarch des Alten Testaments) ausnahmsweise annähernd genau zugeschrieben werden: Der zweite von links ist David, dann folgt entweder Bathseba, also Davids Gemahlin, oder die Königin von Saba - und ganz rechts ist Salomo dargestellt, Davids Sohn.

Das linke Gewände zeigt von außen nach innen: eine Königin, einen Patriarchen und einen Propheten.

Das linke Portal: Himmelfahrt des Herrn

Linkes Portal der Westfassade

Das linke Portal zeigt im Tympanon die Himmelfahrt Christi (nach einer anderen Deutung handelt es sich um die Weltschöpfung), rechts und links von zwei Engeln begleitet. Im Bildstreifen darunter verkünden Engel die frohe Botschaft, auf welche die Apostel des Türsturzes darunter lauschen. Auf den beiden Archivoltenstreifen über dem Tympanon sind die typischen Arbeiten des Jahres, die Monatsarbeiten, und die entsprechenden Tierkreiszeichen dargestellt – als Elemente von Zeit und Raum. Das göttliche Heil wird dadurch in Beziehung gesetzt zur Welt. Es ist zu erreichen über das Studium der Weisheit, der artes liberales, die am rechten Portal zitiert sind. Die beiden Nebenportale entsprechen also verschiedenen Sinnschichten. Die Monatsbilder sind als Ergänzung gedacht, als Sinnbilder der praktischen Arbeit zu der der geistigen Erkenntnis, als Hinweis auf den physischen Besitz der Welt.

Die Kapitelle aller Gewändesäulen sind zu einem einzigen, die ganze Portalanlage überziehenden Fries verbunden, dessen ungefähr 40 Szenen auf zwei Stränge verteilt sind, die beide jeweils von der Mitte ausgehen und folgende Themen haben: die Geschichte der Eltern Mariens, die Geschichte Mariens selber und der Kindheit Jesu, dann das öffentliche Auftreten und schließlich die Passion Christi. Diese Geschichten entstammen nicht unbedingt der Bibel, sondern gehören den sog. apokryphen Schriften an. Das sind „verborgene“ Schriften, die nicht in den offiziellen Text der Bibel aufgenommen wurden, aber dennoch als Gottes Wort oder doch zumindest göttliche Inspiration aufgefasst wurden. Im ganzen Mittelalter wurden diese Texte sehr gern gelesen, weil sie sich mit den mehr alltäglichen Aspekten des Lebens Christi und der Heiligen beschäftigten.

Das rechte Gewände dieses Portals zeigt innen Moses mit den Gesetzestafeln, dann eine Leersäule und einen Torso. Hinter den Figuren sieht man, dass sich hier jeweils zusätzliche reich dekorierte Zwischensäulen verbergen, welche traditionelle Pflanzenverschlingungen und eingebundene Phantasiewesen zeigen.

Im linken Gewände sind von außen nach innen angeordnet: ein König (das Haupt wurde später als Frauenkopf erneuert), einen König und eine Herrscherin.

Die Zahl der Gewändestatuen der ganzen Anlage betrug ursprünglich 24, manche mussten aber mittlerweile durch Säulen ersetzt werden, einige der ehemals originalen befinden sich in der Krypta.

Dass dieser Zyklus überhaupt an der Außenseite des Eingangs angebracht ist weist darauf hin, dass hier ein Übergang vom profanen Bereich zum kirchlichen liegt. Schon in frühchristlicher Zeit hat man an solchen Stellen auf diesen Übergang hingewiesen, indem man Sprüche auf die Wände malte. Chartres hat hier eines der frühesten Bildprogramme zu bieten. Neu sind auch der immense Umfang und das theologisch geschlossene System der Darstellungen. Die erzählerischen Momente haben nur untergeordnete Bedeutung.

Die Querhausfassaden

Das Nordportal (Marienportal)

Auch an den Querhäusern sind sehr ausgedehnte plastische Programme geschaffen worden. Im Gegensatz zur Westfassade haben die Querhäuser überdachte Portalzonen, was die Plastiken jahrhundertelang hervorragend gegen Witterungseinflüsse geschützt hat bis heute zu. Diese Querhausfassaden greifen das Vorbild von Laon von ca. 1200 auf, was im Westen nicht möglich war, da dort die Fassade nach dem Brand 1194 stehen geblieben war und auf Grund der Verehrung beibehalten wurde.[6]

Tympanon des Nordportals

Das Nordportal hat als generelles Thema das Alte Testament und das Leben Marias - und wird in seiner Gesamtheit deshalb als Marienportal bezeichnet. Dass Maria überhaupt eine solche Bedeutung erlangen konnte neben der Figur des Christus liegt an der Mystik des Bernhard von Clairvaux, der sie sehr in den Mittelpunkt rückte. Von nun an werden in Frankreich viele Kathedralen nach ihr benannt, nach ‚Notre-Dame’.

Maria ist hier im Tympanon auf gleicher Ebene wie Christus dargestellt, ohne dass ein Handlungszusammenhang bestünde. Es ist ein repräsentatives Bild, die Figuren sind einander zugewandt und werden von Engeln adoriert. Das theologische Programm sieht hier die Maria als ‚Braut Christi’, als ‚Sposa Christi’, die in dieser Hinsicht die Ecclesia schlechthin bildet.

Auf dem Türsturz darunter sind der Tod und die Himmelfahrt Mariens dargestellt, Szenen, die nicht in den Bibeltext aufgenommen worden sind. Die Erweiterung dieses Programms, bzw. dieses Gedankens findet an den Archivolten und den Gewändestatuen statt. Links und rechts stehen die Vertreter des Alten Bundes.

Das rechte Portal ist wieder ganz anders. Es zeigt Szenen aus dem Alten Testament, u.a. eine seltene Szene eines Mannes mit Lendenschurz auf einem Hügel. Er steht unter der Drohung eines Ungeheuers: Es ist Hiob. Freunde besuchen ihn in seinem Elend. Hiob steht hier als Prototyp für die Unterordnung unter göttliches Gebot – Ecclesia unter Christus. Er weist in Worten und Schicksal auf die Passion Christi hin.

Das ganze Programm zeigt verschiedene Gesichtspunkte einer Grundidee: Christus und Ecclesia. Die Kirche triumphiert im Himmel (sposo – sposa) und kämpft auf Erden (Hiob).

Die Datierung dieses Portals schwankt in der Fachliteratur. Das einzige gesicherte Datum ist 1204/05, als der Graf von Blois der Kathedrale das Haupt des hl. Johannes als Reliquie stiftete und die hl. Anna als Trumeaufigur im Sinne einer Reliquienfigur ausgebildet wurde.

Normalerweise wird das Portal in die Zeit zwischen 1220/30 bis 1260 gelegt. Man findet aber auch Datierungen um 1205/10. Vielleicht ist in dieser früheren Zeit erst die Planung des umfangreichen Programms entstanden. Um 1220 beginnt in ganz Westeuropa eine neue, klassische Phase in der Geschichte der Bildhauerei, die bis ca. 1270 andauert. Die großen Figurenzyklen hier in Chartres, aber auch die in Reims, Amiens, in Straßburg, Freiberg (1220/30 Goldene Pforte des Domes als erstes vollständiges Statuenportal auf deutschem Boden), Bamberg, Magdeburg und Naumburg entstehen jetzt. Chartres ist das große Vorbild, wo wahrscheinlich ab 1210 das Figurenprogramm der Querhäuser geplant wurde.

Ein Blick auf das linke Portal zeigt, dass sich hier ein großer stilistischer Wandel im Vergleich zu den Figuren des Königsportals vollzogen hat. Aus den überschlanken, „vergeistigten“ Heiligen sind standfeste, lebensnahe Körper geworden. Die Gewänder liegen nicht mehr hautnah auf dem Körper auf, haben mehr Volumen gewonnen und führen ein bewegtes Eigenleben.

Das Südportal (Jüngstes Gericht)

Das Südportal hat als Sonnenseite im Gegensatz zum Nordportal das Neue Testament zum Thema und besonders das Jüngste Gericht. Die Datierung ist dieselbe wie die des Nordportals, also wahrscheinlich die Planung um 1210 und die Ausführung zwischen 1220/30 und 1260.

Bei der gewaltigen Ausdehnung dieses plastischen Programms ist klar, dass hier nicht nur ein Bildhauer gearbeitet hat, sondern dass es hier eine ganze Schule gab, dass hier viele Steinmetze zusammenkamen und ein zusammenhängendes Werk geschaffen haben, das in seiner Zeit im ganzen lateinischen Abendland einmalig war, entsprechende Berühmtheit erlangte und für die Entwicklung der Bildhauerei maßgebenden Einfluss hatte.

In diesen Werkstätten mit ihrem ungeheueren Bedarf an Mitarbeitern befanden sich fraglos auch junge Deutsche, die ihre Kenntnisse der neuen Kunst dann nach Straßburg etc. brachten. Wie in diesen gewaltigen Werkstätten alle Altersschichten nebeneinander arbeiteten und verschiedene Stufen der Entwicklung vertraten, waren ebenso weniger begabte neben genialen Bildhauern tätig. Damit war eine enorme Variationsbreite von stilistisch und qualitativ Unterschiedlichem gegeben. Formal Älteres konnte später entstehen als Progressives, was die erhebliche Unsicherheit in den Datierungsfragen verursacht.

Als Beispiel für das kaum entscheidbare Neben- und Nacheinander verschiedener Entwicklungsstufen oder Individualitäten kann ein Vergleich dienen zwischen der rechten Dreiergruppe – die Hll. Stephanus, Clemens und Laurentius - und zwischen dem Hl. Theodor links. Die rechte Gruppe bildet eine Art Handlungseinheit von dem zelebrierenden Papst in der Mitte mit zwei begleitenden Diakonen. Diese Gruppe ist stärker der vergangenen Frontalität und Säulenhaftigkeit verpflichtet als der hl. Theodor links, der als eine der vollkommensten Verkörperungen des ritterlichen Menschenideals im 13. Jh. (1215-70) gilt. Er trägt die zeitgenössische Tracht der Krieger. Unter dem lose fallenden Gewand mit seinen natürlichen Faltenbildungen, die nach unten an plastischer Stärke und Schwere gewinnen, bewegt sich frei der harmonisch proportionierte Körper, der von einem Kettenhemd überzogen ist. Die Füße stehen fest auf einer waagerechten Platte, was bei Clemens und seinen Begleitern nicht der Fall ist. „Nichts Rohes, Gewalttätiges, Ungeschlachtes“ ist mehr in diesem Bild eines Ritters, „der durch seine Schönheit von einer neuen Gesittung, einer neuen Auffassung des Adels zeugt.“ [7]

Der Innenraum

Das Mittelschiff von Chartres ist 1220 vollendet worden. Die Gewölbehöhe beträgt 36,5 Meter. Es hat die ersten vierteiligen Gewölbe der Gotik und den ersten dreiteiligen Wandaufriss der Hochgotik. Die Emporen, die noch in Laon das Raumbild so entscheidend als dominantes waagerechtes Band bestimmten, konnten durch die Erfindung des Strebewerkes weggelassen werden - zu Gunsten einer stärkeren Betonung der Höhe [8]. Chartres und das anschließende Bourges überwinden in ihren Stützsystemen die „waagerechte“ Geschossigkeit von Laon und Paris, indem sie die Vertikaltendenz des Raumes betonen, also die Dienste bis zum Boden durchlaufen lassen und nicht auf den Säulenkapitellen enden lassen. Die Arkadenzone schließt sich von dem allgemeinen Höhendrang also nicht mehr aus [9].

Mit dem Weglassen der Empore in Chartres ist etwas eingetreten, was man als „Verflächigung“ bezeichnen kann. Die Empore hatte vorher – in Noyon, Laon und auch noch in Paris – einen starken raumbildenden Effekt. Zusammen mit den Seitenschiffen darunter ließ diese „alte“ Empore noch Raumteile hinter der Wand wirksam werden - der Blick ging gleichsam in die Tiefe. Jetzt kommt in Chartres ein anderes Prinzip zur Wirkung, nämlich eine durchleuchtete Flächigkeit, eine „brettartige Gitterwand“ [10].

„In Laon bedingen – noch im Sinne der Romanik – Raum und plastisches Volumen einander und bringen sich gegenseitig zur Geltung. An ihre Stelle tritt in Chartres eine durchleuchtete, durch wesentlich lineare Werte definierte Flächigkeit.“ [11]

Chartres besitzt das breiteste Mittelschiff in Frankreich mit 16,40 Meter. Das war keine freiwillige Entscheidung, sondern durch die Maße der Vorgängerkirche festgelegt, auf deren Grundmauern man aufbaute. Außerdem setzten diese Gewölbe in viel größerer Höhe an. Trotzdem sollten die tragenden Wände weitgehend entfallen gemäß dem künstlerischen Leitgedanken des durchleuchteten Raumes. In Chartres erscheint zuerst jener dreigeschossige Aufriss, der für die Kathedralen der klassischen Gotik kanonisch werden sollte. Damit kam die Gotik auf das Aufrisssystem ihrer Anfangszeit in Sens zurück, allerdings in sehr veränderter Gestalt.

Die Fensterzone ist von gleicher Höhe wie die der Arkaden. Beide stehen damit wieder im Verhältnis von 1:1 – wie das Vierungsquadrat. Das „vollkommene Zahlenverhältnis“ (vgl. Proportion (Architektur)) von 1:1 galt im 12. Jahrhundert als das geometrische Abbild der Gottheit. Die Kirche besitzt noch ein dunkles Triforium. Die Doppelfenster des Lichtgadens mit der darüber liegenden Rose wurden von 1215 bis 1240 gebaut und gelten als direkte Vorstufe zum Maßwerk der Kathedrale von Reims aus dem Jahr 1220.

Die Tatsache, dass Chartres wieder vierteilige Gewölbe hat wie in den alten frühgotischen Zeiten, besagt nicht, dass hier auch die alten Formen aufgegriffen werden. Denn die Gewölbe überspannen in Chartres wesentlich schmalere Joche, die doppelt so breit sind wie tief. Die frühgotischen vierteiligen Gewölbe waren nahezu quadratisch. Es kommt also auch in die liturgische Prozession vom Eingang auf den Altar zu eine zunehmende Dynamik [12]. Hier sind die gleichen Prinzipien wirksam, die schon zu Beginn der Gotik zuerst die Fassade optisch in Bewegung versetzten und dann den Innenraum von der Schwere der Mauer befreiten und in ein System von Kraftlinien verwandelten. Und jetzt wird hier in Chartres durch die schnelle Aufeinanderfolge schmaler Joche eine rhythmische Bewegung suggeriert, die nicht mehr viel mit der gemessenen Gravität in romanischen Mauern zu tun hat.

Rosette des nördlichen Querschiffs mit fünf darunterliegenden Spitzbogenfenstern, die um 1230 entstanden sind aufgrund einer Stiftung von Blanka von Kastilien.[13]

Man hat von Chartres behauptet, hier sei zum ersten Mal die Architektur nur mehr als Gerüst für die insgesamt 176 Fenster aufgefasst [14]. Die Fenster übernehmen in Chartres in etwa die Funktion, die bei den Kathedralen zuvor die hinteren Raumschichten hatten. Chartres besitzt den größten Bestand aller gotischen Kathedralen an erhaltenen Original-Fenstern. Die 6.700 m² überspannenden Fensterflächen wurden 1215-40 geschaffen, die Westfenster unter der Rose schon 1150, haben also den Brand von 1194 überstanden. Die Kathedrale ist insgesamt mit über 10.000 Figuren in Glas und Stein ausgestattet.

An den Querhäusern hat man später im oberen Teil des Lichtgadens große Maßwerkfenster eingezogen, die als einzige nicht aus dem 13. Jahrhundert stammen. Bei der immensen Größe des Raumes fällt dieser kleine Stilbruch aber nicht sonderlich auf.

Chartres hat bei der Gestaltung seiner mächtigen Stützen eine besondere Form entwickelt, bei der die Begleitsäulen vor den Ecken des Pfeilers stehen. Damit wurde außerdem ein Phänomen möglich, das vielen Besuchern nicht auffällt. Wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass das Verhältnis der Form der Pfeiler zu der der jeweils vorgelegten Dreiviertelsäulen sich in einer Eigenschaft alternierend abwechselt: das eine Mal ist der Pfeiler achteckig und hat vier vorgelegte runde Dreiviertelsäulen und das andere Mal hat ein runder Pfeiler vier vorgelegte achteckigen Säulen - eine sehr raffinierte Idee, die dem Jochsystem des Langhauses einen ganz leichten, kaum spürbaren "Rhythmus" gibt [15].

Ausstattung

Orgel

Die Kathedrale besitzt eine viermanualige Orgel mit 67 Registern, die 1971 von Danion-Gonzalez gebaut wurde. Die Traktur ist elektropneumatisch. Der Concours international d’Orgue – Grand Prix de Chartres gehört zu den bedeutendsten Orgelwettbewerben. Die Orgel hat folgende Disposition:[16]

I Grand-Orgue C–
Montre 16′
Bourdon 16′
Montre 8′
Flûte 8′
Bourdon 8′
Prestant 4′
Flûte 4′
Doublette 2′
Fourniture II
Fourniture III
Cymbale IV
Cornet V
(à partir du 2 sol)
Bombarde 16′
Trompette 8′
Clairon 4′


II Positif C–
Montre 8′
Flûte 8′
Bourdon 8′
Prestant 4′
Flûte 4′
Doublette 2′
Nazard 2′
Tierce 13/5
Larigot 11/3
Cornet V
(à partir du 3° do)
Plein-jeu IV
Cymbale III
Cromorne 8′
Trompette 8′
Clairon 4′
III Récit C–
Principal 8′
Cor de nuit 8′
Gambe 8′
Voix Céleste 8′
Flûte 4′
Viole 4′
Doublette 2′
Sesquialtera II
Plein jeu IV
Cymbale III
Voix Humaine 8′
Basson Haubois 8′
Bombarde 16′
Trompette 8′
Clairon 4′
Tremblant


IV Écho C–
Principal 8′
Bourdon 8′
Flûte 4′
Doublette 2′
Nazard 22/3
Tierce 13/5
Piccolo 1′
Cymbale III
Trompette 8′
Clairon 4′
Pédalier C–
Principal 32′
Montre (G.O.) 16′
Soubasse 16′
Montre 8′
Bourdon 8′
Principal 4′
Flûte 4′
Flûte 2′
Plein jeu V
Basson 8′
Bombarde 16′
Trompette 8′
Clairon 4′

Besonderheiten der Kathedrale von Chartres

Von den zahlreichen Besonderheiten, die die Kathedrale von Chartres von anderen Kathedralen und großen Kirchen unterscheiden, seien hier nur einige wenige erwähnt:

  • Die Kathedrale ist in südwestlich-nordöstlicher Richtung angelegt, nicht wie üblich westlich-östlich.
  • Der ganze Bau besteht - keinesfalls zufällig! - aus besonderen Zahlenverhältnissen, deren Ursprung erst in Ansätzen geklärt ist. Den gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen und rationalen Begründungen stehen stets auch esoterische Ansichten gegenüber.
  • Der Boden steigt vom Westportal her auf einer Länge von etwa acht Metern leicht an. Angeblich soll dies bei der Reinigung der Kirche nach großem Pilgeransturm den Abfluss des Wassers erleichtert haben. Diese Erklärung muss jedoch als unwahrscheinlich bezeichnet werden.
  • Im Boden ist ein Labyrinth eingelassen (entstanden um 1200), das größte in einer französischen Kirche und eines der wenigen original erhaltenen. Es weist einen Durchmesser von etwa 12,5 Meter und eine Weglänge von 261,55 Meter auf. Die einst in der Mitte angebrachte Metallplatte, Theseus und den Minotaurus darstellend, ist verschwunden.
  • In der Krypta steht eine schwarze Madonna, Notre-Dame-Sous-Terre. Es ist die Kopie des in der Revolutionszeit verbrannten Originals und ein Ersatz der Vorgängerin von 1857. Wie das Original ist sie aus Birnbaumholz geschnitzt. Trotz ihrer braunen Farbe wird sie als schwarze Madonna bezeichnet.
  • Ebenfalls in der Krypta befindet sich der aus gallisch-römischer Zeit stammende 33 Meter tiefe, mythische Brunnen Puits des Saints-Forts.
  • Auf einer Säule im Bereich zwischen nördlichem Querschiff und Chor steht eine weitere schwarze Madonna, Notre Dame du Pilier (um 1540).
  • Die dritte Madonna, die im Laufe der Zeit stark nachgedunkelt ist und deshalb als schwarz bezeichnet wird, ist in einem der Fenster abgebildet (Notre Dame de la Belle Verrière, entstanden zwischen Mitte des 12. und Mitte des 13. Jahrhunderts).
  • Jeweils am 21. Juni, am Tag der Sommersonnenwende, fällt bei Sonnenhöchststand durch ein kleines Loch im Fenster Saint-Apollinaire (Westmauer des Querschiffs) ein Lichtstrahl auf einen Messingknopf, der im Boden des westlichen Seitenschiffs des Südquerschiffs eingelassen ist.
  • Für die Kathedrale wurde eine neue Farbe entwickelt, das Chartres-Blau, das für seine Reinheit bekannt ist. Es befindet sich in den Fenstern, das Geheimnis der Herstellung dieser Farbe wurde von den Glasmachern mit ins Grab genommen. Dieses Blau gibt es einzig und allein in den Fenstern der Kathedrale von Chartres.


Literatur

  • Jean-François Bougard: Chartres ou les cathédrales du nombre. 2003, ISBN 978-2-909507-17-0
  • Martin Büchsel: Die Skulptur des Querhauses der Kathedrale von Chartres. Berlin 1995, ISBN 3-7861-1724-1
  • Nicolas-Marie-Joseph Chapuy: Cathédrales françaises. Vues pittoresques de la cathédrale de Chartres. Paris 1828 (Digitalisat)
  • Louis Charpentier: Die Geheimnisse der Kathedrale von Chartres. Köln 1999
  • Jean Favier: Das Universum von Chartres. Die Kathedrale Notre-Dame. 1989
  • Hans Robert Hahnloser: Villard de Honnecourt. Kritische Gesamtausgabe des Bauhüttenbuches ms. fr 19093 der Pariser Nationalbibliothek. Wien 1935 (zum Labyrinth: S. 38–40, Anh. Tafel 14 u. Abb. 40); Neuauflage Graz 1972, ISBN 3-201-00768-4
  • Joris-Karl Huysmans: La Cathédrale. 1898 (dt. Die Kathedrale, nur noch antiquarisch erhältlich).
  • Karl Heyer: Das Wunder von Chartres. 1926 (Neuausgabe: Orient-Occident-Verlag, Stuttgart 1982, ISBN 3-922551-06-8)
  • Brigitte Kurmann-Schwarz, Peter Kurmann: Chartres. Die Kathedrale. Schnell + Steiner, Regensburg 2001, ISBN 3-7954-1234-X
  • Michael Ladwein: Chartres. Ein Führer durch die Kathedrale. Stuttgart 1998, ISBN 3-8251-7135-3.
  • Jan van der Meulen, Jürgen Hohmeyer: Chartres. Biographie einer Kathedrale. Du Mont, Köln 1984, ISBN 3-7701-1190-7
  • George Pennington: Die Tafeln von Chartres. 1996 (ein Buch über Meditationspraxis anhand der sog. „Tafeln“)
  • Willibald Sauerländer: Das Königsportal von Chartres. Heilsgeschichte und Lebenswirklichkeit. Fischer TB, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-596-23911-7
  • Benita von Schröder: Das Mysterium von Chartres. Bild- und Kompositionsgeheimnisse der Portale und Glasmalereien. Urachhaus, Stuttgart 1992, ISBN 3-87838-919-1
  • Frank Teichmann: Der Mensch und sein Tempel - Chartres. Urachhaus, Stuttgart 1991, ISBN 3-87838-688-5
  • Jean Villette: Le plan de la cathédrale des Chartres. Hasard ou stricte géometrie? 3e éd. Editions Garnier, Chartres, 1991/1998
  • Jobst D. Wolter: Das Labyrinth in der Kathedrale von Chartres. Ein michaelisches Christussymbol. Verlag am Goetheaneum, Dornach 1996, ISBN 3-7235-0970-3

Einzelnachweise

  1. Toman, Rolf (Hrsg.): Die Kunst der Gotik. Architektur – Skulptur – Malerei. Köln 1998, S. 301
  2. Sauerländer, Willibald in: Funkkolleg Kunst, Studienbegleitbrief 1, 1984, S. 155
  3. Sauerländer, Willibald in: Funkkolleg Kunst, Studienbegleitbrief 1, 1984, S. 139
  4. Zitiert in: Toman, Rolf (Hrsg.): Die Kunst der Gotik. Architektur – Skulptur – Malerei. Köln 1998, S. 302
  5. Architektonische Formenlehre. Darmstadt 1980, S. 101
  6. Toman, Rolf (Hrsg.): Die Kunst der Gotik. Architektur – Skulptur – Malerei. Köln 1998, S. 54
  7. Sauerländer, Willibald in: Funkkolleg Kunst, Studienbegleitbrief 1, 1984, S. 155.
  8. Binding, Günther: Architektonische Formenlehre. Darmstadt 1980, S. 126 ff
  9. Pevsner, Nikolaus: Europäische Architektur von den Anfängen bis zur Gegenwart. München 3. Auflage 1997, S. 160
  10. Nußbaum, Norbert: Deutsche Kirchenbaukunst der Gotik. Entwicklung und Bauformen. Köln 1985, S. 24
  11. Simson, Otto von: Die gotische Kathedrale. Darmstadt 1956 3. Auflage 1979, S. 288
  12. Pevsner, Nikolaus: Europäische Architektur von den Anfängen bis zur Gegenwart. München 3. Auflage 1997, S. 160
  13. Vgl. Malcolm Miller: Chartres Cathedral. ISBN 0-85372-792-9, S. 49.
  14. Simson, Otto von: Die gotische Kathedrale. Darmstadt [1956] 3. Auflage 1979, S. 283
  15. Eine Vorstufe dazu findet sich in Ilbenstadt, s. Binding, Günther: Was ist Gotik? Eine Analyse der gotischen Kirchen in Frankreich, England und Deutschland 1140 – 1350. Darmstadt / Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2000, S. 230
  16. http://orgues.chartres.free.fr/agocc23.htm

Weblinks

48.4472222222221.48777777777787Koordinaten: 48° 26′ 50″ N, 1° 29′ 16″ O


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