Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest

Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest

Das 1982 gegründete Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest (kurz Kasseler Dokfest) findet jedes Jahr an sechs Tagen im November statt. Der Fokus des Festivals liegt auf aktuellen Dokumentarfilmen sowie experimentellen und künstlerischen Arbeiten, die ihre Themen mit dokumentarischen Mitteln untersuchen. Das Filmprogramm wird ergänzt durch drei medienübergreifende Sektionen: die Medienkunstausstellung Monitoring, die Fachtagung interfiction und die DokfestLounge, als Ort für audiovisuelle Performances und VJ-Kunst. Seit 2009 ist das filmpädagogische Begleitprogramm „junges Dokfest – Dokumentarfilm sehen und verstehen“ fester Bestandteil des Festivals. Veranstalter des Kasseler Dokfestes ist der Filmladen Kassel e.V..

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nachdem 1982 zunächst ein reisendes Dokumentarfilmfest in Kassel Station machte, fiel ein Jahr später der Startschuss für das erste Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest. 1985 wurde das Dokumentarfilmfest erstmals öffentlich ausgeschrieben, damals fanden ca. 40 Filme ihren Weg nach Kassel, mittlerweile sind es über 2.700 eingereichte Produktionen. Im gleichen Jahr wurde auch die erste Videoarbeit auf dem Fest gezeigt. 1989 wurde das Kasseler Dokfest dann um eine eigene Videosektion erweitert. Das war die erste aber nicht einzige Erweiterung. Seit Beginn der Videosektion wurde auch immer eine kleine Auswahl von Medieninstallationen gezeigt, 1997 etablierte sich dann die Medienkunstausstellung Monitoring als eigenständige Sektion des Festes. Seit 1995 ist die Fachtagung interfiction als weitere Sektion fester Bestandteil des Programms. Und mit der DokfestLounge existiert seit 2004 ein Forum für audiovisuelle Performances und VJ-Kunst. 2001 wurden mit dem „Goldenen Herkules“ und dem „Werkleitz Stipendium“ (seit 2006 „A38-Produktions-Stipendium“) erstmals Preise vergeben. 2002 kam der „Goldene Schlüssel“ für die beste dokumentarische Nachwuchsarbeit und später der „Golden Cube“, als Preis für die beste Medieninstallation der Ausstellung Monitoring hinzu. Das filmpädagogische Begleitprogramm „junges dokfest – Dokumentarfilm sehen und verstehen“ wurde zum ersten Mal im Jahr 2009 angeboten und ist damit die jüngste Sektion des Festivals. Im Jahr 2009 wurde erstmals die Grenze von 10.000 Besuchern (davon über 400 akkreditierte Fachbesucher) überschritten.

Festivalprofil

Das Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest ist ein Film- und Medienfestival mit internationaler Ausrichtung und einem Schwerpunkt auf den neuen Medien. Gleichzeitig liegt ein besonderer Fokus auf der Förderung des regionalen Film- und Medienschaffens junger Regisseure und Künstler, die gleichrangig neben nationalen und internationalen Arbeiten gezeigt werden. Die vier Standbeine des Festivals sind die Film- und Videosektion, die Medienkunstausstellung „Monitoring“, die interdisziplinäre Workshop-Tagung „interfiction“ sowie die audiovisuellen Performances in der „DokfestLounge“. Ergänzt wird das Festivalprogramm durch die Sektion „junges dokfest – Dokumentarfilm sehen und verstehen“. 2010 werden drei weitere Formate das interdisziplinäre Profil des Festivals ergänzen: das „DokfestForum“, „Profis Plaudern Praxis“ sowie der 1. „hessische Hochschulfilmtag“.

Das Festival ist seit 1985 öffentlich ausgeschrieben. Gefördert wird das Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest unter anderem durch das MEDIA-Programm der Europäischen Union.

Sektionen

DokumentarFilmVideoKunst

Der dokumentarische Langfilm mit Fokus auf dem deutschsprachigen Raum und die internationalen Kurzfilmkompilationen sind die wichtigsten Standbeine des Festivals. An den sechs Festivaltagen werden ca. 230 Film- und Videoproduktionen gezeigt, die aus etwa 2700 Einreichungen ausgewählt werden. Neben dem klassischen Dokumentarfilm kommen dabei auch experimentelle und künstlerische Arbeiten zur Aufführung, die die formalen Herangehensweisen des Dokumentarischen aufbrechen und mit diesem verbinden. Ca. 40 der gezeigten Produktionen sind aus Hessen. Veranstaltungsorte sind der Filmladen Kassel e.V., die BALi Kinos und das Gloria Kino.

Monitoring

Die Ausstellung Monitoring befasst sich mit zeitgenössischen, raumbezogenen Positionen der Medienkunst und erweitert damit den kinematografischen Raum des Festivals. Aus den Einreichungen werden ca. 16 Medieninstallationen und -skulpturen ausgewählt, die während des Festivals im Kasseler Kunstverein und im Südflügel des Kasseler KulturBahnhofs präsentiert werden.

Audiovisuelle Performance

Die DokfestLounge zeigt ein Programm aus audiovisuellen Performances und VJ-Kunst. Zur Einreichung eingeladen sind Live-Konzepte für Bewegtbild und Musik, Soundperformances, Live Visuals, VJing und jede Art von Experimenten, in analogen oder digitalen Medien. Veranstaltungsort ist seit 2009 die Turnhalle der Nachrichtenmeisterei hinter dem Kasseler KulturBahnhof.

interfiction

Die Fachtagung interfiction verbindet Vorträge, Präsentationen und Workshops zu einem jährlich wechselnden Thema, das medienpolitische, gesellschaftliche und künstlerische Aspekte des Medium Internet beleuchtet.[1]

junges dokfest

Das filmpädagogische Begleitprogramm „junges dokfest – Dokumentarfilm sehen und verstehen“ richtet sich an Schüler der 7. bis 13. Jahrgangsstufe und vermittelt in Workshops und Screenings einen gezielten Einblick in das Festivalprogramm.

DokfestForum

In Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Fridericianum wird ab 2010 ein Ort geschaffen, der den Festivalbesucher einerseits als Treffpunkt zur Kommunikation und zum Austausch dient, andererseits in täglichen Veranstaltungen die Diskussion über die Schnittstelle zwischen Kunst und Film anregen soll. Zudem wird die Möglichkeit zur individuellen Sichtung des Festivalprogramms geboten.

Profis Plaudern Praxis

In Kooperation mit der hessischen Film- und Medienakademie wird zum 27. Kasseler Dokfest 2010 die Vortragsreihe Profis Plaudern Praxis realisiert. In drei Vorträgen, die sich vornehmlich an hessische Nachwuchs-Filmemacher richten, widmen sich Experten der professionellen Verwertung und Produktion von Filmen.

1. Hessischer Hochschulfilmtag

In Zusammenarbeit mit der Filmklasse der Kunsthochschule Kassel und in Kooperation mit der hessischen Film- und Medienakademie veranstaltet das Kasseler Dokfest 2010 den 1. Hessischen Hochschulfilmtag, in dessen Rahmen Studenten der Hochschulen RheinMain, Offenbach, Darmstadt und Kassel ihre aktuellen Produktionen vor einem Fachpublikum aus Redakteuren, Produzenten und Verleihern vorführen und pitchen können. Ziel ist es, einen Erstkontakt mit Vertretern der Film- und Fernsehbranche herzustellen.

Preise

Eine Auswahl der beim Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest präsentierten Arbeiten wird für einen der vier Festivalpreise nominiert. Eine jedes Jahr neu zusammengestellte Jury entscheidet über die jeweiligen Gewinner.

Goldener Herkules

Seit 2001 wird der „Goldene Herkules“ für eine herausragende filmische Produktion aus Nordhessen vergeben. Der Preis ist mit 2.500 € dotiert und wird von der Machbar GmbH gestiftet.

Preisträger: 2010 Olaf Saumer (Suicide Club) 2009 Thomas Majewski (Verborgen in Schnuttenbach) 2008 Nico Sommer (Stiller Frühling) 2007 Marta Malowanczyk (Marla) 2006 Hyekung Jung (Drawing the Line) 2005 Matthias Stocklöw (Große Kinder) 2004 Héctor Jesús Gutiérrez Rodriguez (Ese es mi chama?) 2003 Salah Ahmed El Oulidi (Die Andalusische Nacht) 2002 Christoph Steinau (Kommt alles Anders) 2001 Holger Ernst (Kleine Fische)

Lobende Erwähnung: 2010 Jens Jever (Bobby.)

Goldener Schlüssel

Der „Goldene Schlüssel“ wird seit 2002 für die beste dokumentarische Nachwuchsarbeit vergeben und ist mit 5.000 € dotiert. Zugelassen sind Filme und Videos, deren Regisseur/in zum Zeitpunkt der Fertigstellung der Arbeit nicht älter als 35 Jahre sind. Der Preis wird mit Unterstützung des Kulturamtes der Stadt Kassel vergeben.

Preisträger: 2009 Thomas A. Østbye (Human) 2008 Mario Hirasaka (Die Ryozanpaku) 2007 Jess Feast (Cowboys & Communists) 2006 Sarah Vanagt (Begin Began Begun) 2005 Susanne Jäger (Vater und Feind) 2004 Alexandra Gulea (Die Daumendreher) 2003 Sandra Jakisch (08/15 Leben am Rand von Köln) 2002 Klaus Stern (Andreas Baader – Der Staatsfeind)

Lobende Erwähnung: 2010 Tomasz Wolski (The Lucky Ones)

Golden Cube

Der mit 2.500 Euro ausgestattete Preis wird an die beste Medieninstallation in der Ausstellung Monitoring vergeben. Dieser Preis wird von dem Softwareunternehmen Micromata GmbH gestiftet. Alle in der Ausstellung gezeigten Arbeiten sind automatisch für den “Golden Cube” nominiert.

Preisträger: 2009 Sophie Ernst (Home) 2008 Stefanos Tsivopoulus (Untitled (The Remake)) 2007 Erik Olofsen (Public Figures) 2006 Markus Bertuch (Walperloh) 2005 Eske Schlüters (Knowing As Much As the Man in the Moon) 2004 Renzo Martens (Episode 1) 2003 Claudia Aravena Abughosh (Greetings from Palestina)

Lobende Erwähnung: 2010 Anthony McCall (Leaving (With Two-Minute Silence))

A38-Produktions-Stipendium

Seit 2001 vergeben das Kasseler Dokfest und Werkleitz – Zentrum für Medienkunst gemeinsam das A38-Produktions-Stipendium. Das bis zu zweimonatige Stipendium wird mit bis zu 3.000 Euro Unterhalts- sowie max. 1.000 Euro Reisekosten von der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien und der Medienanstalt Sachsen-Anhalt gestiftet ausgestattet. Der/die Stipendiat/in entwirft im Rahmen des Stipendiums eine audiovisuelle Arbeit, die anschließend bei Werkleitz in Halle produziert wird. Hier stehen dem/der Preisträger/in Sachleistungen von bis zu 4.000 Euro zur Verfügung.[2]

Preisträger: 2009 Hannes Lang (Leavenworth, WA) 2008 Joanna Rytel (To Think Things You Don’t Want To) 2007 Anne-Kristin Jahn (Generation Model) 2006 Jürgen Brügger, Jörg Haaßengier (Kopfende Hassloch) Werkleitz-Projektstipendium 2005 Curtis Burz (VIRGINia) 2004 Britt Dunse (Norden) 2003 Benny Nemerofsky Ramsay (Live to Tell) 2002 Oliver Husain (Q) 2001 Florian Thalhofer (Korsakow Syndrom)

Lobende Erwähnung: 2010 Corinna Liedtke (Thomas, Thomas)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.interfiction.org/
  2. http://www.werkleitz.de/programm/stipendien/a38-stipendium.html

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