Karlheinz Bauer

Karlheinz Bauer

Karlheinz Bauer (* 24. April 1928 in Schrobenhausen), ist ein deutscher Bauingenieur, Bauunternehmer und Pionier des Spezialtiefbaus.

Leben

Karlheinz Bauer wurde als Sohn des Dipl.-Ing. Karl Bauer und dessen Ehefrau Luise, geb. Kastner in Schrobenhausen geboren. Er zählt zur siebten Generation der Kupferschmied-Familie Bauer in Schrobenhausen, die ihren Ursprung in dem niederbayerischen Ort Osterhofen hat, von dem aus sich eine Kupferschmied-Dynastie entwickelte, die in der Stadt Deggendorf Fuß fasste. Von dort kam 1790 der Kupferschmied-Geselle Sebastian Bauer (damals "Paur" geschrieben) in die oberbayerische Kleinstadt Schrobenhausen.

Nach Eintritt in die Oberrealschule wurde Bauer als 15-Jähriger als Flakhelfer eingezogen, später folgte die Front. 1946 konnte der erst 18-Jährige als einer von sechs Schülern, die in einer Abschlussklasse mit 120 Abitur-Anwärtern in Augsburg zusammengefasst worden waren, mit Erfolg das Abitur ablegen. Dennoch war es Bauer nicht möglich sofort mit dem Studium an der Technischen Hochschule in München zu beginnen. Denn zunächst war rund ein Jahr "Aufbauarbeit" der angehenden Studenten notwendig, um die Trümmer des Krieges zu beseitigen und neue Hörsäle zu schaffen. So begann Bauer 1947 mit dem Bauingenieursstudium, das wiederum nach kürzest möglicher Studienzeit - und als Bester vieler Jahrgänge - im Jahre 1951 abgeschlossen wurde. Dann folgte ab 1. Januar 1952 die Referendarszeit beim Bayerischen Staat. Während der folgenden zwei Jahre schloss Bauer seine Dissertation zum Thema Die Veränderungen im Grundwasserstrom durch Staustufen und Wasserverluste im Stauraum in weiten Tälern mit alluvialer Füllung ab, die mit dem Rigorosum am 14. Juli 1954 in Karlsruhe ihren Abschluss fand.

Bereits zwei Jahre vorher nahm sein Vater ihn als Gesellschafter in das mittelständische Brunnen- und Wasserleitungsbauunternehmen auf, das sich aus der Kupferschmiede des Großvaters Andreas Bauer heraus entwickelt hatte. Als im Jahre 1956 Karl Bauer unerwartet mit erst 62 Jahren verstarb, musste er mit 28 Jahren den Betrieb alleine, unterstützt von seiner mittlerweile angetrauten Ehefrau Marlies, geb. Zenger, weiterführen, die ihrem Mann als Dipl.-Kffr. entscheidende Impulse und wichtige Hilfen geben konnte. Die Familie wuchs zwischen 1954 und 1967 durch die Geburt von sechs Kindern und die Firma entwickelte sich kontinuierlich von einem Regionalunternehmen zu einem überregional tätigen Betrieb und schließlich zu einem international bekannten und im Spezialtiefbau sowie Spezial-Maschinenbau weltweit führenden Konzern.

Eine der entscheidenden Erfindungen von Karlheinz Bauer war dabei im Jahre 1958 der sogenannte BAUER-Anker, mit Hilfe dessen große Baugruben behinderungsfrei hergestellt werden konnten, nachdem die herkömmlichen Aussteifungen mit Holzträgern durch Stahlstabanker ersetzt wurden, die man seitlich ins Erdreich einbaute. Zahlreiche weitere Erfindungen und Weiterentwicklungen machten Bauer schon bald zum Pionier des Spezialtiefbaus. Nachdem die in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts führenden Baumaschinen-Hersteller mit der Entwicklung spezieller Geräte und Maschinen, insbesondere im Bohr- und Ankerbereich, nicht Schritt halten konnten, begann Karlheinz Bauer Maschinen konstruieren und bauen zu lassen. So entstand die BAUER Maschinen GmbH, die heute Weltmarktführer bei Spezialtiefbaugeräten und auf allen Kontinenten vertreten ist. Im Jahre 1984 nahm Karlheinz Bauer seinen Sohn Thomas Bauer als Mitgeschäftsführer in das Unternehmen, wenige Jahre später zog er sich dann von der Geschäftsführung zurück und wechselte als Vorsitzender in den Aufsichtsrat. Bis zum Jahr 2005 stand Karlheinz Bauer dem Aufsichtsrat vor und übergab zur Vorbereitung des Börsengangs der BAUER AG am 4. Juli 2006 den Vorsitz an den vormaligen Nato-General Dr. Klaus Reinhardt. Seinen Sitz im Aufsichtsrat behielt Bauer jedoch bis zu seinem Ausscheiden im Jahre 2011 bei.

Auszeichnungen (Auswahl)

  • 1983: Bundesverdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland
  • 1990: Goldene Bürgermedaille der Stadt Schrobenhausen
  • 1993: Ehrendoktorwürde der Technischen Universität München
  • 1996: Leo-von-Klenze-Medaille des Bayer. Innenministeriums für herausragende Ingenieurs-Leistungen
  • 1998: Ehrenbürgerwürde der Stadt Schrobenhausen
  • 1998: Bayerischer Verdienstorden
  • 2007: Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Sofia, Bulgarien
  • 2008: Tiefbaurechtspreis des CBTR
  • 2009: Ehrenmitglied des CBTR

Literatur

  • Klaus Englert und Manfred Stocker (Hrsg.): 40 Jahre Spezialtiefbau 1953 - 1993. Technische und rechtliche Entwicklungen. Festschrift für Karlheinz Bauer zum 65. Geburtstag. Werner Verlag, 1993
  • Franz-Josef Mayer: BAUER - Geschichte und Geschichten. Verlag Ballas, 2006
  • Erwin Stötzer, Manfred Schöpf, Franz-Josef Mayer, Klaus Englert: Spezialtiefbau - Festschrift zum 80.Geburtstag von Karlheinz Bauer, Verlag Ballas, 2008

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