Karl Dietrich Bracher

Karl Dietrich Bracher

Karl Dietrich Bracher (* 13. März 1922 in Stuttgart) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Historiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bracher promovierte 1948 nach einem Studium der Alten und Neuen Geschichte sowie der Philosophie, Klassischen Philologie und Literatur an der Universität Tübingen in Alter Geschichte. Seine Habilitation erfolgte nach Studien an der Harvard University im Jahr 1955 in Berlin mit der Arbeit Die Auflösung der Weimarer Republik. Eine Studie zum Problem des Machtverfalls in der Demokratie, die bis heute als Meisterwerk der Zeitgeschichtsschreibung gilt und unter anderem Aufnahme in die ZEIT-Bibliothek der 100 Bücher (Sachbücher) fand. 1959 wurde Bracher Ordinarius für Wissenschaft von der Politik und Zeitgeschichte in Bonn. Er baute dort das Seminar für Politische Wissenschaft auf. Bracher ist vor allem mit Werken über die Weimarer Republik und die Zeit des Nationalsozialismus (Die deutsche Diktatur) sowie über die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert (Die Krise Europas) und der politischen Ideen (Zeit der Ideologien) hervorgetreten.

Bracher nahm Gastprofessuren und Fellowships u. a. in Stanford, Princeton, Oxford, Washington D.C., Italien, Israel, Japan und Schweden wahr.

Mitgliedschaften, Ehrungen und Auszeichnungen

Er ist Mitglied der Historischen Kommission zu Berlin, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der American Academy of Arts and Sciences, der American Philosophical Society und der British Academy.

Bracher ist seit 1992 Mitglied des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste. 1973 erhielt er den Premio Acqui Storia, 1980 den Europäischen Bentinck-Preis, 1994 den Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik und die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg sowie 1997 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und Schulterband. Ihm wurden mehrere Ehrendoktorate verliehen, so der Dr. hum. lett. h. c. (Florida), Dr. iur. h. c. (Graz), Dr. rer. pol. h. c. (Berlin), Dr. h.c. (Paris).

Schüler

Promoviert wurden bei ihm mehr als 120 Schüler, darunter Ulrich von Alemann, Wilfried von Bredow, Stephan Eisel, Erhard Forndran, Hubertus Hoffmann, Michael J. Inacker, Hans-Helmuth Knütter, Christoph Konrad, Margarita Mathiopoulos, Friedhelm Mennekes, Thomas Mirow, Susanne Miller, Ammon Neustadt, Friedbert Pflüger, Wulf Schönbohm, Hildegard Stausberg, Henning von Vieregge, Hans Vorländer, Thomas Wittke.

Bei ihm habilitiert haben sich u. a. Wolfgang Bergsdorf, Peter Hüttenberger, Hans-Adolf Jacobsen, Karl Kaiser, Ludger Kühnhardt.

Schriften

  • Verfall und Fortschritt im Denken der frühen römischen Kaiserzeit. Böhlau, Wien 1987 (Diss. von 1948)
  • Nationalsozialistische Machtergreifung und Reichskonkordat. Ein Gutachten zur Frage des geschichtlichen Zusammenhangs und der politischen Verknüpfung von Reichskonkordat und nationalsozialistischen Revolution. [o.O] 1956.
  • Die Auflösung der Weimarer Republik. Eine Studie zum Problem des Machtverfalls in der Demokratie. 5. Auflage. Düsseldorf 1971, ISBN 3-770-00908-8.
  • mit Wolfgang Sauer, Gerhard Schulz: Die nationalsozialistische Machtergreifung. Studien zur Errichtung des totalitären Herrschaftssystems in Deutschland 1933/34. 3. Auflage. Köln 1974.
  • Deutschland zwischen Demokratie und Diktatur. München 1964,
  • Adolf Hitler, in der Reihe Archiv der Weltgeschichte, Scherz, Bern/München/Wien 1964.
  • Die deutsche Diktatur. Entstehung, Struktur, Folgen des Nationalsozialismus. 5. Auflage. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1976, ISBN 3-462-01143-X; ungekürzte Ausgabe auf Grundlage der 7. Auflage, Ullstein, Berlin 1997, ISBN 3-548-26501-4.
  • Das Deutsche Dilemma. München 1971.
  • Die Krise Europas 1917-1975. [o.O.] 1976.
  • Geschichte und Gewalt. Severin und Siedler, Berlin 1981.
  • Zeit der Ideologien. Eine Geschichte politischen Denkens im 20. Jahrhundert. DVA, Stuttgart 1982.
  • mit Willy Brandt, Annedore Leber: Das Gewissen steht auf. 64 Lebensbilder aus dem deutschen Widerstand 1933–1945. Hase & Koehler, Mainz 1984 (Neuaufl.) ISBN 3-775-81064-1.
  • Zeitgeschichtliche Kontroversen um Faschismus, Totalitarismus, Demokratie, 5. Auflage. Piper, München 1984.
  • Die totalitäre Erfahrung. Piper, München 1987.
  • Wendezeiten der Geschichte. DVA, Stuttgart 1992.
  • Geschichte als Erfahrung. DVA, Stuttgart 2001.
Editionen
  • mit anderen: Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. 5 Bde., Stuttgart 1981 ff.
  • Deutscher Sonderweg. Mythos oder Realität? München 1982.
  • mit Manfred Funke, Hans-Adolf Jacobsen: Nationalsozialistische Diktatur 1933-1945. Eine Bilanz. Düsseldorf 1983 (Bonner Schriften zur Politik und Zeitgeschichte, Band 21).
  • mit Manfred Funke, Hans-Adolf Jacobsen: Die Weimarer Republik 1918-1933. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. Düsseldorf 1987 (Bonner Schriften zur Politik und Zeitgeschichte, Band 22).
  • mit Manfred Funke, Hans-Adolf Jacobsen: Deutschland 1933–1945. Neue Studien zur nationalsozialistischen Herrschaft. Düsseldorf 1992 (Bonner Schriften zur Politik und Zeitgeschichte, Band 23).
  • mit Hans-Adolf Jacobsen, Volker Kronenberg, Oliver Spatz: Politik, Geschichte und Kultur. Wissenschaft in Verantwortung für die res publica. Festschrift für Manfred Funke zum 70. Geburtstag. Bouvier, Bonn 2009.

Literatur

  • Manfred Funke u. a. (Hrsg.): Demokratie und Diktatur. Geist und Gestalt politischer Herrschaft in Deutschland und Europa. Festschrift für Karl Dietrich Bracher. Droste, Düsseldorf 1987 ISBN 3770007301; wieder Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1987, ISBN 3923423721 (nur in der Droste-Aufl.: vollständige Bracher-Bibliographie S. 614–635)
  • Bonner Akademische Reden 86: Karl Dietrich Bracher zum 80. Geburtstag, Bonn: Bouvier 2002.
  • Ulrike Quadbeck: Karl Dietrich Bracher und die Anfänge der Bonner Politikwissenschaft. Baden-Baden 2008, ISBN 978-3-8329-3740-9.

Weblinks


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