Karl Cäsar von Leonhard

Karl Cäsar von Leonhard
Karl Cäsar Leonhard, Lithographie von Rudolf Hoffmann, 1857

Karl Cäsar Ritter von Leonhard (* 12. September 1779 in Rumpenheim; † 23. Januar 1862 in Heidelberg) war ein deutscher Mineraloge. Er war der Vater von Gustav von Leonhard.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Leonhard verlor früh seine Eltern. Seine Mutter Susanne, die eine Tochter von Jacques Cesar III Godeffroy war, war 1792 und sein Vater Johann Conrad Leonhard, der in Diensten von Karl von Hessen-Kassel gestanden hatte, 1794 verstorben. Er erhielt nur eine mäßige Schulbildung. Er war ehrgeizig und vervollständigte sein Wissen, so dass der Zugang zur höheren Bildung möglich wurde. 1797 nahm er an der Universität Marburg ein Studium der Kameralistik auf, das er an der Universität Göttingen fortsetzte.

Unter dem Einfluss von Johann Friedrich Blumenbach befasste er sich zunehmens mit der Mineralogie und begann mit dem Sammeln von Mineralien. Seine Studienpläne an der Bergakademie Freiberg konnte er wegen einer notwendigen Heirat und Familiengründung nicht realisieren. Er begann eine Tätigkeit als Assessor bei der Landsteuerdirektion Hanau und korrespondierte in seiner Freizeit mit Leopold von Buch, Johann Wolfgang von Goethe, Abraham Gottlob Werner, Alexander von Humboldt und Johann Karl Wilhelm Voigt zu mineralogischen Themen und studierte deren Werke.

1805 erschien als sein erstes bedeutendes Werk, das Handbuch der allgemeinen topographischen Mineralogie. Im Basaltstreit vertrat Leonhard die Wernersche Lehre vom Neptunismus. Mehrere Reisen führten ihn nach Sachsen, die thüringischen Staaten, die Alpen und ins Salzkammergut. Dabei lernte er Friedrich Mohs und Karl Maria Ehrenbert von Moll kennen.

Gemeinsam mit Ernst Karl Friedrich Merz und Johann Heinrich Kopp erarbeitete Leonhard die 1806 erschienene Systematisch-tabellarische Uebersicht und Charakteristik der Mineralkörper.

1808 gehörte Leonhard zu den Gründern der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau .

1809 erfolgte seiner Ernennung zum Kammerrat und Beförderung zum Referenten im Bergfach. Ein Jahr später berief ihn Karl Theodor von Dalberg zum Leiter der Domänenverwaltung des Großherzogtums Frankfurt. Nach der Schlacht bei Hanau wurde Leonhard, der erst kurz zuvor zum Generalinspektor und Geheimen Rat ernannt worden war, 1813 im Zuge der Restauration als Franzosenfreund angesehen und wieder zum Assessor zurückgestuft.

1815 rief König Max I. Joseph Leonhard, den er in Hanau kennengelernt hatte, an die Münchner Akademie. An die bayerische Lebensart und die Gepflogenheiten im „Kabalenreich“, als welches er München bezeichnete, mochte sich Leonhard nicht so recht gewöhnen und so folgte er 1818 einem Ruf des badischen Staatsministers Sigismund von Reitzenstein auf den Lehrstuhl für Mineralogie an der Universität Heidelberg.

Untersuchungen am Basalt veranlassten Leonhard zu einem Wechsel ins Lager der Plutonisten.

Das von ihm zwischen 1807 und 1829 herausgegebene Taschenbuch für die gesammte Mineralogie erschien ab 1830 in gemeinschaftlicher Redaktion mit Heinrich Georg Bronn unter dem neuen Titel Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie und Petrefactenkunde. Von 1833 bis zu ihrem Tode im Jahre 1862 führten Leonhard und Bronn ihre gemeinschaftliches Werk als Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie und Petrefactenkunde fort.

Neben Fachpublikationen und einer Autobiographie verfasste Leonhard auch kleinere belletristische Schriften.

Werk

  • Handbuch der allgemeinen topographischen Mineralogie, 1805
  • Leonhard/Merz/Kopp: Systematisch-tabellarische Uebersicht und Charakteristik der Mineralkörper. In oryktognostischer und orologischer Hinsicht. J.C. Hermann, Frankfurt am Main 1806
  • Taschenbuch für die gesammte Mineralogie, 1807–1829
  • Allgemeines Repertorium der Mineralogie, 1811–1821
  • Leonhard/Jassoy: Formverhältnisse und Gruppirungen der Gebirge, 1812
  • Leonhard/Selb: Mineralogische Studien, 1812
  • Leonhard/Kopp/Gärtner: Propädeutik der Mineralien, 1817
  • Denkrede auf Werner, 1817 (Nekrolog für A.G. Werner)
  • Naturgeschichte der Vulkane, 1818
  • Handbuch der Oryctognosie, 2 Aufl. 1822, 1826
  • Charakteristik der Felsarten, 1823–1824
  • Geologie oder Naturgeschichte der Erde, 1833–1844, 5 Bde.
  • Taschenbuch für Freunde der Geologie, 1845–1847, 3 Bde.
  • Aus meiner Zeit und meinem Leben, 1844–1846 (Digitalisat)

Ehrungen

  • Eine 1843 von J. R. Blum für ein neues Mineral gehaltene Substanz wurde nach ihm Leonhardit benannt. Nachfolgende Analysen ergaben allerdings, dass es sich um einen teilweise dehydratisierten, undurchsichtigen Laumontit handelte.[1]
  • 1853 wurde er zum Ehrenmitglied des Nassauischen Vereins für Naturkunde ernannt.

Literatur

  • Wilhelm von Gümbel: Leonhard, Karl Cäsar von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 308–311.
  • Otto Nowotny: Carl Caesar von Leonhards «Taschenbuch für die gesammte Mineralogie» (1807–1826). In: Cartographica Helvetica Heft 9 (1994) S. 32–38 Volltext

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mindat - Leonhardite (englisch)

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