Karl Buck

Karl Buck

Karl Gustav Wilhelm Buck (* 17. November 1894 in Stuttgart; † 1977 in Rudersberg) war ein deutscher SS-Hauptsturmführer und Lager-Kommandant. Von 1933 bis 1940 war Buck nacheinander Kommandant der württembergischen Lager Heuberg, Oberer Kuhberg und Schutzhaftlager Welzheim, ab 1940 des Sicherungslagers Schirmeck-Vorbruck im Elsass. Nach seiner Verhaftung 1945 wurde Buck von französischen und englischen Gerichten wegen seiner Verbrechen als Kommandant insgesamt drei Mal zum Tode verurteilt, dann jedoch zu lebenslanger Freiheitsstrafe begnadigt und kam 1955 im Zuge der deutsch-französischen Aussöhnung durch die erfolgte Entlassung der Kriegsgefangenen frei.

Inhaltsverzeichnis

Leben bis 1933

Karl Buck wurde in Stuttgart geboren und begann 1910 eine Mechanikerlehre in Esslingen. Nach Abschluss der Lehre 1913 trat er in den Militärdienst ein und begann die Offizierslaufbahn. Im Ersten Weltkrieg 1914 bis 1918 folgten Fronteinsätze; Buck wurde mit dem Eisernen Kreuz erster Klasse[1] ausgezeichnet. 1919 wurde er als Oberleutnant entlassen und begann ein Ingenieursstudium. 1920 trat er dann eine Stelle als Ingenieur in einer Zementfabrik an.[2] Im selben Jahr heiratete er und kurz darauf kam seine Tochter zur Welt.[2] 1921 sowie von 1924 bis 1929 erfolgten längere berufliche Auslandsaufenthalte in Portugal und Chile. Durch einen Arbeitsunfall 1930 in Chile verlor er das linke Bein; daraufhin kehrte er nach Deutschland zurück.

Nach seinem Unfall war Buck zunächst arbeitslos.[2] Im März 1931 trat er in die NSDAP ein und wurde Mitglied der SA. In der nachfolgenden Zeit war er auch Kreisleiter der NSDAP in Welzheim. Beruflich begann er eine Tätigkeit bei der Gestapo.[2]

Tätigkeit als Kommandant

Von April bis zum November 1933 war Buck Kommandant des Lagers Heuberg. Bereits im November 1933 musste das Lager Heuberg wieder geschlossen werden, da die Wehrmacht neue Übungsflächen auf dem Truppenübungsplatz Heuberg benötigte. Karl Buck war für die Vorbereitung des Lagers Oberer Kuhberg bei Ulm verantwortlich. Für die anfallenden Arbeiten wurden auch Häftlinge aus dem Lager Heuberg herangezogen. Buck war anschließend bis zur Auflösung des Lagers Oberer Kuhberg im Juli 1935 dessen Kommandant. Danach fungierte er wiederum als Kommandant des neueröffneten Schutzhaftlagers Welzheim und blieb in dieser Funktion bis 1940. Seit Anfang August 1940 war er Kommandant des Sicherungslagers Schirmeck-Vorbruck im Elsass bis zu dessen Auflösung im Spätsommer 1944.[3] Er war wohl der einzige Kommandant im NS-Regime, der dieses Amt während der gesamten NS-Zeit ausübte.

Lager Heuberg

Das Lager Heuberg richteten die Nationalsozialisten als eines ihrer ersten Konzentrationslager in Deutschland am 20. März 1933 ein. Es unterstand seit dem 28. April 1933 der eigenständigen Abteilung der Württembergischen Politischen Polizei und somit dem Württembergischen Innenministerium. Buck war zunächst stellvertretender Lagerkommandant. Mitte April übernahm er dann die Leitung von Max Kaufmann. Durch zahlreiche Häftlingsberichte ist belegt, dass dieser Wechsel zu einer Verschärfung der Haftbedingungen führte.[4]

Unter der Lagerleitung von Karl Buck gehörten Misshandlungen und Folter zum Lageralltag. In der sogenannten „Schlagzelle“ wurden die Gefangenen mit Holzprügeln und Koppelriemen bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen und mit Polizeistiefeln getreten. Im Hof kam es zu Folterungen; den Gefangenen wurde mit dem Tod durch Erschießen gedroht. Da der Tod der Häftlinge auf dem Heuberg jedoch kein direktes Ziel war, wurden die Misshandlungen in der Regel gestoppt, bevor sie zum Tode führten. Nur ein direkter Mord an dem Kommunisten jüdischer Herkunft Simon Leibowitsch konnte nachgewiesen werden, es gibt jedoch Hinweise auf weitere Todesfälle im Lager.[4] Die Häftlinge wurden gedemütigt und erniedrigt, indem sie sinnlose Arbeiten verrichten mussten, die nach der Beendigung zerstört wurden. So mussten die Häftlinge beispielsweise den Fliegendreck an den Flurfenstern mit Zeitungspapier herauskratzen oder die Treppen, über die anschließend wieder Schmutzwasser ausgegossen wurde, mit dem Kopf nach unten reinigen.[4]

Einzelnachweise

  1. Und führ' uns gleich ins Dritte Reich. Mahnung gegen Rechts. Abgerufen am 5. Dezember 2008.
  2. a b c d Andreas Pflock (2006): Sicherungslager Schirmeck-Vorbruck: Ein erster Überblick über Ereignisgeschichte und Rezeption. Online Gedenkstätten Forum. Abgerufen am 5. Dezember 2008.
  3. [1]
  4. a b c Markus Kienle: Heuberg. a. a. O.

Literatur

  • Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (Hrsg.): Gedenkstätten − Lernorte zum nationalsozialistischen Terror. In: Politik & Unterricht − Zeitschrift für die Praxis der politischen Bildung, Jg. 34, Nr. 8, 2008, ISSN 0344-3531, (PDF, 2,0 MiB).
  • Myrah Adams und Rudolf Renz (Red.): Württembergisches Schutzhaftlager Ulm − ein frühes Konzentrationslager im Nationalsozialismus (1933 - 1935). Oberschulamt Tübingen, Tübingen 2004, ISBN 3-9805396-6-0, (PDF, 4,7 MiB).
  • Markus Kienle: Heuberg. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel, Angelika Königseder: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 2. Frühe Lager. Dachau. Emslandlager. C.H. Beck, München 2006. S. 126-128. ISBN 3-406-52962-3
  • Markus Kienle: Das Konzentrationslager Heuberg bei Stetten am kalten Markt. Klemm & Oelschläger, Ulm 1998, ISBN 3-932577-10-8

Weblinks


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