Kanzashi

Kanzashi
goldene Kanzashi

Kanzashi (jap. ) ist ein Haarschmuck, der in der traditionellen japanischen Frisur der Frauen getragen wird. Kanzashi kamen zum ersten Mal auf, als der traditionelle Taregami-Stil, in dem das Haar glatt und lang getragen wurde, durch den Nihongami-Stil ersetzt wurde. Die großflächige Verbreitung setzte zur Edo-Zeit ein, als Kunsthandwerker begannen, aufwendigere Produkte herzustellen.

Heutzutage werden Kanzashi fast nur noch von Bräuten benutzt oder wenn besonderen Wert auf Tradition gelegt werden soll, wie bei Maikos, Geishas, in der Japanischen Teezeremonie und im Ikebana, früher auch bei Tayū/Oiran und Yūjo. Unter jungen Frauen herrscht jedoch auch ein Trend zur Wiederbelebung der Kanzashi, die eine gewisse Eleganz ausstrahlen sollen.

Kanzashi werden aus einer Vielzahl von Materialien hergestellt wie lackiertem Holz, vergoldetem und versilbertem Metall, Gold, Schildpatt, Seide und neuerdings auch Kunststoff. Frühe Bakelit-Kanzashi sind sehr begehrt.

Es gibt verschiedene Arten sie zu tragen. Bei einer Geisha deutet sowohl das Material als auch die Tragweise auf ihren Status hin. Maikos (auszubildende Geishas) tragen mehr und aufwendigere Kanzashi als ältere Geishas, wobei für jede Frisur die Kanzashi in einem bestimmten Muster gesteckt werden müssen. Sie sollen teilweise im Notfall auch zur Selbstverteidigung gedient haben.

Inhaltsverzeichnis

Arten

Es gibt verschiedene grundlegende Kanzashi-Stile als auch komplexere Blumen- und Jahreszeitenarrangements.

Grundlegende Kanzashi

  • Bira bira (びらびら簪): Verschiedene durch Ringe verbundene Metallstreifen sind mit dem Schmuckkörper verbunden, so dass sie sich unabhängig voneinander bewegen und angenehm klimpern. Das Klimpern wird manchmal durch zusätzliche Glöckchen betont.
  • Kōgai und Kushi aus lackiertem Holz
    Kōgai () sind Stäbe aus verschiedenen Materialien, wie Metall, Schildpatt oder Keramik, die ursprünglich eigentlich als Schwertschmuck verwendet wurden. Sie werden häufig in einem Satz mit Kushi verkauft.
  • Kushi () sind abgerundete Kämme aus Schildpatt oder lackiertem Holz in die häufig Perlmutt oder Blattgold eingearbeitet ist. Sie werden im Dutt (mage) gesteckt. Der Kammrücken ist oft sehr lang um genug Platz für das Design zu lassen. Hanagushi (Blumenkämme) sind Kämme bei denen Seidenstücke an einen Holzkamm geleimt werden.
  • Kanoko Dome werden aus Gold, Silber, Schildpatt, Jade, Koralle, Perle und anderen wertvollen Materialien gefertigt. Für gewöhnlich besitzen sie eine abgerundete Form. Sie können jedoch auch in anderen Formen vorkommen, wobei Blumen und Schmetterlinge die beliebtesten sind. Sie werden hinten mit zwei Zinken im Dutt beim Wareshinobu-Haarstil der jungen Maiko getragen.
  • Ōgi- oder Prinzessinnenstil: Fächerähnliche, metallene und mit einem Kamon verzierte Kanzashi mit Aluminiumstreifen die durch eine lange Nadel an der Stelle gehalten werden. Für Gewöhnlich werden sie von Maiko über der Schläfe getragen. Sehr junge Maiko tragen zwei Stück.

Blumen-Kanzashi

Blumen-Kanzashi (Hana kanzashi) sind die langen, flatternde Blumen der Maiko. Sie werden von Kunsthandwerkern aus Seidenquadraten mit einer als Tsumami bekannten Technik hergestellt. Jedes Quadrat wird mit Hilfe von Zangen mehrfach gefaltet und zu einer einzigen Blüte geschnitten. Danach werden sie entweder an eine Metallstütze befestigt um ganze Blumen herzustellen oder mit Seidenfäden zu einer Blütenkette verbunden. Häufig werden auch Schmetterlinge und Vögel hergestellt. Zusätzliche Details wie Staubblätter werden durch Mizuhiki gestaltet. Dabei wird ein starker, dünner Bindfaden aus Japanpapier benutzt, der dekorativ angemalt wird.

Geisha tragen abhängig vom Monat oder Feiertagen andere Blumen-Kanzashi. In den Sommermonaten Juni bis September werden weiße oder silberfarbene und während der Wintermonate Oktober bis Mai Schildplatt und Koralle verwendet werden.

Jahreszeiten-Kanzashi

Maiko mit Juni-Kanzashi
Zwei Maiko mit November-Kanzashi

Die Jahreszeiten bestimmen welche Kanzashi getragen werden:

  • Januar: Die Januar-Kanzashi unterscheiden sich von Jahr zu Jahr besitzen aber für gewöhnlich ein Glück verheißendes Neujahrsthema. Beliebt ist Shōchikubai, eine Kombination aus Kiefer (matsu), Bambus- (take) und Ume-Blüten (grün, rot und weiß), die auch bei den Neujahrsfeierlichkeiten verwendet werden.
  • Februar: Üblicherweise hängende rosa oder gelegentlich auch rote Ume-Blüten, die dieser Jahreszeit überall in Japan zu sehen sind. Sie stehen für junge Liebe und den Frühlingsanbruch. Ein anderes weniger genutztes Thema sind Windräder.
  • März: Die Kanzashi sind hängende gelbe und weiße Rapsblüten (nanohana) und Schmetterlinge, als auch Pfirsichblüten (momo), Narzissen (suisen) und Pfingstrosen (botan, Paeonia suffruticosa).
  • April: Die Kanzashi sind hängende rosa Kirschblüten (sakura) gemischt mit Schmetterlingen und Bonbori-Laternen die für den Sommeranbruch stehen. Das Betrachten der Kirschblüten (Hanami) zu dieser Zeit ist das kulturelle Ereignis Japans. Auch werden gewöhnlich einzelne silbernen oder manchmal auch goldene Schmetterlings-Kanzashi aus Mizuhiki-Fäden verwendet.
  • Mai: Die Kanzashi sind hängende purpurne japanische Wisterien (fuji) und Schwertlilien (ayame, Iris sanguinea), für gewöhnlich eine blaue Varietät. Kleine silberene Schmetterlinge tauchen ebenfalls als Extra auf.
  • Juni: Die Kanzashi sind hängende grüne Weidenblätter (yanagi) mit Prachtnelken (nadeshiko) oder (seltener) Gartenhortensien (ajisai). Die Weide steht traditionell für die Geisha. Da der Juni die Regenzeit Japans wird die Weide als wasserliebender Baum und die Gartenhortensien wegen ihres wässrigen Blaus verwendet.
  • Juli: Die Kanzashi sind Fächer. Üblicherweise werden die runden Uchiwa verwendet, gelegentlich aber auch faltbare Tanzfächer. Die Fächer beziehen sich auf das zu dieser Zeit stattfindende Gion Matsuri. Während dieses Großereignisses im Geisha-Viertel Gion in Kyōto werden hunderte traditionelle Tänze von Geisha aufgeführt, bei denen Fächer ein essentieller Bestandteil sind. Die Fächer unterscheiden sich entsprechend dem Fest von Jahr zu Jahr. Themen sind Libellen und Linien die wirbelndes Wasser darstellen. Des Weiteren werden Feuerwerk-Kanzashi und Tsuyushiba (Tautropfen auf dem Gras) verwendet.
  • August: Die Kanzashi sind Prunkwinden (asagao, Ipomoea nil) oder Chinaschilf. Das Chinaschilf wird sternartig angeordnet. Ältere Maiko tragen Weißsilber und jüngere Maiko Pink oder Rot.
  • September: Das Kanzashi ist die Ballonblume (kikyō) deren Violetttöne traditionell für den Herbst stehen. Oft wird sie mit anderen Herbstblumen wie Hagi-Strauch (hagi), Goldbaldrian (ominaeshi, Patrinia scabiosifolia), Chrysantheme (kiku), Wasserdost (fujibakama, Eupatorium fortunei), Kudzu (kuzu), Prachtnelken (nadeshiko) gemischt.
  • Oktober: Das Kanzashi ist die Chrysantheme (kiku). Sie ist eine sehr beliebte Blume in Japan als auch das Symbol des Kaiserhauses. Die verwendeten Chrysanthemen sind üblicherweise rot und weiß da diese Kombination für den Hochherbst stehen.
  • November: Die Kanzashi sind hängende Herbstblätter: entweder ein normales gelbes Blatt oder ein rotes Ahornblatt. Das Betrachten des Ahorns ist das Herbstäquivalent der Kirschblütenschau. Des Weiteren werden auch Ginkgo- und Amberbaumblätter verwendet.
  • Dezember: Zu dieser Jahreszeit werden häufig Mochi gemacht, die weiße Blumen darstellen sollen, und die Bäume damit dekoriert. Kanzashi mit Mochibana (Mochi-Blüten) sollen Glück bringen. Zum Kanzashi gehören auch zwei Maneki (winzige, leere Schilder). Die Maiko besuchen ein Kabuki-Theater (traditionell das Minamiza in Kyōto) und bitten zwei ihrer Lieblings-Kabukischauspieler diese mit ihrem Kabuki-Künstlernamen zu beschreiben. Einige Dezember-Kanzashi beinhalten auch Bambusblätter.
  • Neujahr: Zu dieser Zeit tragen alle Maiko und Geisha hülsenlose Reisähren an der rechten Seite. Diese Kanzashi beinhalten auch augenlose weiße Tauben. Die Maiko und Geisha malen ein Auge aus und bitten jemanden anderen den sie mögen für das andere Auge.

Romane

  • Mineko Iwasaki: Die wahre Geschichte der Geisha; ISBN: 978-3-548-26186-7; 2004
  • Kiharu Nakamura: Memoiren einer Geisha; ISBN: 3404129547; 1999

Weblinks

 Commons: Kanzashi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kanzashi — bañados en oro, de período desconocido. Los kanzashi (簪, kanzashi …   Wikipedia Español

  • Kanzashi — A modern January tsumami kanzashi worn by maiko Kanzashi (簪?) are hair ornaments used in traditio …   Wikipedia

  • kandzašis — Bendroji  informacija Kirčiuota forma: kanzãšis Kirčiuotė: 2 Rūšis: naujai skolintos šaknies žodis Kalbos dalis: daiktavardis Rašybos variantai:kanzaši, kanzashi. Kilmė: japonų Papildoma informacija: pirmoji apie naujažodį pranešė Ugnė… …   Lietuvių kalbos naujažodžių duomenynas

  • Hair stick — A hair stick (also hairstick) is a straight, pointed device, usually between five and nine inches in length, used to hold a person s hair in place in a hair bun or similar hairstyle.Unlike many hair pins, which are usually small and quite simple …   Wikipedia

  • Geiko — Geisha im Stadtteil Gion, Kyōto, Japan Eine Geisha [ˈgeːʃa] (jap. 芸者, Person der Künste) ist eine japanische Unterhaltungskünstlerin, die traditionelle japanische Künste darbietet. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Geishas — Geisha im Stadtteil Gion, Kyōto, Japan Eine Geisha [ˈgeːʃa] (jap. 芸者, Person der Künste) ist eine japanische Unterhaltungskünstlerin, die traditionelle japanische Künste darbietet. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Maiko — Geisha im Stadtteil Gion, Kyōto, Japan Eine Geisha [ˈgeːʃa] (jap. 芸者, Person der Künste) ist eine japanische Unterhaltungskünstlerin, die traditionelle japanische Künste darbietet. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Geisha — This article is about the female Japanese entertainer. For the Chinese elm variety, see Ulmus parvifolia Geisha . Geiko redirects here. For the insurance company, see GEICO. Geisha from Kyoto Geisha (芸者 …   Wikipedia

  • Furisode — Kimono (jap. 着物, dt. Anziehsache von kiru = anziehen und mono = Ding) ist ein traditionelles japanisches kaftanartiges Kleidungsstück, welches durch einen breiten Gürtel (Obi) zusammengehalten wird. Japanerin mit Kimono, ca. 1870 Ursprünglich… …   Deutsch Wikipedia

  • Geisha — im Stadtteil Gion eine höfliche Gastgeberin, Kyōto, Japan Eine Geisha [ˈgeːʃa] (jap. 芸者, „Person der Künste“) ist eine japanische Unterhaltungskünstlerin, die traditionelle japanische Künste darbietet …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”