Andeer

Andeer
Andeer
Wappen von Andeer
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Graubünden
Bezirk: Hinterrheinw
Gemeindenummer: 3701i1f3f4
Postleitzahl: 7440
Koordinaten: (751548 / 162881)46.5999999.416668982Koordinaten: 46° 36′ 0″ N, 9° 25′ 0″ O; CH1903: (751548 / 162881)
Höhe: 982 m ü. M.
Fläche: 46.30 km²
Einwohner: 876 (31. Dezember 2009)[1]
Website: www.andeer.ch
Andeer. Links oben die Ruine der Burg Cagliatscha

Andeer. Links oben die Ruine der
Burg Cagliatscha

Karte
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Über dieses Bild
w

Andeer ist eine politische Gemeinde im Kreis Schams, Bezirk Hinterrhein des Kantons Graubünden in der Schweiz.

Per 1. Januar 2009 wurden die bisher selbstständigen Gemeinden Clugin und Pignia mit der Gemeinde Andeer fusioniert.

Inhaltsverzeichnis

Wappen

Blasonierung: In Silber (Weiss) auf schwarzem Schildfuss im Zinnenschnitt ein aufrecht stehender schwarzer, rot bewehrter Bär

Redendes Wappen bezogen auf die Burg Bärenburg, das historische Verwaltungszentrum der Talschaft.

Geographie

Andeer liegt im Schamsertal (Romanisch: Val Schons) am Hinterrhein. Durch seine verkehrstechnisch günstige Lage ist Andeer die bevölkerungsstärkste Gemeinde im Kreis Schams.

Bevölkerung

Sprachen

Ursprünglich sprachen die Einwohner Sutselvisch, eine bündnerromanische Mundart. Der Niedergang des Romanischen begann nach 1850. Dennoch gaben 1880 noch 65 % der Bewohner Romanisch als ihre Sprache an. Bis 1910 sank der Anteil auf 54 %, danach trat bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs eine Stabilisierung ein. Seither setzte ein starker Sprachwandel ein. 1970 waren noch 205 Personen romanischsprachig.

Sprachen in Andeer GR
Sprachen Volkszählung 1980 Volkszählung 1990 Volkszählung 2000
Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil
Deutsch 364 62,54 % 446 75,21 % 542 81,02 %
Rätoromanisch 144 24,74 % 87 14,67 % 61 9,12 %
Italienisch 47 8,08 % 27 4,55 % 16 2,39 %
Einwohner 582 100 % 593 100 % 669 100 %

Deutsch ist offiziell einzige Behördensprache. Da aber immerhin noch 22 % der Bewohner Romanisch verstehen, erhält man von der Gemeinde auch Auskünfte in Romanisch.

Herkunft und Nationalität

Von den Ende 2005 724 Bewohnern waren 645 (=89 %) Schweizer Staatsangehörige.

Geschichte

Münzfunde aus der frühen Kaiserzeit weisen darauf hin, dass die Römer wohl schon bei der Eroberung ihrer Provinz Raetia (ab 15 v. Chr.) in Andeer vorbeikamen. Man nimmt an, dass die damalige Ansiedlung mit der Name Lapidaria bereits damals ein wichtiger Etappenort auf der Reise über die Alpen wurde.

Südlich des Dorfes, beim Weiler Bärenburg, liegen die Ruinen der einstigen Burg Bärenburg.

Der Bau von Fahrstrassen über die Pässe Splügen und San Bernardino brachten um 1820 einen Aufschwung der mit der Eröffnung der Eisenbahntunnels durch die Alpen gegen Ende des 19. Jahrhundert zum Niedergang des Gütertransportes führte. Seit der Eröffnung des San-Bernardino-Strassentunnels im Jahre 1967 liegt Andeer wieder an einer vielbefahrenen Route (A 13).

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurde in Andeer mehrheitlich rätoromanisch gesprochen. Seither gewinnt das Deutsche langsam, aber stetig an Terrain.

Wirtschaft

Andeerer Orthogneis, Bearbeitung mit Blockkreissäge
Gneis Verde Andeer mit häufigen Strukturmerkmalen

Bekannt ist der grüne Andeerer-Orthogneis (Handelsname: Andeerer Granit oder Verde Andeer), der am Rand des Dorfes von zwei Betrieben abgebaut und verarbeitet wird. Im petrografischen Sinne handelt sich um ein Metamorphit. Die Firma Toscano baut das Gestein an zwei Stellen (Bärenloch und Parsagna) ab. Die natürliche Lagerstättensituation führt dazu, dass der Andeerer Orthogneis schräg abgebaut werden muss. Durch das ausgeprägte Richtungsgefüge des Vorkommens kann man dieses Gestein „im Lager“ (wolkige Struktur) oder „gegen das Lager“ (mit streifiger Struktur) bekommen. Deshalb sind auch spaltraue Platten möglich, was bei vielen Graniten in der Regel nicht möglich ist.

International bekannt ist der Verde Andeer vor allem wegen seiner Verwendung für Grabsteine und -platten sowie in der Innenausstattung. Der typische grüne Farbton ist unter den Natursteinen nahezu konkurrenzlos. Er stammt von den Mineralien Phengit (hellgrün) und Chlorit (dunkelgrün).

Der Abraum wird fast zu 100 % verwendet. Dabei entstehen Mauersteine, Zuschläge für die Betonindustrie oder für Strassen- und Eisenbahnschotter. Bis auf grosse Rohtafeln werden alle Arbeiten im Ort durchgeführt.

Am alten San Bernardinopass ist ein neuer Steinbruch aufgeschlossen, in dem eine silbergraue Variante des Orthogneises abgebaut wird. Durch die unkomplizierte und den einheimischen Rohstoffen gegenüber aufgeschlossene Genehmigungsstruktur in der Schweiz ist es möglich, Natursteinsorten neu zu erschliessen und abzubauen. Das Material kam unter dem Handelsnamen Rhein-Quarzit in den Handel.

Ein anderes Produkt aus Andeer sind die Käse der lokalen Sennerei. Diese wurde 2000 geschlossen, aber ein Jahr später wiedereröffnet. Fünf Landwirte liefern jährlich 360'000 kg Milch ab, aus denen verschiedene Milchprodukte hergestellt werden. 2010 hat der Andeerer Traum bei den Championship Cheese Contest in Wisconsin USA die Goldmedaille in der Kategorie “Geschmierte Hartkäse” errungen.

Tourismus

Heute ist der Tourismus sehr wichtig für das Dorf. Alte Häuser und Strassen sowie einige kulinarische Spezialitäten ziehen Touristen an. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in vier Hotels, zahlreichen Ferienwohnungen und auf einem Campingplatz. Der Fernwanderweg Via Spluga (von Thusis nach Chiavenna in Italien) führt durch Andeer, das als Etappenziel dienen kann. Andeer ist im übrigen zentral gelegen für Sommer- und Winterausflüge zum Schamser Berg, ins Avers und ins Hinterrheingebiet.

Mineralquelle und Mineralbad Aquandeer

Bekannt ist Andeer für seine Heilquelle; das Mineralbad mit Wellnessbereich gehört zu den touristischen Hauptanziehungspunkten von Andeer.

Die Mineralquelle entspringt auf dem Boden der talabwärts von Andeer gelegenen Fraktion Pignia, bei der unterhalb dieses Dorfes an der Hauptstrasse gelegenen Häusergruppe Bogn (Bad; Postauto-Haltestelle). Das Wasser hat beim Austritt eine Temperatur von 18°; für das Mineralbad in Andeer wird es auf 34° erwärmt. Es weist eine hohe Mineralisation an Calcium, Magnesium und Sulfaten auf (Gesamtmineralisation: 2245.5 mgr/l). Es handelt sich somit um ein leicht eisenhaltiges Gipswasser mit bemerkenswertem Magnesiumgehalt. Die Quelle liefert seit langer Zeit regelmässig etwa 200 Liter pro Minute; niederschlagsarme Jahre wirken sich nach einigen Jahren in Form eines verminderten Ausstosses aus.

Beim Trinken hat das Wasser entzündungshemmende und entquellende Wirkung auf die Gewebe, und es bewirkt eine verstärkte Harnausscheidung. [2] Ferner werden günstige Auswirkungen bei Rekonvaleszenz und Rehabilitation nach Krankheiten, Operationen und Unfällen sowie bei vegetativen Regulationsstörungen genannt.

Früher war das Bad in der erwähnten Häusergruppe unterhalb von Pignia, seit 1882 wird das Wasser in einer etwa 1 km langen Leitung nach Andeer geleitet. 1968 wurde der veraltete Badebetrieb aufgegeben. In Anbetracht der grossen Bedeutung des Bades für die gesamte Wirtschaftsentwicklung von Andeer erfolgte 1981 die Gründung der Schamser Heilbad Andeer AG und im Jahr darauf konnte das moderne Mineralbad eröffnet werden. 1996 kam ein Aussenbecken hinzu, das 2007 erneuert und mit einer attraktiven Beleuchtung versehen wurde. Diverse Wellness- und Therapie-Einrichtungen ergänzen das Bad.

Sonstiges

  • Im Jahre 2003 wurde das Betagtenheim Hinterrhein und bis im Sommer 2005 auch die eine neue Turnhalle und ein Oberstufenschulhaus für den Kreis erbaut.
  • Eine wesentliche Einnahmequelle der Gemeinde stellen die Wasserzinsen der Kraftwerke Hinterrhein AG dar, nebst den bereits erwähnten Steinbrüchen.

Literatur

  • Adrian Collenberg: Drei Berggemeinden – drei Entwicklungen: Trun, Andeer und Saas i.Pr. (1850-1950). Schriftenreihe Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft im Alpenraum, Band 6. Kiel: Vauk, 2002. ISBN 3-8175-0368-7
  • Otto Pajarola: Das Andeerer Maiensäss Mut – ein Idyll im Schams. Andeer, 2001.
  • Schritt für Schritt durch Andeer. Kleiner Führer für Rundgänge. Hrsg.: Andeer Tourismus. 1998.
  • Jutta Betz: Fatimakirche Andeer / Graubünden. Peda-Kunstführer Nr 435. Kunstverlag Peda, Passau, 1998. ISBN 3-89643-092-0
  • Hans Hofmann: Andeer. Wege zum Wasser. Calanda-Verlag, Chur, 1997.
  • Domenic Mischol: Das Mineral- und Moorbad Andeer und seine Umgebung. Ansichten-Album. Andeer/Zürich, 1910.
  • L. Nagel: Andeer in Graubünden. Seine Heilquelle und Umgebung. Chur, 1890.
  • F. Goll: Die Heilquelle Pignieu-Andeer im Schamser Thale Ct. Graubünden. 2. Aufl. Verlag Füssli, Zürich, 1883.
  • Friedrich Goll: Das Mineralbad. Die eisenhaltige Gypstherme von Pignieu-Andeer im Schamser-Thale, Kt. Graubünden. Zürich, 1882.
  • Johann Jakob Schrämli: Naturgeschichtliche Bemerkungen über das Schamserthal im Canton Graubünden, nebst Notizen über das Bad von Pignieu bey Andeer. Zürich, 1830.

Weblinks

 Commons: Andeer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden
  2. Otto Högl: Die Mineral- und Heilquellen der Schweiz. Verlag Haupt, Bern, 1980, Seiten 152-153

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