Andechser

Andechser
Wappen der Grafen von Andechs

Die Grafen von Andechs sind Angehörige eines Adelsgeschlechts, das im 12. und in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zu den bedeutendsten im Heiligen Römischen Reich gehörte. Ursprünglich am Ammersee ansässig, weiteten sie ihr Gebiet durch geschickte Heiratspolitik schnell aus. Nachdem sie verdächtigt worden waren, an der Ermordung von König Philipp von Schwaben beteiligt gewesen zu sein, verloren sie ihre Macht und starben schließlich Mitte des 13. Jahrhunderts aus.

Inhaltsverzeichnis

Wer und wo waren die Andechser?

Die Andechser wurden schon früh als Geschlecht der Heiligen und Helden gerühmt. Sie zählen als eine der bedeutendsten und mächtigsten Adelsfamilien des Heiligen Römischen Reiches im Hochmittelalter. Zunächst rund um den Ammersee in Dießen bzw. Andechs ansässig, weiteten sie ihr Besitztum auf das Land zwischen Staffelsee und Ammersee im Westen, Starnberger See im Osten und Karwendel mit Seefeld im Süden aus. Sie beherrschten wichtige Straßen nach Mitteldeutschland, saßen in bedeutenden Gebieten der Alpen und kontrollierten unter anderem den Brenner. Neben ihren Besitztümern in Südbayern zählte aber auch fast ganz Oberfranken (Raum Bamberg, Coburg, Hirschberg, Hof an der Saale, Bernstein, Bayreuth, Kulmbach, Sonneberg) zu ihrem Herrschaftsgebiet. Die Heiratspolitik der Familie verband sie mit dem französischen und dem ungarischen Königshaus und dem Herzog von Schlesien. Durch die Verehrung zweier berühmter Familienangehöriger, der Heiligen Hedwig von Schlesien und der Heiligen Elisabeth von Thüringen, lebt die Erinnerung an die Familie bis heute weiter.

Ursprung und Geschichte der Familie der Dießen-Andechs-Meranien

Die Anfänge des Hauses Andechs liegen im Dunkeln und im Bereich der Legenden. So wird von einem Grafen Rasso (+ 954) aus dem Frankenreich berichtet, der gleichzeitig Herzog von Bayern, Franken, Burgund, Meranien (=Istrien) und Kärnten gewesen sein soll; ebenso war er Markgraf von Österreich, Pfalzgraf bei Rhein und Graf von Görz und Andechs. Nachgewiesen ist über ihn allerdings sehr wenig.

Sicher ist, dass der Ursprung der Grafen von Andechs rund um den Ammersee zu suchen ist. So war die Burg Andechs Stammsitz dieses Geschlechts. Übereinstimmend berichten Bücher, dass die Grafen von Dießen das Augustiner-Chorherren-Stift Dießen gründeten. Mitte des 13. Jahrhunderts scheint man in diesem Stift den Versuch unternommen zu haben, einen Stammbaum der gräflichen Stifterfamilie zu erstellen, aber weder in Dießen, noch in der Adelsfamilie selbst schien man sich an Familienangehörige vor dem späten 11. Jahrhundert zu erinnern.

Das Stift Dießen wurde später dem Heiligen Stuhl übereignet.

Den Grafentitel der Familie weiterhin an Dießen zu knüpfen erschien nicht mehr passend und so nannte sich die Familie seit Berthold II. nach ihrer Burg Andechs (auf einem Berg gegenüber von Dießen) „von Andechs“, während sich die andere Linie der Dießener Familie seit Otto (verheiratet mit Justicia von Babenberg) nach seinem Hauptsitz „von Wolfratshausen“ nannte. Auf dem Berg ist heute das Kloster Andechs zu finden, welches für das Jahr 1080 über die erste urkundliche Erwähnung von Andehse berichtet.

Die Grafen von Andechs und Herzöge von Meranien gehörten im 12. und in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Adelsfamilien im Heiligen Römischen Reich. Als Höhepunkt kann die Hochzeit Ottos VII. von Meranien mit einer Enkelin Friedrich Barbarossas angesehen werden.

Bald darauf gerieten die Andechser in den Verdacht, an der Ermordung von König Philipp von Schwaben beteiligt gewesen zu sein. Sie verloren in der Folge ihren gesamten bayerischen Besitz. Zwar sollte sich die Unschuld der Familie erweisen, doch gelang es ihnen nicht, den Besitz zu restituieren. Es folgten verschiedene Niederlagen gegen die Wittelsbacher und ihr Einfluss ging zurück.

Mitte des 13. Jahrhunderts starb das Geschlecht der Andechs-Meranier aus.

Namen

Herren

Die Nummerierung der Namen nimmt (meist) Bezug auf "Herzöge und Heilige".

Andechser Linie:

Arnold (∞ Gisela von Schweinfurt)

Otto IV.
Berthold II. (Andechs) † 1151
Berthold III. (Markgraf von Istrien) † 1188
Berthold IV. (Herzog von Meranien) 1180/82–1204
Otto VII. von Andechs 1204–1234
Otto VIII. von Andechs 1234–1248
Heinrich IV. (Mgf. von Istrien) † 1228
Ekbert (Bischof von Bamberg) † 1237
Berthold V. (Erzbischof von Kalocsa, Patriarch von Aquileja) † 1251
Poppo (Bischof von Bamberg) † 1245
Otto VI. (Bischof von Brixen, Bischof von Bamberg) † 1196
Poppo I. (Andechs) † 1148
Heinrich III. (Abt von Millstatt)

Wolfratshausener Linie:

Friedrich I.

Berthold I.
Otto II.
Heinrich I. (Bischof von Regensburg) † 1155
Otto III. † 1127
Heinrich II. † 1157
Otto V. † 1136
Luitpold † 1102

Frauen

  • Agnes * 1175, † 20. Juli 1201 (Tochter Bertholds IV.)
  • Gertrud † 1213 (Tochter Bertholds IV.)
  • Hedwig † 1243 (Tochter Bertholds IV.)
  • Agnes † 1263 (Tochter Ottos VII.)

Stammliste Gesamthaus

Siehe Stammliste der Grafen von Andechs

Literatur

  • Karin Dengler-Schreiber: Spuren der Andechs-Meranier in Bamberg. Collibri, Bamberg 1998, ISBN 3-926946-61-X.
  • Ludwig Holzfurtner: Die Grafschaft der Andechser. Comitatus und Grafschaft in Bayern 1000–1180. Laßleben, Kallmünz 1994, ISBN 3-7696-9690-5 (=Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe II, Heft 4).
  • Josef Kirmeier und Evamaria Brockhoff (Hrsg.): Herzöge und Heilige. Das Geschlecht der Andechs-Meranier im europäischen Hochmittelalter. Pustet, Regensburg 1993, ISBN 3-7917-1386-8 (=Veröffentlichungen zur Bayerischen Kultur und Geschichte Nr. 24, Katalog zur Landesausstellung im Kloster Andechs 13. Juli–24. Oktober 1993).
  • Jakob Lehmann: Zur Geschichte der Andechs-Meranier am Obermain. H.O.Schulze, Lichtenfels 1963, ISBN 3-87735-009-7.
  • Edmund von Oefele: Geschichte der Grafen von Andechs. Verlag für Kunstreproduktionen, Neustadt an der Aisch 1999, ISBN 3-89557-102-4 (Nachdruck der Ausgabe von 1877).
  • Erich A. Reinlein: Der Letzte der Meranier, Herzog Otto II. 1248 – Ende einer Hoffnung. Schulze, Lichtenfels 1983, ISBN 3-87735-034-8.

Weblinks


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