Kambodscha

Kambodscha
KingdomofCambodia.svg

Preăh Réachéanachâkr Kâmpŭchéa
Königreich Kambodscha

Flagge Kambodschas
Wappen Kambodschas
Flagge Wappen
Wahlspruch: CambodiaMotto.svg
„Nation, Religion, König“
Amtssprache Khmer
Hauptstadt Phnom Penh
Staatsform konstitutionelle Monarchie
Staatsoberhaupt König Norodom Sihamoni
Regierungschef Premierminister Hun Sen
Fläche 181.040 km²
Einwohnerzahl 14.138.255 (2010) [1]
Bevölkerungsdichte 76 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt nominal (2010) 11,34 Mrd. USD [1]
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 802 USD (2010) [2]
Human Development Index 0,523 (139.) (2011) [3]
Währung Riel (KHR), seit 1953/1980, bzw. US-Dollar
Unabhängigkeit von Frankreich am 9. November 1953
Nationalhymne Nokoreach
Nationalfeiertag 9. November
Zeitzone UTC +7h
Kfz-Kennzeichen K
Internet-TLD .kh
Telefonvorwahl + 855
Cambodia in its region.svg
Karte von Kambodscha - Basis CIA.png

Das Königreich Kambodscha (Khmer: ព្រះរាជាណាចក្រកម្ពុជាPreăh Réachéanachâkr Kâmpŭchéa) ist ein Staat in Südostasien. Das Land liegt am Golf von Thailand zwischen Thailand, Laos und Vietnam. Die Hauptstadt Phnom Penh liegt im Süden des Landes. Das Landschaftsbild wird durch eine Zentralebene geprägt, die teilweise von Gebirgen umgeben ist. In ihr liegt im Westen Kambodschas der See Tonle Sap, durch den Osten fließt der Mekong, einer der zehn längsten Flüsse der Welt.

Kambodscha ist aus dem Reich Kambuja hervorgegangen, das seine Blüte vom 9. bis zum 15. Jahrhundert erlebte. Seine Ruinen in Angkor, Roluos, Banteay Srei und Preah Vihear wurden ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Nach der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich im Jahre 1953 folgten jahrzehntelange Bürgerkriege, die viele Opfer unter der Bevölkerung und schwere Schäden in der Wirtschaft hinterließen. Auch der Vietnamkrieg und die Diktatur der Roten Khmer von 1975 bis 1979 brachten dem Land wirtschaftlichen Verfall.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Kambodscha liegt auf der Indochinesischen Halbinsel, am Nordostufer des Golfs von Thailand. Die Küste hat eine Länge von 443 Kilometern. Kambodscha grenzt im Westen und Nordwesten auf 803 Kilometern an Thailand, im Norden an Laos (541 km) sowie östlich und südöstlich an Vietnam (1.228 km). Die gesamte Fläche beträgt 181.040 km², davon sind 176.520 km² Landfläche. Damit ist Kambodscha etwa halb so groß wie Deutschland.[4]

Landschaftsbild

Zwei Drittel Kambodschas werden vom Kambodschanischen Becken eingenommen, das sich 5 bis 30 m[5] über dem Meeresspiegel befindet und in dessen westlichem Zentrum der Tonle Sap liegt. In östlicher Richtung schließen sich die Schwemmlandebene und die ersten Ausläufer des ansonsten in Vietnam liegendem Mekongdeltas an, das das Zentralbecken entwässert.[6]

Von drei Seiten schließen sich an das Becken Gebirge und Hochebenen an. Südwestlich des Tonle Sap finden sich die Kardamom- und die Elefantenberge, auf die eine schmale Küstenebene folgt. An der nördlichen Grenze zu Thailand findet sich das Dongrek-Gebirge. Die hauptsächlich in Laos und Vietnam verlaufende Annamitische Kordillere reicht mit ihren Ausläufern bis nach Nordostkambodscha.[6]

Gewässer

Sonnenuntergang am Mekong.
Koh Tonsay.

In der Mitte des Kambodschanischen Beckens befindet sich der Tonle Sap, der durch den Tonle-Sap-Fluss mit dem Mekong verbunden ist. Während der Regenzeit von Juli bis Oktober führt der Mekong so viel Hochwasser, dass das Wasser entgegen seiner Fließrichtung den Tonle-Sap-Fluss hinaufgedrückt wird und den See speist, der dadurch von 2.500 km² auf bis zu 20.000 km² anschwillt.[6][7] Dadurch wird er zum größten See Südostasiens. Der Mekong, der größte Fluss Südostasiens, durchfließt Kambodscha in Nord-Süd-Richtung auf 500 Kilometern. Dabei ist er meistens über 1,6 Kilometer breit.[6] In Kambodscha spaltet sich der Obere Mekong in den Bassac und den unteren Mekong auf.[8]

Weitere Flüsse sind der Sreng und der Sangke (Sangker), die in den westlichen Grenzgebirgen entspringen und auf dem Weg zum Nordende des Tonle Sap zusammenfließen. Der Pouthisat mündet am südlichen Ufer in den See, der Sen und der Chinit in den Tonle-Sap-Fluss. Vom östlichen Hochland wird der Mekong durch den Kong (Sekong), den San und den Srepok gespeist.[9]

Gebirge

Das Kardamomgebirge verläuft in ostwestlicher Richtung. Im östlichen Teil befindet sich mit dem Phnom Aural (1.813 m) der höchste Berg des Landes. Das zweite südliche Gebirge, das Elefantengebirge, schließt im Südosten des Kardamomgebirges an dieses an und verläuft von dort aus nach Süden bis ans Ufer des Golfs von Thailand. Es erreicht seine höchste Erhebung mit dem Phnom Popok (1.079 m).

Das nördliche Massiv Chuǒr Phnom Dângrêk setzt sich aus Sandstein zusammen, fällt nach Süden hin steil ab und wird nicht höher als 756 m. Das östliche Chlong-Plateau (bis 942 m) und ein bis auf 1.500 m ansteigender Streifen Bergland im Nordosten bilden die Ausläufer der Annamitischen Kordillere.[6] Dort leben noch immer kaum bekannte Bergvölker.[5]

Inseln

Zu Kambodscha gehören 64 Inseln.[8] Die größte ist Kaôh Kŏng nahe der thailändischen Grenze, gefolgt von Koh Rong vor der Küste Sihanoukvilles, die unter anderem mit Koh Rong Samlon ein Archipel bildet. Weitere größere Inseln sind Koh Thmei an der Grenze zu Vietnam sowie Koh Samit, Koh Tang und Koh Tonsay.

Klima

Klimadiagramm für Phnom Penh.

Allgemein herrschen im Monsunklima in Kambodscha gleichmäßig hohe Temperaturen. Im Dezember sinken sie auf einen Tiefstand von 26 °C und erreichen im April ihr Maximum mit 30 °C. Die Niederschläge werden von den Monsunen bestimmt; von Mai bis September/Oktober weht der feuchte Südwestmonsun und bringt Regen, im restlichen Jahr bringen Nordostwinde trockene Kontinentalluft. Die geringsten Niederschläge werden am Tonle Sap mit durchschnittlich 1.000 mm im Jahr gemessen; im übrigen Tiefland betragen sie 1.300–2.000 mm jährlich. An den Westhängen der Gebirge steigen die Regenmengen auf 4.000 mm und mehr an, die Höchstwerte werden im Elefantengebirge mit 5.300 mm erreicht.[6]

Flora und Fauna

Mangrovenwald.

Je nach Quelle sind zwischen 30[8] und 75 %[6][9] Kambodschas bewaldet. In Höhen über 700 m mit feuchtkühlem Klima wächst ein immergrüner Bergwald, dessen Bäume bis zu 20 Metern Höhe erreichen. Die Vegetation der niederschlagsreichen Westhänge der Gebirge ist durch tropischen Regenwald geprägt, der 40 bis 50 Meter hoch wird. Im Unterholz finden sich niedrigere Pflanzen wie kleinere Bäume, Büsche oder Palmen. Das Tiefland ist, wenn es nicht landwirtschaftlich genutzt wird, durch Monsun- und Trockenwälder bedeckt, die in der Trockenzeit ihr Laub verlieren. In Regionen, in denen Überschwemmungswald und sumpfige Savannen dominieren, sind die Böden nährstoffarm und trocken. An der Küste finden sich Mangrovenwälder. Verbreitet sind auch noch rar gewordene Baumarten wie der Schwarzholzbaum, der Ebenholzbaum und der Rosenholzbaum.[5]


Die Fauna Kambodschas ist artenreich, insgesamt leben in Kambodscha 630 geschützte Arten. Besonders die nordöstlichen Provinzen sollen noch immer große Wildpopulationen aufweisen.[8] In den bevölkerungsarmen Wald- und Gebirgsgebieten leben beispielsweise Indische Elefanten, Tiger, Leoparden, Flughunde sowie diverse Bärenarten. Auch gibt es hier viele Schlangen wie die Königskobra und die hochgiftige Krait. Möglicherweise bereits ausgestorben ist der erst 1937 entdeckte Kouprey, eine Art Wildrind.[6]

Der Tonle Sap ist reich an Wasservögeln und Wassertieren, darunter mehr als 850 Fischarten.[5] Im unteren Abschnitt des Mekong befinden sich die letzten Rückzugsgebiete des Irawadidelfins.[8] Außerdem entdeckte man hier im Mai 2007 erwachsene Tiere sowie Jungtiere und Gelege der bereits ausgestorben geglaubten Cantors-Riesen-Weichschildkröte wieder.[10]

Durch einen königlichen Erlass wurden 2005 der Kouprey (Bos sauveli), der Riesenibis (Pseudibis gigantea), die Batagur-Schildkröte (Batagur baska), die Riesenbarbe (Catlocarpio siamensis), die Palmyrapalme (Borassus flabellifer), die Rumdrul-Blume (Mitrella mesnyi) und die Bananenart Musa aromatica zu Nationalsymbolen erklärt und unter besonderen Schutz gestellt.[11]

Umwelt

Probleme

Das größte Umweltproblem Kambodschas ist seit den 1980er Jahren der Holzeinschlag. 1995 erließ die Regierung Hun Sen ein neues Umweltgesetz, das als ein erster Schritt zur nachhaltigeren Nutzung von Kambodschas Wäldern und anderen Ressourcen betrachtet wurde; Ende 1996 wurde der Export von ganzen Stämmen verboten. Die Regierung vergab aber weiterhin ausgiebig Konzessionen; auf dem Höhepunkt Ende 1997 waren 35 % des gesamten kambodschanischen Staatsgebietes zur Abholzung freigegeben, was fast dem gesamten Waldgebiet außerhalb der Schutzgebiete entsprach. Laut einem Weltbank-Bericht von 1998 ging die Bewaldung Kambodschas in den Jahren von 1969 bis 1997 von 73 auf 58 % zurück.

Seit Ende der Neunziger Jahre wurden ausländische Geldgeber vermehrt auf das Problem aufmerksam und übten Druck auf die kambodschanische Regierung aus. Aus diesem Grund wird seit 1999 härter gegen illegale Holzfäller vorgegangen: seit Januar 2002 wurden alle vergebenen Konzessionen für den Holzeinschlag eingefroren. Diese Maßnahme wurde umgangen, indem einerseits der illegale Holzschlag in geringem Maße weiterging und andererseits Konzessionen für Cash-Crop-Plantagen beantragt werden, die ungenutzt bleiben und nur als Vorwand für einen Kahlschlag gebraucht werden. Korruption und Selbstbereicherung einflussreicher Beamter oder von Mitgliedern der Militärführung sind Teil des Problems. Manche Organisationen agieren auch aus den Nachbarländern heraus. Aus den Provinzen Oddar Meanchey, Battambang, Pursat und Koh Kong wird das geschlagene Holz über die Grenze nach Thailand geschleust, aus Rattanakiri und Mondulkiri nach Vietnam. Auch kommt es vor, dass Kritiker eingeschüchtert und Forstaufseher ermordet werden.

Folgen des extensiven Holzschlages ist Erosion, so bei den Mangrovenwäldern an der Küste, die der Holzkohlegewinnung und Shrimpfarmen zum Opfer fallen. Durch den eingeschwemmten Boden versanden Binnengewässer. Besonders betroffen ist der Tonle Sap, dessen durchschnittliche Tiefe während der Trockenzeit bereits von 50 cm 1960 auf 30 cm im Jahr 1993 zurückgegangen ist, während sich die jährliche Ablagerung in der gleichen Zeit verdoppelt hat. Auch der Mekong transportiert große Mengen an Sediment, das er vor allem bei den Monsunregenfällen aus den entwaldeten Gebieten mitnimmt. Dammprojekte an den chinesischen Zuflüssen des Mekong gefährden zudem den Fischreichtum und beeinträchtigen die erneute Ablagerung von fruchtbarer Erde an den Ufern. Betroffen sind auch jene Einwohner, die ihren Lebensunterhalt aus dem Wald bestreiten, zum Beispiel mit dem Sammeln von Baumharz.

Die Umweltverschmutzung hält sich dagegen in Grenzen. Fluss- und Seewasser sind weitgehend sauber, die einzige von Luftverschmutzung betroffene Stadt ist Phnom Penh. Auch der Tourismus bereitet noch keine großen Probleme, wenngleich die ungenügende Entsorgung von Plastikabfällen sowie Flaschen im ganzen Land problematisch ist.[5][8][12]

Naturschutzgebiete

Kambodscha war das erste Land Südostasiens, in dem ein Naturschutzgebiet eingerichtet wurde. 1925 wurde das Land um die Tempelanlage von Angkor zum Nationalpark erklärt. 1969 gab es sechs Rückzugsgebiete für Wildtiere, vor allem große Säuger. Sie nahmen insgesamt 2,2 Millionen Hektar oder 12 % der Landesfläche ein. Das während der Bürgerkriegszeit verfallene System wurde 1993 durch ein königliches Dekret erneuert, das zur Schaffung von 23 Schutzgebieten führte, die jetzt mit 3.402.203 Hektar über 21 % der Gesamtfläche Kambodschas einnehmen.[8] Allerdings befanden sie sich zu großen Teilen in von den Roten Khmer kontrolliertem Gebiet und waren deshalb weder kontrollierbar noch finanzierbar. Seit 1993 kamen noch einige geschützte Wälder hinzu, so dass heute 43.000 km² oder 25 % des Landes unter Schutz stehen.[13] Noch heute, nach dem Ende der Roten Khmer, gibt es in vielen Schutzgebieten Zugangsprobleme. Gefährdet sind sie durch die Erschließung von Siedlungsräumen, illegale Abholzung und die Nachfrage nach Tierorganen für die traditionelle Medizin. Außerdem fehlen die Ressourcen und teilweise auch der Wille zu einem effektiven Schutz.[5][12]

Bevölkerung

Demografie

Kambodschanische Kinder.

Kambodscha hat rund 14,5 Millionen Einwohner.[4] Der Altersdurchschnitt beträgt 21,7 Jahre, die Lebenserwartung beläuft sich auf 59 Jahre (2000: 54 Jahre).[14] Der Geburtenrate von 27 pro 1.000 Einwohner steht eine Sterberate von 9 pro 1.000 gegenüber, dabei beträgt die Kindersterblichkeit 52 pro 1.000 Lebendgeburten. Eine Frau bekommt durchschnittlich 3,3 Kinder. Das Bevölkerungswachstum beträgt 2,4 %. Die Alphabetisierungsrate liegt bei 73,6 % (Schätzung 2006), wobei Männer mit 85 % deutlich besser alphabetisiert sind als Frauen mit 64 %. Die Bevölkerungsdichte beträgt 78 Einwohner pro Quadratkilometer.[14]

Nach Schätzungen von UNICEF leben in Kambodscha etwa 670.000 Waisenkinder.[15]

Ethnien

Dorf eines Bergstammes im Nordosten des Landes.

Die Hauptbevölkerungsgruppe Kambodschas sind die Khmer, die offiziell 85–90 % der Einheimischen ausmachen. Damit ist Kambodscha das homogenste Land Südostasiens. Größte Minderheiten sind die Vietnamesen (5 %), die Cham (bis 3 %) und die Chinesen (etwa 1 %). Kleinere Minderheiten gibt es von Thais, Laoten, sowie einer Reihe von Bergvölkern, die früher Moi genannt wurden und heute unter dem Namen Khmer Loeu zusammengefasst werden.[16] Die offiziellen von der Regierung veröffentlichten Zahlen über den Anteil der Minderheiten an der Bevölkerung werden als etwas zu tief eingeschätzt.[17]

Die Khmer leben seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. in ihren heutigen Siedlungsgebieten; woher sie kamen, ist nicht vollständig geklärt. Vietnamesen leben bereits seit Ende des 17. Jahrhunderts als Reisbauern in Kambodscha, weitere kamen im 19. und frühen 20. Jahrhundert ins Land, da die französischen Kolonialherren Ämter bevorzugt an sie vergaben. Während der vietnamesischen Besatzung nach dem Sturz Pol Pots von 1979 bis 1989 folgte eine zweite Einwanderungswelle. Aus historischen Gründen gibt es noch immer Konflikte zwischen Vietnamesen und Khmer, die ihre Höhepunkte immer wieder in Pogromen erreichte, zuletzt in den 1990er Jahren; auch in der Politik gelten anti-vietnamesische Parolen als normal, beispielsweise von Seiten der Sam-Rainsy-Partei oder der FUNCINPEC.[18] Heute leben viele Vietnamesen als Fischer in schwimmenden Dörfern auf dem Tonle Sap.

Chinesen leben seit der frühen Neuzeit vor allem in den Städten, wo sie als Händler und Handwerker tätig sind. Bis 1975 kontrollierten sie die Wirtschaft und das Verkehrswesen des Landes, unter der Herrschaft der Roten Khmer aber wurden viele von ihnen, genau wie Angehörige anderen Ethnien, getötet oder flohen. Seit Anfang der Neunzigerjahre kehren sie langsam wieder zurück und sind mittlerweile, dank chinesischem Investment aus anderen Ländern, wieder eine wichtige ökonomische Kraft.[17]

Die muslimischen Cham sind ein malaiisches Volk. Sie leben vor allem an den Küstengebieten und dem Unterlauf des Mekong, seit ihr Reich 1471 von Vietnam zerstört wurde und sie fliehen mussten. Ihr spirituelles Zentrum befindet sich in Chur-Changvra bei Phnom Penh. Die Cham sind traditionell Viehhändler, Seidenweber und Schlachter, da Letzteres den buddhistischen Khmer traditionell nicht gestattet ist.

Die Bergvölker, die heute unter dem Namen Khmer Leou (Hochland-Khmer) geführt werden, sind Thaivölker, die in den bergigen Grenzgebieten zu Thailand und auch Vietnam leben.[6] Die 21 Stämme leben traditionell als Halbnomaden, bauen Reis und Gemüse an, betreiben Brandrodung, halten Kühe, Hühner und Schweine als Nutztiere und sind animistischen Glaubens. Diese traditionelle Lebensweise wird immer mehr durch Sesshaftigkeit und Gebräuche der Khmer ersetzt. Im Gebiet um Battambang leben kleine Minderheiten der Shan, Thai und Lao. Sie sind Nachfahren von Bergleuten und Juwelieren, die in Kolonialzeit in den Rubinminen von Pailin angestellt waren.[5][8]

Sprachen

Die Amtssprache Kambodschas ist Khmer, eine austroasiatische Sprache, die von 95 % der Einwohner des Landes gesprochen wird.[4] Weitere Sprachen sind Vietnamesisch, Chinesisch, Cham sowie verschiedene andere Minderheitensprachen: Brao, Chong, Jarai, Kaco', Kraol, Kravet, Kr'ung, Lamam, Mnong, Pear, Samre, Sa'och, Somray, Stieng, Suoy und Tampuan.[19]

Französisch war wegen der französischen Kolonialvergangenheit über ein Jahrhundert lang die beliebteste Fremdsprache und wurde bis 1975 auch in gebildeten Kreisen gesprochen, heute wird es auch auf Grund des vermehrten Tourismus aus englischsprachigen Ländern vermehrt durch Englisch abgelöst.[17] Seit 1990, als das Lehren der englischen Sprache wieder legalisiert wurde, hat es dem Französischen an Beliebtheit deutlich den Rang abgelaufen. Zwischen Anhängern der beiden Sprachen entwickelten sich dadurch Spannungen, da die Franzosen weiterhin versuchen, ihre Kultur und Sprache in Kambodscha zu verbreiten, sowohl um das kulturelle Erbe zu bewahren, als auch um den Einflussverlust gering zu halten. Diese Bemühungen werden auch von der französischen Regierung finanziell unterstützt; obwohl sie einer der größten ausländischen Geldgeber ist, blieb der Erfolg gering: So verbrannten Studenten der Technischen Universität Phnom Penh 1995 aus Protest gegen die Unterrichtssprache ihre französischen Lehrbücher.[5][8]

Religionen

Der buddhistische Tempel Wat Phnom in der Hauptstadt.

In Kambodscha hängen rund 93 % der Bevölkerung dem Theravada-Buddhismus an, der neben Kambodscha in Thailand, Laos und Myanmar verbreitet ist. Weitere vertretene Glaubensrichtungen sind der Islam mit etwa 6 % (vor allem Sunniten bei den Cham) und das Christentum mit einem Prozent, vor allem Anhänger der katholischen Kirche Kambodschas, bei der Minderheit der Vietnamesen.[9] Bei manchen Bergvölkern hat sich auch der Animismus gehalten,[6] die Chinesen sind hauptsächlich Konfuzianer, Taoisten oder Mahayana-Buddhisten.

Der Theravada-Buddhismus, der ab dem 14. Jahrhundert den Hinduismus und den Mahayana-Buddhismus verdrängte, war bis 1975 Staatsreligion und wieder ab den späten Achtzigerjahren. Heute ist er gesetzlich in der Verfassung verankert. Unter den Roten Khmer wurden die meisten buddhistischen Mönche getötet und fast alle Wats und Moscheen zerstört. In den Neunzigern wurden die meisten Glaubensstätten wieder aufgebaut – heute gibt es wieder 59.500 Mönche und 3.980 Wats. In Phnom Penh wurde mit saudi-arabischem Geld eine internationale Moschee gebaut.[8]

Städte und Bevölkerungsverteilung

Luftbild Phnom Penhs.

Einige der größten Städte Kambodschas sind:[20]

Stadt Einwohner
(Urban)
Einwohner
(Rural)
Einwohner
(Total)
Stand
Phnom Penh 1.501.725 2010[21] [22]
Sihanoukville 89.846 110.056 199.902 2008[23]
Battambang 180.318 844.345 1.024.663 2008[23]
Siem Reap 172.843 723.466 896.309 2008[23]
Kompong Chhnang 42.809 428.807 471.616 2008[23]
Kompong Cham 118.154 1.562.540 1.680.694 2008[23]
Pursat 25.583 371.524 397.107 2008[23]

Die Bevölkerung Kambodschas lebt zu 80 % in der Zentralebene, die Gebirgsregionen sind teilweise fast unbesiedelt. In den Städten leben heute nur etwa 20 % der Einwohner, was teilweise auch auf die Politik der Roten Khmer zurückzuführen ist, die die Städte evakuierten. So lebten 1978 nur noch 20.000 Menschen in Phnom Penh, nachdem es 1974 noch 2,5 Millionen gewesen waren.[6]

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Kambodschas

Frühe Staaten und Khmer-Reich

Der Unterlauf des Mekong war bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. von Khmer, Cham und Funanesen besiedelt. Im 1. Jahrhundert n. Chr. entstanden in Indochina die Reiche Funan und Chenla, wobei letzteres ein Vasallenstaat Funans war. Im 6. Jahrhundert übernahm Chenla das hinduistisch geprägte Funan, und es entstand ein Großreich, das 250 Jahre lang die wichtigste Macht in der Region war und nach Unruhen wieder in zwei Teile zerfiel.[6] Im 9. Jahrhundert entstand ein neues Khmer-Reich, dessen Hauptstadt seit 889 Angkor war und das seinen Machthöhepunkt im 12. Jahrhundert erreichte: Es beherrschte Südostasien von Malakka bis zum Isthmus von Kra sowie Laos und Teile Vietnams. In diese Zeit fällt auch die kulturelle Blüte; der damals errichtete Tempelkomplex Angkor Wat steht noch heute. Um 1200 hatte Angkor etwa eine Million Einwohner und war damit wohl die damals größte Stadt der Welt.[6]

Jayavarman VII. war der erste König, der den hinduistisch orientierten Linga-Kult durch den bereits im 9. Jahrhundert durch das Reich Srivijaya nach Kambodscha gekommenen Buddhismus ersetzte. Dadurch verloren die Könige ihren gottgleichen Status, was zu einer innenpolitischen Schwächung führte. Im 13. Jahrhundert entstand im Westen das Sukhothai-Reich, das sich zu einem starken regionalen Konkurrenten entwickelte. Dessen Nachfolgereich Ayutthaya eroberte 1353 Angkor. Die Thai-Besatzer zogen sich zwar bald wieder zurück, doch Kriege mit Cham und Shan verhinderten eine Stabilisierung des Angkor-Reichs. 1431 wurde Angkor erneut erobert, woraufhin die Hauptstadt nach Phnom Penh verlegt wurde. In den Jahrhunderten darauf herrschte ständig Krieg mit Thai und Vietnamesen; die einzige Ausnahme war das 16. Jahrhundert, als der Druck von Westen durch ein Erstarken Burmas gemildert wurde und das Khmer-Reich eine Spätblüte erlebte. Im 17. und 18. eroberte Vietnam große Teile des Mekongdeltas, während Thailand die Nordgebiete des Reichs besetzte.[24]

Französische Kolonialherrschaft und Vietnamkrieg

Französische Kolonialsoldaten 1888.

Um eine völlige Übernahme des Reichs durch Thailand und Vietnam zu verhindern, wandte sich Kambodscha an Frankreich, das 1859 das südliche Vietnam eingenommen hatte. 1863 wurde das Land unter König Norodom I. zum Protektorat Frankreichs, 1887 ging es gemeinsam mit Vietnam und später auch Laos in der Indochinesischen Union auf. Ab 1884 setzten die Franzosen eigenmächtig französische Beamte ein, womit Kambodscha de facto eine Kolonie Frankreichs wurde. Offiziell blieb die Monarchie zwar bestehen, doch die Abhängigkeit war komplett. Unter französischer Führung wurden Kautschukplantagen angelegt und eine Eisenbahnlinie zwischen Phnom Penh und Bangkok gebaut. Kambodschas Hauptstadt wurde zu einer modernen Metropole. Da die Franzosen aber auch hohe Abgaben verlangten und einen nicht entlohnten Arbeitsdienst einführten, bildeten sich Widerstandsbewegungen wie etwa die Khmer Issarak (Freie Khmer). Als die Japaner im Zuge des Zweiten Weltkriegs das Land besetzten, ersetzten sie zwar die französischen Behörden in Vietnam, den Beamten in Kambodscha erlaubten sie jedoch – wegen der Kooperation mit Vichy-Frankreich – ihre Posten zu behalten, sodass Kambodscha offiziell unter französischer Kontrolle verblieb.[25] Der 1941 von den Franzosen eingesetzte König Norodom Sihanouk folgte allerdings den panasiatischen Aufrufen Japans und kündigte am 12. März 1945 noch unter dem Schutz japanischer Truppen einseitig alle Verträge mit Frankreich. Nach dem Abzug der Japaner und der Besetzung Phnom Penhs durch die Briten wurde Frankreich wieder zur Schutzmacht. Die Khmer Issarak verbündeten sich mit den vietnamesischen Vietminh und führten gemeinsam mit ihnen einen Guerillakrieg gegen die Franzosen, die 1954 auf der Genfer Indochinakonferenz die Unabhängigkeit Kambodschas anerkennen mussten.

Sihanouk, der als König seinem Vater zugunsten abgedankt hatte und das Land als Staatschef weiterhin lenkte, versuchte nach der Unabhängigkeit und auch während des Vietnamkrieges, eine Politik der Neutralität zu führen. Durch den Ho-Chi-Minh-Pfad und Nachschublager der Vietminh im Osten des Landes griff der Krieg jedoch auf Kambodscha über. Nachdem die Vereinigten Staaten sich zunächst auf Bombardements im Osten des Lands beschränkt hatten, stürzten 1970 kambodschanische Offiziere unter General Lon Nol Sihanouk mit amerikanischer Hilfe. Die USA waren der Meinung, dass die Regierung Sihanouk nicht entschieden genug gegen die Vietminh vorgegangen war. Lon Nol, der bereits seit 1969 Premierminister war, wurde 1972 Präsident und rief die Republik Khmer aus. Südvietnamesische und amerikanische Truppen unterstützten nun im Lande die Regierungseinheiten im Kampf gegen die Vietminh und die Nordvietnamesische Volksarmee (NVA).[6][24]

Rote Khmer und vietnamesische Besatzung

Flagge der Demokratischen Republik Kampuchea (1975-1979).
Schädel in Choeung Ek, Gedenkstätte für die Opfer der Roten Khmer.

Sihanouk floh nach Peking und gründete dort mit Hilfe der Kommunistischen Partei Chinas die „Nationale Einheitsfront von Kampuchea“ (FUNK). Verbündet mit der FUNK waren die Roten Khmer, die aus der 1951 gegründeten Kommunistischen Partei Kambodschas hervorgegangen waren und deren Guerillaaktivitäten gegen die Regierung Lon Nol sich bald zu einem Bürgerkrieg entwickelten. Von Nordvietnam unterstützt, konnten die Roten Khmer 1975 schließlich Phnom Penh erobern, woraufhin sie die Demokratische Republik Kampuchea ausriefen. Sihanouk wurde zunächst symbolisches Staatsoberhaupt, musste aber 1976 zurücktreten und stand in der Folge unter Hausarrest. Neuer Staatschef wurde Khieu Samphan, neuer Ministerpräsident Pol Pot.

Das neue Regime zerschlug die bestehenden Gesellschaftsstrukturen, um die Voraussetzungen für eine vorgeblich uniforme und egalitäre Gesellschaft nach maoistischem Muster zu schaffen. Die westliche Welt hat dieses rigorose Regime bald als "Steinzeit-Kommunismus" bezeichnet. Phnom Penh wurde innerhalb von 24 Stunden nahezu komplett entvölkert. Hunger und Krankheiten rafften große Teile der Bevölkerung dahin. Man zwang die Menschen aus den Städten aufs Land, um Kooperativen für Reisanbau zu bilden. Insgesamt forderte die Regierung Pol Pots zwischen 1,4 und 2,2 Millionen Opfer, vor allem Beamte, Intellektuelle und buddhistische Mönche, die in etwa 100 Vernichtungslagern gefoltert und hingerichtet wurden, weil sie Widerstand geleistet hatten oder einfach der „Bourgeoisie“ angehörten, wobei es oft ausreichte, lesen zu können oder eine Fremdsprache zu sprechen.[26] Einfache Bürger starben auf dem Land an Entkräftung und Krankheiten als Folge der harten Märsche und Arbeit. Seit 1977 war Kambodscha in Grenzstreitigkeiten mit Vietnam verwickelt; die Roten Khmer verfolgten Einwohner der Grenzgebiete und töteten sie, darunter auch Vietnamesen. Dies sorgte für außenpolitische Spannungen. Als sich innerhalb der Regierung unter Heng Samrin eine Opposition bilden konnte, die das wiedervereinigte Vietnam um Hilfe bat, griff Vietnam Ende 1978 ein. Der Einmarsch vietnamesischer Truppen begann am 24. Dezember 1978. Bereits am 7. Januar 1979 eroberten sie Phnom Penh. Die Roten Khmer zogen sich nach Nordwestkambodscha zurück und begannen einen neuen Guerillakrieg.

Unter der von Heng Samrin geleiteten „Einheitsfront für die Nationale Rettung Kambodschas“ wurde die Volksrepublik Kambodscha ausgerufen. Das Land war weitgehend abhängig von Vietnam. Auch musste Samrin der Besatzungsmacht im „Vertrag über Frieden, Freundschaft und Zusammenarbeit“ die Stationierung von Truppen gewähren. Die neue Republik wurde nur von einigen Staaten aus dem Ostblock und der Dritten Welt anerkannt. Rote Khmer, Sihanouk-Anhänger und Republikaner bildeten eine Guerillabewegung gegen die Regierung und die vietnamesischen Besatzer. Die Bewegung wurde von China, den USA und der ASEAN unterstützt und erhielt den Bürgerkrieg in den Provinzen aufrecht, war der vietnamesischen Armee aber stets unterlegen. Die in Kuala Lumpur 1982 gebildete und von Sihanouk geführte Exilregierung der Bewegung („Demokratisches Kampuchea“, CGDK) wurde von den Vereinten Nationen anerkannt und erhielt somit einen Sitz in der UN-Vollversammlung. Als sich gegen Ende der Achtzigerjahre die wirtschaftliche Schwächung der Sowjetunion auf Vietnam auswirkte, trat Hun Sen, der Heng Samrin 1985 abgelöst hatte, mit Sihanouk in Verhandlungen zur Bildung einer neuen Regierung ein. Nach der Einigung zog Vietnam bis 1989 seine Truppen ab.[24]

Modernes Kambodscha

Norodom Sihamoni, Kambodschanischer König.

Am 23. Oktober 1991 schlossen die vier Bürgerkriegsparteien den Pariser Friedensvertrag, der einen Waffenstillstand bestimmte und für 1993 Neuwahlen ansetzte – ein Waffenstillstand wurde zuvor am 24. Juni 1991 unter Vermittlung der Vereinten Nationen unterzeichnet. Kambodscha kam für 18 Monate unter eine UN-Übergangsverwaltung. Eine 16.000 Mann starke Friedenstruppe sollte die Kämpfer entwaffnen, den Waffenstillstand überwachen und die Wahlen organisieren. Dem Obersten Nationalrat als Übergangsregierung stand Prinz Norodom Sihanouk vor, Koalitionspartner wurden Sihanouks Sohn Norodom Ranariddh (Erster Ministerpräsident) mit der royalistischen FUNCINPEC und Hun Sen (Zweiter Ministerpräsident), der Führer der Kambodschanischen Volkspartei. Zudem trat eine neue Verfassung in Kraft, die als Staatssystem eine konstitutionelle Monarchie mit demokratischem Mehrparteiensystem und einer Marktwirtschaft bestimmt.

Die Roten Khmer, die den Vertrag mitunterzeichnet hatten, boykottierten jedoch die Wahlen in den von ihnen besetzten Nordgebieten und ließen sich nicht entwaffnen. Die UN reagierten 1992 mit Wirtschaftssanktionen, die vor allem den Verkauf von Tropenholz und Erdöl betrafen, wobei Ersteres eine wichtige Einnahmequelle der Roten Khmer darstellte. Außerdem wurde die Beschlagnahmung von Auslandsvermögen angedroht. Die Roten Khmer antworteten mit der Entführung von UN-Truppenangehörigen und setzten ihren Guerillakampf fort. Tausende flohen aus Angst vor neuen Massenmorden. Nach einer letzten Verschärfung der Kämpfe begann die Gruppe ab 1996 auseinanderzubrechen. Ieng Sary, der Statthalter von Pailin, lief zur Regierung über. Im selben Jahr wurde Pol Pot durch die Gruppe in einem Schauprozess zu lebenslanger Haft verurteilt und starb 1998 im Gefängnis unter nicht vollständig geklärten Umständen. Ende 1998 ergaben sich die letzten Einheiten der Roten Khmer im kambodschanisch-thailändischen Grenzgebiet.

Ende der Neunziger wuchsen die Spannungen zwischen den beiden Ministerpräsidenten. 1997 wurde Sam Rainsy von Unbekannten mit Granaten attackiert; außerdem gipfelten die Spannungen zwischen Hun Sen und Ranariddh in offene kriegerische Auseinandersetzungen. Die Armee hatte sich gespalten und die Truppenteile unterstützten jeweils eine der beiden Parteien. Schließlich ging Hun Sen als Sieger hervor. Die Kambodschanische Volkspartei regierte daraufhin alleine, der gestürzte Norodom Ranariddh wurde in Abwesenheit wegen Waffenhandels und Hochverrats verurteilt. Auf Druck der ASEAN und nach den Wahlen zur Nationalversammlung 1998 wurde Ranariddh rehabilitiert und zum neuen Vorsitzenden der Nationalversammlung ernannt. Hun Sen blieb erster Ministerpräsident. In den Kommunalwahlen von 2002 errang die Volkspartei einen überwältigenden Sieg. Die Wahlen gelten als wichtiger Schritt zur Demokratisierung, auch wenn mehr als 20 Menschen beim Wahlkampf ums Leben kamen.[27] Am 7. Oktober 2004 dankte König Norodom Sihanouk im Alter von 81 Jahren aus gesundheitlichen Gründen ab. Der Thronrat setzte Norodom Sihamoni als Nachfolger ein, sein Halbbruder Ranariddh verzichtete, um in der aktiven Politik verbleiben zu können.[5][24][28]

Politik

Hun Sen, Kambodschas Premierminister.

Verfassung

Die Verfassung Kambodschas, die von der UNTAC vorbereitet und nach fünf Tagen der Diskussion durch die Verfassunggebende Versammlung am 29. April 1993 verabschiedet wurde, umfasst 14 Kapitel und 139 Artikel.[5] Nach dem ersten Artikel des ersten Kapitels ist Kambodscha „ein Königreich, mit einem König, der übereinstimmend mit der Verfassung und den Prinzipien der liberalen Demokratie und des Pluralismus regiert. Das Königreich von Kambodscha soll ein unabhängiges, souveränes, friedliches, permanent neutrales und blockfreies Land sein.“ Laut Kapitel 3, Artikel 31 werden weiterhin die von der UN-Charta geforderten Menschenrechte garantiert. Die Todesstrafe ist abgeschafft, wobei Kambodscha als Vorreiter in ganz Asien gilt. Die Wirtschaft Kambodschas wird als marktwirtschaftlich ausgerichtet definiert, und Umwelt- und Naturschutz sind in der Verfassung verankert. Staatsreligion ist der Buddhismus.[29]

Exekutive

Seit dem 29. Oktober 2004 ist König Norodom Sihamoni das Staatsoberhaupt. Seine Funktion ist im Prinzip nur symbolisch; er wird durch einen neunköpfigen Thronrat auf Lebenszeit gewählt und muss aus den Geschlechtern von Ang Duong, Norodom oder Sisowath stammen.[5][28] Er beruft den nach Wahlen von der Nationalversammlung vorgeschlagenen Premierminister, ein Mitglied der Mehrheitspartei oder -koalition, der das Kabinett aus Mitgliedern der Partei oder des Parlaments bildet. Der König ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Vorsitzender des Verteidigungsrates.[24] Der König ernennt auch das vom Premierminister vorgeschlagene Kabinett. Premierminister ist seit dem 14. Januar 1985 durchgehend Hun Sen; von 1993 bis 1997 war er Co-Premierminister gemeinsam mit Norodom Ranariddh. Der Senatspräsident vertritt den König bei dessen Abwesenheit oder Krankheit.[4]

Legislative

Das Gebäude der Nationalversammlung in Phnom Penh.

Die Legislative besteht aus zwei Kammern. Die erste ist die Nationalversammlung mit 123 Sitzen (früher 122 bzw. 120). Sie wird für eine Legislaturperiode von fünf Jahren vom Volk gewählt. Die zweite Kammer ist seit 1998 der Senat mit 61 Sitzen. Zwei Mitglieder des Senats werden durch den König ernannt, zwei durch die Nationalversammlung und 57 von Parlamentariern und Gemeinderäten gewählt. Die Mitglieder des Senats bekleiden ihr Amt für sechs Jahre.

Bei den letzten Wahlen für die Nationalversammlung am 27. Juli 2008 erlangte die CPP einen Wahlsieg mit 58 % (90 Sitze), gefolgt von der SRP mit 22 % (26 Sitze). Weitere Parteien erreichten gemeinsam 20 % (7 Sitze). Die nächsten Wahlen werden voraussichtlich im Juli 2013 stattfinden. Die letzten Senatswahlen vom 22. Januar 2006 brachten der CPP 69 % (45 Sitze), der FUNCINPEC 21 % (10 Sitze) und der SRP 10 % (2 Sitze). Hier sind die nächsten Wahlen für Januar 2012 geplant.[4] Wahlrecht besteht ab 18 Jahren.[24][28]

Judikative

Der im Dezember 1997 eingerichtete Conseil suprême de la magistrature steht dem König in Sachen Unabhängigkeit der Judikative zur Seite. Der Oberste Gerichtshof (und niedrigere Institutionen) übt richterliche Gewalt aus. Das Rechtssystem ist in erster Linie eine zivilrechtliche Mischung aus französisch beeinflussten Kodizes aus der Zeit der UNTAC, königlichen Erlassen und Gesetzen der Legislative mit Einflüssen von Gebrauchsrecht und Überbleibseln kommunistischer Rechtsgrundlage, wobei der Einfluss des Common Law wächst. Die verpflichtende Jurisdiktion des Internationalen Gerichtshofes wird mit Vorbehalten anerkannt.[4]

Parteien

Wahlwerbung für die Sam-Rainsy-Partei.

Die wichtigsten heutigen Parteien sind die im Parlament vertretenen Kambodschanische Volkspartei, FUNCINPEC und Sam-Rainsy-Partei.

  • Die Kambodschanische Volkspartei (Parti populaire cambodgien, PPC), die 1991 aus der 1951 gegründeten Revolutionären Volkspartei Kambodschas (PRPK) hervorging, vertritt einen orthodox-marxistischen Standpunkt. Ihre führenden Mitglieder sind Hun Sen und Generalsekretär Chea Sim. Nach eigenen Angaben unterstützt sie das demokratische Mehrparteiensystem, ihre Anhänger kommen zumeist vom Land.
  • Die FUNCINPEC („Front Uni National pour un Cambodge Independent, Neutre, Pacifique et Cooperativ“, französisch für „Vereinigte Nationale Front für ein unabhängiges, neutrales, friedliches und kooperatives Kambodscha“) geht auf die Achtzigerjahre zurück, als sie unter König Sihanouk am Kampf gegen die vietnamesische Besatzung teilnahm. Sie hat seit 1998 beständig zugunsten der CPP an Macht verloren und vereint heute Royalisten und Antivietnamesen. Sie vertritt das Prinzip der freien Marktwirtschaft; die treusten Wähler kommen aus den Provinzstädten. Ihr Vorsitzender ist Kev Put Reaksmei.
  • Die liberale Sam-Rainsy-Partei, die 1998 aus der 1995 gegründeten Partei der Khmer-Nation hervorging, hat sich in den letzten Jahren zur dritten Macht in der politischen Landschaft Kambodschas entwickelt. Benannt ist sie nach ihrem Führer Sam Rainsy, der in der ersten Regierung Kambodschas nach der Verfassung von 1993 bereits Finanzminister war, wegen seines ständigen Anprangerns von Korruption allerdings aus Regierung und FUNCINPEC ausgeschlossen wurde. Sein konsequentes Anprangern von Missständen bezüglich Korruption, Menschenrechte und Pressefreiheit machten ihn im Westen beliebt, ließen ihn aber auch zum Ziel von Anschlägen werden. Die Sympathisanten der Partei finden sich hauptsächlich im Bildungsbürgertum der Hauptstadt.[4][5][24]

Weitere größere Parteien sind die Menschenrechtspartei, die eine Mischung aus verschiedenen Ideologien vertretende Norodom-Ranariddh-Partei und die linksdemokratische Partei der Liga für Demokratie. Wichtige Interessengruppen sind die Freie Gewerkschaft der Arbeiter des Königreichs Kambodscha, die Kambodschanischen Freiheitskämpfer (CFF), eine antikommunistische Gruppe mit Basis in den USA, die gegen die Korruption kämpfende Organisation FPT (Fonds de la Partenariat pour la Transparence), die Studentenbewegung für Demokratie, das Komitee für freie und gerechte Wahlen (COMFREL) sowie Menschenrechtsorganisationen.[4]

Innenpolitik

In der Innenpolitik hat sich die Lage unter Hun Sen seit 1997 stabilisiert. Die Kriminalität ist zurückgegangen, es kommen wieder Touristen ins Land, die Inflation ist auf einem Tiefststand, und die ausländische Entwicklungshilfe fließt. Jedoch ist die Korruption weiterhin ein großes Problem. Transparency International setzte das Land 2010 in seinem Korruptionswahrnehmungsindex auf Rang 154 von 178 Staaten.[30] Auch ausländische Investitionen sind wegen mangelnden Vertrauens in die Regierung zurückgegangen. Außerdem lässt sich ein autoritärer Trend bei Hun Sen feststellen: Durch Edikte setzt er seinen Willen in Gesetze um. Am 7. Juli 2002 wurden auf diese Weise über 50 Zeitungen und Magazine verboten.

Schlechte Arbeitsbedingungen in Textilunternehmen, die ihren Sitz in Hongkong und Taiwan haben, führen zu politischen Spannungen und Streiks. Hier hat sich Sam Rainsy zum Fürsprecher der Arbeiter erklärt.[5] Auch politische Gewalt bleibt ein Thema, da Oppositionspolitiker mehrmals Ziel von Mordanschlägen wurden.[9]

Ein großer innenpolitischer Erfolg war das Ende der Roten Khmer, die 1998 endgültig die Waffen niederlegten. Jetzt stehen Aufarbeitung und Bewältigung der Vergangenheit an, was aber nicht ganz einfach ist, weil fast jede politische Macht in der Vergangenheit mit den Roten Khmer paktiert hat und bei näheren Untersuchungen fast das ganze Parlament angeklagt werden müsste. Auch international könnte es zu Spannungen kommen, da China, Thailand und die USA die Roten Khmer zeitweise unterstützt haben.[5] Am 4. Oktober 2004 billigte die Nationalversammlung den Vertrag mit den Vereinten Nationen über die Einrichtung eines international gestützten Sondergerichts. Außerdem wurde ein Kompromiss über Kompetenzen und Zusammensetzung des Rote-Khmer-Tribunals gefunden – kambodschanische Richter stellen im fünfköpfigen Gericht die Mehrheit, einer der ausländischen Richter muss jedoch dem Urteil zustimmen, um der Korruption vorzubeugen. Das Tribunal, dessen Richter im Juli 2006 nach Sicherung der Finanzierung vereidigt wurden, unterliegt der kambodschanischen Strafprozessordnung.[28][31]

Zwei der Hauptverantwortlichen, Khieu Samphan und Nuon Chea, entschuldigten sich offiziell für die Massenmorde in den Siebzigerjahren unter Pol Pot und wurden von Hun Sen begnadigt. Ta Mok, der letzte Kommandant der Roten Khmer, wurde 1999 festgenommen und verstarb 2006, während er die Anklage erwartete. Erst 2007 wurden die ersten Beschuldigten vor das Rote-Khmer-Tribunal gestellt. Im Laufe des Jahres wurden verschiedene hochrangige Funktionäre der Roten Khmer verhaftet und angeklagt.[5][14][24]

Außenpolitik

Der Tempel von Preah Vihear, ein Streitobjekt mit Thailand.

Die Verfassung Kambodschas definiert das Land als neutral und blockfrei und tritt damit in die Tradition der Außenpolitik der ersten Jahre nach der Unabhängigkeit ein. Nach dem Putsch Lon Nols von 1970 richtete sich das Land zunächst auf die USA und das kapitalistische Südvietnam aus. Während der Herrschaft der Roten Khmer war das Land stark isolationistisch und bilaterale außenpolitische Beziehungen bestanden nur mit der Volksrepublik China. Nach der Invasion Vietnams zur Beendigung des Regimes der Roten Khmer orientierte man sich in den 1980er Jahren an Vietnam und damit an der Sowjetunion und den Volksdemokratien Osteuropas. Da die Regierung inzwischen auch wieder durch die Vereinten Nationen anerkannt wird, bestehen mittlerweile auch wieder bessere Beziehungen zu den Vereinigten Staaten, Europa und den übrigen ASEAN-Ländern.[32] Da ein nicht zu vernachlässigender Teil der Staatsausgaben durch Entwicklungshilfegelder bestritten wird, muss die Regierung unter Hun Sen innenpolitische Entscheidungen gegen die Wahrnehmung nach außen abwägen. In den letzten Jahren hat sich allerdings die Volksrepublik China zum Hauptgeber entwickelt, so dass man auf Kritik von einzelnen Ländern oder Organisationen wie Weltbank und IMF nicht mehr so sehr achten muss.[33]

Kambodscha ist Mitglied in einer Reihe von internationalen Organisation, darunter die FAO, die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung, der Internationale Währungsfonds, die Interpol, das IOC, die Bewegung der blockfreien Staaten, seit 1955 die UN, die UNESCO, die WHO und die WTO.[4] Im Mai 1999 wurde auch der ASEAN-Beitritt realisiert, auf den lange hingearbeitet wurde und der durch den Putsch Hun Sens von 1997 zunächst in weite Ferne gerückt war. Dank der Fürsprache Vietnams gelang schließlich der Beitritt. Damit hat Kambodscha seinen festen Platz in der Gemeinschaft der Staaten der Region gefunden und seine politische Isolation beendet.[5] Auch die dadurch entstehende Möglichkeit, sich an Treffen und Initiativen zu regionalen Themen zu beteiligen, wird beispielsweise durch Ausrichtung von Konferenzen eingehend genutzt.[33]

Außenpolitische Probleme entstehen durch Korruption in Verbindung mit dem Drogenhandel, die sich angeblich bis in Regierungs-, Polizei- und Militärkreise zieht. Zudem ist Kambodscha wegen seiner bargeldbasierten Wirtschaft und seiner durchlässigen Grenzen anfällig für Geldwäsche.[4]

Die Beziehungen zu den Nachbarstaaten, die von historischen Spannungen belastet sind, verbessern sich allmählich. Nach einem Besuch von Funktionären der Kommunistischen Partei Vietnams im Juli 1999 beschloss man, die Grenzstreitigkeiten um Gebiete im Mekongdelta und um Inseln vor der Küste, die unter Norodom Ranariddh als Premierminister noch für kleinere militärische Auseinandersetzungen gesorgt hatten, ein für alle Mal beizulegen.[4][5][32] Auch mit Thailand gibt es Grenzstreitigkeiten, zu deren Lösung eine 1997 gegründete bilaterale Grenzkommission 2000 die Arbeit aufnahm.[34] Zu Problemen führen Abschnitte, in denen Grenzmarkierungen fehlen. Auch hat Kambodscha thailändischen Soldaten vorgeworfen, sie hätten im Nordgebiet Grenzsteine zugunsten Thailands verrückt.[5] Anfang 2003 kam es zu einer schweren Krise, als am 29. Januar die thailändische Botschaft niedergebrannt und Geschäfte von Thailändern verwüstet wurden. Anlass dafür war die angebliche Äußerung einer thailändischen Fernsehschauspielerin, die Tempel von Angkor Wat seien Thailand gestohlen worden beziehungsweise Angkor Wat gehöre zu Thailand.[9] Der thailändische Premierminister Thaksin Shinawatra beschuldigte seinen Kollegen Hun Sen, zu langsam auf die Ausschreitungen reagiert zu haben und diese noch verbal weiter angeheizt zu haben. In der Folge wurden thailändische Staatsbürger mit Militärflugzeugen ausgeflogen.[32] Trotz der Verhandlungen um die Landesgrenze gibt es bis heute immer wieder Scharmützel zwischen den Streitkräften beider Länder.[35]

Bei der Drogenbekämpfung, kambodschanischen Wirtschaftsflüchtlingen und der Rückführung gestohlener Kunstwerke aus kambodschanischen Tempeln arbeiten Thailand und Kambodscha zusammen. Sehr freundschaftliche Beziehungen bestehen mit der Volksrepublik China, die zwar die Roten Khmer bis 1992 unterstützt hat, heute aber neben Hilfsgeldern und medizinischer Unterstützung auch Feuerwerke für Festlichkeiten bereitstellt.[5]

Rechtssystem

Bereits im Jahr 2004 zeichnete der damalige Sondergesandte des Generalsekretärs der Vereinten Nationen für Menschenrechte in Kambodscha Peter Leuprecht ein düsteres Bild von der demokratischen Situation des Landes. Sein 23seitiger Bericht an die UN-Menschenrechtskommission liest sich wie eine komprimierte Anklage in allen von ihm untersuchten Feldern staatlichen Handelns. Zu seinen Beobachtungen zählen unter anderem massive Behinderungen der Justiz, Straffreiheit für Staatsbedienstete, Behinderungen der Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit, die systematische Plünderung der natürlichen Ressourcen des Landes und eine endemische Korruption.[36] Nachfolgende Berichte[37] wie auch der Bericht des damaligen Sondergesandten Yash Ghai an den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen von 2008[38] wiederholten sämtliche Kritikpunkte. Mit seinem Schwerpunkt auf den Bereich Rechtsstaatlichkeit beklagte Yash Ghai insbesondere das Fehlen jeder Bereitschaft der kambodschanischen Regierung zu ernsthaften Reformen: Year after year, the Special Representative’s predecessors and others have addressed the problems of the legal and judicial system in Cambodia and made numerous recommendations, to no avail. The Government has no incentives for reform, as the international community continues to make large financial contributions regardless of widespread violations of human rights. Der derzeitige Sondergesandte Surya Subedi bezog sich in seinem ersten Bericht an den Menschenrechtsrat von 2009[39] auf die vorhergehenden Berichte und ergänzte diese lediglich in Bezug auf neuere Entwicklungen.

Im Rahmen ihrer jährlichen Demokratiemessung hat die US-amerikanische Nichtregierungsorganisation Freedom House in ihrem Bericht Freedom in the World 2009 Kambodscha als not free eingestuft.[40] Dieses Ergebnis beruht auf der endemischen Korruption, Einschränkungen der Meinungsfreiheit sowie dem Fehlen einer unabhängigen Justiz. Der britische Economist platziert Kambodscha in seinem aktuellen Demokratieindex 2008 etwas vorsichtiger auf Rang 102 von 167 untersuchten Staaten, 2010 belegte Kambodscha Rang 100 beim Demokratieindex [41][42]

Die Beurteilung eines Staatswesens nach demokratischen Maßstäben gestaltet sich aufgrund der fehlenden Schärfe des Demokratiebegriffs als schwierig. Zudem sind die definitorischen Übergänge zu Begriffen wie Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Gute Regierungsführung, Pluralismus usw. fließend. Nachfolgend sollen dennoch einige Bereiche vorgestellt werden, die in den letzten Jahren eine gesteigerte Aufmerksamkeit internationaler Beobachter fanden und anhand derer demokratische bzw. menschenrechtliche Defizite im kambodschanischen Staatswesen regelmäßig exemplifiziert werden.

Justiz- und Gerichtswesen

Das kambodschanische Gerichtswesen dient nach Einschätzung der Nichtregierungsorganisation LICADHO drei Zielen:[43]

  • Strafrechtliche Verfolgung von politischen Opponenten und anderen Kritikern der Regierung
  • Perpetuierung der Immunität für Staatsakteure und ihre Assoziierten
  • Schutz wirtschaftlicher Interessen der Reichen und Mächtigen

Der ehemalige Sondergesandte des UN-Generalsekretärs für Menschenrechte in Kambodscha Yash Ghai schloss sich diesem Befund in seinem Bericht an den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen 2008 ausdrücklich an.[44] In keinem anderen von Transparency International untersuchten Land ist der Eindruck von einem von Korruption geprägten Justizwesen stärker: In Kambodscha bezeichnen 62 % der Bevölkerung das Justizwesen als den Sektor, der am stärksten von der Korruption betroffen ist; es folgen Mazedonien mit 50 % und Kroatien mit 44 %.[45]

Kennzeichnend hierfür sind zum Beispiel mehr oder weniger öffentlich zugestandene und nur in ganz wenigen Ausnahmefällen sanktionierte Verletzungen des Prinzips der Gewaltenteilung, indem die Regierung aktiven Einfluss auf den Gang von Gerichtsverfahren nimmt. Dies betrifft insbesondere Zivil- und Strafverfahren gegen Personen, die einzelne Regierungsmitglieder öffentlich kritisieren oder mit ihnen in einer verwandtschaftlichen Beziehung stehen.

Eine weitere Form staatlicher Beeinflussung des Justizwesens zeigt sich zum Beispiel in einer Missachtung gesetzlicher Bestimmungen für die Ernennung von Richtern des Berufungsgerichts und Mitgliedern des Conseil suprême de la magistrature, wie sie der Regierung insbesondere von den Vereinten Nationen im Jahr 2007 vorgeworfen worden war.[46]

Presse- und Meinungsfreiheit

Die Medienlandschaft Kambodschas wird gemeinhin als eine der freiesten in Südostasien bezeichnet. Maßgeblich hierfür sind insbesondere die beachtliche Zahl der veröffentlichen Zeitungen sowie Radio- und Fernsehstationen und ferner die liberale Gesetzgebung, die den Medien weitreichende Rechte zusichert. Dieser Eindruck täuscht jedoch nach Einschätzungen zahlreicher Nichtregierungsorganisationen und auch internationaler Beobachter über die tatsächliche Lage hinweg, die von massiven Behinderungen, Zensur und vorauseilender Selbstzensur geprägt ist.[47] Fast alle Medien befinden sich im Besitz von Parteien oder Personen, die bestimmten Parteien – ganz überwiegend der Regierungspartei CPP – nahe stehen.

Keine der größeren khmersprachigen Zeitungen kann als politisch neutral bezeichnet werden.[48] Zwar verbietet ein Pressegesetz von 1995 den Besitz von mehr als zwei khmersprachigen Zeitungen durch dieselbe natürliche oder juristische Person, doch faktisch werden nahezu alle Zeitungen im Lande von der Parti populaire cambodgien (PPC) kontrolliert. Zeitungen werden gemeinhin als Instrument der Parteipolitik verstanden, insbesondere um den politischen Gegner zu bekämpfen. Staatlich kontrollierte Zeitungen ignorieren daher zumeist die für die Regierung problematischen Nachrichten, wohingegen den Vorwürfen gegen die Regierung, die in den der Opposition nahestehenden Zeitungen veröffentlicht werden, häufig nur schwache bis keine Fakten zugrunde liegen.[48] Massiver Druck seitens der Regierung hat jüngst zu einem deutlichen Rückgang der Zahl oppositioneller Zeitungen geführt; waren dies Anfang 2008 noch mindestens sechs, so sind seit Juli 2009 nur noch zwei kritische Blätter erhältlich, und diese haben aus Sorge um ihren Fortbestand ihre regierungskritische Berichterstattung eingeschränkt.[49]

Alle acht Fernsehstationen Kambodschas sind mit der PPC verbunden – entweder aufgrund einer unmittelbaren Eigentümerstellung der PPC oder aufgrund der Wahrnehmung zentraler Aufgaben innerhalb der Sender durch hochrangige Parteimitglieder. Alle Nachrichteninhalte sind politisch gefärbt. Nur wenige Radiosender können als politisch neutral bezeichnet werden: Radio Ruche (105 FM) und Médiathèque des Femmes du Cambodge (102 FM) aus Phnom Penh, wobei Letzterer regierungskritische Inhalte zumeist vermeidet, sowie sechs weitere Sender aus den Provinzen.[48]

Die Mehrheit der Radiosender steht ebenfalls der PPC nahe. Mit der Opposition verbundene Sender sind Sovan Phum Radio (104 FM) und 93.5 FM (beide SRP) sowie Ta Prohm (90.5 FM) und 90 FM (beide FUNCINPEC). Die einzigen Sender, die Teile ihrer Sendezeit an die US-geförderten Sender Radio Free Asia und Voice of America sowie an den lokalen NGO-Sender Voice of Democracy und an Menschenrechtsgruppen vermieten, sind Radio Ruche, Médiathèque des Femmes du Cambodge, Sovan Phum Radio und 93.5 FM.[48] Im Mai 2008 wurde dem Sender Angkor Ratha aus Kratie die Rundfunklizenz entzogen, nachdem er Wahlspots von Oppositionsparteien anlässlich der bevorstehenden Parlamentswahl gesendet hatte, ohne zuvor das zuständige Informationsministerium zu informieren.[50][51]

Artikel 41 der Verfassung Kambodschas garantiert die Meinungs-, Presse-, Veröffentlichungs- und Versammlungsfreiheit. Das Pressegesetz bestätigt diese Freiheiten und verbietet explizit jede Zensur. Dennoch gehören systematische Behinderungen der Presse zum Alltag in Kambodscha. Ursache hierfür ist unter anderem eine nur wenig entwickelte journalistische Streitkultur, sodass politische Diskussionen häufig in beleidigender Form geführt werden, was auch auf staatlicher Seite zu Überreaktionen führt.[5] Besondere Brisanz kommt hierbei dem Umstand zu, dass seit 1993 etwa zehn Journalisten – je nach Zählweise – getötet worden sind, deren Tode von zahlreichen Menschenrechtsorganisationen und ausländischen Beobachtern als staatlich veranlasste Maßnahmen gegen unliebsame Berichterstattungen gewertet werden. Bislang wurden in keinem dieser Fälle die Täter zur Verantwortung gezogen.[48][52]

Staatliche Einflussnahme auf das Pressewesen wird häufig mit dem Verweis auf Art. 12 des Pressegesetzes gerechtfertigt, wonach die Pressefreiheit beschränkt ist, soweit die nationale Sicherheit oder die politische Stabilität Kambodschas betroffen ist. Der Begriff der nationalen Sicherheit umfasst zwar explizit nicht die politische Ebene, doch findet diese Feststellung keine Entsprechung in der staatlichen Anwendung der Norm. Zudem ist der Begriff der politischen Stabilität juristisch völlig offen und damit jeder beliebigen Interpretation zugänglich. Die allgegenwärtige Beeinflussung juristischer Institutionen durch die Regierung und das Fehlen einer systematischen Aufarbeitung entsprechender Rechtsprechung machen es für die Presse faktisch nahezu unmöglich, den Vorwurf einer Gefährdung der nationalen Sicherheit oder der politischen Stabilität erfolgreich zurückzuweisen.

Landrechte

Bereits seit Jahren berichten internationale Beobachter von systematischen Zwangsvertreibungen und illegaler Landnahme durch staatliche Stellen und private Landentwickler. So berichtete der UN-Sondergesandte Yash Ghai 2008 an den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen

„Forcible and illegal evictions continue unabated. […] [P]rior to or during forced evictions, threats, intimidations, and physical violence are used by local authorities and private developers, sometimes in the presence of military and police forces. Land rights are regularly violated with impunity by influential individuals, companies and government entities. Owners are often compelled to accept paltry sums, despite evidence of legitimate tenure or land titles, or to move to alternative sites. These sites are usually devoid of alternative housing, sanitation facilities and medical services, and are usually far from where residents worked, adding much to their survival costs.“

„Es kommt unvermindert zu gewaltsamen und illegalen Vertreibungen. […] Im Vorfeld von oder während [dieser] gewaltsamen Vertreibungen machen örtliche Behörden oder private Grundstücksunternehmen, manchmal in Gegenwart von Militär- oder Polizeikräfeten, von Drohungen, Einschüchterungen und physischer Gewalt gebrauch. Landrechte werden regelmäßig von einflussreichen Personen, Firmen oder staatlichen Organen ungestraft verletzt. Trotz nachweislich rechtmäßiger Pacht- oder Besitzansprüche werden Eigentümer oft gezwungen, äußerst geringe Veräußerungspreise zu akzeptieren oder auf andere Grundstücke zu ziehen. Diese Grundstücke verfügen in der Regel nicht über entsprechende Unterkünfte, Anschluss an sanitäre Anlagen oder medizinische Versorgung und sind für gewöhnlich weit von dem Arbeitsort der Bewohner entfernt, was ihre Lebenshaltungskosten weit erhöht.“

Yash Ghai: UN Doc. A/HRC/7/42 vom 29. Februar 2008, Abs. 62, 63

Nach Angaben von LICADHO sind in den von der Organisation beobachteten 13 Provinzen – ungefähr die Hälfte des Landes – seit 2003 mehr als eine Viertel Million Menschen unmittelbar von staatlicher Landnahme und zwangsweisen Vertreibungen betroffen.[53] Allein im Jahr 2008 erhielt Amnesty International Berichte von 27 zwangsweisen Vertreibungen im Land mit etwa 23.000 betroffenen Personen.[54] Derzeit finden insbesondere die Vertreibungen in Phnom Penh rund um den Boeng-Kak-See im Norden der Stadt und am Tonle Sap ein großes mediales Echo.[55] [56]

Auch die deutsche Bundesregierung befasste sich bereits mit der Thematik. Auf eine Kleine Anfrage von Abgeordneten der Grünen[57] hin gab sie an, die Besorgnis des UN-Sondergesandten Yash Ghai zu teilen und durch eine Unterstützung des Aufbaus des Katasterwesens dazu beizutragen, Haushalte mit Rechtsansprüchen auf Land wieder in den Besitz von rechtlich abgesicherten Landtiteln zu bringen[58]

Adoptionswesen

Aufgrund des in der Vergangenheit vergleichsweise stark ausgeprägten grenzüberschreitenden Adoptionsverkehrs zwischen Kambodscha und westlichen Ländern hat das kambodschanische Adoptionswesen eine intensive Beobachtung erfahren. Nationale wie internationale Menschenrechtsorganisationen haben hierbei gravierende Missstände herausgearbeitet.[59]

So erlaubt zwar das kambodschanische Recht die zwischenstaatliche Adoptionen allein für verwaiste Kinder, doch gelangen häufig auch solche Kinder zur zwischenstaatlichen Adoption, die lediglich von ihren Eltern vernachlässigt oder aber nur zur nationalen Adoption freigegeben wurden. Mitunter werden Kinder auch aus Krankenhäusern entführt und zur Adoption gegeben. Die Ausstellung inhaltlich falscher Dokumente, die den Waisenstatus der Kinder vortäuschen, ist allgemeine Praxis. Um die Herkunft der Kinder zu verschleiern und somit das Aufdecken von Missständen zu erschweren, werden sie zwischen den Provinzen verschoben sowie mit neuen Identitäten ausgestattet.

Die Entscheidung, welche Kinder zur internationalen Adoption gelangen und welche Kinder in welchen konkreten Fällen den ausländischen Eltern angeboten werden, wird vom kambodschanischen Sozialministerium (MoSAY) getroffen. Dessen Mitarbeiter sitzen zu einem großen Teil in den Aufsichtsgremien der staatlichen Waisenhäuser und kontrollieren damit jeden Adoptionsvorgang auf allen beteiligten Ebenen. Schmiergeldzahlungen der Adoptionseltern sind ein in nahezu jedem Adoptionsfall erforderliches Mittel, um das Verfahren einzuleiten, voranzutreiben und abzuschließen.

Aufgrund der Missstände haben mittlerweile die USA (seit Dezember 2001[60]), das Vereinigte Königreich (seit Juni 2004[61]), die Niederlande (seit 2003[62]) sowie Australien den Adoptionsverkehr mit Kambodscha suspendiert, sodass eine Anerkennung der kambodschanischen Adoption in diesen Ländern derzeit nicht möglich ist und damit dort auch keine Rechtswirkungen entfaltet. Die Adoption ihres später in Maddox umbenannten kambodschanischen Sohnes im Jahr 2002 durch Angelina Jolie und ihren damaligen Ehemann Billy Bob Thornton war nur möglich, weil die Papiere zur Einleitung des Anerkennungsverfahrens noch kurz vor der Suspendierung des Adoptionsverkehrs bei der US-Botschaft in Phnom Penh eingereicht worden waren. Deutschland hält den Adoptionsverkehr mit Kambodscha derzeit noch aufrecht, sodass deutsche Eltern nach wie vor eine kambodschanische Adoption in Deutschland anerkennen lassen können. Diese richtet sich nach dem Adoptionswirkungsgesetz, wonach die Entscheidung über die Anerkennung den Vormundschaftsgerichten obliegt.

Mit Wirkung zum 1. August 2007 ist Kambodscha dem Übereinkommen über den Schutz von Kindern und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der internationalen Adoption vom 29. Mai 1993 beigetreten. Nach Art. 23 Abs. 1 dieses Übereinkommens entfalten Adoptionen in einem Vertragsstaat automatische Wirkung in allen anderen Vertragsstaaten, ohne dass es einer zusätzlichen Anerkennung bedarf. Deutschland, die Niederlande und das Vereinigte Königreich haben einen Vorbehalt gegen das Inkrafttreten für Kambodscha geltend gemacht, sodass dieser Automatismus insoweit nicht greift.[63]

Menschenrechtslage

Die Abgeordnete Mu Sochua nach ihrer Verurteilung im August 2009.

Eine in jüngster Zeit massiv auftretende Form der Einflussnahme auf die politische Opposition sowie kritische Personen und Organisationen stellen von der kambodschanischen Regierung initiierte gerichtliche Klagen und andere rechtliche Schritte dar. Insbesondere seit Mitte 2009 sehen nationale[64] wie internationale[65] Nichtregierungsorganisationen, zahlreiche internationale Medien[66] sowie der Menschenrechtskommissar der Vereinten Nationen[67] darin den seit einigen Jahren festzustellenden Rückgang in der demokratischen Kultur des Landes bestätigt. Die Verfahren seien ein konzertierter Angriff auf das Pressewesen und die Meinungsfreiheit, auf die Unabhängigkeit der Gerichte und der Anwaltschaft, auf die politische Opposition sowie auf die Arbeit der Nichtregierungsorganisationen. Der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen über die Unabhängigkeit von Richtern und Anwälten Leandro Despouy äußerte sich besorgt über die Beschränkung der freien Mandatsausübung von Anwälten in Kambodscha und ermahnte die Regierung, die United Nations Basic Principles on the Role of Lawyers zu beachten.[68]

Unmittelbarer Auslöser für die Kritik war ein Gerichtsverfahren gegen Mu Sochua, Abgeordnete der kambodschanischen Nationalversammlung, die den Premierminister Hun Sen verklagt hatte und deswegen ihrerseits verklagt wurde. Anlässlich dieses Verfahrens wandten sich in zwei schriftlichen Anfragen Abgeordnete der Fraktion Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa im Europäischen Parlament an den Rat der Europäischen Union und die Europäische Kommission mit der Bitte, diese mögen sich gegenüber der kambodschanischen Regierung öffentlich zu den Verfahren positionieren mit dem Ziel, die Klagen fallen zu lassen.[69]

Angesichts der jüngsten Entwicklungen schätzt das Kambodschanische Zentrum für Menschenrechte die demokratische Situation mit den Worten ein: Die kambodschanische Demokratie befindet sich im Abwärtsstrudel.[70]

Militär

Die Königlichen Streitkräfte Kambodschas (Forces armées royales cambodgiennes, FAR) setzen sich aus den Teilstreitkräften Heer (Armée royale cambodgienne), Marine (Marine royale khmer) und Luftwaffe (Armée de l'air royale cambodgienne) zusammen und haben eine Gesamtstärke von 111.232 Mann (Stand 2002).[71] Der Wehretat beträgt 112.000.000 US-Dollar, was etwa 3,0 % des Bruttoinlandsprodukts entspricht.[4] Seit 2006 besteht eine allgemeine Wehrpflicht von 18 Monaten für Männer von 18 bis 30 Jahren.[72]

Art. 53 der Verfassung schreibt dem Land eine dauernde Neutralität vor und verbietet den Beitritt zu militärischen Bündnissen, soweit dies der Neutralität widerspräche. Auch dürfen die Streitkräfte keine Stützpunkte im Ausland unterhalten. Eine Ausnahme hierfür besteht lediglich für die Teilnahme Kambodschas an Operationen der Vereinten Nationen. Von dieser Möglichkeit wurde in der Vergangenheit wiederholt Gebrauch gemacht. So engagiert sich Kambodscha seit 2006 mit Spezialisten zur Räumung von Landminen an der UNMIS; hierfür wurden bislang 468 Soldaten in den Sudan entsandt.[73]

Verwaltungsgliederung

Kambodscha ist in 20 Provinzen (Khet) und vier Städte (Krung) unterteilt. Die Provinzen setzen sich weiterhin aus Bezirken (Srok) und Kommunen (Khum), die Städte aus Stadtbezirken (Khan) und Stadtteilen (Sangkat) zusammen. Provinzfreie Städte sind kursiv geschrieben.

Die Provinzen von Kambodscha
  1. Banteay Meanchey (បន្ទាយមានជ័យ)
  2. Battambang (បាត់ដំបង)
  3. Kampong Cham (កំពង់ចាម)
  4. Kampong Chhnang (កំពង់ឆ្នាំង)
  5. Kampong Speu (កំពង់ស្ពឺ)
  6. Kampong Thom (កំពង់ធំ)
  7. Kampot (កំពត)
  8. Kandal (កណ្តាល)
  9. Koh Kong (កោះកុង)
  10. Kep (កែប)
  11. Kratie (ក្រចេះ)
  12. Mondulkiri (មណ្ឌលគីរី)
  1. Oddar Meancheay (ឧត្តរមានជ័យ)
  2. Pailin (ប៉ៃលិន)
  3. Phnom Penh (ភ្នំពេញ)
  4. Sihanoukville (ក្រុងព្រះសីហនុ)
  5. Preah Vihear (ព្រះវិហារ)
  6. Pursat (ពោធ៌សាត់)
  7. Prey Veng (ព្រៃវែង)
  8. Ratanakkiri (រតនគីរី)
  9. Siem Reap (សៀមរាប)
  10. Stung Treng (ស្ទឹងត្រែង)
  11. Svay Rieng (ស្វាយរៀង)
  12. Takeo (តាកែវ)

Wirtschaft

Entwicklung und Daten

Verpflanzen von Reissetzlingen bei Kratie.

Kambodscha ist heute nach jahrelangem Bürgerkrieg als Least Developed Country eines der ärmsten Länder der Welt. Nachdem es vor dem Putsch Lon Nols 1970 noch den höchsten Lebensstandard Südostasiens aufwies und den Beinamen „Schweiz Südostasiens“ trug, musste man, nach dem Terrorregime der roten Khmer, unter der vietnamesischen Besatzung wieder ganz von vorne anfangen. Wirtschaftliche Hilfe kam nur aus den Ländern des Ostblocks und versiegte nach dem Zusammenbruch der UdSSR fast völlig. Zusätzlich traf das bis 1994 geltende westliche Wirtschaftsembargo gegen Vietnam auch Kambodscha. Nach dem Abzug der Vietnamesen 1989 und der Einführung der Marktwirtschaft 1993 begann ein Wirtschaftsaufschwung, der mit der Versorgung der 22.000 Angehörigen der UN-Mission begann und sich durch Wachstumsraten von 5,6 % pro Jahr zwischen 1995 und 1997 manifestierte. Der Staatsstreich von 1997 war ein Einschnitt, der ein Wirtschaftswachstum in diesem Jahr vollständig verhinderte. Die Zuwachsraten erholten sich jedoch rasch wieder und erreichten durch Entwicklungshilfe und ein Freihandelsabkommen mit den USA zwischen 1999 und 2002 durchschnittlich 6,8 % und zwischen 2005 und 2007 den zweistelligen Bereich.[74]

2007 lag das BIP bei 8,604 Milliarden USD, wovon 31 % auf die Landwirtschaft, 26 % auf die Industrie und 43 % auf das Dienstleistungsgewerbe entfielen.[4] 2002 arbeiteten 70,2 % der Kambodschaner in der Landwirtschaft, 10,5 % in der Industrie und 19,5 % im Dienstleistungsgewerbe. Die Arbeitslosigkeit betrug 2004 nach offiziellen Zahlen 3,1 %.[28] Die Inflationsrate konnte von 340 % vor den Wahlen von 1993 auf 4–5 % Mitte 1996 gedrückt werden und blieb bis 2006 stabil. Seit 2007 steigt sie allerdings verhältnismäßig steil an und erreichte im August 2008 einen Hochpunkt von 38 %[75] (22 % laut offiziellen Zahlen), bevor sie im Oktober wieder zurückging.[5][8][76] 2007 wurden Güter im Wert von 4,089 Milliarden USD exportiert, hauptsächlich Bekleidung, Holz, Gummi, Reis, Fisch, Tabak und Fußbekleidung. Die wichtigsten Exportpartner sind die USA (58,1 %), Deutschland (7,3 %), das Vereinigte Königreich (5,2 %) und Vietnam (4,5 %). Importiert wurden Waren für 5,424 Milliarden USD, vor allem Petroleumprodukte, Zigaretten, Gold, Baumaterialien, Maschinen, motorisierte Fahrzeuge und pharmazeutische Produkte. Die wichtigsten Herkunftsländer sind Thailand (23,1 %), Vietnam (16.9 %), China (15 %), Hong Kong (10,4 %), Singapur (7,5 %), Taiwan (7,2 %) und Südkorea (4,8 %).[4]

Für Dezember 2009 ist die Errichtung einer Wertpapierbörse geplant. Als Kooperationspartner fungiert die Korea Exchange aus Südkorea. Allerdings ist fraglich, ob bis dahin die Grundvoraussetzungen für einen Wertpapierhandel geschaffen werden können. So fehlt es bislang an einer hinreichenden Zahl entsprechend qualifizierter Kräfte, an technischen Voraussetzungen und an der Gewährleistung effektiver Kontrollmechanismen durch eine Börsenaufsicht und Gerichte.[77]

Wirtschaftliche Stärken und Schwächen

Markt in Phnom Penh.

Ausländische Investitionen fließen hauptsächlich ins Dienstleistungsgewerbe, den Bekleidungssektor, Besitzspekulationen und in zahlreiche Hoteleröffnungen in und um Phnom Penh, Sihanoukville und Siem Reap.[8] Der Wirtschaftszweig mit den höchsten Wachstumszahlen ist das Textilgewerbe, das auch bei den Exporten einen Anteil von über 70 % hat. Mehr als 350.000 Menschen arbeiten hier, die schlechten Arbeitsbedingungen sorgen allerdings für sozialen Sprengstoff. Große Bedeutung hat der Reisanbau und –export. Seit 1999 ist Kambodscha hier Selbstversorger; die Gegebenheiten im zentralen Tiefland machen drei Ernten pro Jahr möglich. In den Urwäldern gibt es Hartholzvorkommen, die von Investoren genutzt werden. Dies kann zu Umweltproblemen führen. Vor der Küste vergibt Kambodscha Konzessionen zur Erdölförderung und im Norden verfügt das Land über bisher wenig erforschte Vorkommen verschiedener Bodenschätze, wie Gold, Kohle, Edelsteine (vor allem Saphire), Bauxit, Eisen und Phosphate, deren Abbau sich möglicherweise lohnt. Die Kautschukproduktion, die unter den Franzosen noch von primärer Bedeutung war, ist heute weniger wichtig, trägt aber immer noch zum Export bei. Weitere bedeutende Agrarprodukte sind Mais, Maniok, Bananen, Tabak, Sojabohnen, Mangos, Cashewnüsse, Tapioka und Ananas. Die Baubranche und ihre Zulieferer erlebten einen Aufschwung, genau wie handwerkliche Bereiche, unter anderem die Souvenirherstellung. Zudem profitiert Kambodscha vom Wirtschaftswachstum der Nachbarn Thailand und Vietnam.[4][5][6][9]

Ein weiteres Zugpferd der Industrie ist der Tourismus, der Wachstumsraten von um die 50 % verzeichnet. Vor allem die alte Khmerkultur mit Angkor Wat als Aushängeschild und ihrem traditionellen Tanz lockt die Touristen ins Land.[5] Nach der Öffnung 1992 kamen Mitte der Neunziger Jahre etwa 200.000 Touristen pro Jahr nach Kambodscha. 1997 ging diese Zahl wegen eines Granatenanschlages auf eine politische Veranstaltung in Phnom Penh[78] und der innenpolitischen Instabilität stark zurück. Dazu kam die Wirtschaftskrise in Asien. 1998 kamen bereits wieder 150.000 Ausländer. Mit Öffnung der thailändischen Grenze und der Aufnahme von internationalen Flügen nach Siem Reap kamen 1999 schon 300.000 Touristen, 2007 zwei Millionen.[4] Die Touristen stammen meist aus den USA oder aus Frankreich sowie aus ostasiatischen Staaten wie China, Japan und Taiwan.[9]

Negativ wirken sich auf die Wirtschaft Umweltkatastrophen wie die Überflutungen 2000/2001 oder die Dürren 2004 und 2005 aus. Die Steuereintreibung, gerade bei Reichen, gestaltet sich immer wieder als schwierig, was zu Einnahmeverlusten für den Staat führt. Gleiches bewirkt die Korruption. Weitere Hemmnisse für die wirtschaftliche Entwicklung sind Landbesitzrechtstreitigkeiten sowie die Abhängigkeit von Wirtschaftshilfe und Investitionen aus dem Ausland.[9] Das Vertrauen der Investoren, die vor allem aus Malaysia, Taiwan, Singapur und Thailand kommen, geht momentan eher zurück. Die Regierung will zwar Großunternehmen mit arbeitsintensiven Prozessen anlocken, etwa durch den Beschluss der Nationalversammlung von 1994, dass ausländische Unternehmen acht Jahre lang keine Steuern bezahlen mussten und hundertprozentig in ausländischer Hand sein durften, doch Korruption, unsichere Gesetzeslage, Bürokratie und innenpolitische Instabilität wirken abschreckend.[5][8] Trotzdem machen ausländische Investitionen 2007 immer noch 19,2 % des BIP aus. In den nächsten zehn Jahren sieht sich Kambodscha vor der Aufgabe, genügend Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor zu schaffen, um dem demografischen Ungleichgewicht Rechnung zu tragen. Über 50 % der Bevölkerung sind unter 21 Jahren alt. Auf dem Land fehlt es an einer ausreichenden Infrastruktur. Zudem ist die dortige Bevölkerung unzureichend ausgebildet, und es fehlt ihr an den nötigen Produktionsfähigkeiten.[4]

Korruption

Korruption prägt das Land wie kaum ein anderes und durchdringt mittlerweile nahezu jeden Bereich staatlichen Handelns. Transparency International sieht Kambodscha auf seinem Corruption Perceptions Index 2008 auf dem 166. Platz von 180 untersuchten Staaten.[79] Nach Angaben der derzeitigen US-amerikanischen Botschafterin Carol Rodley gehen dem Land aufgrund der Korruption jedes Jahr bis zu 500 Millionen USD Steuergelder verloren.[80] Ungeachtet der durchaus fraglichen empirischen Belastbarkeit dieser Angabe hat sich auf internationaler Ebene die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Korruption zu den Phänomenen mit den nachhaltigsten Auswirkungen auf das kambodschanische Staatswesen gehört und dessen sämtliche sonstige Problemfelder erfasst.[81] Ebenso wird regelmäßig bemängelt, dass sich ein Korruptionsbekämpfungsgesetz (loi contre la corruption) bereits seit 1994 im Gesetzgebungsverfahren befindet.[82]

Einer der anschaulichsten Aspekte der Korruption ist die Möglichkeit des Kaufs nahezu jedes amtlichen Dokuments, sofern geforderte Zahlungen geleistet werden. Die offensichtliche Unrichtigkeit sowohl der hierfür vorgelegten Dokumente als auch der auszustellenden Dokumente ist völlig belanglos. Als Reaktion hierauf werden zum Beispiel von der Deutschen Botschaft in Phnom Penh mittlerweile kambodschanische Urkunden nicht mehr für den innerdeutschen Rechtsverkehr legalisiert[83]; ihre Rechtswirkungen müssen von den insoweit befassten deutschen Behörden oder Gerichten individuell festgestellt werden.

Ein weiteres Beispiel ist ein massiver Ausverkauf natürlicher Ressourcen an Investoren, denen sämtlich persönliche Verbindungen zur staatlichen Führungsebene nachgesagt werden. Zudem würden deren Aktivitäten keine oder nur minimale Steuererträge generieren. Auch der Armee wird eine nicht offizielle, aber dennoch geduldete bzw. geförderte Teilnahme an dem Raubbau vorgeworfen, insbesondere im Zusammenhang mit dem illegalen Schlagen wertvoller Tropenhölzer.[84]

Breite internationale Aufmerksamkeit erfuhren 2009 Korruptionsvorwürfe gegen das Rote-Khmer-Tribunal, wonach sich Mitarbeiter des Gerichts als Bedingung für ihre Anstellung damit einverstanden erklären mussten, einen Teil ihrer Gehälter an die Führungsebene des Gerichts abzuführen. Im August 2009 wurde im Einverständnis mit den Vereinten Nationen die Position eines Beraters geschaffen, der den Vorwürfen nachgehen soll. Zuvor hatten zahlreiche internationale Geldgeber ihre finanziellen Zuwendungen an das Tribunal eingefroren, was dieses kurzfristig an den Rand der Zahlungsunfähigkeit brachte.[85]

Staatshaushalt

Überschrift Mrd. US-Dollar  % des BIP Jahr Quelle
Staatshaushalt 1,75 2009
Einnahmen des Staates 1,20 2009
Haushaltsdefizit 0,55 5,0 % 2009 [4]
Staatsausgaben für Gesundheit 5,9 % 2006 [86]
Staatsausgaben für Bildung 1,7 % 2004 [4]
Staatsausgaben für Militär 3,0 % 2005 [4]
Staatsverschuldung 2,90 27,7 % 2008 [87]

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 1,75 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 1,2 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 5,0 % des BIP.[4] Die Staatsverschuldung betrug 2008 2,9 Mrd. US-Dollar oder 27,7 % des BIP.

Infrastruktur

Kommunikation und Medien

In Kambodscha erscheinen insgesamt über 300 Zeitungen,[88] doch nur weniger als zwanzig können als ernsthafte Blätter mit bezahlten Angestellten und regelmäßigem Erscheinen betrachtet werden. Die tägliche Zeitungsauflage pro 1.000 Einwohner beträgt zwei Exemplare.[9] Nur wenige Zeitungen verfügen über einen Abonnentenkreis, sodass die meisten Blätter mit ihren Schlagzeilen und den Bildern auf der Frontseite täglich neu um ihre Leser werben müssen. Koh Santepheap („Insel des Friedens“), Rasmei Kampuchea („Licht Kambodschas“) und Kampuchea Thmei gelten als die auflagenstärksten Tageszeitigungen mit jeweils etwa 20 bis 25.000 Exemplaren täglich.[48] Weitere wichtige Tageszeitungen sind Moneaksear Khmer („Khmer-Gewissen“), Koh Santepheap, eine Illustrierte, das Freizeitmagazin Pracheaprey und Samleng Yuvachhun Khmer („Stimme der Khmer-Jugend“). Weiterhin gibt es acht fremdsprachige Zeitungen, darunter das französischsprachige Cambodge Soir sowie die englischsprachigen The Cambodia Daily und The Phnom Penh Post. Die chinesischsprachigen Zeitungen Cambodia Sin Chew Daily und Jian Hua Daily erreichen eine gemeinsame Auflage von etwa 10.000.[89] Deutschsprachige Presse gibt es keine. Die offizielle staatliche Presseagentur ist die Agence Kampuchea Presse (AKP).

Seit Mitte der Fünfzigerjahre gibt es in Kambodscha Radioübertragungen. Landesweit existieren etwa 40 Radiosender, von denen 25 aus Phnom Penh senden, darunter auch ausländische Sender wie RFI, BBC und ABC. Der nationale Radiosender ist seit 1978 Radio National of Kampuchea (RNK). Weitere wichtige Sender sind Bayon Radio, Royal Cambodia Armed Forces Radio, Apsara Radio, Radio FM 90, Radio FM 99, Radio Khmer, Radio Beehive, Radio Sweet und Radio Love. Zahlreiche Sender aus den Provinzen sind mit Sendern aus der Hauptstadt verbunden und übernehmen zumindest teilweise deren Programminhalte.[48][89]

Die Fernsehübertragung begann in Kambodscha im Jahre 1966. Seit 1986 sendet das kambodschanische Nationalfernsehen National Television of Kampuchea (TVK) auch in Farbe. Daneben gibt es die Sender Apsara Television, Bayon Television (TV27), Cambodian Television Network (CTN), MyTV, Phnom Penh Municipal Television (TV3), Royal Cambodia Armed Forces Television (TV5) und Cambodian Television (CTV9). Alle Sender werden in Phnom Penh ausgestrahlt; ihre Reichweite liegt bei jeweils etwa bis zu 200 km außerhalb der Hauptstadt. Einige Sender verfügen über Relaystationen in verschiedenen Teilen des Landes und erreichen somit auch Zuschauer in den Provinzen. Apsara, Bayon, CTN und TVK sind auch über Satellit zu empfangen. Aufgrund der geringen Verbreitung von Satellitenschüsseln haben selbst in Phnom Penh schätzungsweise nur zehn Prozent der Haushalte Zugang zu Fernsehinhalten,[89] auf dem Land sind Fernseher kaum verbreitet.[9]

Das Internet wurde in Kambodscha bereits unter der Verwaltung der UNTAC 1992/93 eingeführt. Behindert wurde die Entwicklung durch die Khmer-Schrift, für die es lange Zeit eine Vielzahl von Schriftsätzen gab, die untereinander nicht kompatibel waren. Vor kurzem wurde allerdings ein Unicode-Schriftsatz entwickelt, der über 20 Schriftsysteme nutzbar macht.[89] Heute gibt es zwischen 12.000 und 70.000 Nutzer in Kambodscha.[4][89] Die Top-Level-Domain des Landes lautet .kh.

Mobiltelefone sind in Kambodscha deutlich weiter verbreitet als Festnetzanschlüsse. Letztere werden vor allem in den Städten gebraucht. Auf hundert Einwohner kommen nur ein Festnetzanschluss und fast 20 Mobiltelefone. Insgesamt gab es 2007 37.500 Telefonhauptleitungen und 2,583 Millionen Handys.[4] Die internationale Vorwahl Kambodschas lautet 855.

Verkehr

Flugverkehr

Der internationale Flughafen von Phnom Penh.

Kambodscha besitzt 17 Flughäfen, davon sechs mit geteerten Bahnen, sowie einen Heliport.[4] Von den Flughäfen werden allerdings nur Phnom Penh und Siem Reap regelmäßig genutzt. Reguläre internationale Direktflüge nach Kambodscha finden praktisch nur innerhalb der Region statt; ein wichtiger Knoten- und Umsteigepunkt für überregionale Flüge ist zum Beispiel Bangkok. Lokale Luftfahrtgesellschaften sind sehr vergänglich; so setzte etwa die Siem Reap Airways am 1. Dezember 2008 ihren Betrieb aus.[90] Die PMTair hat ihren Heimatflughafen in Siem Reap. Weitere kambodschanische Fluggesellschaften sind Angkor Airways, Imtrec Aviation und Royal Khmer Airlines.[91] Zudem haben viele weitere ostasiatische Fluggesellschaften Vertretungen in Kambodscha und bieten Flüge an. Eine nationale Fluggesellschaft ist in Zusammenarbeit mit einem indonesischen Konsortium geplant.[12]

Straßenverkehr

National Road 1 südöstlich von Phnom Penh.
Straße bei Banlung im Nordosten des Landes.

Das kambodschanische Straßennetz umfasst 28.257 Kilometer, wovon 2.406 Kilometer geteert sind (2004).[4] In den letzten Jahren wurden mit japanischen Entwicklungsgeldern umfassende Verbesserungsarbeiten vorgenommen. Der zentrale Knotenpunkt ist Phnom Penh, von wo aus die Nationalstraßen sternförmig ausgehen. Sie sind von eins bis sieben nummeriert. Von diesen Hauptachsen wegführende Straßen erhalten zweistellige Nummern, deren erste Ziffer jener der zugehörigen Hauptstraße entspricht.[8] In Kambodscha gelten Rechtsverkehr und Führerscheinpflicht.[5]

Eisenbahn und öffentlicher Verkehr

Kambodschanischer Zug (2007).

Das kambodschanische Schienennetz umfasst 602 km einspurige Strecken, deren Spurweite die Meterspur ist.[4] Die Nordweststrecke verbindet Phnom Penh mit Poipet. Die Strecke bis Sisophon wurde vor dem Zweiten Weltkrieg fertiggestellt, die Reststrecke weiter nach Poipet wurde in der Zeit der Roten Khmer gebaut. Die 1969 fertiggestellte und momentan stillgelegte Südweststrecke verläuft von Phnom Penh nach Sihanoukville. Mittlerweile fahren keine Personenzüge mehr, sondern nur noch Güterzüge. Das Rollmaterial der staatlichen Eisenbahngesellschaft ist vergleichsweise sehr alt.[12] Das Eisenbahnsystem soll aber in den nächsten Jahren überholt werden, um in die Trans-Asian Railway integriert zu werden. In den Bürgerkriegszeiten der Achtziger- und Neunzigerjahre begleitete ein Maschinengewehrwagen jeden Zug, und die ersten beiden Waggons dienten zur Minenräumung.[8][12] Im Gebiet um Battambang fährt heute der „Bambuszug“ Norry. Dieser ähnelt einer Draisine und besteht aus einem in Eigenbau hergestellten, mit Bambusbrettern belegten Metallrahmen und wird von einem 6-PS-Benzinmotor angetrieben. Er dient zum Transport von Waren und Personen, mittlerweile gibt es auch einen festen Fahrplan.[12]

Gängigere öffentliche Verkehrsmittel als die Eisenbahn sind Busse, Sammeltaxis und Pickups. Zwischen den größeren Städten gibt es mittlerweile regelmäßige Busverbindungen.[5] Pickups, Taxis und Minibusse decken sowohl reguläre Verbindungen als auch Einzelaufträge. Städtische Nahverkehrssysteme existieren nicht.[12]

Wasserwege

Kambodscha besitzt ungefähr zwischen 2.000 und 3.500 Kilometer Wasserwege. Die größte Rolle spielt der Mekong, der bis Kratie problemlos schiffbar ist, in der Regenzeit sogar bis Stung Treng und weiter zur laotischen Grenze. Die wichtigsten Häfen befinden sich in Phnom Penh und Sihanoukville. Als Hauptverkehrsmittel werden Boote in den meisten Regionen allmählich von Straßen abgelöst, allerdings fahren zwischen Phnom Penh und Siem Reap immer noch regelmäßig Verkehrsschiffe, ebenso vor der Küste zwischen Koh Kong und Sihanoukville. Es existieren auch Grenzübergänge nach Vietnam und Laos, die per Schiff passierbar sind.[12]

Energie

Der kambodschanische Energiesektor wird durch zwei Institutionen verwaltet: zum einen das Ministry of Industry, Mines and Energy, das den staatlichen Rahmen für den Energiesektor setzt und entsprechende technische Standards definiert, und zum anderen die Energiebehörde Electricity Authority of Cambodia, die durch die Vergabe von Lizenzen an mittlerweile mehr als 180 Elektrizitätsunternehmen[92] die Versorgung des Landes mit Strom sicherstellt.

Insgesamt produzierte Kambodscha 2007 1.349 GWh Strom. Davon entfielen 95,93 % auf die Verbrennung von Diesel, 3,68 % auf die Nutzbarmachung von Wasserkraft und 0,39 % auf die Verbrennung von Biomasse. Die drei mit Abstand größten Kraftwerke in Phnom Penh produzierten zusammen bereits mehr als 850 GWh. Zur Versorgung von grenznahen Orten wurden zusätzlich 90 GWh aus Thailand und 77 GWh aus Vietnam importiert.[92]

Der durchschnittliche Jahresverbrauch liegt bei 100,68 kWh pro Einwohner, wobei allerdings nur 16,41 % der Haushalte an die Stromversorgung angeschlossen sind (Stand: 2007).[92] Die Versorgung übernehmen zahlreiche, untereinander unabhängig arbeitende Stromnetze; nur das größte Netz, das Phnom Penh System, und das North-West Grid System (Banteay Meanchey – Siem Reap – Battambang System) sind miteinander verbunden.

Die technischen Installationen befinden sich zu einem großen Teil in einem maroden Zustand. Weite Teile des Landes sind daher von regelmäßigen Stromausfällen betroffen. Im Jahr 2007 gingen landesweit 11,05 % der Energie während der Durchleitung verloren; in ländlichen Gebieten betrug der Verlust sogar bis zu einem Viertel.[92] Ein weiteres Problem ist der rasant wachsende Energiebedarf. In Phnom Penh lag dieser im Jahr 1995 noch bei 30 MW[92] und stieg bis auf derzeit (Juli 2009) 230 MW,[93] binnen 14 Jahren also auf mehr als das siebenfache. Gleichzeitig erlaubt das Phnom Penh System eine maximale Durchleitung von nur etwa 190 MW. Diese Differenz wird ausgeglichen durch koordinierte Unterbrechungen der Versorgung zwischen den Stromunternehmen in wechselnden Teilen der Stadt. Im Landesdurchschnitt wird eine Versorgung zu lediglich 75 % des Bedarfs erreicht.

Aufgrund der fast vollständigen Abhängigkeit des Landes von Dieselimporten sind die Kosten für Strom in Kambodscha die höchsten in Südostasien. Eine Kilowattstunde kostet aktuell (Juli 2009) 0,18 USD, in Vietnam hingegen nur 0,05 USD.[93] Zur Reduzierung der Importabhängigkeit sind derzeit ein Kohlekraftwerk bei Sihanoukville sowie vier Wasserkraftwerke am Mekong geplant.

Bildung

Kambodschanisches Klassenzimmer (2005).

Mindestens seit dem 13. Jahrhundert wurden zumeist Jungen von buddhistischen Mönchen in Wats in Religion, in Grundlagen von Lesen und anderen für das Leben im ländlichen Kambodscha wichtige Fähigkeiten ausgebildet. Ein erstes Erziehungsgesetz wurde 1917 von den Franzosen erlassen und umfasste primäre und sekundäre Ausbildung in einem an das französische Modell angelehnten System, das allerdings sehr elitär war und vor allem dazu diente, Beamte für Französisch-Indochina auszubilden. Die erste Hochschule öffnete Ende der Dreißiger Jahre. Nach der Unabhängigkeit wurde ein allgemeines Bildungssystem eingerichtet, das in den Fünfziger Jahren zunächst durch höhere technische Schulen und in den Sechziger Jahren auch durch die Ermöglichung einer tertiären Bildung vervollständigt wurde. Die primären, niedrigen sekundären und hohen sekundären Schulen dauerten hier nach ungefährem französischem Vorbild sechs, vier bzw. drei Jahre.

Die Roten Khmer setzten nach ihrer Machtergreifung 1975 das alte Bildungssystem aus, zerstörten Lehrmaterialien systematisch und funktionierten die meisten Schulen zu anderen Zwecken um. Einige Primarschulen blieben offen, für ältere Schüler fanden unregelmäßig politische und technische Kurse statt.[94] Es gab auch ein Erziehungsministerium, und einige Lehrbücher wurden herausgegeben, alles in allem wirkten sich die Jahre von 1975 bis 1979 aber verheerend auf die durchschnittliche Bildung in der Bevölkerung aus; auch da Intellektuelle systematisch verfolgt wurden. Beispielsweise wurden 75 bis 80 % der Erzieher getötet oder flohen. Nach dem Sturz der Roten Khmer 1979 wurden die alten Einrichtungen nach und nach wieder in Betrieb genommen, zunächst Vor-, Primar und Sekundärschulen, später auch die tertiäre Ausbildung und die Erwachsenenbildung. Der Verlust an Lehrkräften wurde dadurch kompensiert, dass Menschen mit jeder Art von Bildung als Lehrer eingesetzt wurden, Lektionen wurden teilweise im Freien gehalten. Auch gab es Raten für die Schüler, die die obere Sekundarschule und Universitäten besuchen durften, wodurch Korruption, Begünstigung und Vetternwirtschaft entstanden, ein Problem, das heute noch besteht. Mit dem Ende der Achtziger Jahre war die bildungspolitischen Folgen des Regimes der Roten Khmer weitgehend überwunden.

Die Lage verbesserte sich ab 1990, als neue Schulen gebaut wurden; auch der Prozentanteil am Budget, der für Bildung ausgegeben wurde. Heute garantiert die Verfassung jedem Kambodschaner eine kostenlose, mindestens neun Jahre dauernde Schulbildung,[29] „das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport gibt aber zu, dass es sehr unwahrscheinlich sei, in der nahen Zukunft für jedes Kind die Gelegenheit zu schaffen, eine neunjährige Ausbildung zu ermöglichen.“ Die Ausbildung soll seit 1996 aus einer lediglich regional durchgesetzten Vorschule und sechs Jahren Grundschule sowie drei Jahren unterer Sekundarschule bestehen. Nach der neunten Klasse kann man über eine Prüfung die höhere Sekundarschule erreichen, die weitere drei Jahre umfasst und mit einem weiteren Examen abgeschlossen wird, das zum Hochschulstudium berechtigt. Die Prüfungen sowie die knappen und begehrten Studienplätze führen wiederum zur Korruption.

Das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport ist für nationale Richtlinien zuständig, auf tieferen Ebenen ist das Bildungssystem stark dezentralisiert. Es sieht sich vieler Schwierigkeiten gegenüber, darunter ein Mangel an qualifizierten Lehrern und Lehrmaterialien, sowie fehlender Moral aufgrund niedriger Löhne. Dies kann so weit gehen, dass Lehrer von Schülern Geld verlangen, damit diese am Unterricht teilnehmen können, oder dass der Unterricht aufgrund von Nebenbeschäftigungen des Lehrers teilweise ausfällt. Der Schulbesuch in ländlichen Gebieten bleibt begrenzt, da von den Kindern erwartet wird, auf den Feldern zu helfen. Daraus resultieren Qualitätsunterschiede zwischen der Bildung in städtischen und ländlichen Gebieten. Insgesamt bezahlen die Eltern im Vergleich zum Staat sechs Mal so viel für die Ausbildung der Kinder, was dazu führt, dass manchmal nicht alle Kinder einer Familie zur Schule gehen können. Dadurch erklären sich der Überschuss an männlichen Schülern, besonders an weiterführenden Schulen, und das allgemein schlechtere Bildungsniveau der Frauen. Auf allen Ebenen existieren zusätzlich Privatschulen, etwa für die Kinder ethnischer Minderheiten oder westlicher Ausländer. Buddhistische Schulen sollen staatliche Fördergelder erhalten.[89][95][96]

Gesundheit

Impfung in Kambodscha.

Das kambodschanische Gesundheitssystem hat auf weiten Strecken mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie das Bildungssystem. Eine staatliche Krankenversorgung fehlt ebenso wie technische Ausrüstung; die niedrigen Löhne in staatlichen Krankenhäusern geben den Angestellten Anlass zur Korruption, zur Fälschung von Statistiken, um mehr Geld und Medikamente zu erhalten, und zum Verkauf von Medizin auf dem Schwarzmarkt. Verbreitet ist dazu das System, viele teure Spritzen zu verabreichen, was durch die Mehrfachverwendung von Nadeln wiederum eine Mitschuld an der Verbreitung von AIDS trägt. Die meistverbreitete Darstellung zur Einführung des HI-Virus besagt, dass dieses durch an der UN-Mission von 1993 teilnehmenden Soldaten eingeschleppt wurde. Heute leiden etwa 2,6 % der Bevölkerung an der Immunschwäche. Nachbehandlungen und Pflege findet kaum in staatlichen Krankenhäusern statt, vielmehr sind die Familien der Kranken für die Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung und Medikamenten zuständig. In Phnom Penh gibt es auch eine Reihe westlich ausgerichteter Privatkliniken, die einen höheren Standard erreichen;[97] in den Provinzhauptstädten werden die Einrichtungen häufig von westlichen Entwicklungsgesellschaften wie den Médecins Sans Frontières geleitet und betrieben. Die häufigsten Todesursachen sind Kreislauf- und Infektionskrankheiten, sowie Krebs. Die Malaria ist ein Problem, da die Erreger in einigen Gebieten an der Grenze zu Thailand fast vollständig resistent gegen Antibiotika sind. Insgesamt kommt ein Arzt auf 3.333 Einwohner, lediglich 50 überlebten das Regime der Roten Khmer.[5][9]

Auf dem Land ist nach wie vor die traditionelle Medizin (thnam boran) populär. Medizinmänner und Schamane sind weit verbreitet und genießen manchmal mehr Vertrauen als die Ärzte. Auch in den Städten sind noch verschiedene Rituale zur Austreibung böser Geister beliebt, etwa das Schröpfen.[12] Weitere Alternativen zur Schulmedizin sind die traditionelle Medizin der Wats mit Kräutern, Segnungen und Zeremonien sowie die traditionelle chinesische Medizin.[5]

Kultur

Die Kultur Kambodschas beruht weitestgehend auf jener des antiken Khmer-Reichs. Architektur und Ikonografie, aber auch Tanz und Literatur zeigen den starken indischen Einfluss in der damaligen Zeit. Den modernen Khmer dient sie der nationalen Identifikation und als Aushängeschild für den Tourismus. So ist die Pflege der traditionellen Kultur in Kambodscha von großer Wichtigkeit und richtet sich vor allem auf die Tempelanlagen von Angkor aus. Auch Musik, traditionelle Tänze und Schattenspiele zeugen von der frühen Ausprägung einer eigenständigen Kultur, die bis heute teilweise in ihrer ursprünglichen Form gepflegt wird und auch als Grundlage für neue Entwicklungen dient.[98] Seit 1979 gibt es eine Wiederbelebung in der Kunst. Monumente und Stupas werden mit staatlichen Mitteln restauriert, ländliche buddhistische Tempel (Wat) auch mit lokalen Spenden. Die zwei Schulen für Kunst in Phnom Penh sind wieder offen und werden rege besucht. Das Nationalmuseum zeigt viele Kunstwerke, die der Zerstörung durch die Roten Khmer entgingen.[8]

Khmer-Literatur

Die traditionelle Khmer-Literatur vereinigt Unterhaltung mit erzieherischen Inhalten. Das bekannteste Werk früher kambodschanischer Literatur ist das Reamker, eine lokale Adaption des indischen Epos Ramayana. Das Reamker wirkt sich bis heute prägend auf neue musikalische, choreografische und theatralische Entwicklungen aus.[6] Ein weiteres Epos aus der Zeit des Khmer-Reiches ist das Gedicht von Angkor Wat, das in die Wände des Tempels geschrieben wurde. Eine historische Rolle spielt auch die religiöse Literatur, die sich von den Niederschriften der Regeln des in Südostasien vorherrschenden Theravada-Buddhismus ableitet und Gläubige anleitet. Verbreitet sind heute noch buddhistische „Geburtsgeschichten“ (Jataka), die hauptsächlich das Leben Buddhas erzählen; auch sie haben moderne Werke inspiriert. Durch seit Jahrhunderten überlieferte Fabeln und Märchen wurden und werden Normen und Werte an die nächste Generation weitergegeben. Die wichtigsten überlieferten Tugenden sind Hilfsbereitschaft, Gemeinschaftsgefühl und die friedliche Lösung von Konflikten. Auch Landesgeschichte und geografische Namen werden so weitergegeben.[8]

Inschriften an Monumenten reichen bis ins 6. Jahrhundert zurück, aber auch einige Palmblätter, auf denen die historischen Werke zumeist niedergeschrieben wurden, haben in Paris die Zeiten überdauert. Die meisten Exemplare in Kambodscha fielen den Zerstörungen der Roten Khmer zum Opfer. Wichtige verbliebene Dokumente sind zum Beispiel die Königlichen Chroniken.[8]

Die moderne kambodschanische Literatur, deren erster Roman „Sophat“ (1938) wenige Jahre vor der Krönung Norodom Sihanouks veröffentlicht wurde, gilt als Bruch mit der Vergangenheit, da sie erstmals Prosa verwendet und auf gewöhnliche Menschen fokussiert ist. Die überwiegend älteren Autoren leben vor allem im Ausland, da Schriftsteller unter den Roten Khmer als Staatsfeinde galten, sodass es keine wirkliche Literaturszene mehr gibt. Beeinflusst wurden sie von der französischen Literatur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Fiktion ist verbreitet, etwa die Ipaen-Volksgeschichten.[5][8]

Klassische Khmer-Architektur

Modell der Zentralstruktur von Angkor Wat.

Die Wurzeln der klassischen Khmer-Architektur finden sich in den Reichen von Funan und Chenla. Sie wiesen einen starken indischen Einfluss auf. In Funan wurden die Gebäude hauptsächlich aus Holz errichtet, weshalb kaum Überreste vorhanden sind. Chenla übernahm die indianisierte Kunst und Architektur Funans und entwickelte sie weiter. Ab dem 7. Jahrhundert wurden Gebäude aus Ziegeln und Stein errichtet. Typische Relikte aus dieser Zeit sind Prasats, vier- oder achteckige Ziegeltürme mit Kraggewölben und einem Schrein auf einem Podest, das aus Etagen bestand, die nach oben ansteigend kleiner wurden.[8]

Unter Jayavarman II. fand im 9. Jahrhundert der Übergang vom Stil Chenlas in die angkorianische Zeit statt. Im Vergleich zu früheren Epochen entwickelte sich nun der eigenständige, kambodschanische Stil. Jayavarman II. führte die Verehrung der indischen Gottheit Shiva ein, weswegen nun bis ins Jahr 1219 fast jeder Gottkönig einen Staatstempel für seinen Linga baute. Der Linga, häufig als Phallus interpretiert, war als Symbol Shivas auch das Symbol des Kultes. In ihm wurde die Seele des Gottkönigs bewahrt. Die Tempel fungierten als Quelle und Zentrum der Macht, sowie als spirituelles Rückgrat des Reiches. Weitere Tempel dienten der Ahnenverehrung oder als Klöster, insbesondere aufgegebene Staatstempel.[8][97]

Aufgrund ihrer indischen Wurzeln repräsentieren auch die Tempel aus dem angkorianischen Zeitalter durch ihre Architektur den Berg Meru, das Heim der indischen Götter.[8] Im 9. Jahrhundert entstanden fünfstufige Pyramiden und zu den Haupttürmen gesellten sich im Laufe der Zeit die vier typischen Nebentürme, die in Quincunx-Anordnung gehalten sind und durch Verbindungen die Gestalt eines Kreuzes annehmen. Dieses innerste Heiligtum ist aus astrologischen Gründen nach einer Ost-West-Achse ausgerichtet und hat gewöhnlich nur eine nach Osten weisende Öffnung und falsche Türen an den anderen Seiten. Weitere Gebäude sind Empfangs- und Meditationshallen , sowie Bibliotheken für die heiligen Schriften, die oft paarweise angeordnet wurden und sich in Richtung des Heiligtums öffnen. Um die zentralen Gebäude herum finden sich Dammwege und Gräben. Das ganze Gelände umgeben zumeist nicht verzierte, konzentrische Einfassungsmauern, normalerweise ein bis drei, in seltenen Fällen auch mehr. An Kardinalpunkten sind Tore eingelassen, die in Laufe der Zeit immer prächtiger werden und in der Spätphase die Form von Torbauten (gopuram) mit Vorkammern und Türmen annahmen.[97]

In den Heiligtümern befanden sich Ikonen jener hinduistischen Gottheiten, denen die Tempel gewidmet waren. Nach der Übernahme des Buddhismus wurde der Gottkönig durch Buddhastatuen symbolisiert. Während die ersten Tempel sehr einfach gestaltet waren, kamen mit der Zeit Türen und Galerien hinzu. An den Seiten und Rückwänden der Gebäude befanden sich falsche Fenster und Türen. Für Gemächer wurden Konsolen verwendet, da keine Bögen bekannt waren, was nur kleine Räume zuließ. Die inneren Wände sind im Gegensatz zu den äußeren nicht verziert, was zu Spekulationen über ehemalige Wandbilder geführt hat.[8]

Als Material wurden bis Ende des 10. Jahrhunderts Holz und später vor allem Ziegel benutzt, die teilweise mit Stuck ummantelt und mit einer Art natürlichem Klebstoff verbunden wurden. Für Stürze und Säulen wurde bereits seit funanesischen Zeiten Sandstein benutzt, etwa aus Phnom Kulen, der mit besseren Bautechniken auch für Türme und später ganze Tempelanlagen übernommen wurde. In der Sandsteinarchitektur finden sich auch Hinweise auf frühere Holzstrukturen – Galeriedächer tragen falsche Dachplatten, während Holzfenster imitiert werden. Für Fundamente, Becken und Gräben, umschließende Mauern und Mauerkerne wurde Laterit verwendet, ein leicht verfügbares und schneidbares Oberflächenprodukt. Kupfer- und Bronzebleche dienten als Zierde, Tonziegel wurden neben Schindelimitaten aus Sandstein zum Decken der Dächer verwendet. Die Steine wurden oft so angeordnet, dass die vertikalen Schnittstellen nicht gestaffelt waren. Da kein Mörtel verwendet wurde und nur das Gewicht und die passgenaue Anordnung der Steine die Tempel zusammenhielten, brachen sie bei mangelnder Pflege schnell ein.[8][97]

Durch den exzessiven Tempelbau, mit denen jeder Gottkönig versuchte, seinen Vorgänger zu übertrumpfen, waren die Vorkommen des qualitativ guten Sandsteins um 1219 erschöpft. Zusammen mit einem sinkenden Wohlstand führte dies zu schlechter gebauten Tempeln. Da mit der Übernahme des Buddhismus als Staatsreligion auch die Gebäude allgemein schlichter wurden, kam es schließlich zu einer weitgehenden Einstellung der Bauaktivitäten. Schließlich folgte die post-angkorianische Periode, in der wieder vermehrt mit Holz gearbeitet wurde.[97]

Moderne, nicht-religiöse traditionelle Architektur

Ein Häuserensemble auf dem Land.

In den Fünfziger- und Sechziger Jahren wurden von chinesischen Unternehmern in den Stadtzentren drei- bis fünfstöckige Wohnblocks aus Beton gebaut, die unter den Roten Khmer verlassen wurden und nun wieder bewohnt werden – so dicht, dass sich auf den Dächern slumartige Siedlungen bilden. Bausubstanz und elektrische und sanitäre Einrichtungen sind in einem sehr schlechten Zustand, häufig gibt es nur im Erdgeschoss Toiletten und fließendes Wasser. In den äußeren Stadtkernen ist der französische Einfluss noch sichtbar; hier gibt es Villen aus der Spätphase der Kolonialherrschaft, die im französischen Kolonialstil gehalten sind, der mit dem Art Déco verwandt ist. Auf dem Land sind einfache Häuser aus Bambus und Holz auf Holz- oder Betonpfeilern gegen Überflutungen verbreitet. Unter den Häusern befindet sich offener Stauraum, der auch als Haustierstall und Arbeitsraum genutzt wird. Den Zugang ins Wohngebäude gewährleistet eine Außentreppe. Im Inneren befinden sich üblicherweise ein großer Gemeinschaftsraum, sowie das Elternschlafzimmer und die Küche. Die Außenwände werden durch geflochtene Gras- oder Palmmatten gebildet. Dächer bestehen aus Schilf oder Gras, selten auch aus Ziegeln.[5]

Skulpturen

Weibliche Gottheit aus dem späten 9. Jahrhundert in einem Pariser Museum.

Aus der Funan-Zeit sind wenige Artefakte verblieben, lediglich vier Inschriften auf Stelen, sowie einige Kunstwerke aus dem 6. Jahrhundert, die vor allem Vishnu mit einheimischen Gesichtern darstellen. Auch in den Statuen aus Chenla erkennt man im Stil den indischen Einfluss. Als Materialien wurden Stein und Bronze verwendet. Die Skulpturen aus frühen Tempeln in Angkor waren relativ steif und flach, dienten aber als Basis für die späteren ausgeschmückten Basreliefs. Das Behauen von Türstürzen war in jener frühen Phase eine wichtige Kunst. Wie die Basisreliefs erzählen ausgearbeitete Giebeldreiecke aus der Ramayana und anderen indischen Epen, teilweise auch vom Alltagsleben. Auch in dieser Zeit wurden Stein und Bronze als Materialien verwendet. Die post-angkorianische Periode wird durch anspruchsvoll gestaltete und dekorierte Holzstatuen geprägt, von denen aus klimatischen Gründen wenig erhalten ist. Die heutige bildende Kunst orientiert sich noch immer stark an der Blütezeit des Khmer-Reichs.[99]

Theater und Tanz

Apsara-Tanz.

Der Ursprung des kambodschanischen Theaters liegt im 6. Jahrhundert. Gezeigt werden Szenen aus dem Reamker, regionalen Legenden, indischen und Epen aus dem Theravada-Buddhismus. Die Theater bedienen sich kunstvoller Masken und Kostüme und sind nach den Schauspielern in Männer- und Frauentheater unterteilt. Schauspieler sprechen und singen, dazu kommen ein Erzähler und ein Orchester zur musikalischen Untermalung. Auf dem Lande sind Volkstheater und Schattenspiele als Unterhaltung beliebt. Der Inhalt der Schattenspiele beruht auf Geschichten aus dem Ramayana und lokalen Legenden. Die Charaktere sind aus Leder geschnitten, an langen Bambusstangen befestigt und oft bemalt. Das königliche Theater beruht auf der Ramayana. Im Nationaltheater wird nur ein modernes Stück gespielt, nämlich „Die Geschichte des Landes Kambodscha“.[5][6][8]

In Kambodscha gibt es eine lange Tanztradition. Die Ursprünge des klassischen Tanzes liegen in den heiligen Tänzen der Apsaras, der mythologischen Verführerinnen des alten Khmer-Reichs; möglicherweise gehen sie bis auf Funan zurück. Der Höhepunkt des klassischen Tanzes in der Angkor-Periode stützte sich auf Interpretationen der indischen Epen, insbesondere der Ramayana – Inhalte waren etwa Prinzessinnen in Not, Kriegshelden, Sklaven, Riesen oder mystische Tiere. Der Tanz galt als religiöse Tradition, um dem König und seinem Volk Segen zu bringen und auch als eine Form der Unterhaltung; hier stammen die Tänzerinnen zumeist aus höheren sozialen Schichten und hatten im königlichen Harem eine besondere Stellung. Mit dem Niedergang des Angkor-Reichs ging auch ein Niedergang des Tanzes einher. Unter dem thailändischem Patronat wurde er aber als Kunstform weitergeführt. Die Franzosen belebten das Khmer-Ballett im 20. Jahrhundert wieder, wobei die ersten Tänzerinnen aus Thailand kamen. Heute ist der kambodschanische Tanz eines der Markenzeichen Kambodschas und ein Tourismusmagnet.

Die Tänze sind sehr symbolisch und einer strengen Ordnung unterworfen. Vorgeführt werden sie zumeist von Frauen, Geschlechtsunterschiede werden mit verschiedenen Kostümen dargestellt. Die Tänzerinnen werden von einem Orchester und einem erzählenden Chor begleitet. Als nationaler Tanz gilt der Lamthon, auch der Apsaratanz ist bekannt, ein Entstehungsmythos Kambodschas. Die Regierung und ausländische Geldgeber versuchen momentan, die Tanztradition wieder zu beleben, indem sie ältere Kambodschaner, die das Regime der Roten Khmer überlebten, befragen und auf Video aufnehmen. Bis 1997 konnten auf diese Weise etwa 50 % des klassischen Tanzrepertoires gerettet werden.

Der Volkstanz hat die Siebziger Jahre überlebt, auch wenn er als gängige Unterhaltung auf dem Lande allmählich vom Fernsehen abgelöst wird. Im Volkstanz, der deutlich individueller ist als die traditionellen Tänze und mehr persönlichen Spielraum lässt, werden kambodschanische Volkserzählungen dargestellt. Weiterhin gibt es den folkloristischen Tanz, der aus Mystik, Naturglauben und Bauernalltag entstanden ist und mit dem die Bauern um gute Ernte oder Regen baten. Trotz seiner rituell-zeremoniellen Handlungen ist auch er lebhafter als der klassische Khmertanz.[5][8]

Musik

Die kambodschanische Musik ist Teil der von Indonesien ausgegangenen „Glockenspiel“-Musikkultur (Verwendung von Xylophonen und Buckelgongs), die im Norden Burma, Thailand, Laos, das westliche Bergland von Vietnam und im Osten am Rand die Philippinen einschließt. Obwohl einige der an Basreliefs von Angkor Wat abgebildeten Musikinstrumente noch heute in der Volksmusik gespielt werden, ist ein indischer Einfluss auf die kambodschanische Musik nicht mehr vorhanden. Nur die alte einsaitige Zither Khse Diev, die aus einem langen Stab und einer Kalebasse besteht und zur Resonanzverstärkung an die Brust gepresst wird, ist eindeutig indischen Ursprungs. Der chinesische Einfluss beschränkt sich ebenfalls im Wesentlichen auf die Bauform einiger Instrumente. So entspricht die mondförmige Laute mit kurzem Hals Chapei der chinesischen Yue Qin, die zweisaitige Fidel Tro der chinesischen Hu Qin und die 14-saitige Kastenzither Khoeum der früher nur in der chinesischen Volksmusik verwendeten Zheng.

Gitarren heißen allgemein Chloei. Die in der Hochzeitsmusik verwendete dreisaitige Takhe (thailändisch „Krokodil“ wegen ihrer Form) ist ein thailändisches Instrument und wurde erst vor kurzem eingeführt. Weiterentwicklung der alten Mon-Krokodilzither mí-gyaùng saung.

Ab dem 16. Jahrhundert wurden höfische Rituale, Tanzaufführungen und die in Angkor von riesigen Orchestern gespielte Musik nicht mehr gepflegt. Die kambodschanische Musiktradition überlebte nur auf Volksebene und unter thailändischem Einfluss. Einen ersten Anlauf zur Erneuerung der höfischen Musik gab es Mitte des 19.Jahrhunderts unter König Ang Duong (regierte 1841–1869). Eine besondere Förderung erfuhr die klassisch-kambodschanische Kultur während des französischen Protektorats durch Königin Sisowath Kossamak in den 1940er Jahren. Nach der Unabhängigkeit 1953 konnte sich wieder eine nationale Musikkultur, die von thailändischen Stilelementen gereinigt war, mit kleineren Orchestern als zur Angkor-Zeit entfalten. Während der Herrschaft der Roten Khmer wurden Musiker systematisch ermordet und alle auffindbaren Instrumente zerstört. Was anschließend an der zuvor selten notierten Musikkultur wieder entstand, verdankt sich dem Gedächtnis der wenigen im Land überlebenden Musiker und den ins Ausland geflohenen Exilgemeinden.

Vergleichbar mit dem indonesischen Gamelan lassen sich verschiedene Orchesterbesetzungen nach Spielweise und sozialer Funktion unterscheiden. Das offizielle königliche Orchester Pinpeat, das zur religiösen Musik gehört, wird am häufigsten in ländlich reduzierter Besetzung gespielt. Es besteht aus einem Metallophon (Roneat Dek) aus 21 Eisenstäben, zwei bootförmigen Xylophonen mit Bambusstäben: Roneat Ek und dem tiefer gestimmten Roneat Thung; zwei verschiedene Gongs; der Oboe Sralay (abgeleitet von persisch Surnai) oder Bambusflöte Khloy; verschiedenen Trommeln und kleinen Becken. Zur konzertanten leichten Musik bei königlichen Festen, auch beim jährlichen Wasserfest Om Touk am Tonle Sap, gehört das sanfte Orchester Mohori, das neben Xylophon und Trommeln mit Gesang und Saiteninstrumenten, darunter der von der nahöstlichen Rabab abgeleiteten Stachelfidel Tro Khmer gespielt wird. Die im Mohori verwendete Fünftonleiter zeigt chinesischen Einfluss. Deutlich lauter klingt das zur Geisteranrufung benötigte Arak-Ensemble, mit dem die Ursache von Krankheiten festgestellt werden soll, das ähnlich wie das Hochzeitsorchester von Bechertrommeln, Oboe und Saiteninstrumenten bestimmt wird.

Unter französischer Herrschaft wurde Jazz eingeführt, der zusammen mit kambodschanischen Streichinstrumenten und popmusikalischem Gesang zu einem eigenen leichten Unterhaltungsgenre wurde. Heute noch beliebte Sänger dieser Musik aus den 1950er und 1960er Jahren sind der Star Sim Sisamouth, der 1970 von den Roten Khmer ermordet wurde, Em Yeng, Pov Vannary oder Meas Samoun. Noy Vanneth und Menh Sothivan schlossen an diese Tradition an, während seit der Jahrtausendwende verstärkt thailändische Rockbands ihren Einfluss ausüben.

Kleidung

Khmer-Seide.

Traditionelles Universalkleidungsstück der Kambodschaner ist der Krama. Fast jeder Einwohner des Landes besitzt eines der Baumwolltücher. Sie sind vielfältig benutzbar: sie bieten Schutz vor Sonne oder Staub, werden als Trage-, Nasen- oder Schweißtücher eingesetzt oder beim Baden als Sichtschutz verwendet. In der Zeit der Roten Khmer waren sie sogar ein Teil der Militäruniform. Der Sarong ist ein bis zum Knöchel reichendes, buntes Baumwolltuch, das sich die Frauen als Alltagskleidungsstück um die Hüfte wickeln. Für die Männer gibt es den entsprechenden Sarong Sot, der aus Seide besteht und seltener getragen wird als der Krama. Bei Festen tragen Frauen einen Houl oder einen Phamung, die den Schnitt eines Sarong haben, aber aus Seide hergestellt sind. Der Houl ist bunt und geblümt, der Phamung einfarbig. Als Arbeitskleidung sind bei den Frauen einfarbige Röcke in Grün, Blau oder Grau üblich, dazu weiße Blusen. Männer tragen graue Stoffhosen und helle Hemden.[5]

Feiertage

Der Unabhängigkeitstag am 9. November ist der Nationalfeiertag Kambodschas. Wenn ein Feiertag auf einen Samstag oder Sonntag fällt, wird er am nächsten Werktag nachgeholt. Mit einem Sternchen (*) markierte Anlässe variieren entsprechend dem buddhistischen Mondkalender. Die Daten werden jährlich durch Dekrete des Ministerpräsidenten festgelegt.

Datum Anlass Anmerkungen
1. Januar Neujahr Internationaler Neujahrsfeiertag
7. Januar Tag des Sieges Tag des Sieges über das Regime der Roten Khmer
Februar* Meak-Bochea-Tag Erinnert an eine spontane Versammlung von Mönchen, um Buddha zu lauschen
8. März Internationaler Frauentag Internationaler Feiertag
13. bis 15. April Kambodschanisches Neujahr
1. Mai Tag der Arbeit Internationaler Feiertag
13. bis 15. Mai Geburtstag König Sihamonis Der Geburtstag des Königs ist am 13., die Feierlichkeiten erstrecken sich bis zum 15.
Mai* Königliche Pflügezeremonie Beginn der Pflanzungssaison
Mai* Visaka-Buja-Tag Geburtstag Buddhas
18. Juni Geburtstag der Königinmutter Norodom Monineath Sihanouk
24. September Verfassungstag
September/Oktober* Pchum-Ben-Tag Tag der Ahnenverehrung
29. Oktober Krönungstag
31. Oktober Geburtstag des ehemaligen Königs Sihanouk
November* Wasserfest Feier des Tages, an dem die Wasser des Tonle Sap ihr Richtung ändern
9. November Unabhängigkeitstag Nationalfeiertag
10. Dezember Tag der Menschenrechte Internationaler Feiertag

Küche

Fischsauce.

Die kambodschanische Küche beruht stark auf Einflüssen aus anderen Ländern, etwa Vietnam, China (wegen der Geschäftsverbindungen), Malaysia, Frankreich (daher stammt das französische Brot, das in Kambodscha gegessen wird), Laos und Thailand. Die Gerichte sind üblicherweise nicht besonders scharf und werden mit Kräutern wie Zitronengras oder Koriander verfeinert. Zum Braten wird Palmöl verwendet. Gekocht und gebraten wird traditionell in einem Wok auf einem Holzkohleofen; in den Städten setzen sich vermehrt Gasbrenner durch. Das Grundnahrungsmittel ist weißer Reis, der oft aus der Battambang-Provinz kommt; auch Nudeln sind beliebt. Populär sind süß-saure Gerichte aus Fisch, Huhn oder Gemüse mit Ananas, Zwiebeln und grünen oder roten Tomaten. Gedämpfte Gerichte basieren auf einer leichten Brühe mit Rind, Fisch oder Gemüse und häufig einem hart gekochten Ei. Currys bestehen meist aus Rind und sind nur leicht scharf. Wichtigste Proteinquelle ist Fisch. Er wird gebraten, gegrillt, gepökelt, als Suppe oder gedämpft gegessen. An Fleisch sind vor allem Schwein und Rind verbreitet.

Zum Verkauf stehende Vogelspinnen.

Kambodschanische Spezialitäten sind zum Beispiel ein fondueartiges Gericht, bei dem Fleischbällchen in eine von unten beheizte Brühe getunkt und mit anderen Zutaten verspeist werden oder ein Huhn, das in seinem Saft mit Zucker und Gewürzen angemacht als Festessen verspeist wird. Als frittierte Snacks oder Suppenbeigaben beliebt sind Käfer und Grillen, regional auch Vogelspinnen und Wasserwanzen. In gehobenen Restaurants kann man Schlangen, Schildkröten, Eidechsen, Ameiseneier, Spatzen und andere kleinere Vögel verzehren. Aus kleinen getrockneten und fermentierten Fischen wird die allgegenwärtige Prahok-Paste hergestellt, die weißlich schillert und einen stechenden Geruch hat.

Das beliebteste Getränk ist grüner Tee, der stark gezuckert wird. Roter Tee wird mit Limonensaft und Zucker gemischt. Von Morgens bis zum Nachmittag wird Kaffee entweder schwarz oder mit viel Kondensmilch getrunken. Einheimische Fruchtsäfte bestehen beispielsweise aus Zuckerrohr oder Kokosnuss, verbreitet ist auch Sojabohnenmilch. An alkoholischen Getränken gibt es mehrere einheimische Sorten Bier wie etwa das Angkor-Bier, Anchor und ABC-Stout. Aus Reis werden süße, starke Weine hergestellt. Auch rasch gärender Zuckerpalmsaft wird ausgeschenkt.[5][8][17][97]

Mediale Rezeption

  • Die Angkar (Dokumentation, 1981, 89 Minuten, Regie: Walter Heynowski und Gerhard Scheumann).
  • The Killing Fields – Schreiendes Land (1984, Regie: Roland Joffé).
  • Das Reisfeld (1994, Regie: Rithy Panh).
  • Eine Liebe nach dem Krieg (1998, Regie: Rithy Panh).
  • Kambodscha: Ein Kabel spaltet das Land (Dokumentation, 2000, Regie: Rithy Panh).
  • City of Ghosts (2001, Regie: Matt Dillon).
  • S-21: The Khmer Rouge Death Machine (2003, Regie: Rithy Panh).
  • Same same but different (2009, Regie: Detlev Buck).

Literatur

Bücher

  • Soizick Crochet: Le Cambodge. Karthala, Paris 1997, ISBN 2-86537-722-9.
  • Sorpong Peou: Cambodia: Change and Continuity in Contemporary Politics. Ashgate 2001, ISBN 0-7546-2119-7.
  • Karl-Heinz Golzio: Geschichte Kambodschas. Das Land der Khmer von Angkor bis zur Gegenwart. C.H.Beck 2003, ISBN 3-406-49435-8.
  • David Chandler: A History of Cambodia. Westview Press 2007, ISBN 0-8133-4363-1.
  • David Chandler: Brother Number One. A Political Biography of Pol Pot. Westview Press 1999, ISBN 978-0-8133-3510-0.
  • May Ebihara, Carol Mortland, Judy Ledgerwood: Cambodian Culture Since 1975. Homeland and exile. Cornell University Press 1994, ISBN 0-8014-8173-2.
  • John Amos Marston, Elizabeth Guthrie: History, Buddhism, and New Religious Movements in Cambodia. University of Hawaii Press 2004, ISBN 0-8248-2868-2.
  • Judith Jacob, David Smyth: Cambodian Linguistics, Literature and History: Collected Articles. University of London School of Oriental and African Studies 1993, ISBN 0-7286-0218-0.
  • Markus Karbaum: Kambodscha unter Hun Sen. Informelle Institutionen, Politische Kultur und Herrschaftslegitimität. Münster 2008. ISBN 978-3-8258-1645-2.
  • Erich Follath: Die Kinder der Killing Fields: Kambodschas Weg vom Terrorland zum Touristenparadies. Deutsche Verlagsanstalt, München 2009.
  • Denise Affonço und Judith Klein: Der Deich der Witwen: Eine Frau in der Hölle der Roten Khmer. C. H. Beck, München 2009.
  • Alexander Goeb: Kambodscha - Reisen in einem traumatisierten Land, Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2007.
  • Martin Ritter: Medien und Demokratisierung in Kambodscha. Frank & Timme, Berlin 2008, ISBN 978-3-86596-178-5.
  • Milton Osborne: Phnom Penh - A Cultural History. Oxford University Press, Oxford 2008, ISBN 978-0-19-534248-2.
  • Chau Kim Heng: Mein Leben ohne Kindheit. TKG e.V., Erfurt 2010, ISBN 978-3-9811860-4-8.

Online-Publikationen

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Kambodscha – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Kambodscha – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiatlas Wikimedia-Atlas: Kambodscha – geographische und historische Karten

Einzelnachweise

  1. a b Worldbank
  2. Worldbank Statistics
  3. Human Development Index
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z The World Factbook
  5. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah Andreas Neuhauser: Kambodscha. Reise-Know-How, Bielefeld 2003, ISBN 3-8317-1106-2.
  6. a b c d e f g h i j k l m n o p q Gabriele Intemann, Annette Snoussi-Zehnter, Michael Venhoff und Dorothea Wiktorin: Diercke Länderlexikon. Westermann, Braunschweig 1999. ISBN 3-07-509420-X.
  7. „Lonely Planet: South-East Asia on a Shoestring“ gibt einen Zuwachs von 3.000 km² auf 7.500km² an; der Unterschied beruht vermutlich auf die Ausklammerung der umliegenden Flusslandschaften.
  8. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa Andrew Spooner: Footprint Cambodia. Footprint: Bath 2008. ISBN 978-1-906098-15-5.
  9. a b c d e f g h i j k Die Welt 2005. ADAC Verlag, München 2004, ISBN 3-89905-202-1.
  10. WWF-Bericht.
  11. Appendix 4 of the Royal Decree No. NS/RKT/0305/149 dated March 21, 2005 on the Designation of Animals and Plants as National Symbols of the Kingdom of Cambodia Online.
  12. a b c d e f g h i Nich Ray und Daniel Robinson: Cambodia. Lonely Planet, 2008. ISBN 978-1-74104-317-4.
  13. Karte mit den Naturschutzgebieten
  14. a b c Fischer Weltalmanach 2009. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN 3-596-72009-5.
  15. UNICEF Cambodia vom 1. August 2008.
  16. Zur genauen Bevölkerungsaufteilung: „Khmer 90 %, Vietnamesen 5 %, Chinesen 1 %, andere 4 %“ (CIA World Factbook); „Khmer 90 %, Vietnamesen 4 %, Chinesen 1 %, Sonstige 5 %“ (ADAC: Die Welt 2005); „ca. 85 % Khmer, 4 % Vietnamesen, 3 % Cham, Chinesen, Thailänder, Moi, Khmer Loeu (Hochland-Khmer) und Lao“ (Fischer Weltalmanach 2009, Stand 1998)
  17. a b c d South-East Asia on a Shoestring.
  18. Travel Handbuch Kambodscha, S. 153.
  19. Ethnologue-Report, siehe dort für Verbreitung der Sprachen.
  20. geonames.org.
  21. Phnom Penh Website
  22. Phnom Penh Districts
  23. a b c d e f Population Census Cambodia 2008
  24. a b c d e f g h Harenberg Staatenlexikon, 2000. ISBN 3-611-00894-X.
  25. countrystudies.us: „The Emergence of Nationalism“.
  26. mekong.net: „Cambodia. Counting Hell“.
  27. Fischer Weltalmanach 2003. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-72003-6.
  28. a b c d e Fischer Weltalmanach 2006. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005. ISBN 3-596-72006-0.
  29. a b Die Verfassung Kambodschas (englisch).
  30. http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/cpi/2010/results Transparency International 2010 (deutsch)].
  31. BBC-Bericht 3 Juli 2006(englisch, aufgerufen am 1. November 2011)
  32. a b c www.nationsencyclopedia.com: Cambodia - Foreign policy.
  33. a b Janes (englisch).
  34. Bernd Rosenbusch: Die Bedeutung inner- und zwischenstaatlicher Konflikte für die Kooperation und Integration der ASEAN-Staaten. Berlin, Hamburg, Münster: LIT, 2003. ISBN 3-8258-6583-5. S. 158.
  35. euronews.net: „Kambodscha. Schusswechsel im Grenzstreit zwischen Kambodscha und Thailand“.
  36. UN Doc. E/CN.4/2005/116 vom 20. Dezember 2004.
  37. UN Doc. E/CN.4/2006/110 vom 24. Januar 2006; UN Doc. A/HRC/4/36 vom 30. Januar 2007.
  38. UN Doc. A/HRC/7/42 vom 29. Februar 2008.
  39. UN Doc. A/HRC/12/40 vom 31. August 2009.
  40. Freedom in the World 2009 Report.
  41. The Economist Intelligence Unit’s Index of Democracy 2008 (englisch, aufgerufen am 1. November 2011)
  42. The Economist Intelligence Unit’s "Index of Democracy 2010" (englisch, aufgerufen am 1. November 2011)
  43. LICADHO: Human Rights in Cambodia: The Charade of Justice, Report, Dezember 2007, S. 1.
  44. UN Doc. A/HRC/7/42 vom 29. Februar 2008, Abs. 19.
  45. Transparency International: Global Corruption Barometer, Juni 2009, S. 30 ff.
  46. UNHCHR vom 23. August 2007.
  47. LICADHO: Reading Between the Lines: How Politics, Money & Fear Control Cambodia's Media, Report, Mai 2008, S.10.
  48. a b c d e f g LICADHO: Restrictions on the Freedom of Expression in Cambodia's Media, Briefing Paper, Mai 2009.
  49. The Cambodia Daily vom 17. Juli 2009, S. 1 f.
  50. Radio Free Asia vom 30. Mai 2008.
  51. Voice of America vom 6. Juni 2008.
  52. Office of the United Nations High Commissioner for Human Rights in Cambodia: No press freedom if impunity for crimes against journalists, says UN human rights office, OHCHR Statement on Press Freedom, 4. Mai 2009.
  53. LICADHO: Land Grabbing and Poverty in Cambodia: The Myth of Development, Report, Juni 2009.
  54. Amnesty International vom 13. August 2009.
  55. World Bank vom 16. Juli 2009 (englisch, aufgerufen am 1. November 2011)
  56. Amnesty International vom 17. Juli 2009.
  57. Zwangsvertreibungen und illegale Landnahme in Kambodscha, Kleine Anfrage der Grünen, Bundestagsdrucksache 16/100930 vom 7. August 2008.
  58. Zwangsvertreibungen und illegale Landnahme in Kambodscha, Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Grünen, Bundestagsdrucksache 16/101430 vom 19. August 2008.
  59. LICADHO, Briefing Paper, Januar 2002; UNICEF Cambodia vom 1. August 2008; Schuster Institute for Investigative Journalism vom 25. November 2008; The Washington Post vom 9. Januar 2009.
  60. U.S. Immigration and Naturalization Service vom 21. Dezember 2001.
  61. UK Department for Children, Schools and Families vom 22. Juni 2004 und Department for Children, Schools and Families 1. August 2008.
  62. Niederländisches Committee on Lesbian Parenthood and Intercountry Adoption vom 29. Mai 2008.
  63. Hague Conference on Private International Law.
  64. CCHR – CLEC – IDEA – KKKHRA – LICADHO vom 11. Juni 2009.
  65. Asian Human Rights Commission vom 16. Juni 2009; Human Rights Watch from 14. Juli 2009; Lawyers Rights Watch Canada vom #.
  66. New York Times vom 20. Juli 2009; Washington Post vom 29. Juli 2009; Guardian Weekly vom 4. August 2009.
  67. Office of the United Nations High Commissioner for Human Rights in Cambodia vom 15. Juni 2009.
  68. Office of the United Nations High Commissioner for Human Rights vom 1. Juli 2009.
  69. Schriftliche Anfrage P-3912/09 von Niccolò Rinaldi (ALDE) an den Rat vom 20. Juli 2009 und Schriftliche Anfrage P-3914/09 von Annemie Neyts-Uyttebroeck (ALDE) an die Kommission vom 20. Juli 2009.
  70. Cambodian Center for Human Rights vom 22. Juni 2009.
  71. Cambodia Daily v. 3. September 2001.
  72. BBC News:Cambodia votes for conscription
  73. Sudan calling, Phnom Penh Post v. 11. Juni 2009, S. 1.
  74. Terradaily.com.
  75. n-tv.de, Das Rindfleisch Kambodschas – Ratten-Gerichte zu teuer, 27. Aug. 2008.
  76. China Economic Net.
  77. Cambodia Will Start the First Stock Market in December, but Will Not Be Successful as Planned, The Mirror Vol. 13, No. 596 v. 21. Januar 2009.
  78. Bericht der Reporter ohne Grenzen über bei der Ausübung ihres Berufes ums Leben gekommene Journalisten, darunter einer beim besagten Anschlag.
  79. Transparency International: 2008 Corruption Perceptions Index.
  80. The Cambodia Daily vom 2. Juni 2009.
  81. Siehe insbesondere die vorgenannten Berichte des Sondergesandten des UN-Generalsekretärs für Menschenrechte in Kambodscha.
  82. Radio Australia vom 12. März 2010.
  83. Deutsche Botschaft Phnom Penh, Merkblatt, November 2010.
  84. Global Witness: Country for Sale: How Cambodia's elite has captured the country's extractive industries, Report, Februar 2009.
  85. CAAI News Media vom 13. August 2009.
  86. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
  87. World Bank Debt Sustainability Analysis 2008
  88. Om Chandra, President of the Press Council of Cambodia, Vortrag auf der National Conference on Cambodian Media: Promotion of Professionalism and Ethics, Phnom Penh, 17. Juni 2009.
  89. a b c d e f Cultural Profiles: Cambodia.
  90. Ankündigung der Außerbetriebnahme der Gesellschaft, englisch
  91. „Airlines Servicing Cambodia“.
  92. a b c d e Electricity Authority of Cambodia: Report On Power Sector for the Year 2009. Phnom Penh 2010.
  93. a b Matilda Brown und Yos Katank: Power play. In: Southeastern Globe, July 2009, S. 38–39.
  94. Britannica Online.
  95. seasite.niu.edu, v.a. Abs. 2–4; auch das Zitat stammt von dort.
  96. bookrags.com, v.a. Abs. 1, 2 und 4.
  97. a b c d e f Beverley Palmer: Kambodscha. Stefan Loose Travel Handbücher, 2003. ISBN 3-7701-6141-6.
  98. Länderinformationen des Auswärtigen Amtes: „Kambodscha. Kultur- und Bildungspolitik“.
  99. Jean Boisselier u. a.: Handbuch der Formen- und Stilkunde Asien. Fourier Verlag: Wiesbaden, 1988. ISBN 3-925037-21-7. Kapitel „Kambodscha“.

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