Kamauro

Kamauro
Papst Benedikt XIV. mit einem Camauro

Ein Camauro (deutsch auch Kamauro) ist eine mit Hermelinfell besetzte rote Samtmütze. Sie war vom Mittelalter (etwa 12. Jahrhundert) bis ins 19. Jahrhundert die offizielle Kopfbedeckung der Päpste außerhalb der Liturgie, wurde aber – in etwas anderer Machart – auch von anderen Würdenträgern (etwa dem Dogen von Venedig) getragen. Bis 1464 trugen auch die Kardinäle einen Camauro (ohne Pelzbesatz).

Der Camauro stammt möglicherweise vom Kamilavkion (lat. camelaucum), der byzantinisch-kaiserlichen Kopfbedeckung höherer Beamter, die heute noch von orthodoxen Mönchen und Priestern getragen wird. Seit der Zeit der Avignoner Päpste wurde der Camauro allgemein von den Päpsten getragen. Mit der Büste Urbans VIII., die Gianlorenzo Bernini 1632 anfertigte, wurde es üblich, Päpste in Camauro und Mozetta darzustellen. Hatten die Päpste sich in Herrscherportraits bisher als „Priester der Weltkirche“ im Pluviale darstellen lassen, so verschob sich der Akzent hin zu einem gerechten Herrscher – Camauro und Mozetta waren die Kleidung, in der der Papst Audienzen gab und auf diesen Audienzen auch Recht sprach. Verstorbene Päpste wurden üblicherweise auch im Camauro aufgebahrt.

Mit der napoleonischen Zeit kam der Camauro aus der Mode und kam nach der Amtszeit Leos XIII. außer Gebrauch. Die Päpste Pius XI. und Pius XII. wurden allerdings nach ihrem Ableben jeweils mit Camauro aufgebahrt. Nach 60 Jahren trug Johannes XXIII. ihn erstmals wieder. Während Papst Paul VI. und seine Nachfolger die Kopfbedeckung dann für etwa 40 Jahre aus dem päpstlichen Kleiderschrank verbannten, zeigte Papst Benedikt XVI. am 21. Dezember 2005 sich während einer Audienz bei kalter Witterung mit Camauro.

Die zeitliche Nähe zum Weihnachtsfest ließ in der Presseberichterstattung Assoziationen zur oft ebenfalls in den Farben rot und weiß dargestellten Kleidung und Kopfbedeckung des Weihnachtsmanns amerikanischer Prägung aufkommen, während kirchliche Kreise die Entscheidung Papst Benedikts zur Wiedereinführung des Camauro so deuten, dass er die Ursprünge christlicher Symbolik wieder in den Vordergrund stellen möchte. So soll z. B. der christliche Bezug der kommerzialisierten Nikolaus- und Weihnachtsmannfiguren hervorgehoben werden.

Der Camauro wurde ursprünglich nur mit der Mozetta zusammen getragen. Es gab ihn in zwei Ausführungen: im Sommer aus rotem Stoff, weiß abgesetzt, und im Winter (die von Benedikt XVI. getragene Version) mit weißem Hermelin gefüttert. In der Osterwoche (von Ostersonntag bis zum „Weißen Sonntag“) war der Camauro traditionell reinweiß.

Aus dem Camauro entstand der Pileolus, der nun nicht mehr Ohren und Schläfen, sondern nur noch die (hypothetische) Tonsur des höheren Klerikers bedeckt.

Historisches

Entwickelt hat sich der Camauro aus einer seit dem 12. Jahrhundert in Italien üblichen männlichen Kopfbedeckung, einer linnenen Mütze mit langen Zipfeln, die in Bändern endeten und unter dem Kinn gebunden werden konnten. In dieser Form hat sie sich in der Kleidung des Dogen von Venedig bis zum Ende der Republik erhalten.

Siehe auch


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