Kalzitonin

Kalzitonin
Calcitonin

Calcitonin

Calcitonin vom Lachs nach PDB 2GLH
Vorhandene Strukturdaten: 1bku, 1byv, 1bzb, 1fb9, 2glh
Größe 32 Aminosäuren
Precursor (Procalcitonin, 141 Aminosäuren)
Isoformen 3
Bezeichner
Gen-Namen CALCA; CALC1
Externe IDs OMIM114130 UniProtP01258   MGI2151253
Vorkommen
Homologie-Familie Calcitonin
Übergeordnetes Taxon Euteleostomi

Das Calcitonin (syn. Kalzitonin, Thyreocalcitonin) ist ein Protein, das zur Gruppe der Peptidhormone gehört. Es wird bei den Säugetieren in den C-Zellen („C“ für Calcitonin) der Schilddrüse gebildet. Sie werden auch als parafollikuläre Zellen bezeichnet, da sie sich neben den Follikelepithelzellen der Schilddrüse, den Thyreozyten, befinden. Bei anderen Wirbeltieren erfolgt die Bildung im ultimobranchialen Körper.

Calcitonin ist der Gegenspieler zum in den Nebenschilddrüsen gebildeten Parathormon. Beide Hormone regulieren den Calcium- und Phosphathaushalt des Körpers. Calcitonin hat eine calciumsenkende Wirkung.

Mit dem Calcitonin verwandt ist das Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP). Beide gehen auf ein gemeinsames primäres mRNA Transkript zurück (beide sind auf dem CALCA-Gen codiert). Durch gewebesspezifisches alternatives Spleißen wird in der Schilddrüse vorwiegend Calcitonin gebildet, während im Zentralnervensystem und im peripheren Nervensystem in sensorischen Neuronen hauptsächlich CGRP produziert wird.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Calcitonin wurde 1961 von Copp und Cameron in isolierten Schild- und Nebenschilddrüsen von Hunden postuliert.[1] Sie schrieben dem Calcitonin bereits eine Calcium-senkende Wirkung zu, ordneten die Herkunft des Hormons allerdingst zunächst den Nebenschilddrüsen zu.[2] Drei Jahre später wurde entdeckt, dass es sich bei Calcitonin um ein Hormon der Schilddrüse handelt[3] und 1967 konnten auch die dafür verantwortlichen Zellen, die parafollikulären Zellen, ausgemacht werden. [4] Die parafollikulären Zellen selbst wurden bereits 1876 in den Schilddrüsen von Hunden entdeckt.[5][6]

Struktur

Das humane Calcitonin (hCT) ist ein Polypeptid, das aus 32 Aminosäuren besteht und eine Molekülmasse von 3421 Dalton hat.[7]

Eine intramolekulare Disulfidbrücke zwischen Cys-1 und Cys-7 und ein amidierter C-Terminus (Prolinamid) sind wichtig für die biologische Aktivität. CT(8-32) ohne Disulfidbrücke bindet zwar an den Calcitonin-Rezeptor, bewirkt aber keine Rezeptoraktivierung sondern wirkt als kompetitiver Antagonist.

Regulation und Wirkung

Die Calcitoninfreisetzung wird stimuliert durch:

  • hohe Calciumkonzentration im Blut
  • gastrointestinale Hormone
    • Pentagastrin

Calcitonin senkt den Blutcalciumspiegel. Es hemmt die Calciumfreisetzung aus dem Knochen (Die Aktivität der Osteoklasten wird herunter reguliert). Außerdem erhöht es die Calcium-Ausscheidung über die Niere. Calcitonin hat in höherer Dosierung beim Menschen eine diuretische Wirkung. Diese vermehrte proximale Natriurese wird circa 80 Minuten nach der intravenösen Calcitoningabe durch eine vermehrte distale Natriumreabsorption wieder ausgeglichen. Daneben senkt Calcitonin den Phosphatspiegel im Blut durch Hemmung der Rückresorption von Phosphat im proximalen Tubulus der Niere (synergistische Wirkung zum Parathormon).

Im Vergleich zu den anderen calciumregulierenden Hormonen Parathormon (PTH) und D-Hormon (Calcitriol) scheint Calcitonin allerdings eine stark untergeordnete Rolle zu spielen.

Therapie

Calcitonin wird als Lachs-Calcitonin zur Senkung stark erhöhter Calciumspiegel eingesetzt. Außerdem wirkt es bei Knochenmetastasen schmerzlindernd. Es kann unter die Haut gespritzt oder durch die Nase inhaliert werden. Als Nebenwirkung kann dabei ein Flush auftreten. Calcitonin kann zur Therapie von Phantomschmerzen nach Amputationen sowie bei Morbus Sudeck eingesetzt werden.

Blutspiegel

Das Calcitonin wird als Tumormarker beim medullären Schilddrüsenkarzinom verwendet. Der Normalwert bei Erwachsenen ist kleiner als 10 ng/dl (entspricht 2,8 pmol/l). Umrechnungsfaktor von ng/dl in pmol/l für Calcitonin: ng/l x 0,28 = pmol/l. Einen zu niedrigen Calcitoninspiegel gibt es vermutlich nicht. Auch bei Gesunden kann Calcitonin unter der Nachweisgrenze der derzeit verfügbaren Tests liegen. Einen zu hohen Wert findet man :

  • selten bei der Schilddrüsenüberfunktion
  • beim medullären Schilddrüsenkarzinom (C-Zellkarzinom)
  • bei C-Zell-Hyperplasie (z. B. im Rahmen einer multiplen endokrinen Neoplasie, Typ IIa (MEN-IIa))
  • bei Niereninsuffizienz
  • bei Leberzirrhose
  • manchmal bei neuroendokrinen Tumoren, wie dem Bronchialkarzinom

Quellen

  1. Copp DH et al.: Demonstration of a hypocalcemic factor (calcitonin) in commercial parathyroid extract. Science. 1961 Dec 22;134:2038. PMID 13881212
  2. Vague, J.: Geschichte der Endokrinologie nach dem 2. Weltkrieg. In: Toellner, R.: Illustrierte Geschichte der Medizin. Andreas Verlag Salzburg 1992, Band 6 ISBN 3-86070-204-1
  3. Foster GV et al.: Thyroid Origin of Calcitonin. Nature. 1964 Jun 27;202:1303-5. PMID 14210962
  4. Tauber SD: The ultimobranchial origin of thyrocalcitonin. Proc Natl Acad Sci U S A. 1967 Oct;58(4):1684-7. PMID 5237896
  5. Baber EC: Contributions to the minute anatomy of the thyroid gland of the dog. Phil Trans R Soc 166 (1876) 557-568
  6. T. Hagedorn: Morphologische und morphometrische Untersuchungen zur Unterscheidung sporadischer und hereditärer C-Zell-Hyperplasien. Dissertation von 2006 PDF-Version
  7. UniProt P01258

Literatur

  • Azria, M.: Calcitonins. Physiology and Pharmacology. Freiburg 1988.
  • Keck, E.: Calcitonin und Calcitonintherapie. Stuttgart 1996.
  • Raue F, Grauer A in L. Thomas: Labor und Diagnose, 6. Auflage 2005, TH-Books.
  • Kreuzig, T.: Kurzlehrbuch Biochemie, 12. Auflage 2006, Urban&Fischer

Siehe auch

Weblinks

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