Kalila wa Dimna

Kalila wa Dimna
Kalila va Dimna, Fassung von 1429 aus Herat, Afghanistan; Der Schakal Dimna versucht den Löwen in die Irre zu führen.
Arabisches Manuskript des Kalila va Dimna ca. 1210 n.Chr.

Kalīla wa Dimna (auch: Kalila und Dimna) ist die arabische Übersetzung eines literarischen Stoffes, welcher seine Anfänge in der Zeit der Kushana und Sassaniden in Persien (2. Jh. vor Christus bis 6. Jh. n. Christus) genommen hat. Die Urschrift des „Kalila und Dimna“ wurde als Panchatantra bezeichnet.

"Panch" bezeichnet in den indo-iranischen Sprachen wie Sanskrit, persisch, die Zahl Fünf und der Begriff "Tantra" bedeutet ursprünglich "Gewebe". Dies war auch der Name verschiedener Ausgaben der Sanskrit-Bücher, die offenbar 2000 Jahre alt sind. Diese Sammlung von Fabeln, Märchen und Geschichten wurde in dem indo-iranischen Kulturkreis als Stoff für Erziehung am Hof gebraucht, zumal "Panchatantra" "Fünf Sinne" oder "Fünf Musen" bedeutet.

Ibn al Muqaffa übersetzte im 8. Jh. nach Christus diesen indo-iranischen Stoff ins Arabische. 1251 ließ Alfons X., damals noch Kronprinz, eine Übersetzung ins Altspanische anfertigen. Die Prosafassung der Tiergeschichten, die inzwischen in über sechzig Sprachen der Welt übersetzt wurden, gehört zur Weltliteratur schlechthin. Sie ist im Jahre 1837 ins Deutsche übertragen worden. Eine türkische Fassung des Buches wurde im 19. Jahrhundert in der Landesbibliothek Gotha entdeckt.

Im Gebiet des heutigen Afghanistan wird das in gebundener Sprache verfasste Werk oft als "Panc Ketab" (Fünf Bücher) und selten als "Kalila und Dimna" bezeichnet. Mit Hilfe dieser "Bücher" haben die Kinder in den Dorfschulen und „Koranschulen“, in der „Madchal“ (Vorschule) und in den Familien mit besonderem Spaß Lesen und Schreiben gelernt.

Von Panchatantra bzw. Kalila und Dimna gibt es eine Vielzahl von Ausgabeversionen, die in etliche Sprachen der Welt übertragen sind. Europa kennt Panja Tantra bzw. Kalila und Demna seit dem 11. bzw. 15. Jahrhundert.

Das Meisterwerk von Rudaki ist Kalila und Dimna, das er in Versform in Neupersisch verfasste. Es ist eine Sammlung von Tiergeschichten. Abū l-Qasem-e Ferdousī widmete ein Kapitel seines Schahnama (wörtl. "Königsbrief") mit insgesamt 134 Zeilen, dieser Fabelsammlung von Rudaki. Diese Fabeln sind lehrreich und unterhaltend, humorvoll und kritisch.

Deutschsprachige Ausgabe

  • Seyfeddin Najmabadi. Siegfried Weber (Hrsg., Übersetzung): Nasrollah Monschi: Kalila und Dimna. Fabeln aus dem klassischen Persien. Verlag C. H. Beck. München 1996

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