Kai Diekmann

Kai Diekmann
Kai Diekmann, 2006

Kai Diekmann (* 27. Juni 1964 in Ravensburg) ist ein deutscher Journalist. Von 1998 bis 2000 war er Chefredakteur der Welt am Sonntag. Seit Januar 2001 ist er Chefredakteur der Bild.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karriere

Diekmann wuchs in Bielefeld auf. Bereits als Schüler der Marienschule der Ursulinen zu Bielefeld gab er mit zwei Freunden eine Schülerzeitung (Passepartout) heraus, die eine für Schülerzeitungen außergewöhnlich hohe Auflage von 15.000 Stück erreichte. Er begann nach seinem Abitur und dem Wehrdienst - zunächst bei der Panzerjägerkompanie 190 in der Lützow-Kaserne in Münster-Handorf und später in der Redaktion einer Bundeswehrzeitung - ein Studium an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Dort wurde er Mitglied der Münsterer Burschenschaft Franconia. Sein Studium brach er ab, als seine berufliche Tätigkeit 1985 beim Axel-Springer-Verlag als Volontär der Journalistenschule Axel Springer begann. Dort machte er schnell Karriere und war für den Verlag zunächst Korrespondent in Bonn.

Von 1989 bis 1991 war er Chefreporter bei der im Burda-Verlag erscheinenden Illustrierten Bunte. Nach einem kurzen Engagement für die B.Z. wechselte er 1992 als Politikchef zur Bild.

Der Springer-Vorstandsvorsitzende Jürgen Richter versetzte Diekmann 1997 zum Springer-Auslandsdienst. Laut Der Spiegel[1][2] hatte sich der Verlagschef an Diekmanns guten Kontakten zum Kanzleramt und zum damaligen Springer-Aktionär Leo Kirch gestört. Kurz darauf musste Richter selbst den Verlag verlassen. Unter dem 1998 in den Springer-Vorstand aufgestiegenen vormaligen Bild-Chefredakteur Claus Larass konnte Diekmann seine Karriere fortsetzen. 1998 wurde er Chefredakteur der Welt am Sonntag, von wo er am 1. Januar 2001 auf den Chefredakteursposten der Bild wechselte. Seit 2004 ist er außerdem ihr Herausgeber und zurzeit auch Herausgeber der Bild am Sonntag. Im März 2004 erschien der erste Band der maßgeblich von ihm bearbeiteten Memoiren des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl.

Als Chefredakteur der Bild hat Diekmann die Qualität der journalistischen Arbeit der Zeitung zu verantworten. Diese ist in der jüngeren Vergangenheit wieder vermehrt Gegenstand negativer Medienberichte (etwa von Bildblog und Zapp). Danach soll Bild häufiger als andere deutschen Medien gegen grundlegende journalistische Prinzipien verstoßen. Die Behauptung, dass diese Verstöße gegen die Richtlinien des Pressekodexes vermehrt auftreten, seit Diekmann das Amt des Chefredakteurs von Vorgänger Udo Röbel im Jahr 2000 übernommen hat, wird mit einem deutlichen Anstieg der absoluten Anzahl der Rügen des Presserats gegenüber Bild in diesem Zeitraum begründet.[3]

Diekmann war bis zum Juni 2010 Mitglied im Vorstand des Vereins Atlantik-Brücke.[4] Seit 2004 sitzt Diekmann im Beirat der türkischen Tageszeitung Hürriyet, die zum Medienkonzern Dogan gehört. Der Axel Springer Verlag ist mit knapp 20 Prozent am Dogan-Tochterunternehmen Dogan-TV beteiligt.[5][6]

Klagen

die tageszeitung

Genosse Kai Diekmann auf der taz-Generalversammlung (2009)

Diekmann klagte gegen die tageszeitung (taz), als taz-Autor Gerhard Henschel am 8. Mai 2002 auf der Satire-Seite Die Wahrheit als Parodie auf die Berichterstattung in der Bild behauptete, Diekmann habe sich in Miami seinen Penis mit Leichenteilen vergeblich operativ verlängern lassen wollen. Diekmann verklagte die taz daraufhin auf Unterlassung sowie 30.000 Euro Schmerzensgeld wegen unzulässigen Eingriffs in seine Persönlichkeitsrechte, Verleumdung und Beleidigung. Das Berliner Landgericht verfügte zwar eine Unterlassung, verneinte jedoch einen Anspruch auf Schadensersatz, da Diekmann als Chefredakteur der Bild „bewusst seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung Anderer sucht“ und daher „weniger schwer durch die Verletzung seines eigenen Persönlichkeitsrechtes belastet wird“. Er müsse „davon ausgehen, dass diejenigen Maßstäbe, die er anderen gegenüber anlegt, auch für ihn selbst von Belang sind“.[7] Einer Berufung dagegen wurde vom Kammergericht keine Aussicht auf Erfolg gegeben, beide Seiten zogen daraufhin ihre Berufung zurück.[8]

Nachdem er bereits die Jubiläums-taz zu deren 25. Geburtstag als „Chefredakteur für einen Tag“ betreut hatte, wurde er im Mai 2009 Mitglied der taz-Genossenschaft.[9]

siehe auch: Friede sei mit Dir

Zapp

Das NDR-Medienmagazin Zapp berichtete im Februar 2008 über die Unterstützung von Ole von Beust während des Hamburger Wahlkampfs 2008 durch die Bild.[10] Das Magazin wies unter anderem darauf hin, dass von Beust in der Bild-Zeitung fast doppelt so häufig Erwähnung fand wie sein sozialdemokratischer Herausforderer Michael Naumann.[11] Hierzu formulierte das Medienmagazin:

„[…] Bild-Chef Kai Diekmann sorgte schon im letzten Wahlkampf [2004] dafür, dass sein Blatt für Ole von Beust trommelte.“

Diekmann ging gegen diese Aussage wiederholt gerichtlich vor und unterlag dabei sowohl in erster als auch in zweiter Instanz. Nachdem das Oberlandesgericht keine Revision zuließ, beschloss er im Rahmen einer Nichtzulassungsbeschwerde weiter dagegen vorzugehen.

Der Postillon

Da der Chefredakteur des Satireblogs Der Postillon,[12] Stefan Sichermann, als Parodie für sein Twitter-Profil ein Bild von Kai Diekmann benutzte, wurde er von Diekmanns Anwalt trotz der Urheberrechtsfreiheit des Bildes mit einem Streitwert von 7500 Euro abgemahnt. Sichermann musste die von seinem Anwalt auf einen niedrigen dreistelligen Beitrag verhandelte Summe zahlen.[13]

Privates

1995 bis 1997 war er mit der Journalistin Jonica Jahr, einer Tochter des Hamburger Verlegers John Jahr junior, verheiratet. Seit dem 28. Januar 2002 ist er mit der Bild-Kolumnistin Katja Kessler verheiratet, wobei der mit Diekmann befreundete Altbundeskanzler Helmut Kohl Trauzeuge war. Das Paar hat vier Kinder. Am 8. Mai 2008 war Diekmann zusammen mit Leo Kirch Trauzeuge bei der Hochzeit von Helmut Kohl.

Brandanschlag auf sein Auto 2007

Am 22. Mai 2007 haben Unbekannte in Hamburg-Harvestehude einen Brandanschlag auf seinen Privatwagen, eine R-Klasse von Mercedes-Benz verübt, der dabei zerstört wurde.[14] Eine militante Gruppierung unter dem Namen „Militante Kampagne“ bekannte sich später in einem Brief an die dpa zu dem Anschlag.[15][16]

Blog

Im Oktober 2009 startete Kai Diekmann ein eigenes Weblog, in dem er im Blogstil über seine tägliche Arbeit als Bild-Chefredakteur (aus seiner Sicht) berichtete. Es wurde angekündigt, das Projekt 100 Tage lang zu betreiben,[17] danach wurde es im Februar 2010 eingestellt.[18][19]

Auszeichnungen

Soziales Engagement

Werke

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nervenkrieg bei Springer, Der Spiegel Nr. 32/1997
  2. Diekmanns Comeback, Der Spiegel Nr. 34/1998
  3. Elisabeth Niejahr: Krawall in der Hauptstadt, Die Zeit Nr. 04/2001
  4. Handelsblatt: Abtrittswelle: Exodus im Vorstand der Atlantik-Brücke. 7. Juni 2010.
  5. „Bild“-Chef Diekmann im Beirat der türkischen „Hürriyet“, Spiegel Online, 13. November 2004
  6. http://www.axelspringer.de/media/cw_mediafactsheet_de_89536.html
  7. Auszug aus dem Urteil des Landgerichts Berlin zum Penis-Prozess, die tageszeitung, 18. Januar 2003
  8. Penis-Prozess nicht verlängert, die tageszeitung, 3. Mai 2003
  9. vgl. Der Tagesspiegel, 12. Mai 2009, Seite 31
  10. Ole ist der Liebling der „Bild“-Zeitung, die tageszeitung, 15. Februar 2008
  11. Wahlkampf in Hamburg – Der Kampf um die Schlagzeilen, Norddeutscher Rundfunk, 13. Februar 2008
  12. Homepage Der Postillon
  13. Bildblog: „Will the real Kai Diekmann please stand up?“, 9. Dezember 2009
  14. Brandanschlag auf Auto von Bild-Chefredaktor Diekmann, Basler Zeitung, 22. Mai 2007
  15. Brandanschlag auf Kai Diekmanns Auto verübt, Bildblog, 22. Mai 2007
  16. Vollständige Dokumentation des Briefes zum Brandanschlag, Interim, Nr. 657, Seite 21 f
  17. Was soll das jetzt?! Drei Fragen, drei Antworten – von mir an mich, Beitrag auf kaidiekmann.de, 26. Oktober 2009
  18. Nachricht auf Bildblog
  19. Medien - Feuilleton - FAZ.NET „Ein exzessiver Ego-Trip”

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