Kahlenberg

Kahlenberg
Kahlenberg
Kahlenberg mit Sendeanlage, Kirche und neuem Apartmenthotel. Im Vordergrund die Weingärten von Nußdorf und Grinzing

Kahlenberg mit Sendeanlage, Kirche und neuem Apartmenthotel. Im Vordergrund die Weingärten von Nußdorf und Grinzing

Höhe 484 m ü. A.
Lage Wien, Österreich
Gebirge Wienerwald
Geographische Lage 48° 16′ 34″ N, 16° 20′ 0″ O48.27611111111116.333333333333484Koordinaten: 48° 16′ 34″ N, 16° 20′ 0″ O
Kahlenberg (Wien)
Kahlenberg
Normalweg Wanderungdep4

Der Kahlenberg ist ein Berg (484 m) im 19. Wiener Gemeindebezirk (Döbling) und der bekannteste Aussichtspunkt auf Wien. Bei der zweiten Türkenbelagerung 1683 wurde die Stadt von hier aus vom Entsatzheer befreit, woran die Kirche am Gipfel erinnert.

Inhaltsverzeichnis

Auf dem Gipfelplateau

Der Kahlenberg gehört zum Wienerwald und ist eine Sehenswürdigkeit Wiens sowie ein traditionelles Sonntagsausflugsziel der Wiener, da man vom Kahlenberg Aussicht auf ganz Wien und bei guter Sicht bis zu den Kleinen Karpaten in der Slowakei hat. Sein Gipfel überragt das Wiener Becken um etwa 320 m. Von der Stefaniewarte, die sich auf dem höchsten Punkt des Berges befindet, kann man auch auf Teile Niederösterreichs sehen. Neben der Aussichtswarte, die von 1953 bis 1956 Rundfunksendeantennen trug, steht ein 165 m hoher, abgespannter Stahlrohrmast des ORF, der zur Verbreitung von TV- und UKW-Programmen sowie für Richtfunkzwecke dient. Dieser 1974 errichtete Sendemast trägt hochgelegene Betriebsräume (was für solche Konstruktionen untypisch ist) und prägt seither das Erscheinungsbild des Kahlenbergs.

Auf dem Bergplateau knapp unterhalb des Gipfels steht die kleine Kirche St. Josef, vor der sich Busstationen und ein großer Parkplatz befinden. Von dort kommt man nach wenigen Schritten zur Aussichtsterrasse an der nach Wien abfallenden Geländestufe. Hier befand sich bis etwa 2004 ein Restaurant, das der bekannte Architekt Erich Boltenstern in den 1930er-Jahren errichtete. Teile dieses ehemaligen Restaurants, die alte Terrasse sowie die daran angrenzende, seit vielen Jahren leerstehende Hotelruine wurden abgerissen und stattdessen 2007 ein Appartementhaus gebaut. Gegen den Abriss gab es Widerstände des Bundesdenkmalamtes und einiger Architekten, die die Substanz des Boltenstern-Restaurantgebäudes als schützenswert erachteten.

Daneben bestehen auf dem Plateau ein (stark modernisiertes) Restaurant und eine neue Aussichtsterrasse. Als Abschluss Richtung Stefaniewarte wurde in teils alter, teils neuer Bausubstanz die Modul University Vienna, eine Privatuniversität der Wirtschaftskammer Wien etabliert, die im Wintersemester 2007/2008 ihren Betrieb aufnahm.

Blick vom Kahlenberg auf Wien, 120° Panoramafoto

Geografie und Geologie

Blick auf den Kahlenberg

Der Kahlenberg liegt in einem nordöstlichen Ausläufer der Ostalpen und ist geologisch der Flyschzone zugehörig, die aus Quarz, Kalksandgestein, Mergel und anderen Konglomeraten zusammengesetzt ist. Der Hang zur nur 1½ km entfernten Donau hat stellenweise Neigungen von 45 bis 60 Prozent.
Östlich des Kahlenbergs liegt der Leopoldsberg, hinter dem die Wiener Pforte liegt, das Durchbruchstal der Donau. Westlich befinden sich der Reisenberg, der Latisberg und der Hermannskogel. Auf der von Wien abgewandten Seite fällt das Gelände nach Klosterneuburg ab, dem früheren Regierungssitz der Babenberger.

Von Westen und Süden her windet sich die Höhenstraße in zwei Abschnitten und vielen Serpentinen durch die Wälder zum Kahlenberg hinauf. Sie ist Ausgangspunkt einiger Stadtwanderwege und quert tief eingeschnittene Täler wie die Wildgrube am Südhang des Kahlenbergs. Von dort führt sie den flacheren Nordhang hinab nach Klosterneuburg, während eine kurze Stichstraße zum benachbarten Leopoldsberg abzweigt.

Bei der letzten Kehre der von Grinzing kommenden Höhenstraße südwestlich des Gipfels liegt die Sulzwiese, wo der Wanderweg zum Vogelsangberg abzweigt. Hier befindet sich eine katholische geistliche Erholungsstätte, zugleich Veranstaltungszentrum der Schönstattbewegung Österreich.

Geschichte

Namensgebung

Bis ins 17. Jahrhundert war der heutige Kahlenberg unbewohnt. Ursprünglich hieß der Kahlenberg Sauberg oder Schweinsberg. Sein Name resultierte aus den zahlreichen Wildschweinen, die in den Eichenwäldern lebten. Ferdinand II. erwarb 1628 den Berg vom Stift Klosterneuburg und nannte ihn Josephsberg. Nachdem die von Leopold I. gestiftete Kapelle auf dem ursprünglichen Kahlenberg errichtet wurde und 1693 dem Heiligen Leopold geweiht wurde, bekam dieser den Namen Leopoldsberg und der Sauberg erhielt den Namen Kahlenberg.

Der Kahlenberg in der Neuzeit

Ferdinand II. gab nach dem Erwerb des Berges die Erlaubnis zur Errichtung einer Eremitage für den Orden der Kamaldulenser. Um ihre Kapelle zum Heiligen Joseph wurden einige Häuser erbaut, woraufhin der Ort Josefsdorf entstand. In der Schlacht am Kahlenberg begann der polnische König Jan III. Sobieski vom Kahlenberg aus den Kampf gegen die Wien belagernden Türken (siehe Zweite Türkenbelagerung). Nach Schließung der Eremitage des Klosters am Kahlenberg durch Josef II. wurde das Gebiet Josefsdorf versteigert.

Zahnradbahn auf den Kahlenberg, Ansichtskarte 1905

Nach zahlreichen Eigentümern, welche teilweise einzelne Häuschen der ehemaligen Eremitage verkauften, erwarb 1870 die Union-Baugesellschaft das Gebiet und errichtete die Zahnradbahn sowie im Bereich des bestehenden Restaurantgebäudes das Hotelrestaurant Kahlenberg. Dieses Gebäude wurde 1934 von Erich Boltenstern zu dem jetzigen Restaurantgebäude umgebaut. Nach Konkurs der Zahnradbahn wurde das Gebäude von der Kahlenberg AG (Tochtergesellschaft der Stadt Wien) erworben. Nach zahlreichen Nutzungen verschiedener Betreiber sollte es 1980 abgerissen werden. 1981 kaufte der ehemalige Großfleischhauer Albert Buschek das Gelände von der Stadt Wien und hauchte dem Kahlenberg „neues Leben“ ein. Nach seinem Konkurs wurde die Liegenschaft von Augustin Foit erworben. Der ehemalige Schlossermeister versuchte auf dem Areal des ehemaligen Hotels eine Privatklinik unter dem Titel „Vienna Medical Center“ zu errichten. Im Jahre 1998 musste das Projekt dann Konkurs anmelden. Aus der Konkursmasse der Errichtungsgesellschaft wurde die Liegenschaft 2004 an Leopold Wieninger verkauft, dieser ist auch der Errichter des Apartmenthauses. Betreiber der Gastronomischen Betriebe am Kahlenberg (Restaurant, Heurigenlokal, Veranstaltungszentrum und Dachterrasse) war seit 1989 Martin Graninger, der auch bis 1993 das Hotel für Augustin Foit betrieben hat.

„Des Dichters Heimat“

Franz Grillparzer war mit Überzeugung deutscher Österreicher und Wiener, der trotz einiger Widrigkeiten im Vormärz, wie etwa der damaligen Zensur, nicht fortging und über seine Heimat einem Unbekannten[1] etwa im Mai 1844 folgendes[2][3] vielzitierte Epigramm ins Stammbuch schrieb, das in einem eigenhändigen Manuskript[4] erhalten ist und postum veröffentlicht wurde:

Hast du vom Kahlenberg das Land dir rings beseh'n,
So wirst du was ich schrieb und was ich bin versteh'n.

Eine zweite Version aus derselben Zeit hat den Wortlaut:[2]

Nur wer vom Kahlenberg das Land sich rings besehen,
Wird, was ich schrieb und wer ich bin, verstehen.

In anderen Quellen wird das Epigramm auf 1839[5] und auf 1841[6] datiert. Von der Tourismusindustrie wird Grillparzer manchmal eine verballhornte Kurzfassung in den Mund gelegt:[7]

Nur wer am Kahlenberg war, hat Wien gesehen!

Verkehr

Stefaniewarte, dahinter Sendeturm

Seit 1935 führt über den Kahlenberg die Höhenstraße (teilweise Pflastersteine), die zu jeder Jahreszeit eine beliebte Ausflugsstraße ist.[8] Im öffentlichen Verkehr ist der Kahlenberg mit der Autobuslinie 38A der Wiener Linien von der U-Bahn-Station Heiligenstadt der Linie U4 und von Grinzing (Straßenbahnlinie 38) aus erreichbar.

Bis 1920 führte auch die Kahlenbergbahn, die erste österreichische Dampf-Zahnradbahn, auf den Berg. Sie wurde anlässlich der Wiener Weltausstellung 1873 erbaut, jedoch erst 1874 eröffnet. Die Bahn überwand auf einer Länge von 5,5 km eine Höhe von 316 m. Ihr Ausgangsbahnhof befand sich in Nussdorf (Zahnradbahnstraße, heutige Endstation der Straßenbahnlinie D) und führte über die Stationen Grinzing und Krapfenwaldl zum 1872 eröffneten Kahlenberghotel. Am 21. September 1920 wurde die Bahn eingestellt.

Literatur

  • Martin Fuchs: Bergbahnen im Wienerwald, 2. Auflage, 2004. S. 3 f
  • Christian F. Winkler, Alfred Hegl: Vom Leopoldsberg zum Hermannskogel - Geschichte des Kahlengebirges. Sutton, Erfurt 2007, ISBN 978-3-86680-097-7.

Einzelnachweise

  1. Österreichische Nationalbibliothek - Theatersammlung, Rüdiger Schiferer, Karl Gladt, Josef Mayerhöfer: Franz Grillparzer: Zum 100. Todestag. Ausstellung im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek [vom 2. Juni bis 14. Okt. 1972], Katalog; Band 68 von Karl Gladt (Hrsg.): Franz Grillparzer: Zum 100. Todestag, Österr. Nationalbibliothek, 1972, S. 10
  2. a b Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien (Hrsg.): Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich, Ausgabe 32-33, 1958, S. 290
  3. Annalisa Viviani: Grillparzer-Kommentar: Zu den Dichtungen, Winkler, 1972, S. 192
  4. WStb H.I.N. 81.958 (Wiener Stadt und Landesbibliothek)
  5. Max Koch: Franz Grillparzer: Eine Charakteristik, Reihe: Schriften des Freien Deutschen Hochstiftes, 1891, S. 6
  6. Martin Neubauer: Restauration und Vormärz II: Grillparzers Lyrik, Vorlesung zur Literaturgeschichte 1500-1848, 13. Oktober 2008
  7. Der Kahlenberg ist wieder kulinarisch erschlossen!, servus-in-wien.at
  8. Heinrich Geuder: Die schönsten Aussichtspunkte Österreichs Linde, Wien; Auflage: 1 (2003), ISBN 3-7142-0003-7.

Weblinks

 Commons: Kahlenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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