KWS SAAT

KWS SAAT
KWS SAAT AG
KWS
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0007074007
Gründung Klein Wanzleben (1856)
Sitz Einbeck, Deutschland

Leitung

Mitarbeiter 3.560 (2010/2011)
Umsatz 855,4 Mio. EUR (2010/2011)[1]
Produkte Saatzucht, Grüne Biotechnologie
Website www.kws.com

Die KWS SAAT AG mit Sitz in Einbeck (Niedersachsen) ist ein 1856 in der Ortschaft Klein Wanzleben bei Magdeburg gegründetes Pflanzenzüchtungs- und Biotechnologie-Unternehmen. Mit einem Marktanteil von jeweils 45% ist das Unternehmen KWS (bzw. die Unternehmensgruppe) Weltmarktführer bei Zucht und Vertrieb von Zuckerrüben- und Maissaatgut sowie Europas Nummer eins für Getreidesaatgut.[2] KWS ist mit rund 3.560 Mitarbeitern in etwa 70 Ländern weltweit aktiv.

Die KWS SAAT AG ist seit 1954 an den Börsen Hamburg-Hannover und seit Juni 2006 im SDAX der Frankfurter Wertpapierbörse notiert. Die Gesellschaft hat, abweichend vom Kalenderjahr, ein Geschäftsjahr vom 1. Juli bis zum 30. Juni.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Saatzuchtunternehmen KWS wurde im Jahr 1856 von dem deutschen Zuckerrübenzüchter Matthias Christian Rabbethge gegründet. Im selben Jahr gründete er und sein zukünftiger Schwiegersohn Julius Giesecke eine offene Handelsgesellschaft(OHG) mit dem Namen Rabbethge & Giesecke OHG.[3] Der auf Zuckerrübensaatgut spezialisierte Betrieb wurde bereits 1885 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und verbreiterte seit 1920 sein Sortiment durch die Aufnahme der Getreide-, Futterrüben- und Kartoffelzüchtung.

Im Jahr 1900 wurde die erste internationale Außenstelle in der ukrainischen Stadt Winnyzja gegründet, um die Nachfrage der russischen Zuckerrübenzüchter zu stillen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einem Neubeginn in Einbeck, nachdem die hauseigene Saatgutbibliothek dorthin verbracht werden konnte. Ab 1951 trug das Unternehmen den Namen Kleinwanzlebener Saatzucht vormals Rabbethge & Giesecke AG und erweiterte sein Züchtungsprogramm um Mais-, Futter-, Öl- und Eiweißpflanzen. Ab 1961 entstanden Tochter- und Beteiligungsgesellschaften in Europa, Nord-und Südamerika, Asien und Nordafrika. 1975 wurde der Name noch einmal geändert in KWS Kleinwanzlebener Saatzucht AG vormals Rabbethge & Giesecke und 1999 wurde das Unternehmen in KWS SAAT AG umbenannt. [4]

Chronologie der Namensänderungen

Jahr Name
1856 Rabbethge, Giesecke & Reinecke OHG
1864 Rabbethge & Giesecke OHG
1885 Zuckerfabrik Kleinwanzleben vormals Rabbethge & Giesecke AG
1937 Rabbethge & Giesecke AG
1946 Auffangfirma Rabbethge & Giesecke Saatzucht GmbH
1951 Kleinwanzlebener Saatzucht vormals Rabbethge & Giesecke AG
1975 KWS Kleinwanzlebener Saatzucht AG vormals Rabbethge & Giesecke
1999 KWS SAAT AG

Kauf und Verkauf von Unternehmensbeteiligungen

In den 1950er Jahren begann die KWS ihre Geschäftsaktivitäten in west-und südeuropäischen Ländern auszubreiten. Zur gleichen Zeit verstärkte das Unternehmen auch seine Tätigkeiten im amerikanischen Zuckerrübenmarkt. 1956 erwarb KWS das chilenische Unternehmen Segenta und das türkische Unternehmen Pan Tohum Islah ve Üretme A.S.[5]

Die Zusammenlegung der Getreidezüchtung mit Heine-Peragis-Getreidezucht GmbH & Co KG und Lochow- Petkus GmbH erfolgte in den Jahren 1967/68. Im Jahr 2008 erwarb KWS die Lochow- Petkus GmbH, die in KWS LOCHOW GMBH umbenannt wurde.[6] 1968 kooperierte KWS mit dem amerikanischen Pflanzenzüchter Northrup King Company, um das Unternehmen Betaseed zu gründen. Im Jahr 1972 wurde ein Labor für Zellbiologie eingerichtet und 1984 die PLANTA Angewandte Pflanzentechnik und Biotechnologie GmbH gegründet. Diese ist jedoch seit Juli 2011 wieder in die KWS SAAT AG eingegliedert worden.[7] Im Jahr 1978 wurde KWS Seeds Inc. gegründet, um die Geschäftsaktivitäten in Nordamerika zu verwalten. In den 1990er Jahren erwarb KWS die argentinische Pflanzenzuchtfirma Trebol Sur, die dann im Jahr 1997 in KWS Argentina umbenannt wurde.

Im Jahr 2000 gründeten KWS und die französische Pflanzenzüchtungsfirma Limagrain das Joint Venture AgReliant, um die Maiszüchtung in USA zu verwalten. 2003 kam es zur Gründung von KWS Türk, um die Saatgutdistribution in Nordafrika (Marokko, Tunesien, Libyen und Ägypten) und im Nahen Osten (Iran, Irak und Libanon) zu verbessern. Im Jahr 2008 gründeten KWS und das niederländische Unternehmen Van Rijn Group ein 50/50 Joint Venture, das sich auf Kartoffelzüchtung spezialisiert. Im April 2011 erwarb KWS den restlichen Anteil und errichtete die Tochtergesellschaft KWS POTATO B.V.[8] Im September 2011 kam es zu einem Joint Venture mit dem chinesischen Unternehmen Kenfeng.[9] Beide Unternehmen fokussieren sich nun auf die Produktion und den Vertrieb von Maissaatgut in China. Seit Oktober 2011 gibt es ein Joint Venture zwischen KWS und dem französischen Saatgutunternehmen Vilmorin. Hierbei geht es um die Forschung und Entwicklung von gentechnisch veränderten(gv) Mais-Merkmalen. [10]

aktuelle Produkte

Hybrid-Winterrapssorte "Traviata" von KWS

Aktuell liegen die Schwerpunkte des Vertriebs bei Saatgut für Zuckerrüben, Getreide, Mais und Raps. Für den Getreidebereich ist die KWS LOCHOW GMBH zuständig. Neben diesen Schwerpunkten hat man Sommerraps, Sonnenblumen, Sorghum und diverse Zwischenfrüchte im Programm. Rund 17 Prozent des Umsatzes erzielt KWS mit Energiepflanzen.[11]

Anteilseigner

Anteil Anteilseigner
56,10 % Familien Büchting / Arend Oetker / Giesecke
13,80 % Tessner Beteiligungs GmbH
30,10 % Streubesitz

Stand: Oktober 2011[12]

Forschung

KWS unterstützt das Netzwerk GABI, ein Forschungsprogramm, das sich mit Pflanzenbiotechnologie beschäftigt.[13] Von 2008 bis 2011 finanzierte das Unternehmen gemeinsam mit dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Projekte, die vom Bundesforschunginstitut für Kulturpflanzen, Julius Kühn Institut, und Fakultät Agrarwissenschaften der Universität Hohenheim ausgeführt wurden.[14] Seit Januar 2010 arbeitet KWS mit BASF Plant Science im Bereich Pfanzenbiotechnologie zusammen. Beide Unternehmen wollen Zuckerrübenvarietäten entwickeln, die einen höheren Ertrag liefern und widerstandsfähiger sind.[15]

Kritik

Die KWS SAAT AG steht wegen ihren Aktivitäten im Bereich der Agro-Gentechnik stark in der öffentlichen Kritik. Sie führte im Jahre 1993 die ersten Freisetzungen mit gentechnisch veränderten Zuckerrüben durch. Diese Freisetzungen gehörten zu den ersten Freisetzungen von Gentechnik-Pflanzen in Deutschland überhaupt und wurden von massiven Protesten begleitet.[16] In den vergangenen Jahren hat die KWS zahlreiche weitere Freisetzungen durchgeführt und es wurden zahlreiche gentechnische Arbeiten in den Laboren und Gewächshäuser durchgeführt. Von 2008 bis 2011 hat die KWS eine Genehmigung für die Freisetzung der gentechnisch veränderten Zuckerrübe H7-1 bekommen. In den Jahren 2008 und 2009 wurden diese Freisetzungen trotz Protesten seitens der Bevölkerung durchgeführt. In beiden Jahren kam es zu Demonstrationen, Protest-Fahrradtouren und Feldbesetzungen.

Die KWS kooperiert eng mit den multinationalen Konzernen Monsanto und BASF. Die derzeitige gentechnisch veränderte Zuckerrübe H7-1 ist eine Gemeinschaftsproduktion mit Monsanto. Sie enthält ein verändertes Gen, welches die Pflanze tolerant für das Totalherbizid Roundup macht. Das veränderte Gen sowie das Herbizid stammen von Monsanto. Die KWS hat seit Frühjahr 2010 die neue Kooperation mit BASF im Bereich Agro-Gentechnik bekannt gegeben.[17]

Zur Ernte 2011 führt KWS LOCHOW die hauseigene Quality Plus-Norm ein. In dieser Norm wird darauf verwiesen, dass man die Qualitätsansprüche bei Z-Saatgut höher schraube als es gesetzlich erforderlich sei. Verschwiegen wird hierbei, dass diese lockeren gesetzlichen Vorgaben in der Praxis nur vereinzelt ausgereizt werden. Die Heraufsetzung der Mindestkeimfähigkeit hat in auswuchsgefährdeten Jahren eine Verknappung und damit Preissteigerung des vorhandenen Saatguts zur Folge. Zudem haben sich Deklarationen wie Beizmittelaufwandmenge oder die Nennung des Aufbereiterbetriebes sich durch Anforderungen des betrieblichen Qualitätsmanagements bereits durchgesetzt. Zudem ist in der gesetzlichen Anerkennungsnummer der Aufbereiter, der Anbauer, das Anbaujahr sowie die Partie mit einer Größe von 30 Tonnen rückverfolgbar. Als Folge der zeitraubenden Auditierung der Saatgutaufbereiter durch die KWS LOCHOW, haben insbesondere kleinere Aufbereiter KWS-Getreidesorten aus ihrem Vertriebs- sowie Anbauprogramm genommen. [18]

Weblinks

 Commons: KWS Saat AG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. http://www.kws.de/global/show_document.asp?id=aaaaaaaaaajimjf&download=1. KWS. 27/10/2011. Abruf am 01/11/2011.
  2. Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
  3. Detlef Diestel: " Die Zuckerfabrik Klein Wanzleben von Gründung bis 1917/18", in Landwirtschaft und Kapitalismus. Bd. 1, Teil 2, Akademie- Verlag, Berlin 1978. S. 63.
  4. Betina Meißner: Erfolg kann man säen - 150 Jahre KWS. Wallstein Verlag, Göttingen 2007. S. 90.
  5. Betina Meißner: Erfolg kann man säen - 150 Jahre KWS. Wallstein Verlag, Göttingen 2007. S. 90-91.
  6. http://www.kws-lochow.de/tradition-ist-basis.html
  7. http://www.kws.de/aw/KWS/germany/Service_Presse/presse_infos/2011/Artikel_2011/~dtya/KWS_organisiert_Forschung_und_Entwicklun/?search=aaaaaaaaaaaayia
  8. http://www.topagrar.com/news/Acker-Wetter-News-Aus-Van-Rijn-KWS-B-V-wird-KWS-POTATO-B-V-317134.html. Topagrar. 21/03/2011. Abruf am 01/11/2011.
  9. http://www.topagrar.com/news/Acker-Wetter-News-KWS-unterzeichnet-Joint-Venture-Vertrag-mit-Kenfeng-532125.html. Topagrar. 28/09/2011. Abruf am 02/11/2011.
  10. http://www.wallstreet-online.de/nachricht/3526338-dgap-news-kws-saat-ag-kws-vilmorin-vereinbaren-zusammenarbeit-entwicklung-gentechnisch-verbesserter-merkmale-mais-deutsch. WallstreetOnline. 25/10/2011. Abruf am 30/10/2011.
  11. http://www.kws.de/global/show_document.asp?id=aaaaaaaaaajimjf&download=1. KWS. 27/10/2011. Abruf am 01/11/2011.
  12. http://www.kws.de/global/show_document.asp?id=aaaaaaaaaajimjf&download=1. KWS. 27/10/2011. Abruf am 02/11/2011.
  13. http://www.gabi.de/projekte-alle-projekte-cerehealth.php. Gabi. Abruf am 01/11/2011.
  14. http://www.fisaonline.de/index.php?act=funding&fp_id=119&lang=dt. FisaOnline. Abruf am 01/11/2011.
  15. http://www.bionity.com/de/news/112128/kws-und-basf-entwickeln-gemeinsam-zuckerrueben-mit-hoeheren-ertraegen.html. Bionity. 21/01/2010. Abruf am 03/11/2011.
  16. Schuchert, Wolfgang (1997): Pflanzenzüchtungsforschung im Blickpunkt einer kritischen Öffentlichkeit. Die öffentlichen Auseinandersetzungen um die ersten Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen in Deutschland. ISBN 3-89573-067-X
  17. http://www.kws.de/aw/KWS/Germany/Service_Presse/presse-infos/_/Artikel/~dfqb/KWS_und_BASF_entwickeln_gemeinsam_Zuckerrueben_mit/
  18. kws-lochow.de

Bibliographie

  • Detlef Diestel: " Die Zuckerfabrik Klein Wanzleben von Gründung bis 1917/18", in Landwirtschaft und Kapitalismus. Bd. 1, Teil 2, Akademie-Verlag, Berlin 1978.S. 63-90.
  • Betina Meißner: Erfolg kann man säen - 150 Jahre KWS. Wallstein Verlag, Göttingen 2007. S. 90-91. ISBN 978-3-8353-0161-0. S. 90-91.



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