Jürgen Seifert

Jürgen Seifert

Jürgen Seifert (* 18. April 1928 in Berlin; † 4. Juni 2005 in Hannover) war ein deutscher Politikwissenschaftler und Bürgerrechtler.

Jürgen Seifert, November 1997

Inhaltsverzeichnis

Leben

Seifert, ein gelernter Werkzeugmacher, begann 1951 in Münster das Studium der Rechts- und Staatswissenschaft und der Philosophie. 1954 wurde er Mitglied der SPD. Ende der 1950er Jahre war er Mitglied des Bundesvorstands des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds (SDS), dem sozialdemokratischen Studentenverband. 1961 wurde er aufgrund des Unvereinbarkeitsbeschlusses mit dem gesamten SDS aus der SPD ausgeschlossen. In der Auseinandersetzung um die Spiegel-Affäre und die Notstandsgesetzgebung wurde Seifert einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. In Münster promovierte er 1966 mit einer Arbeit über den Notstandsausschuss zum Dr. jur. und wurde danach Assistent bei Arkadij Gurland an der TH Darmstadt. Seit 1971 war Seifert Professor für Politische Wissenschaft an der Universität Hannover. 1979 zählte er zu den Mitbegründern des Republikanischen Anwaltsvereins. 1994 wurde er emeritiert, hielt jedoch auch danach noch Lehrveranstaltungen am Seminar für Politische Wissenschaft der Universität Hannover ab und leitete bis zu seinem plötzlichen Tod ein beliebtes tagespolitisches Colloquium.

Von 1977 bis 1997 war Seifert Mitherausgeber und Redakteur der Zeitschriften Kritische Justiz und vorgänge, von 1998 bis zu seinem Tode Mitarbeiter des bürgerrechtlichen Jahrbuchs "Grundrechte-Report". Er war Co-Direktor am Deutschen Institut für Föderalismusforschung in Hannover und Mitglied in der Verfassungskommission von Bundesländern, in der Polizeireformkommission des Landes Niedersachsen. Er gehörte ebenfalls dem Kuratorium für eine neue bundesdeutsche Verfassung an. Von 1983 bis 1987 war er Bundesvorsitzender der Humanistischen Union (HU); anschließend war er Mitglied im HU-Beirat. Bis zu seinem Tod gehörte er der so genannten G10-Kommission des Deutschen Bundestags zur Kontrolle der Geheimdienste an.

Seifert war verheiratet mit Monika Seifert, der „Mutter der antiautoritären Kinderläden“ (Oskar Negt). Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor. Seit 1973 lebte Jürgen Seifert mit der Sozialwissenschaftlerin Mechthild Rumpf zusammen, ein gemeinsamer Sohn wurde 1976 geboren. Die Ehe wurde 1999 geschlossen.

Werke (Auswahl)

  • Unterm Wolfspelz. 1958
  • Gefahr im Verzuge. Zur Problematik der Notstandsgesetzgebung. Frankfurt am Main 1963.
  • Die Spiegel-Affäre. Olten und Freiburg im Breisgau 1966 (mit Alfred Grosser).
  • Der Notstandsausschuß. Frankfurt am Main 1968.
  • Zwanzig Jahre Grundgesetz. Textausgabe der Verfassungsentwicklung. Erläuterungen zum Verfassungsrecht. Neuwied und Berlin 1969.
  • Kampf um Verfassungspositionen. Materialien über Grenzen und Möglichkeiten von Rechtspositionen. Frankfurt am Main und Köln 1974.
  • Politik zwischen Destruktion und Gestaltung. Studien über Veränderung von Politik. Hannover 1997.

Literatur

  • Oskar Negt, Jürgen Seifert. "Kämpfen muss das Volk um seine Verfassung wie um einen Stadtmauer." in ders.: Unbotmäßige Zeitgenossen. Annäherungen und Erinnerungen, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 1994, S. 241-250, ISBN 3-596-12250-3
  • Michael Buckmiller, Joachim Perels (Hrsg.): Opposition als Triebkraft der Demokratie. Bilanz und Perspektiven der zweiten Republik. Jürgen Seifert zum 70. Geburtstag. Offizin-Verlag, Hannover 1998, ISBN 3930345137.
  • Alexander Cammann, Über die Zäune und Sperren hinweg. Zum Tod von Jürgen Seifert. 2005. lesen
  • Till Müller-Heidelberg, Ein Leben zwischen Sicherheit und Freiheit. Zum Tod Jürgen Seiferts (1928–2005). In: Mitteilungen der Humanistischen Union Nr. 190, S. 10–11. lesen

Weblinks


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