Jurij Brězan

Jurij Brězan
Jurij Brězan auf der Jahrestagung des Deutschen Schriftstellerverbandes in Ost-Berlin 1967

Jurij Brězan (* 9. Juni 1916 in Räckelwitz/Worklecy; † 12. März 2006 in Kamenz/Kamjenc) war ein Schriftsteller, der seine Werke (vor allem Romane, Erzählungen und Kinderbücher) sowohl auf Obersorbisch als auch auf Deutsch schrieb. Er gilt als der bedeutendste sorbische Schriftsteller des 20. Jahrhunderts und Begründer der sorbischen sozialistischen Literatur. Seine Bücher wurden in insgesamt 25 Sprachen übersetzt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jurij Brězan wurde 1916 in der Räckelwitzer Klinik geboren. Die eingedeutschte Namensform Georg Bresan ist auf dem Geburtsschein verzeichnet, wurde aber von Brězan selbst nie öffentlich verwendet.[1] Auch amtlich führte er später - nachdem dies in der DDR möglich gemacht wurde - seinen sorbischen Namen.

Er besuchte ab 1928 das Gymnasium in Bautzen, begann danach ein Studium der Volkswirtschaft und wurde 1936 davon ausgeschlossen. Seit 1933 arbeitete er für die Domowina und war in einer sorbischen Widerstandsgruppe aktiv. Zwischenzeitlich nutzte er das Pseudonym Dušan Šwik. 1937-1938 emigrierte er nach Prag. Nach seiner Rückkehr wurde er verhaftet und war 1938-1939 im Gefängnis. 1942 bis 1944 war er Soldat der Wehrmacht und kam in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

1945 bis 1948 war er Jugendfunktionär der Domowina. 1946 trat er der SED bei. Seit 1949 arbeitete er als freischaffender Schriftsteller. 1964 wurde er Mitglied des Deutschen PEN-Zentrums Ost und West, 1965 der Deutschen Akademie der Künste. 1969 bis 1989 war er Vizepräsident des Schriftstellerverbandes der DDR. Bis zu seinem Tod lebte Brězan nahe seinem Geburtsort Räckelwitz in Dreihäuser/Horni Hajnk.

Brězan wurde in der DDR vielfach ausgezeichnet: 1951, 1964 und 1976 mit dem Nationalpreis, 1973 mit dem Literatur- und Kunstpreis der Domowina, 1974 mit dem Karl-Marx-Orden und 1981 mit dem Vaterländischen Verdienstorden.

Werk

Viele seiner Romane und Erzählungen tragen autobiografische Züge. Sein bekanntestes Werk dieser Kategorie ist die Romantrilogie über Felix Hanusch (Feliks Hanuš), bestehend aus den Romanen Der Gymnasiast („Šuler“; 1959), Semester der verlorenen Zeit („Wučbne lěta“; 1959) und Mannesjahre („Zrałe lěta“; 1964).

Andere Werke schöpfen aus dem reichhaltigen Sagen- und Märchenstoff der sorbischen Oberlausitz. Eine immer wieder auftretende Gestalt ist der sagenhafte Zauberer Krabat. 1955 übersetzte Brězan Mišter Krabat von Měrćin Nowak-Njechorński unter dem Titel Meister Krabat der gute sorbische Zauberer ins Deutsche. Krabat taucht später in der Märchenerzählung Die Schwarze Mühle von 1968 und in den beiden Romanen Krabat oder Die Verwandlung der Welt von 1976 und Krabat oder Die Bewahrung der Welt von 1993 auf.

Werke

Jurij Brězans Grab auf dem Kirchhof in Crostwitz mit seinem bekannten Zitat zur Satkula
  • Auf dem Rain wächst Korn (1951)
  • 52 Wochen sind ein Jahr (Roman, 1953)
  • Christa (Erzählung, 1957)
  • Der Gymnasiast (Roman, 1958)
  • Das Mädchen Trix und der Ochse Esau (1959)
  • Borbas und die Rute Gottes (Erzählung, 1959)
  • Semester der verlorenen Zeit (Roman, 1960)
  • Eine Liebesgeschichte (1962)
  • Mannesjahre (Roman, 1964)
  • Der Elefant und die Pilze (Kinderbuch, 1964)
  • Die Reise nach Krakau (1966)
  • Die Abenteuer des Kater Mikosch (Kinderbuch, 1967)
  • Die schwarze Mühle (Erzählung, 1968)
  • Krabat oder Die Verwandlung der Welt (Roman, 1976)
  • Ansichten und Einsichten (Essays, 1976)
  • Die Rattenschlacht (Erzählungen, 1977)
  • Der Brautschmuck (Erzählungen, 1979)
  • Bild des Vaters (Roman, 1982)
  • Dalmat hat Ferien (Kinderbuch, 1985)
  • Wie das Lachen auf die Welt kam (Erzählungen, 1986)
  • Einsichten und Ansichten (1986)
  • Geschichten vom Wasser (Erzählungen, 1988)
  • Mein Stück Zeit (autobiografischer Bericht, 1989)
  • Bruder Baum und Schwester Lärche (1991)
  • Das wunderschöne blaue Pferd (1991)
  • Krabat oder Die Bewahrung der Welt (Roman, 1993)
  • Rifko - aus dem Tagebuch eines Dackels (Kinderbuch, 1994)
  • Die Leute von Salow (Roman, 1997)
  • Ohne Pass und Zoll (autobiografischer Bericht, 1999)
  • Die grüne Eidechse (Roman, 2001)
  • Hunds Tagebuch (Erzählung, 2001)
  • Die Jungfrau, die nicht ins Bett wollte (Volksmärchen, 2006)
  • Der alte Mann und das enge Weite (Erzählung, 2006)

Literatur

Weblinks

 Commons: Jurij Brězan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deutschland Archiv, Band 39, Ausgaben 3-4, S. 403.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jurij Brezan — Jurij Brězan auf der Jahrestagung des Deutschen Schriftstellerverbandes in Ost Berlin 1967 Jurij Brězan (* 9. Juni 1916 in Räckelwitz/Worklecy; † 12. März 2006 in Kamenz) war ein Schriftsteller des 20. Jahrhunderts …   Deutsch Wikipedia

  • Jurij Brězan — lors de la réunion annuelle de l Union des écrivains allemands à Berlin Est 1967. Jurij Brězan, né le 9 juin 1916 à Räckelwitz dans le land de Saxe et mort le 12 mars 2006 à Kamenz …   Wikipédia en Français

  • Jurij Brězan — (June 9, 1916 – March 12, 2006) was a major Sorbian and German writer. Brězan was born in Räckelwitz near Kamenz. He attended school in Bautzen and then studied political economics. After 1933, he worked illegally for Domowina and was active in a …   Wikipedia

  • Jurij Brězan — (9 de junio de 1916 en Räckelwitz, Lausitz 12 de marzo de 2006 en Kamenz) es considerado uno de los …   Wikipedia Español

  • Brězan — Jurij Brězan auf der Jahrestagung des Deutschen Schriftstellerverbandes in Ost Berlin 1967 Jurij Brězan (* 9. Juni 1916 in Räckelwitz/Worklecy; † 12. März 2006 in Kamenz) war ein Schriftsteller des 20. Jahrhunderts …   Deutsch Wikipedia

  • Brezan — Brězan ist der Nachname von: Jan Brězan (1488–1549), deutsch sorbischer evangelischer Theologe und Reformator, siehe Johann Briesmann. Jurij Brězan (1916–2006), sorbischer Schriftsteller. Březan ist der Nachname von: Václav Březan (1568–1618),… …   Deutsch Wikipedia

  • Jurij — (IPA: i̯uʀʲii̯) ist ein männlicher Vorname. Es ist die sorbische Form des Namens Georg und neben Juri auch eine mögliche Transliteration der ostslawischen Namensformen Юрій bzw. Юрий. Für weitere Informationen zum Namen siehe den Hauptartikel… …   Deutsch Wikipedia

  • Brězan —   [ brjɛzan], Jurij, (ober)sorbischer Schriftsteller, * Räckelwitz (Kreis Westlausitz Dresdner Land) 9. 6. 1916; wichtiger Vertreter der sorbischen Literatur, schreibt auch in deutscher Sprache; behandelt in Romanen, Erzählungen und Gedichten v.… …   Universal-Lexikon

  • Sorben — Die Lausitz – Heimat der Sorben Flagge der Sorben …   Deutsch Wikipedia

  • Die schwarze Mühle — (obersorbisch Čorny młyn) ist ein 1968 erschienenes Jugendbuch des sorbischen Schriftstellers Jurij Brězan. In seinem Roman bearbeitet er die Sage vom guten Zauberer Krabat. Inhaltsangabe Der Waisenjunge Krabat hört eine Geschichte von einer …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”