Jupiter IV

Jupiter IV
IV Kallisto
Jupitermond Kallisto, Aufgenommen von der Raumsonde Galileo im Mai 2001.
Zentralkörper Jupiter
Eigenschaften des Orbits [1]
Große Halbachse 1.882.700 km
Periapsis 1.869.500 km
Apoapsis 1.895.800 km
Exzentrizität 0,007
Bahnneigung 0,51°
Umlaufzeit 16,689 Tage
Mittlere Orbitalgeschwindigkeit 8,20 km/s
Physikalische Eigenschaften [1]
Albedo 0,19
Scheinbare Helligkeit 5,7 mag
Mittlerer Durchmesser 4820,6 km
Masse 1,076 × 1023 kg
Oberfläche 7,2 × 107 km²
Mittlere Dichte 1,830 g/cm³
Siderische Rotation 16,689 Tage
Achsneigung
Fallbeschleunigung an der Oberfläche 1,32 m/s²
Fluchtgeschwindigkeit 2400 m/s
Oberflächentemperatur 80 ±5 - 134 ±11 - 165 ±5 K
Entdeckung
Entdecker Galileo Galilei
Datum der Entdeckung 7. Januar 1610
Anmerkungen Einfach gebundene Rotation
Kallisto hat eine Atmosphäre mit <10-6Pa, überwiegend Kohlendioxid.
Größenvergleich zwischen Kallisto (unten links), Erdmond (oben links) und Erde (maßstabsgerechte Fotomontage).

Kallisto (von dem griechischen Wort Καλλιστώ) (auch Jupiter IV, Callisto) ist mit einem Durchmesser von 4820 km der zweitgrößte und äußerste der vier großen Monde des Planeten Jupiter und der drittgrößte Mond des Sonnensystems.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kallistos Entdeckung wird dem italienischen Gelehrten Galileo Galilei zugesprochen, der im Jahre 1610 sein einfaches Fernrohr auf den Jupiter richtete. Die vier großen Monde Io, Europa, Ganymed und Kallisto werden auch als die Galileischen Monde bezeichnet.

Benannt wurde der Mond nach Kallisto, einer Geliebten des Zeus aus der griechischen Mythologie. Der Sage nach wurden Kallisto und ihr Sohn Arkas später in Bären verwandelt und an den Sternenhimmel versetzt. Kallisto ist demnach gleich zweimal am Himmel zu sehen, als Sternbild Großer Bär (Großer Wagen) und als Mond des Jupiter.

Der Name Kallisto wurde von Simon Marius bereits kurz nach seiner Entdeckung vorgeschlagen, konnte sich jedoch über lange Zeit nicht durchsetzen. Erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts kam er wieder in Gebrauch. Vorher wurden Monde üblicherweise nur mit römischen Ziffern nummeriert und Kallisto wurde mit Jupitermond IV bezeichnet, da die Nummerierung ursprünglich nach der Größenfolge der Umlaufbahnen vorgenommen wurde.

Die Galileischen Monde sind so hell, dass man sie bereits mit einem Fernglas oder kleinen Teleskop beobachten kann.

Umlaufbahn und Rotation

Kallisto umkreist Jupiter in einem mittleren Abstand von 1.833.000 km in 16 Tagen 16 Stunden und 32,2 Minuten. Ihre Bahn weist eine Exzentrizität von 0,007 auf und ist 0,51° gegenüber der Äquatorebene des Jupiter geneigt.

Als der äußerste der Galileischen Monde ist Kallisto von der Umlaufbahn des nächstinneren und größeren Ganymed über 800.000 km entfernt. Im Verhältnis zur Umlaufzeit des Ganymed bewegt sich Kallisto in einer 3:7-Bahnresonanz, im Unterschied zu den 1:2-Resonanzen zwischen den jeweils benachbarten drei inneren großen Monden.

Kallisto rotiert in 16 Tagen 16 Stunden und 32,2 Minuten um die eigene Achse und weist damit, wie der Erdmond und die übrigen inneren Jupitermonde, eine gebundene Rotation auf.

Physikalische Eigenschaften

Innerer Aufbau von Kallisto: das Innere besteht aus Eis und Gestein, darüber ein möglicher Ozean, auf der Oberfläche befindet sich eine Eisschicht.

Kallisto besitzt einen mittleren Durchmesser von 4821 km und ist damit fast exakt genauso groß wie der Planet Merkur (4878 km). Ihre Dichte ist mit etwa 1,83 g/cm3 etwas kleiner als die von Ganymed, aber deutlich kleiner als die der beiden anderen Galileischen Monde Europa und Io.

Sie besitzt im Vergleich zu den anderen Galileischen Monden eine sehr dunkle Oberfläche mit einer Albedo von 0,2, das heißt nur 20 % des eingestrahlten Sonnenlichts werden reflektiert. Die Oberflächentemperatur beträgt im Schnitt –139 Grad Celsius.

Oberflächenstrukturen

Der Krater Valhalla, aufgenommen von Voyager 1, 1979.

Kallisto weist die höchste Dichte an Impaktkratern im ganzen Sonnensystem auf. Krater und bei deren Einschlag entstandene konzentrische ringförmige Erhebungen prägen die Oberfläche; größere Gebirgszüge sind nicht vorhanden. Dies lässt darauf schließen, dass Kallistos Oberfläche überwiegend aus Wassereis zusammengesetzt ist. Die Eiskruste hat über geologische Zeiträume hinweg nachgegeben, wobei ältere Krater und Gebirgszüge eingeebnet wurden.

Die Region um das Einschlagsbecken Asgard, von der Raumsonde Galileo.

Zwei riesige Einschlagsbecken, umgeben von konzentrischen Ringwällen, sind die auffälligsten Strukturen auf Kallisto. Das größte Becken, Valhalla, hat einen Durchmesser von 600 km, eine helle Zentralregion und Ringe, die sich über 3000 km ausdehnen. Das Becken Asgard dehnt sich insgesamt über 1600 km aus. Eine andere interessante Struktur ist Gipul Catena, eine Kette von Impaktkratern, die als gerade Linie über die Oberfläche verläuft. Verursacht wurde die Struktur offensichtlich von einem Himmelskörper, der wie der Komet Shoemaker-Levy 9 vor dem Einschlag durch die Gezeitenkräfte des Jupiter zerrissen wurde.

Das Alter der Oberfläche Kallistos wird auf 4 Milliarden Jahre datiert. Sie war seit der Frühzeit der Entstehung des Sonnensystems keinen größeren Veränderungen unterworfen, was bedeutet, dass der Mond seit dieser Zeit geologisch nicht mehr aktiv war. Anders als der benachbarte Ganymed mit seiner auffälligen Oberfläche weist Kallisto keine Anzeichen von Plattentektonik auf, obwohl sie in etwa gleich groß ist. Ihre geologische Entwicklung war offensichtlich wesentlich einfacher verlaufen, beziehungsweise nach relativ kurzer Zeit abgeschlossen, während in den übrigen Galileischen Monden komplexere Vorgänge stattfanden.

Die sichtbare Oberfläche liegt auf einer Eisschicht, die eine geschätzten Mächtigkeit von 200 km aufweist. Darunter befindet sich vermutlich ein 10 km tiefer Ozean aus flüssigem Salzwasser, worauf magnetische Messungen der Raumsonde Galileo hinweisen. Ein weiteres Indiz für flüssiges Wasser ist die Tatsache, dass auf der entgegen gesetzten Seite des Kraters Valhall keine Brüche und Verwerfungen sichtbar sind, wie sie auf massiven Körpern, wie dem Erdmond oder dem Planeten Merkur beobachtet werden können. Eine Schicht flüssigen Wassers hat offensichtlich die seismischen Schockwellen gedämpft, bevor sie sich durch das Mondinnere bewegten.

Innerer Aufbau

Das Innere Kallistos ist demnach aus etwa 60 % silikatischem Gestein und 40 % Wassereis aufgebaut, wobei mit zunehmender Tiefe der Silikatanteil ansteigt. Von ihrer Zusammensetzung her ähnelt Kallisto dem Saturnmond Titan und dem Neptunmond Triton. Ihre Masse beträgt daher trotz ihrer Größe nur knapp ein Drittel der Masse des Merkur und ist etwa 30 % größer als die Masse des Erdmondes.

Atmosphäre

Aktuelle Beobachtungen weisen darauf hin, dass Kallisto eine äußerst dünne Atmosphäre aus Kohlendioxid besitzt.

Magnetfeld

Die Sonde Galileo hatte bei ihren Vorbeiflügen ein schwaches Magnetfeld bei Kallisto gemessen, dessen Stärke variiert, während sich der Mond durch die extrem starke Magnetosphäre des Jupiter bewegt. Dies deutet auf das Vorhandensein einer elektrisch leitenden Flüssigkeit, wie Salzwasser, unterhalb Kallistos Eiskruste hin.

Erkundung durch Sondenmissionen

Die Erkundung des Kallisto durch Raumsonden begann in den Jahren 1973 und 1974 mit den Jupiter-Vorbeiflügen von Pioneer 10 und Pioneer 11. 1979 konnten Voyager 1 und Voyager 2 erstmals genauere Beobachtungen des Mondes vornehmen. Der Großteil unseres Wissen über Kallisto stammt jedoch vom Galileo-Orbiter, welcher 1995 das Jupitersystem erreichte und während den darauf folgenden acht Jahren mehrere Vorbeiflüge am Jupitermond vollführte.

Für das Jahr 2020 haben NASA und ESA die gemeinsame Europa Jupiter System Mission/Laplace vorgeschlagen, welche mindestens zwei Orbiter vorsieht, die jeweils in einen Orbit um Europa und Ganymed eintreten sollen und das gesamte Jupitersystem, einschließlich Kallisto, mit einem revolutionären Tiefgang erforschen sollen.

Einzelnachweise

  1. a b NASA Jovian Satellite Fact Sheet, Apsiden, Bahngeschwindigkeit, Oberfläche und Helligkeit daraus berechnet.

Weblinks


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