Junia (Apostel)

Junia (Apostel)
Andronikus, Athanasius und Junia

Junia oder Junias ist eine Apostelin, die in Römer 16,7 LUT zusammen mit Andronikus erwähnt wird.

In Römer 16,7 GNB werden Andronikus und Junia erwähnt, die „angesehene Apostel sind“. Junia (weiblich) wird dabei von manchen als Kurzform für Junianus (männlich) interpretiert. Die Gute Nachricht Übersetzung und neuere Ausgaben der Lutherübersetzung fassen dagegen Junia als Apostelin auf. In den Erläuterungen zur Guten Nachricht zum Stichwort Junia heißt es:

„Für eine Frau spricht auch, daß der Frauenname Junia in der außerbiblischen antiken Literatur vielfach belegt ist, ein Männername Junias aber bis heute nicht nachgewiesen werden konnte. Die Ansicht, daß es sich bei der betreffenden Person um einen Mann namens Junias handle, wird zum ersten Mal im 13. Jh. in der lateinischsprechenden Kirche des Westens vertreten. Sie wird hier sehr schnell Gemeingut der Ausleger und ist es bis heute geblieben, während die orthodoxen Kirchen des Ostens immer noch an der althergebrachten Auffassung festhalten.“

Erläuterungen Gute-Nachricht-Bibel

In den neuesten Ausgaben der Lutherrevision steht in einer Anmerkung zur Stelle:

„Wahrscheinlich lautete der Name ursprünglich (weiblich) Junia. In der alten Kirche und noch bis ins 13. Jahrhundert wurde er als Frauenname verstanden.“

Alle Kirchenväter halten Junia für eine Apostelin. Bei Johannes Chrysostomos (344–407) findet sich folgende Bemerkung:

„Ein Apostel zu sein ist etwas Großes. Aber berühmt unter den Aposteln – bedenke, welch großes Lob das ist. Wie groß muß die Weisheit dieser Frau gewesen sein, daß sie für den Titel Apostel würdig befunden wurde.“

Johannes Chrysostomos[1]

Der erste Ausleger, bei dem der Name Junias auftaucht, ist Aegidius von Rom (1245–1316). Die Entdeckung der Apostelin Junia geht auf eine ausführliche Untersuchung von Bernadette Brooten zurück.[2]

Einzelnachweise

  1. Zitiert nach Wilhelm Schneemelcher: Neutestamentarische Apokryphen. In deutscher Übersetzung. 2 Bände, Mohr Siebeck, Tübingen 1999, Band 2, S. 10
  2. Eine Kurzfassung ist zugänglich unter dem Titel „Junia ... hervorragend unter den Aposteln (Röm. 16,7) In: Elisabeth Moltmann-Wendel (Hrsg.): Frauenbefreiung. Biblische und theologische Argumente. München 1982, S. 148–151.

Literatur

  • Peter Arzt: Junia oder Junias? Zum textkritischen Hintergrund von Rö 16,7. In: Friedrich V. Reitener, Petrus Eder (Hrsg.): Liebe zum Wort. Festschrift für Ludger Bernhard. Salzburg und Wien 1993, S. 83–102.
  • David C. Bienert: Junia. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 30, Nordhausen 2009, ISBN 978-3-88309-478-6, Sp. 706–710.
  • Bernadette Brooten: Junia ... hervorragend unter den Aposteln (Röm. 16,7) In: Elisabeth Moltmann-Wendel (Hrsg.): Frauenbefreiung. Biblische und theologische Argumente. München 1982, S. 148–151.
  • Bart D. Ehrman: Abgeschrieben, falsch zitiert und missverstanden. Wie die Bibel wurde, was sie ist. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-06450-5, S. 207–210.
  • S. Heine: Frauen in der frühen Christenheit. Göttingen 1986.
  • Gerhard Lohfink: Weibliche Diakone im Neuen Testament. In: G. Dautzenberg (Hrsg.): Die Frau im Urchristentum. Freiburg 1993.
  • Werner Neuer: Mann und Frau in christlicher Sicht. Brunnen-Verlag, Gießen 1982, 5., neu bearb. Auflage 2002, ISBN 3765595039.
  • Wilhelm Schneemelcher: Neutestamentarische Apokryphen. In deutscher Übersetzung. 2 Bände, Mohr Siebeck, Tübingen 1999, Band 2, S. 10 und 25.
  • Ulrich Wendel: Priska, Junia & Co. Überraschende Einsichten über Frauen im Neuen Testament. Brunnen-Verlag, Gießen 2003, ISBN 3765513008.

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