Junge Wilde

Junge Wilde

Der Begriff Junge Wilde bezog sich ursprünglich auf Strömungen innerhalb der Malerei der späten 1970er- und frühen 1980er-Jahre und wurde später auch auf Politiker umgedeutet. Allgemein wird der Ausdruck Junge Wilde von Journalisten heute auf alle Sparten der Gesellschaft angewendet. Immer wenn es Personen oder Gruppierungen gibt, die im Begriff sind, die Etablierten zu verdrängen (Sport, Theater, Belletristik, Film, Kochkunst usw.), ist von den sogenannten Jungen Wilden die Rede.

Inhaltsverzeichnis

Malerei

siehe Hauptartikel: Neue Wilde

Als Gegenströmung gegen die Positionen der Avantgarde, des Minimalismus und der Konzeptkunst entstand ab 1978 eine Wilde Malerei in Deutschland und die Transavanguardia in Italien. Junge Wilde (auch Neue Wilde) malten mit raschem, breitem Pinselstrich sehr farbkräftige, expressive Bilder.

Politik

Jüngere Politiker oder Parteigänger mit radikalen Ideen, die sie im Rahmen ihrer politischen Gruppe durchzusetzen versuchen, wurden in der Vergangenheit auch als „Jungtürken“ bezeichnet, in Übernahme des Begriffs einer politische Bewegung im Osmanischen Reich, die seit 1876 illegal auf liberale Reformen und eine konstitutionelle Staatsform hingearbeitet hatten. In Deutschland am bekanntesten dürften die Jungtürken der FDP um Walter Scheel, Hans-Dietrich Genscher und Willi Weyer gewesen sein, die in den 1960er Jahren ihre Partei in der politischen Mitte positionieren wollten, um sowohl mit der CDU/CSU als auch mit der SPD koalitionsfähig zu sein.

Mit dem neueren modischen Begriff Junge Wilde wurden Ende der 1990er innerhalb der politischen Parteien in Deutschland eine bestimmte Gruppe von Politikern bezeichnet, die sich durch von der offiziellen Linie der Parteispitze abweichende Meinungsäußerungen profilieren wollten und denen man eine partei- und bundespolitische Karriere zutraute.

Der Begriff wurde von einigen Massenmedien zuerst im Zusammenhang mit jungen CDU-Politikern geprägt, die sich gegen Personal- und Machtpolitik innerhalb der Partei und deren damaligen Vorsitzenden Helmut Kohl aussprachen. Später wurde der Begriff von den Medien auch auf die anderen im Deutschen Bundestag vertretene Parteien, wie SPD und FDP ausgedehnt und auf junge Politiker angewandt, die eine von der Linie der Parteispitze abweichende Meinung propagierten.

In den letzten Jahren sind viele dieser Politiker Ministerpräsidenten ihrer Bundesländer oder einflussreiche Funktionäre ihrer jeweiligen Parteien auf Landes- oder Bundesebene geworden. Ein grundlegend anderer Politikansatz wird in diesem Zusammenhang nicht beobachtet.

Sport

Als Junge Wilde waren zu Beginn der 2000er vor allem Spieler der Fußballmannschaft des VfB Stuttgart bekannt, die mit dem Verein in der UEFA Champions League für Aufmerksamkeit sorgten. In den Medien wurde damals der Begriff Junge Wilde als Synonym für die Mannschaft des VfB Stuttgart benutzt.

Gastronomie

Die „jungen wilden“ ist ein 1999 gegründeter Verein von Köchen, der auf einer Initiative von Otto Koch im Jahr 1997 basiert. Ziel des Vereins ist es, Menschen für das Kochen zu begeistern und den Beruf des Kochs in der Gesellschaft neu zu positionieren. Der Kochstil der „jungen wilden“ ist geprägt von außergewöhnlichen Kombinationen sowie ungewöhnlichen Gar- und Präsentationstechniken.[1]

Die Gründer der „jungen wilden“ waren die Köche Frank Buchholz, Christian Loisl, Manfred Heissig, Stefan Marquard, Achim Schwekendieck, Steffen Sonnenwald und Holger Stromberg.

Aktuelle Mitglieder sind unter anderen Stefan Manier, Frank Rosin und Bernd Siefert, sowie Holger Stromberg als einziges Gründungsmitglied.

Einzelnachweise

  1. Geschichte der „jungen wilden“ - 1997 - wie alles begann.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Junge Wilde — The term Junge Wilde (German for wild youth ) was originally applied to trends within the art world,[1] and was only later used with reference to politics. At present, the term is used by German language journalists to describe any group within a …   Wikipedia

  • Wilde — heißen die Gewässer Wilde (Fulda) Wilde (Twiste) Wilde (Eder) Wilde bezeichnet folgende Stadt Wilde (Provinz Buenos Aires) in Argentinien Wilde bzw. De Wilde ist der Familienname folgender Personen: Albert Wilde (1854 1919), Jurist, Bürgermeister …   Deutsch Wikipedia

  • Wilde Rübe — (Beta vulgaris subsp. maritima) an der Felsküste von Helgoland Systematik Ordnung: Nelkenartige (Caryophyl …   Deutsch Wikipedia

  • Wilde Karde — (Dipsacus fullonum), Blütenstand. Systematik Asteriden Euasteriden II …   Deutsch Wikipedia

  • Wilde Schwäne (Märchen) — Wilde Schwäne (russisch Гуси лебеди) ist ein Volksmärchen (AaTh 451) aus Russland und dort populär vor allem in der Überlieferung des Märchensammlers Alexander Nikolajewitsch Afanassjew. Inhalt Im Märchen wird ein kleiner Junge von wilden… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilde Frau — Tugendreiche Dame zähmt Wilden Mann, Wandteppich, Basel, 1470/80 Der Wilde Mann ist vom frühen Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit im Volksglauben des germanischen und slawischen Sprachraums ein anthropomorphes Wesen. Er wurde als… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilde Frauen — Tugendreiche Dame zähmt Wilden Mann, Wandteppich, Basel, 1470/80 Der Wilde Mann ist vom frühen Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit im Volksglauben des germanischen und slawischen Sprachraums ein anthropomorphes Wesen. Er wurde als… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilde Männer — Tugendreiche Dame zähmt Wilden Mann, Wandteppich, Basel, 1470/80 Der Wilde Mann ist vom frühen Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit im Volksglauben des germanischen und slawischen Sprachraums ein anthropomorphes Wesen. Er wurde als… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilde Wasser — Filmdaten Originaltitel Wilde Wasser Produktionsland Deutschland, Österreich …   Deutsch Wikipedia

  • Wilde Erdbeeren — Filmdaten Deutscher Titel Wilde Erdbeeren Originaltitel Smultronstället P …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”