Julius Nepos

Julius Nepos
Tremissis des Julius Nepos; 474/75

Julius Nepos (* um 430; † 480) war 474/75 der letzte legitime Kaiser des Weströmischen Reiches.

Leben

Julius Nepos war seit 468 als Nachfolger seines Onkels Marcellinus Magister militum Dalmatiae und hatte damit eine militärische Schlüsselstellung an der Nahtstelle zwischen West- und Ostrom inne. Kaiser Leo I. gab ihm eine Nichte zur Frau und verlieh ihm noch kurz vor seinem Tode 473 den Titel „Patricius“. Möglicherweise wurde Nepos schon im Frühjahr 474 vom neuen oströmischen Herrscherkollegium Leo II. und Zenon in Ravenna zum „Caesar“ gegen den machtlosen weströmischen Kaiser Glycerius erhoben. Nach dessen Absetzung nahm er am 24. Juni in Rom den Titel „Augustus“ an.

Seine Herrschaft war jedoch durch den Heermeister Orestes gefährdet, der selbst die Herrschaft über das Reich anstrebte. Orestes verjagte Julius Nepos im Oktober 475 aus Rom in die Provinz Dalmatia. Während Orestes seinen Sohn Romulus Augustulus zum Kaiser ausrufen ließ, versuchte Julius von seiner Residenz Salona aus, weiterhin Einfluss auf das Reich auszuüben. Aus Sicht der Oströmer (d. h. Zenons, der schon im Januar 475 für 20 Monate entthront worden war) blieb Nepos der legitime weströmische Kaiser, auch wenn die beiden Gegenkaiser Romulus (Westrom) und Basiliskos (Ostrom) offenbar einander anerkannt hatten.

Als Romulus 476 abgesetzt wurde, zerfiel das Weströmische Reich, das bereits vorher größtenteils in eine Gruppe germanischer Reiche zerbrochen war, endgültig. Italien blieb unter der Herrschaft des Odoaker, der sich zum König Italiens ausrufen ließ und die kaiserlichen Insignien nach Konstantinopel sandte. Julius Nepos herrschte aber bis zu seiner Ermordung im Jahre 480 in Dalmatien, wo er als letzter legitimer Kaiser des weströmischen Reiches fungierte. Es ist unklar, ob das Attentat von seinem abgesetzten Vorgänger Glycerius oder von Odoaker veranlasst wurde. Nominell blieben die Germanenreiche des Westens noch für Jahrzehnte unter der Oberhoheit des oströmischen Kaisers.

Literatur

  • Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Auflage. München 2007.
  • Dirk Henning: Periclitans res Publica. Kaisertum und Eliten in der Krise des Weströmischen Reiches 454/5-493. Stuttgart 1999.
  • Arnold Hugh Martin Jones: The Later Roman Empire 284–602. A Social, Economic and Administrative Survey. 3 Bände, Oxford 1964, S. 244 f. (Nachdruck in zwei Bänden, Baltimore 1986).

Weblinks

 Commons: Julius Nepos – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Glycerius Römischer Kaiser
474–480
Romulus Augustulus

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