Julius Dorpmüller

Julius Dorpmüller
Julius Dorpmüller (1939)
mit Lammers und Hitler (1937)
Dorpmüller, Rudolf Jordan, Rudolf Heß (1938)

Julius Heinrich Dorpmüller (* 24. Juli 1869 in Elberfeld; † 5. Juli 1945 in Malente-Gremsmühlen) war von 1926 bis 1945 Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn und von 1937 bis 1945 Reichsverkehrsminister sowie gleichzeitig im Mai 1945 Reichspostminister.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn des Eisenbahn-Ingenieurs Heinrich Dorpmüller (1841–1918), des Erfinders des Dorpmüller-Gleismessers und der Schienenklemme, studierte von 1889 bis 1893 an der RWTH Aachen Eisenbahn- und Straßenbau. Nach der im Jahre 1898 bestandenen Baumeisterprüfung war Dorpmüller in der preußischen Staatseisenbahnverwaltung tätig. 1907 wurde er beurlaubt und trat als Vorstand des technischen Büros in den Dienst der Schantung-Eisenbahn in Tsingtau. 1908 wurde er Chefingenieur für den deutschen Teil am Neubau der Kaiserlich Chinesischen Staatseisenbahn Tientsin – Pukow ernannt. 1917 wegen der Kriegserklärung Chinas ans Deutsche Reich des Dienstes enthoben, kehrte er 1918 als Flüchtling über die Mandschurei, Sibirien und Russland nach Deutschland zurück. Als Teil der Deutschen Kaukasus-Truppe unter General Kreß von Kressenstein in Georgien war er im Feldbahnwesen bei der Organisation der transkaukasischen Eisenbahnen tätig.

1919 wurde er Streckendezernent bei der Reichsbahndirektion Stettin und bautechnischer Oberbaurat bei der Reichsbahndirektion Essen. 1922 bis zum 30. September 1924 war er Präsident der Reichsbahndirektion Oppeln und ab 1. Oktober 1924 bis 1925 Präsident der Reichsbahndirektion Essen, wo er sich große fachliche Anerkennung erwarb. Auf Grund seiner umfassenden Erfahrungen im Eisenbahnwesen wurde Dorpmüller zu den Beratungen über den Dawes-Plan zugezogen. Nachdem der Verwaltungsrat der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft 1925 auf Wunsch des schwerkranken Generaldirektors Rudolf Oeser die Stelle eines ständigen Vertreters des Generaldirektors geschaffen hatte, wurde Dorpmüller am 3. Juli 1925 auf diesen Posten berufen. In dieser Zeit wurde auch sein Ruf als „Deutschlands erster Eisenbahner“ geschaffen. Im Dezember 1925 verlieh ihm die Technische Hochschule Aachen in Anerkennung seiner Verdienste um das Eisenbahnwesen die Würde eines Dr.-Ing. e. h. Am 3. Juni 1926, dem Todestag von Rudolf Oeser, wurde er vom Verwaltungsrat der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft zum Generaldirektor gewählt. Wegen politischer Eitelkeiten wurde er allerdings erst am 18. Oktober 1926 vom Reichspräsidenten bestätigt.

In der Zeit des Nationalsozialismus stieg der bis 28. Januar 1941 parteilose[1] Dorpmüller am 2. Februar 1937 zum Reichsverkehrsminister auf. Schon vorher war er Mitglied der nationalsozialistischen Akademie für Deutsches Recht.[2] Nach dem am 11. Juli 1939 erlassenen „Gesetz über die Deutsche Reichsbahn“ wurde Dorpmüller als Reichsverkehrsminister ab 1939 auch Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn. In dieser Position war er mitverantwortlich für die Deportation der Juden mittels der Reichsbahn.[2] Er gehörte 1945 der Reichsregierung Dönitz an.

Die Briten baten Dorpmüller, den Wiederaufbau der deutschen Eisenbahnen zu übernehmen. Von den US-Amerikanern wurden Dorpmüller und sein Staatssekretär Albert Ganzenmüller per Flugzeug nach Chesnay bei Paris gebracht, um dort in Verhandlungen über die Neugestaltung des deutschen Verkehrswesens einzutreten. Der US-amerikanische General Carl R. Gray hatte (dem damaligen General of the Army und Militärgouverneur der US-Besatzungszone in Deutschland) Dwight D. Eisenhower ausdrücklich Julius Dorpmüller für die „Wiedereinsetzung in das alte Amt“ vorgeschlagen, weil er – wie auch „von unserem Geheimdienst bestätigt“ – weder „Nazi-Sympathisant noch -Aktivist“ gewesen sei.

Schwer krebskrank kehrte Dorpmüller am 13. Juni 1945 nach Malente zurück. Am 23. Juni 1945 wurde er nochmals operiert, doch die Nahrungsaufnahme funktionierte nicht mehr, so dass seine Kräfte rapide abnahmen. Sein Amt nahm er dennoch bis wenige Tage vor seinem Tod wahr. Julius Dorpmüller starb am 5. Juli 1945 und wurde in Malente beigesetzt.

Nach dem Tode

Gemäß einem Schreiben vom 18. Oktober 1949 an Maria Dorpmüller wurde ihr Bruder Julius Dorpmüller vom Entnazifizierungs-Hauptausschuss für Lübeck als „Entlasteter“ (vgl. Entnazifizierung) in die Kategorie V eingestuft.

In den Ehrenlisten der Hochschulfestschrift der RWTH Aachen von 1995 wurde er als Ehrendoktor (1925) und Ehrensenator (1939) kommentarlos aufgeführt.

Im Treppenhaus des Verkehrsmuseums Nürnberg und im „Dorpmüllersaal“ des Hauptbahnhofs von Hannover befanden sich bis 1985 Büsten von Dorpmüller, die bei den Vorbereitungen zu den Feiern zum 150-jährigen Bestehen der Eisenbahnen in Deutschland entfernt wurden. Eine Bronzebüste Dorpmüllers (Bildhauerin Helene Leven-Intze *1872 [3]) ist im Besitz des Corps Delta zu Aachen. Dorpmüller war Mitglied dieses Weinheimer Corps.

Bei der Bundesbahndirektion Essen befand sich ein „Dorpmüllerzimmer“, das ebenfalls 1985 in „Kleiner Sitzungssaal“ umbenannt wurde. Die dort aufgestellte Büste ist verschwunden. Nach Dorpmüller benannte Straßen gab es in den Städten Wuppertal, Magdeburg, Minden, Hameln, und Buchholz in der Nordheide. Sie wurden im Vorfeld der 150-Jahr-Feier der deutschen Eisenbahn seit Mitte der 1980er Jahre umbenannt. In Malente und Minden gab es den Straßennamen bis 1995 und 1996. [4]

Die Pflege von Dorpmüllers Grabstelle stellte die Deutsche Bundesbahn zum 31. Dezember 1991 ein. Sie wurde später von einem Privatmann übernommen.

Kritisch gesehen wird heute vor allem die Rolle, die die Reichsbahn unter Dorpmüller bei der Durchführung des Holocausts hatte.[5]

Auszeichnungen und Ehrungen

Literatur

Weblinks

 Commons: Julius Dorpmüller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alfred Gottwald: Julius Dorpmüller, Die Reichsbahn und die Autobahn. Argon Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-87024-330-9, S. 99.
  2. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. aktualisierte Auflage. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005, S. 117.
  3. a b Alfred Gottwald: Julius Dorpmüller, die Reichsbahn und die Autobahn. S. 87.
  4. Werner Lorenz, Torsten Meyer (Hrsg.): Technik und Verantwortung im Nationalsozialismus. Waxmann, Münster 2004, ISBN 3-8309-1407-5, S. 157.
  5. Kurzdarstellung der Reichsbahn bis 1945 durch das Bundesarchiv
  6. Amtliche Mitteilungen. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 33. Jahrgang, Nr. 15 (22. Februar 1913), S. 105
  7. Klaus D. Patzwall: Das Goldene Parteiabzeichen und seine Verleihungen ehrenhalber 1934-1944, Studien der Geschichte der Auszeichnungen Band 4. Verlag Klaus D. Patzwall, Norderstedt 2004, ISBN 3-931533-50-6, S. 67.

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