Julius Bamberger

Julius Bamberger

Julius Bamberger (* 17. März 1880 in Schmallenberg [1]; † 16. Januar 1951 in Los Angeles) war ein jüdischer deutscher Kaufhausbesitzer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Das restaurierte Bamberger-Haus in Bremen

Bamberger wuchs in einfachen Verhältnissen mit seiner älteren Schwester Selma und dem jüngere Bruder Curt auf. Sein Elternhaus stand neben der einstigen Schmallenberger Synagoge, die von seinem Großvater Mendel Bamberger erbaut wurde. [2] Die Eltern lebten von der Landwirtschaft und einem kleinen Geschäft.

Nach einer Ausbildung in der Firma seines Onkels und Tätigkeiten als Angestellter in verschiedenen Kaufhäusern in Deutschland gründete Julius Bamberger 1907 in Bremen an der Doventorstraße sein eigenes Kaufhaus Julius Bamberger, in dem zunächst Kurzwaren verkauft wurden. Vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges heiratet Bamberger in Oslo Frieda Rau. Später adoptieren beide die zweijährigen Zwillinge Anneliese und Egon. [3] In den 1920er Jahren erweiterte Bamberger sein Geschäft hin zur Faulenstraße und eröffnete im Dezember 1929 das erste moderne große Kaufhaus, das von den Bremern bald „Bambüddel“ genannt wurde. Es war mit neun Stockwerken das erste Hochhaus der Stadt und besaß die erste automatische Rolltreppe.

Durch wirtschaftliche Probleme und ab 1933 zusätzlich durch die Aufrufe der NSDAP, jüdische Geschäfte zu boykottieren,[4] ging der Umsatz Anfang der 1930er Jahre stark zurück. Bamberger wurde am 1. April 1933 im Gefängnis am Ostertor inhaftiert. Schließlich wurde die Firma 1937 aufgelöst und das Gebäude 1939 zwangsversteigert. 1945 wurde das Kaufhaus Bamberger ausgebombt.

Bamberger selbst floh 1937 in die Schweiz, wo seine beiden Kinder untergebracht waren, und von dort weiter nach Frankreich. Nachdem er in Paris ein erfolgreiches Geschäft eröffnet hatte, wurde er nach der Besetzung Frankreichs verhaftet, konnte aber mit seiner Familie 1941 in die USA emigrieren. Nach dem Krieg versuchte Julius Bamberger vergeblich, sein Kaufhaus wiederzubekommen. In einem Vergleich bekam er als Abfindung eine Summe von 50.000 DM. Von 1944 bis 1950 betrieb Bamberger in San Francisco ein kleines Juweliergeschäft. Ein Jahr später verstarb Julius Bamberger im Alter von 71 Jahren.

Ehrungen

  • Die Volkshochschule Bremen eröffnete im September 2007 im restaurierten Bamberger-Kaufhaus, Ecke Faulenstraße / Doventorstraße, ihr neues Verwaltungs- und Veranstaltungszentrum. Die zwei abgerissenen Etagen wurden wieder aufgebaut und auf dem Dach wurde der Schriftzug „BAMBERGER“ wieder installiert. Im Treppenhaus ist eine Dauerausstellung zum Leben von Julius Bamberger eingerichtet.
  • In Bremen-Habenhausen ist die Bamberger Straße nach Julius Bamberger benannt.

Literatur

  • Max Plaut: Bamberger, Julius. In: Historische Gesellschaft Bremen, Staatsarchiv Bremen (Hrsg.): Bremische Biographie 1912–1962. Hauschild Verlag, Bremen 1969, S. 24, (Sp. 1–2).
  • Günther Rohdenburg: „Das war das neue Leben“. Leben und Wirken des jüdischen Kaufhausbesitzers Julius Bamberger und seiner Familie. Edition Temmen, Bremen 2000, ISBN 3-86108-657-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. VHS-Bremen: Julius Bamberger - Spuren eines wechselvollen Lebens abgerufen am 12. Oktober 2011
  2. Günther Rohdenburg: „Das war das neue Leben“. Leben und Wirken des jüdischen Kaufhausbesitzers Julius Bamberger und seiner Familie. S. 13.
  3. Günther Rohdenburg: „Das war das neue Leben“. Leben und Wirken des jüdischen Kaufhausbesitzers Julius Bamberger und seiner Familie, S. 38.
  4. Günther Rohdenburg: „Das war das neue Leben“. Leben und Wirken des jüdischen Kaufhausbesitzers Julius Bamberger und seiner Familie, S. 74.

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