Judogürtel

Judogürtel
Dieser Artikel beschreibt die Sportart Judo; zu dem Insektizid mit dem gleichlautenden Handelsnamen siehe Spiromesifen.
Japanische Kalligraphie: das Zeichen für Judo.

Judo (jap. 柔道 jūdō [dʒɯːdoː] = (wörtlich) sanfter Weg) ist eine japanische Kampfsportart, deren Prinzip „Siegen durch Nachgeben” beziehungsweise „maximale Wirkung bei einem Minimum an Aufwand” ist. Der Begründer des Judo ist Jigoro Kano (1860–1938). Die darauf basierenden Judo/Jiu-Jitsu-Vorläuferformen wurden Anfang des 20. Jahrhunderts für den Wettkampf angepasst, das heißt viele ursprünglich noch zahlreich enthaltene Waffen-, Tritt- und Schlagtechniken wurden entfernt um aus einer Kunst bis dahin vorwiegend zur Selbstverteidigung, eine ganzheitliche Lehre für Körper und Geist zu machen. Die verbliebenen Techniken sind hauptsächlich Würfe, Halte-, Hebel- und Würgetechniken.

Judo ist nicht ausschließlich ein Weg der Leibesertüchtigung, sondern darüber hinaus auch eine Philosophie zur Persönlichkeitsentwicklung. Zwei philosophische Grundprinzipien liegen dem Judo im Wesentlichen zugrunde. Zum einen das gegenseitige Helfen und Verstehen zum beiderseitigen Fortschritt und Wohlergehen (jita-kyoei) und zum anderen der bestmögliche Einsatz von Körper und Geist (sei-ryoku-zenyo).

Ziel ist es, diese Prinzipien als eine Haltung in sich zu tragen und auf der Judomatte (Tatami) bewusst in jeder Bewegung zum Ausdruck zu bringen. Ein Judo-Meister hört demnach niemals auf, Judo zu praktizieren, auch wenn er nicht im Dōjō (Trainingshalle) ist. Die drei Säulen des Kodokan-Judo sind Kata, Randori und Shiai.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursprung

Jigoro Kano

Die Wurzeln des Judo reichen bis in die Nara-Zeit (710–784) zurück. In den beiden damaligen Chroniken Japans, dem Kojiki (712) und dem Nihonshoki (720), gibt es Beschreibungen von Ringkämpfen, die mythologischen Ursprungs sind. Seit 717 fanden am Kaiserhof alljährlich Preisringen statt, an denen Ringer aus allen Provinzen teilnahmen. Dieses Ringen wurde Sechie-Zumo genannt. Die Bushi griffen dieses Sumo auf und entwickelten daraus das yoroikumiuchi (Ringen in voller Rüstung).

Mit dem Aufstieg der Kriegerklasse Ende des 12. Jahrhunderts erlebten die Kampfkünste einen starken Aufschwung. Das kulturelle Geschehen wurde immer mehr vom Geist der Bushi bestimmt. In dieser Zeit entwickelten sich die Ursprünge des Bushido.

Im Japan der Ashikaga-Epoche (1136–1568) entwickelten sich die unterschiedlichsten waffenlosen Nahkampfsysteme. Eine Variante war Kogusoku (kleine Rüstung). Diese Kampfart war nach denen in dieser Zeit neu entwickelten leichteren Rüstungen benannt. In der Literatur und den historischen Dokumenten aus dieser Zeit finden sich weitere Nahkampfsysteme wie Tai-Jutsu („Körperkunst“), Torite („Ergreifen der Hände“), Koshi-no-Mawari („Hüfteindrehen“), Hobaku („Ergreifen“), Torinawajutsu („Kunst des Ergreifens und Verbindens“).

In der Mitte des 16. Jahrhunderts führten die Portugiesen die Schusswaffen in Japan ein und die Kriegskünste – bugei mit Schwert, Pfeil und Bogen verloren auf dem Schlachtfeld an Bedeutung. Ihre Traditionen wurden aber in der Edo-Zeit fortgeführt und im Sinne des Prinzips Bunbu (literarische Bildung und militärische Praxis) zur Pflicht gemacht.

Für das Prinzip des Nachgebens Ju in der Kampfkunst gibt es verschiedene Einflüsse, Erklärungen, Legenden und Anekdoten: Im Konjaku-Monogatari findet man zum ersten Mal den Begriff yawara (weich) im Zusammenhang mit einer Geschichte über das japanische Ringen. Groß waren sicherlich auch die chinesische Einflüsse, denn seit der Ashikaga-Epoche wurde offiziell der Handel mit China aufgenommen und bis zum Ende des 16. Jahrhunderts immer weiter ausgedehnt.

Über die Entstehung des Jiu-Jitsu existieren unterschiedliche Berichte, die einen legendenhaften Charakter haben. Ihr historischer Wahrheitsgehalt ist schwer nachzuweisen. Die poetisch schönste ist sicherlich die des Arztes Akiyama Shirobei aus Hizen, der in China Medizin und die Kunst der Selbstverteidigung studierte. Wieder in Japan, zog er sich in einen Tempel namens Dazai-Tenjin zurück. Der Anekdote nach war es Winter, und am 21. Tag im Tempel trat starker Schneefall ein. Er betrachtete die Bäume; ihm fiel auf, dass viele Äste unter der Last des Schnees brachen, die des Weidenbaums aber wegen ihrer Elastizität nachgaben und den Schnee abgleiten ließen. Auf Grund dieses Vorgang soll der Arzt Shirobei das Prinzip des „Ju“ – Nachgebens – in der Kampfkunst eingeführt haben. In der ersten Hälfte der Edo-Epoche (17./18. Jahrhundert) entwickelten sich unzählige Jiu-Jitsu- oder artverwandte Schulen – Ryu.

Wie Judo entstand und sich durchsetzte – Judo im heutigen Japan

Mit dem Ende der Tokugawa-Zeit und der Öffnung Japans kam es auch zu starken Veränderungen in der japanischen Gesellschaft. Durch die Meiji-Reform kam es zu einer Fülle von staatlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Reformen. Die japanischen Künste wurden stark zurückgedrängt, alles „westliche“ hatte Vorrang. Doch schon zu Beginn der achtziger Jahre gab es eine Rückbesinnung in Bezug auf die geistlichen und sittlichen Werte.

Jigoro Kano (1860–1938) wuchs in diesem Japan der extremen Veränderungen auf. Er lernte Jiu-Jitsu an verschiedenen Schulen wie der Tenshinshinyo-Ryu und der Kito-Ryu.

1882 gründete Jigoro Kano seine eigene Schule, den Kodokan („Ort zum Studium des Weges“) in der Nähe des Eisho-Tempels im Stadtteil Shitaya in Tokio. Er nannte seine Kunst Judo – „der sanfte Weg“. Beim Judo befreite er die alten Jiu-Jitsu-Stile von gefährlichen Elementen. Stöße, Schläge, Tritte und viele Hebeltechniken, insbesondere die Kleingelenkhebel, wurden ersatzlos gestrichen oder in die Kata integriert. Die verbleibenden Techniken ermöglichten einen sportlichen Zweikampf, ohne dass größere Verletzungen zu befürchten waren.

In der Regel können Kinder ab einem Alter von fünf Jahren am Judotraining teilnehmen.

Judo setzte sich in Japan allerdings erst durch, als die Schüler Kanos (zuvor Jiu-Jitsu Praktizierende) im Jahre 1886 einen regulären Kampf zwischen der Kodokan-Schule und der traditionellen Jiu-Jitsu-Schule „Ryoi-Shinto Ryu“ für sich entscheiden konnten. Aufgrund dieses Erfolges verbreitete sich Judo in Japan rasch und wurde bald bei der Polizei und der Armee eingeführt. 1911 wurde Judo an allen Mittelschulen Pflichtfach. Es wird behauptet, Kano habe das Judo durchaus als ernstzunehmende Selbstverteidigungskunst inklusive Schlägen und Fußtritten konzipiert (ohne die ein Sieg über „Ryoi-Shinto Ryu“ nicht möglich gewesen wäre).

Der berühmte japanische Regisseur Akira Kurosawa drehte seinen ersten Film Sanshiro Sugata 1943 über das Judo.

Der Weg in den Westen

1906 kamen japanische Kriegsschiffe zu einem Freundschaftsbesuch nach Kiel. Die Gäste führten dem deutschen Kaiser ihre Nahkampfkünste vor. Wilhelm II. war begeistert und ließ seine Kadetten in der neuen Kampfkunst unterrichten. Der damals bedeutendste deutsche Schüler war der Berliner Erich Rahn, der im Jahre 1906 die erste deutsche Jiu-Jitsu-Schule gründete. Weitere Pioniere im Judo sind Alfred Rhode und Heinrich Frantzen (Köln). 1926 fanden in Köln im Rahmen der 2. Deutschen Kampfspiele die ersten Deutschen Judo (Jiu-Jitsu)-Meisterschaften statt. 1932 wurde im Frankfurter Waldstadion die erste internationale Judo-Sommerschule durchgeführt. Anlässlich der Judo-Sommerschule wurde am 11. August 1932 der Deutsche Judo-Ring gegründet. Erster Vorsitzender wurde Alfred Rhode. Der Begriff Judo setzt sich, wie schon im restlichen Europa, auch in Deutschland durch. 1933 besuchte Jigoro Kano mit einigen Schülern auf einer Europareise auch Deutschland und gab Lehrgänge in Berlin und München.

Im August 1933 wurde Judo von den Nationalsozialisten in das Fachamt Schwerathletik des Deutschen Reichsbundes eingegliedert und verlor damit seine Eigenständigkeit. Die letzten Deutschen Meisterschaften in der NS-Zeit fanden 1941 in Essen statt. Die ersten Judo-Europameisterschaften wurden 1934 im Kristallpalast in Dresden ausgerichtet. 1975 in München war das Geburtsjahr der ersten Frauen-Europameisterschaft .[1]

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Judo bis 1948 durch die Alliierten verboten. 1951 fanden in Frankfurt die ersten Deutschen Meisterschaften nach dem 2.Weltkrieg wieder statt. 1952 wurde das Deutsche Dan-Kollegium (DDK) (Vorsitz: Alfred Rhode) und 1953 der Deutsche Judobund (Vorsitz: Heinrich Frantzen) gegründet. 1970 wurden in Rüsselsheim die ersten Deutschen Meisterschaften der Frauen ausgerichtet.

Bei den Olympischen Spielen in Tokio, 1964, war Judo erstmals als olympischer Sport zu sehen. Zu diesem Anlass brachte sowohl die Deutsche Bundespost, als auch die Deutsche Post der DDR eine 20 Pfennig Briefmarke mit Judomotiv raus. 1968 bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt wird Judo zunächst wieder aus dem olympischen Programm gestrichen. Seit 1972 bei den Olympischen Spielen in München gehört Judo beständig zum Olympischen Programm. War Judo zunächst eine Männerdomäne, so wurde 1988 Frauen-Judo bei den Olympischen Spielen in Seoul als Demonstrationswettbewerb vorgestellt. Seit den Olympischen Spielen in Barcelona 1992 ist auch Frauen-Judo im olympischen Programm.

1956 fanden in Tokio die ersten Weltmeisterschaften statt. Damals gab es allerdings nur eine offene Gewichtsklasse. 1961 bei den dritten Weltmeisterschaften in Paris wurden dann erstmals Gewichtsklassen eingeführt. Dort gelang es dem Niederländer Anton Geesink erstmals die Vormachtstellung der Japaner zu brechen und die japanischen Judoka zu besiegen.

Im Jahre 1988 war Judo erstmals bei den Paralympics in Seoul mit dabei. Seit 2004 in Athen gibt es auch Frauen-Judo im Programm der Sommer-Paralympics. Judo wird bei diesen Spielen von Blinden und Menschen mit geringem Sehvermögen praktiziert. Die paralympischen Athleten folgen denselben Regeln wie die Nichtbehinderten. Eventuelle Defizite werden durch zusätzliche Regelungen ausgeglichen. So besteht ein wesentlicher Unterschied darin, dass sich die Kämpfer und Kämpferinnen zur besseren Orientierung vor Kampfbeginn berühren dürfen.

Informationen über Erfolge deutschsprachiger Sportler sind in späteren Abschnitten zu finden.

Heute wird Judo in über 150 Ländern ausgeübt und ist damit die weitest verbreitete Kampfsportart der Welt.

Prinzip, Technik und Praxis

Ausbildung

Traditionell tragen Judoka eine knöchellange weiße Baumwollhose (Zubon) und darüber eine halblange weiße Jacke (Uwagi) aus Baumwolle, die durch einen farbigen Gürtel (Obi) zusammengehalten wird (Judo-Gi). Um in Wettkämpfen die beiden Kontrahenten besser unterscheiden zu können, trägt bei internationalen Meisterschaften ein Judoka einen blauen Judogi. Ist dies nicht möglich, werden die Kämpfer durch einen zusätzlichen roten bzw. weißen Gürtel unterschieden. An der Gürtelfarbe kann man den Ausbildungsstand eines Judoka erkennen. Es gibt die Schüler- und Meistergrade. Die Schülergrade gehen bis zum braunen Gürtel. Die Meistergrade beginnen mit dem schwarzen Gürtel. Jeder Anfänger beginnt mit einem weißen Gürtel und kann dann durch Prüfung den nächst höheren Grad erlangen. Der Prüfling demonstriert dabei Fallübungen, Stand- und Bodentechniken, die nach Höhe der Graduierung immer schwieriger werden. Seit dem 1. August 2005 gilt in Deutschland die einheitliche Kyuprüfungsordnung des DJB, nach der zusätzlich in jeder Gürtelprüfung ab dem 3. Kyu (grüner Gürtel) eine Kata vorgeführt werden muss, d. h., eine genau vorgeschriebene Abfolge von Bewegungsformen und Techniken. Das Kata-Training führt häufig zu einem noch besseren Beherrschen der jeweiligen Techniken, da auf eine absolut saubere Ausführung der jeweiligen Technik geachtet wird. Es gibt Boden- und Stand-Kata.

Gürtel

Schülergürtel (Kyu)

Die Gürtelfarben der Schülergrade beim Judo
Grad 9. Kyu 8. Kyu 7. Kyu 6. Kyu 5. Kyu 4. Kyu 3. Kyu 2. Kyu 1. Kyu
Name Ku-kyū Hachi-kyū Shichi-kyū Roku-kyū Go-kyū Shi-kyū San-kyū Ni-kyū Ichi-kyū
Farbe weiß weiß-gelb gelb gelb-orange orange orange-grün grün blau braun
Mindestalter / 7 8 9 10 11 12 13 14

Die Grafik zeigt die Einteilung der Schülergürtel entsprechend der Kyuprüfungsordnung des DJB.

Meistergürtel (Dan)

Die Gürtelfarben der Meistergrade beim Judo
Grad 1. Dan 2. Dan 3. Dan 4. Dan 5. Dan 6. Dan 7. Dan 8. Dan 9. Dan 10. Dan
Name Sho-dan Ni-dan San-dan Yon-dan Go-dan Roku-dan Nana-dan Hachi-dan Ku-dan Jū-dan
Farbe schwarz schwarz schwarz schwarz schwarz rot-weiß rot-weiß rot-weiß rot rot

Eine höhere Graduierung als die zum 10. Dan wird weltweit nicht vorgenommen – auch wenn dies theoretisch möglich wäre, da es keine offizielle Limitierung gibt. Dies würde aber bedeuten, die bestehenden Träger des 10. Dan zu degradieren. Professor Jigoro Kano, der Begründer des Judo, hat keinen Dan im Judo, weder den 1. noch den 10. Dan: Aus japanischer Sicht hat niemand die Autorität, ihm einen Dan-Grad zu verleihen, da niemand im Judo über ihm steht.

Judotechnik (Waza)

Die Judo-Techniken lassen sich grob in vier Grundtypen einteilen:

  • Nage Waza – Wurftechniken
  • Ne Waza – Bodentechniken
  • Ukemi Waza – Falltechnik
  • Atemi Waza – Schlagtechniken (Nur in Kata)

Der Schwerpunkt des modernen Judosports liegt in der sportlichen Ertüchtigung und nicht unbedingt in der Selbstverteidigung. Jigoro Kano sagte, dass Judo vor allem dazu dienen soll, durch das Training von Angriffs- und Verteidigungsformen Körper und Geist zu stärken.

Wurftechniken (Nage-waza)

Hauptartikel: Wurftechnik (Judo)

Wurftechniken werden angewandt, um den Partner vom Stand in die Bodenlage zu bringen. Es existiert eine Vielzahl von Möglichkeiten, dieses Ziel zu erreichen.

Falltechniken (Ukemi-waza)

Hauptartikel: Fallschule

Um sich bei den Würfen nicht zu verletzen, müssen alle Judoka Falltechniken erlernen. Dabei werden Techniken geübt, so zu fallen, dass man sich dabei nicht verletzt. Das Fallen wird nach allen Seiten trainiert: Seitwärts (Yoko-ukemi; nach rechts und links), rückwärts (Ushiro-ukemi) und nach vorn (Mae-ukemi). Die Falltechnik vorwärts ist auch als „Judorolle“ bekannt. Träger höherer Gürtelgrade trainieren sie zunächst als Fall über ein Hindernis und dann als „freien Fall“ in der Luft.

Ähnliche Falltechniken finden sich bei allen anderen Kampfsportarten, die Wurftechniken kennen, wieder. Häufig sind nur Details, wie z. B. das anschließende Aufstehen oder die Art und Weise sich nach dem Fall vor weiteren Angriffen des Partners zu schützen anders. So stehen Judoka bei der Fallschule vorwärts in Laufrichtung auf, Jiu-Jitsuka aber drehen sich noch im Aufstehen herum, um den Angreifer sofort wieder im Blick zu haben.

Bodentechniken (Ne-Waza)

Osae-komi-waza (Festhaltetechniken) Mit Haltetechniken wird der geworfene Partner in der Rückenlage am Boden fixiert. Werden sie gut ausgeführt, ist es, selbst mit speziellen Befreiungstechniken, sehr schwierig, sich aus diesen zu befreien.

Man teilt die Haltetechniken in vier Gruppen ein: Kesa-gatame, Yoko-shiho-gatame, Kami-shiho-gatame und Tate-shiho-gatame. Jede Gruppe besteht aus einer Grundtechnik, welche durch zahlreiche Abarten ergänzt wird. Hinzu kommen noch zahlreiche mehr oder weniger spezielle Befreiungstechniken.

Kansetsu-waza (Hebeltechniken) Hebeltechniken werden im Judo nur auf den Ellenbogen angewandt, wobei kontrollierter Druck auf das Gelenk aufgebracht und der Partner zugleich fixiert wird. Die Bewegung entgegen der anatomisch vorgesehenen Bewegungsrichtung führt zu einem stechenden Schmerz, welcher den Partner zur Aufgabe zwingt. Das signalisiert er durch Abklopfen, d. h. dem Klopfen mit einem beliebigen Körperteil auf die Matte/den Partner oder durch den Ausruf von „Maitta“ („Ich gebe auf“), z. B. wenn er sich nicht bewegen kann. Man unterscheidet zwei Arten von Hebeltechniken: Streckhebel (Gatame-Gruppen) oder Beugehebel (Garami-Gruppen). Darüber hinaus werden die Hebeltechniken noch nach dem Hebelprinzip unterteilt.

In anderen Sportarten, z. B. Jiu-Jitsu, werden Hebel auch gegen die Beine, Handgelenk, Finger und Nacken (praktisch jedes Gelenk des Körpers) ausgeführt. Aus Sicherheitsgründen ist das beim Judo verboten.

Obwohl diese Technikgruppe gefährlich klingt, gibt es dabei nur selten Verletzungen: Erfahrene Judoka wissen, wie weit sie gehen dürfen – sowohl im Versuch, sich aus einem Hebel herauszuwinden, als auch beim Hebeln selbst. Bei Kindern sind diese Techniken im Wettkampf verboten, da die meisten Kinder zu wenig Erfahrung haben, um zu wissen, wie viel Kraft aufgewendet werden darf oder wann sie aufgeben müssen.

Shime-waza (Würgetechniken) Wie beim Hebeln ist es Ziel des Würgen den Gegner zur Aufgabe zu zwingen. Beim Würgen können Halschlagadern und Halsvorderseite angegriffen werden. Direkte Angriffe auf den Kehlkopf sind ebenso verboten wie der Einsatz des eigenen oder gegnerischen Gürtels.

Bei einem Angriff auf die seitlich des Kehlkopfes verlaufenden Halsschlagadern wird durch Ausüben von Druck die Blutzirkulation behindert. Dies führt zu einer Minderversorgung des Gehirns mit Sauerstoff. Dadurch tritt nach 8-14 Sekunden Bewusstlosigkeit ein. Dem Angegriffenen bleibt im Wettkampf jedoch meist noch ausreichend Zeit, vorher seine Aufgabe zu signalisieren bzw. der Kampfrichter bricht den Kampf beim Erkennen der Wirkung (Erschlaffung des Körpers, besonders der Beine) mit Ippon für den Würgenden ab. Der Griff muss dann sofort gelöst werden und es erfolgt eine Erstversorgung durch Hochlegen der Beine. Damit erlangt der Gewürgte nach 10-20 Sekunden das Bewusstsein wieder.

Ein Angriff auf die Halsvorderseite führt zu einer Irritation des vegetativen Nervensystems, die sich in Angst- oder Panikzuständen äußert. Die Wirkung dieser Methode tritt sofort ein, wenn der richtige Punkt getroffen wird, obwohl noch genügend Sauerstoff im Blut und in der Lunge ist, um das Gehirn eine Weile zu versorgen. Anders als beim Angriff gegen die Halsschlagader wirkt der Druck unter Anderem auch gegen den Kehlkopf, was als schmerzhaft empfunden wird.

Wie beim Hebeln wird auch hier durch Abschlagen aufgegeben. Im Wettkampf lassen sich Würger wie Hebeltechniken gut im direkten Übergang vom Stand- in den Bodenkampf ausführen, ehe der Gegner eine starke Verteidigung mit den eigenen Händen aufbauen kann.

Schlagtechniken (Ate-Waza/Atemi-Waza)

Hauptartikel: Kata (Judo)

Schlagtechniken werden heute nur noch in Form von Katas weitergegeben und sind das Erbe aus dem japanischen Jiu-Jitsu. Manche Vereine lehren sie noch im Rahmen der Selbstverteidigung. In Deutschland hat sich gerade die Vereinigung „Kodokan Judo Kidokai“ bzw. „Judo Inyo-Ryu Renmei“ um die Erhaltung des Judo als Selbstverteidigungskunst verdient gemacht. Im Sportjudo des DJB ist es ein Schaukampf, der nur bei Kyu- und Danabnahmen vorgeführt wird.

Ude-Ate-Waza (Armtechniken)

  • Fingerspitzentechniken:Yubisaki-Ate-Waza
  • Faustknöcheltechniken: Kobushi-Ate-Waza
  • Handkantentechniken: Tegatana-Ate-Waza
  • Ellenbogenspitzentechniken: Hiji-Ate-Waza
  • Handballentechniken:Shotei-Uchi-Waza

Ashi-Ate-Waza (Beintechniken)

  • Kniespitzentechniken: Hizagashira-Ate-Waza
  • Fußballentechniken: Seikito-Ate-Waza
  • Fersentechniken: Kakato-Ate-Waza
  • Fußkantentechniken: Sokuto-Ate-Waza
  • Fußsohlentechniken:Sokutei-Ate-Waza

Wettkampf (Shiai)

Briefmarke der Deutschen Bundespost Berlin (1987) zu den Judo-Weltmeisterschaften in Essen

Judo ist eine Zweikampf-Sportart. Ziel ist es, den Gegner durch Anwenden einer Technik mit Kraft und Schnelligkeit kontrolliert auf den Rücken zu werfen. Gelingt dies, so ist der Kampf gewonnen, wie ein KO beim Boxen. Dabei ist es meist unerheblich wie geworfen wurde und welche Technik verwendet wurde, solange der Werfende den Geworfenen dabei deutlich kontrolliert und keinen Regelverstoß begeht. Tatsächlich haben auch einige Techniken anderer Kampfsportarten im Wettkampfjudo ihren Einzug gehalten. Als grober Anhaltspunkt: Je besser der Gegner auf den Rücken fällt, umso bessere Wertungen erhält man. So kann der Kampf nach Ende der Kampfzeit (5 Minuten im Erwachsenenbereich, zwischen 2-4 Minuten im Kinder- und Jugendsport) auch nach Wertungen oder durch Kampfrichterentscheid entschieden werden. Ein Unentschieden (Hiki-wake) wird nur bei Freundschafts- oder in Ligakämpfen nach Ende der regulären Kampfzeit ausgesprochen. Konnte keiner der Kontrahenten vor Ablauf der vollen Kampfzeit einen Vorsprung erzielen, so werden bereits erlangte Wertungen zurückgesetzt, und es folgt ein Kampf im „Golden Score“, der wiederum maximal die halbe Kampfzeit dauert. Dieser ist jedoch sofort beendet, sobald einer der Kämpfer eine Wertung erhält oder bestraft wird. Geht auch dieser Kampf ohne einen Gewinner zu Ende kommt es zum Kampfrichterentscheid. Hierbei zeigen auf Kommando des Hauptkampfrichters alle drei Richter gleichzeitig mit Fähnchen an, welcher Kämpfer ihrer Meinung nach besser gekämpft hat. Der Kämpfer mit der Mehrheit an Stimmen gewinnt den Kampf.

Der Kampf findet jedoch nicht ausschließlich im Stand statt, sondern geht auch am Boden weiter. Hier gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten, einen Sieg zu erringen. Wird der Gegner für 25 Sekunden auf dem Rücken liegend am Boden festgehalten, so ist der Kampf gewonnen. Wie bei den Würfen werden auch hier Wertungen für eventuell kürzere Haltezeiten vergeben. Als Alternative besteht die Möglichkeit, den Gegner durch einen Armhebel oder Würgegriff zur Aufgabe zu zwingen. Sobald einer der Kontrahenten jedoch in den Stand zurückkehrt, muss der Kampf unterbrochen und im Stand neu begonnen werden.

Wertungen

Es gibt drei verschiedene Wertungen, welche alle unabhängig voneinander vergeben werden können. Die höchste Wertung, die vergeben werden kann, ist der Ippon. Erhält ein Kämpfer diesen ist der Kampf sofort beendet. Die nächst niedrigere Wertung ist der Waza-ari, zwei Waza-ari werden zu einem Ippon addiert. Die niedrigste Wertung ist der Yuko. Eine Addition zur nächsthöheren Wertung ist hier nicht möglich.

Ippon (Ganzer Punkt)

Die höchste Wertung für einen Kämpfer wird erteilt für:

  • eine Wurftechnik, welche den Kontrahenten mit Kontrolle, Kraft, Schnelligkeit zum großen Teil auf den Rücken wirft,
  • das Halten des Kontrahenten mit einer Haltetechnik (Osae-komi) für 25 Sekunden,
  • Anwendung einer Hebel- oder Würgetechnik, bis der Kontrahent aufgibt oder kampfunfähig wird,
  • zweimaliger Gewinn eines Waza-ari oder
  • Disqualifizierung des Kontrahenten durch Hansoku-make.

Waza-ari (Halber Punkt)

Ein Waza-ari wird vergeben für:

  • eine Wurftechnik, welche eines der drei Kriterien für einen Ippon nur zum Teil erfüllt (Eine typische und recht häufige Situation für einen Waza-ari ist, wenn der Rücken des Partners nur teilweise die Matte berührt),
  • das Halten des Kontrahenten mit einer Haltetechnik (Osae-komi) für mindestens 20 Sekunden oder
  • Bestrafung des Kontrahenten mit 3 Shido (Kei-koku).

Yuko (Großer technischer Vorteil)

Ein Yuko wird vergeben für:

  • eine Wurftechnik, welche zwei der drei Kriterien für einen Ippon nur zum Teil erfüllt (Eine typische Situation wäre ein Wurf auf die Seite, ohne dass ein Teil des Rückens die Matte berührt),
  • das Halten des Kontrahenten mit einer Haltetechnik (Osae-komi) für mindestens 15 Sekunden oder
  • Bestrafung des Kontrahenten mit 2 Shido (ehemals Chui).


Für jede Aktion wird nur eine Wertung vergeben, es ist also nicht möglich, einen Waza-ari und einen Yuko gleichzeitig für einen Wurf zu erhalten. Der Ippon wird auf den Wertungstafeln nicht aufgeführt, da er zum sofortigen Gewinn des Kampfes führt. Die hohen Bewertungen stehen links, die niederen rechts. Ältere Kampftafeln zeigen auch die hohen Bewertungen in der Mitte an; diese Darstellung ist im Wettkampfjudo nicht mehr gebräuchlich. Zum besseren Verständnis hier einige Beispiele:

Beispiel 1
Kämpfer 1 Kämpfer 2
Waza-ari Yuko Waza-ari Yuko
1 0 0 6

Kämpfer 1 führt nach Punkten und hat gewonnen, wenn die Kampfzeit zu Ende ist. Es gilt: Jede höhere Wertung zählt mehr, als eine beliebige Anzahl niedrigerer Wertungen.

Beispiel 2
Kämpfer 1 Kämpfer 2
Waza-ari Yuko Waza-ari Yuko
1 1 1 2

Kämpfer 2 führt nach Punkten und hat gewonnen, wenn die Kampfzeit zu Ende ist.

Ähnlich wie beim Boxen erfolgt auch im Judo die Bewertung durch jeweils drei Personen, dem Hauptkampfrichter und zwei Außenrichter. Ersterer leitet den Kampf und erteilt durch Wort- und Handzeichen entsprechend die Wertungen. Beide Außenrichter können sich bei abweichender Meinung unabhängig voneinander durch Handzeichen äußern. Eine getroffene oder unterlassene Entscheidung des Hauptkampfrichters kann durch die Außenrichter korrigiert werden. Stimmen die beiden Wertungen der Außenrichter nicht überein, so wird folgendermaßen verfahren: Ist die Wertung des Hauptkampfrichters niedriger als die der beiden Außenrichter, so muss seine Wertung auf die niedrigste der beiden Außenrichter korrigiert werden. Ist die Wertung des Hauptkampfrichters höher als die der der beiden Außenrichter, so muss er seine Entscheidung auf die höchste der beiden Außenrichter herabstufen. Die derzeitige Auslegung sieht jedoch bei kampfentscheidenden Wertungen oder Strafen die Einigkeit aller drei Kampfrichter vor. Eine Diskussion findet außer bei der höchsten Strafe und im vorher genannten Fall nicht statt.

Wettkampffläche

Gekämpft wird auf mittelharten Matten (Tatami), welche einen stabilen und sicheren Stand ermöglichen und dennoch das Fallen entsprechend abmildern. Die Wettkampffläche unterteilt sich in eine Kampf- und in eine Sicherheitsfläche. Der Kampf findet auf der Kampffläche statt. Die Größe dieser Fläche variiert je nach Alterklasse und Bedeutung der Wettkämpfe. Im Erwachsenenbereich soll die Kampffläche ab regionalen Meisterschaften mindestens 7x7 Meter, höchstens aber 10x10 Meter groß sein. Für internationale Meisterschaften wie die Olympischen Spiele ist eine Größe von 8x8 Metern vorgeschrieben. Die Sicherheitsfläche bildet den äußeren Abschluss und soll Verletzungen vermeiden, falls die Kontrahenten unbeabsichtigt außerhalb der Kampffläche geraten sollten. Diese äußere Begrenzung sollte eine Größe von zwei bis drei Metern haben. Beide Flächen müssen eine unterschiedliche Färbung aufweisen.

Verbotene Handlungen

Beim Verstoß gegen die Wettkampfregeln erhält der entsprechende Kämpfer eine Verwarnung (Shido) oder wird disqualifiziert (Hansokumake). Die erste Verwarnung für einen Kämpfer bleibt ohne Konsequenzen. Ab der zweiten gibt es Wertungen für den Gegner, beginnend mit Yuko. Die Wertung für den Gegner steigt mit jeder neuen Verwarnung um eine Stufe an, so dass es maximal drei Verstöße pro Kampf und Kämpfer geben kann. Bei mehr als drei Verstößen wird ein Hansokumake ausgesprochen und der Kampf zugunsten des Kontrahenten beendet. Für besonders schwere Regelverstöße kann der Hansokumake auch direkt vergeben werden. Die direkte Disqualifikation von einem Kampf bedeutet gleichzeitig die Disqualifikation vom gesamten Turnier. Die älteren Bezeichnungen für die mittleren Verwarnungsstufen – Chui und Kei-Koku – sind im Wettkampfjudo nicht mehr gebräuchlich.

Kleine Regelverstöße

Der Judoverband ist darum bemüht, den Judowettkampf vor allem für das Fernsehen und damit auch für Zuschauer im Allgemeinen interessanter zu gestalten. Im oberen Leistungsbereich sind die Unterschiede in Sachen Kraft, Schnelligkeit und Technik meist sehr gering, so dass sich ohne eine gewisse Aufforderung zum offensiven Kämpfen eine Entscheidung sehr lange hinziehen kann. Aus diesem Grund wurden eine Reihe von Regeln erlassen, die die Kämpfer zu Angriffen drängen und ihnen gleichzeitig eine stetige defensive Haltung verbieten.

Eine erste Möglichkeit wäre zum Beispiel, den Partner auf Distanz zu halten, indem man den eigenen und vor allem den Griff des Gegners vermeidet. So kann man zwar selbst nicht angreifen, aber ebenso wenig der Gegner. Meistens wird man jedoch den eigenen Griff so wählen, dass der Gegner kaum eine Möglichkeit hat, seinen Angriff umzusetzen. Werden zum Beispiel beide Ärmelenden festgehalten, so lässt sich damit der Griff des Kontrahenten vermeiden. Dies ist natürlich, wie die meisten Aktionen in dieser Gruppe, zuerst einmal erlaubt, aber nur, wenn man dann auch einen Angriff beginnt. Laut Regelwerk hat man hierfür bis zu 5 Sekunden Zeit. Dies hängt aber auch von der Situation und Einschätzung der Kampfrichter ab und kann variieren. Es gibt noch eine Reihe anderer Verstöße, zu erwähnen wären noch das Verhaken der Finger, eine andere Fassart als die normale zu wählen, und als allumfassende Regel, eine generell defensive Haltung einzunehmen. Auch das Vortäuschen eines Angriffes wird in der Regel bestraft, wie auch das deutliche Vermeiden von Angriffen. So wird etwa ein Kämpfer bestraft, wenn er mehr als 25 Sekunden lang keinen Angriff versucht hat.

Das Verlassen der Matte wird ebenso geahndet wie das absichtliche Herausdrängen des Gegners. Die genannten Zeitangaben liegen jedoch im Ermessen der Kampfrichter.

Natürlich gibt es auch im Judo Techniken, die die Kämpfer gefährden können. So ist es verboten, eine Beinschere an Kopf, Hals oder Rumpf mit gestreckten Beinen anzusetzen. Auch das Zurückbiegen der Finger oder das Treten gegen die Hand des Gegners, um dessen Griff zu lösen, ist nicht gestattet. Der Griff in das Ärmelende oder gar in das Ende des Hosenbeins ist ebenso wenig erlaubt wie das direkte Greifen in den Innenteil des Judogi. Auch dürfen Teile der Kleidung nicht in den Mund genommen werden. Auch das Würgen des Gegners oder das Umschlingen seiner Extremitäten mit dem Gürtel oder dem Jackenende ist nicht gestattet.

Schwere Regelverstöße

Ein schwerer Regelverstoß liegt dann vor, wenn ein Kämpfer die Gesundheit seines Gegners bzw. sich selbst gefährdet oder sich grob unsportlich verhält. So gibt es eine Reihe von Techniken, deren Anwendung immer wieder für Verletzungen sorgten und demnach verboten wurden. Beispiele für verbotene Techniken sind der Kawazu-Gake, das verhebelte Werfen, jegliche Form des Hebelns an einem anderen Gelenk als am Ellenbogen sowie das Eintauchen in die Matte (Hierbei versucht ein Kämpfer, seine Technik dadurch zu unterstützen, indem er sich gerade, stark nach vorne unten abbeugt und sich eventuell dabei selbst gefährdet). Als grob unsportlich gelten etwa das Beschimpfen des Gegners oder eines Kampfrichters oder auch schon allein das (unaufgeforderte) Sprechen.

Nationale Ebene

Deutschland

Der nationale Verband in Deutschland ist der Deutsche Judobund (DJB). Der DJB hat ca. 200.000 Mitglieder und ist damit der größte Kampfsportverband in Deutschland. Diesem wiederum unterstehen die 18 Judolandesverbände, wovon der Nordrhein-Westfälische Judo-Verband (NWJV) mit 592 Vereinen und knapp 62.000 Mitgliedern der größte Landesverband ist. Der DJB richtet die nationalen und internationalen Meisterschaften von Deutschland aus. Die Landesverbände organisieren die regionalen Meisterschaften und stellen die regionalen Kampfrichter- und Gürtelprüfungsordnungen. Der DJB gibt für Wettkämpfe Gewichtsklassen und Kampfzeiten vor.

Als weitere Organisation gibt es das Deutsche Dan-Kollegium (DDK), welches ein Jahr vor dem Judobund als Vereinigung der Dan-Träger gegründet wurde. Das DDK wurde 1956 Mitglied im Deutschen Judo-Bund und war mit der Durchführung von Graduierungen sowie mit Lehraufgaben betraut. In dieser Eigenschaft war es vom Kodokan anerkannt und – bereits bei seiner Gründung – ausdrücklich mit dem Graduierungsrecht ausgestattet.

1982 wurde der Vertrag zwischen dem Kodokan und dem DDK erneuert und damit weiterhin dem DDK das Graduierungsrecht im Bereich des deutschen Judos zugeteilt. Anfang der 90er Jahre gab es eine gerichtliche Auseinandersetzung um das Graduierungsrecht innerhalb des Deutschen Judo-Bundes. Kernpunkt des Streites war die Frage, ob es sich im Falle der Graduierung um ein kündbares Auftragsverhältnis oder ein nach dem BGB nicht widerrufbares Sonderrecht des DDKs in seiner Eigenschaft als DJB handelt. Nachdem gerichtlich festgestellt wurde, dass es sich nicht um ein Sonderrecht, sondern um einen Auftrag handelte, entzog der Deutsche Judo-Bund dem DDK die Zuständigkeit für das Prüfungswesen. Fortan wurde die Zuständigkeit für Graduierungen in die Landesverbände des DJB gegeben, wo sie bis heute ist. Die zeitgleiche Entwicklung einer neuen Prüfungsordnung erfolgte trotz gelegentlich anders lautender Ansichten nicht aufgrund dieser Auseinandersetzung, sondern im Zuge der Vereinigung des Deutschen Judo-Bundes mit dem Judo-Verband der DDR.

Das DDK begann nach dieser Veränderung auch Vereine als Mitglieder aufzunehmen (bis dahin konnten nur Judoka Mitglied des DDK sein, die gleichzeitig einem Mitgliedsverein des Judobundes angehörten) und positionierte sich damit als Konkurrenzverband zum Judobund. Dies führte zwangsläufig zum Ausschluss des DDK aus dem Judobund. Seitdem gibt es also zwei getrennte Verbände in Deutschland. Allerdings ist nur der Deutsche Judo-Bund im Deutschen Sportbund organisiert und nur der Deutsche Judo-Bund wird vom Kodokan als nationaler Verband mit entsprechendem Graduierungsrecht anerkannt.

Judo ist in Deutschland auch heute noch die Kampfsportart mit den meisten Aktiven.

XIX. Judo-Europameisterschaften in Ost-Berlin, Mai 1970

Bei den Olympischen Spielen in Tokio, 1964, war Judo erstmals als olympischer Sport zu sehen. Der Kölner Wolfgang Hofmann war der erste deutsche Judoka, der eine Medaille (Silber) bei Olympischen Spielen gewann. Klaus Glahn konnte 1964 in Tokio mit Bronze und 1972 in München mit Silber als erster deutscher Judoka 2 Medaillen bei Olympischen Spielen gewinnen. Bei der Judo-Weltmeisterschaft 1979 in Paris errang Detlef Ultsch für die DDR den ersten Judo-Weltmeistertitel (seinen zweiten WM-Titel errang er 1983). Der erste deutsche Olympiasieger war Dietmar Lorenz , ebenfalls für die DDR, 1980. Olympiasieger 1984 wurde der heutige Bundestrainer Frank Wieneke, der 1988 in Seoul auch noch eine Silbermedaille gewann. Bis zur Wiedervereinigung brachten die Frauen in der damaligen BRD die Medaillen von Weltmeisterschaften nach Hause. Barbara Claßen aus Grenzach Wyhlen erringt 1982 in Paris den ersten Weltmeisterschaftstitel der Damen für den DJB. 1987 gewann Alexandra Schreiber bei der Judoweltmeisterschaft in Essen die Goldmedaille. Danach schaffte dies in Barcelona 1991 Frauke Eickhoff aus Hermannsburg als dritte Frau, 1993 gefolgt von dem Gewinn der Goldmedaille von Johanna Hagn, die auch 1996 als erste deutsche Judoka bei den Olympischen Spielen Bronze gewann. Das Jahr 1991 war für den DJB das mit drei Weltmeistertiteln erfolgreichste Wettkampfjahr überhaupt. Neben Frauke Eickhoff gewannen Udo Quellmalz und Daniel Lascau die weiteren Titel in Barcelona. 1996 gewann Udo Quellmalz die Goldmedaille in Atlanta, nachdem er bereits vier Jahre zuvor bei den Spielen in Barcelona die Bronzemedaille erkämpft hatte. Mit zwei Weltmeistertiteln 1991 und 1995 ist er bis heute der erfolgreichste deutsche Judoka aller Zeiten. Als erfolgreichster Leichtgewichtler bis 60 Kilogramm gilt der Münchener Richard Trautmann, der 1992 und 1996 jeweils Bronze bei den Olympischen Spielen gewann. 2004 wurde Yvonne Bönisch die erste weibliche Olympiasiegerin im Judo für Deutschland. Vier Jahre später bei den Spielen in Peking errang der Kölner Ole Bischof in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm als fünfter Deutscher eine olympische Goldmedaille.

Die größten Erfolge deutscher Judoka

Judo-Bundesliga im Deutschen Judobund

Der Deutsche Judobund ist Veranstalter der Judo-Bundesliga. 64 Vereine kämpfen in der 1. und 2. Bundesliga der Männer und Frauen. Darunter befinden sich die Regionalligen, in die die Meister der einzelnen Bundesländer aufsteigen können. Der Deutsche Meister ist auch berechtigt, im Europapokal der Landesmeister Deutschland zu vertreten. Der erfolgreichste Verein in der Geschichte des Deutschen Judobundes ist der TSV Abensberg, der im Zeitraum von 1991 bis 2006 zwölfmal Deutscher Meister werden konnte und in dieser Zeit fünfmal den Europapokal der Landesmeister nach Deutschland holte.

Österreich

In Österreich wird Judo durch den Österreichischen Judoverband vertreten, zu ihm gehören neun Landesverbände. Landesweit gibt es 198 Vereine mit 13.989 aktiven Sportler (Stand 31. Dezember 2007).

Prof. Jigoro Kano kam 1933 nach Wien und hielt hier zwei Vorführungen ab. Eine davon wurde auf dem Dach des Dojos des „1. Österreichischen Jiu-Jitsu Verein“ abgehalten. Die andere Vorführung fand in der Kaserne Marokkanerstraße statt. Der Shihan des Judosportes besuchte Österreich abermals im Jahr 1934.

Einer der erfolgreichsten österreichischen Judoka ist Peter Seisenbacher. Er wurde 1984 in Los Angeles Olympiasieger und verteidigte seinen Titel 1988 in Seoul erfolgreich. Somit war Peter Seisenbacher der erste Judoka, der eine olympische Goldmedaille erfolgreich verteidigen konnte. 1985 wurde er Weltmeister, 1986 Europameister. Österreichs Sportjournalisten wählten ihn 1984, 1985 und 1988 zum Sportler des Jahres. Er trug auch maßgeblich zur Verbreitung des Judo in Österreich bei.

1974 wurden die ersten Österreichischen Meisterschaften für Frauen abgehalten. Sternstunden des österreichischen Frauenjudo waren 1980 die ersten Weltmeisterschaften für Frauen in New York, wo Edith Hrovat, Gerda Winklbauer und Edith Simon WM-Gold erkämpften und Österreich den ersten Platz in der Medaillenwertung belegte. 1982 bei den Europameisterschaften in Oslo ging durch Siege von Edith Hrovat, Herta Reiter und Edith Simon, die zwei Titel holte (-66 kg und Open), die Hälfte aller EM Titel an Österreich. Derzeit sind Claudia Heill, 2004 Olympiazweite in Athen und Fünfte bei der Olympiade 2008 in Peking, Sabrina Filzmoser, sowie Ludwig Paischer, 2008 Olympiazweiter in Peking, die erfolgreichsten österreichischen Judoka.

Schweiz

Der Schweizerische Judo & Ju-Jitsu Verband (SJV) vertritt die Interessen der Judoka in der Schweiz. Der Sitz des Verbandes befindet sich in Bern. Dem Verband gehören derzeit rund 320 Clubs und Sportschulen sowie 14 Kantonalverbände an.

Siehe auch

Literatur

  • Jigoro Kano: Kodokan Judo. Verlag Dieter Born, Bonn, 2007, ISBN 978-3-922006-25-1
  • George Glass: Judo. Copress, München, 1990, ISBN 3-7679-0315-6
  • Mahito Ohgo: Judo. Grundlagen – Methodik. Falken, Niedernhausen, ISBN 3-8068-0305-6
  • Wolfgang Weinmann: Das Judo-Brevier: Leitfaden für Technik und Prüfung. Weinmann Verlag, Berlin, 1997, ISBN 3-87892-020-2
  • Toshiro Daigo: Kodokan Judo Throwing Techniques. Kodansha Europe, 5. Oktober 2005, ISBN 4-7700-2330-8
  • Gerhard Lehmann, Hans-Jürgen Ulbricht: Judo. Klassische und moderne Wurftechniken. Meyer & Meyer Sport, 2006, ISBN 3-89899-233-0
  • Ulrich Klocke: Judo Top Action Meyer & Meyer Sport, 2000, ISBN 978-3891246702
  • Wolfgang Hofmann Judo - Grundlagen des Stand- und Bodenkampfes Falken Verlag, 1978, ISBN 3-8068-4013-X
  • Lehmann, Müller-Deck: Judo Sportverlag Berlin, 1989, ISBN 3-328-00147-6
  • Kyuzo Mifune: The Canon of Judo: Classic Techniques on Principles of Techniques Kodansha Intl., ISBN 978-4770029799.
  • Andreas Schäfer: Richtig Judo BLV Buchverlag, 2. Auflage Juli 2006, ISBN 978-3-8354-0080-1
  • Hedda Sander / Björn Deling, Verlag: Meyer & Meyer Verlag,Judo - Das Standprogramm von weißgelb bis braun,ISBN 978-3-89899-051-6, englische Version: Judo from white/yellow belt to brown belt,ISBN 1-84126-076-2, Judo - Bodentechniken von weißgelb bis orange, ISBN 3-89124-653-6, Judo - Bodentechniken von orangegrün bis braun, ISBN 3-89124-685-4.

Weblinks

Verbände
Vereinigungen, Institute u. a.
Wettkampfergebnisse
  • judobundesliga.de – Starterlisten, Wettkampflisten und Tabelle der 1. und 2. Judobundesliga
  • german-judo.de – Ergebnisse von Meisterschaften (Deutschland)
  • ippon.org – gut aufbereitete Ergebnisse von Internationalen Meisterschaften
  • sports123.com/jud/ – alle Ergebnislisten von EM, WM und OS

Einzelnachweise

  1. http://www.jvl-online.de/judo/verschiedenes/geschichte.html

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