Judensau

Judensau
Einblattdruck mit Wittenberger Judensau, 1596

Die Tiermetapher Judensau bezeichnet ein im Hochmittelalter entstandenes häufiges Bildmotiv der antijudaistischen christlichen Kunst und späteren antisemitischen Karikatur. Dabei zielt das Schweinemotiv auf eine Demütigung der Juden, da das Hausschwein im Judentum als besonders unrein (hebr. tame) gilt und mit einem religiösen Nahrungstabu belegt ist.

Judensau-Spottbilder sind seit dem frühen 13. Jahrhundert belegt. Sie sind auf Steinreliefs und Skulpturen an etwa 30 Kirchen und anderen Gebäuden vor allem in Deutschland bis heute zu sehen. Daneben begegnet man dem Bildmotiv seit dem 15. Jahrhundert in der Art einer aggressiven Typenkarikatur in Flugschriften und anderen Medien. Spätestens 1918 tauchte der Begriff auch als öffentliches Schimpfwort gegen Juden auf. Die Nationalsozialisten griffen es auf und verwendeten es auch in der Abwandlung „Saujude“ als Hetzparole zur Verleumdung, Demütigung und Bedrohung.

Wer den Ausdruck heute gegenüber Menschen benutzt oder öffentlich über sie äußert, macht sich in Deutschland (§ 185 Strafgesetzbuch), Österreich (§ 115 österreichisches Strafgesetzbuch) und der Schweiz wegen Beleidigung strafbar. In besonders schweren Fällen kommt in Deutschland auch eine Strafe wegen Volksverhetzung (§ 130) in Betracht.

Inhaltsverzeichnis

Das mittelalterliche Bildmotiv

Verbreitung

Karte der architektonischen Nachweise der Judensau

Mittelalterliche Skulpturen oder Bilder einer „Judensau“ stellen Menschen und Schweine in intimem Kontakt dar. Die menschlichen Figuren zeigen die typischen Kennzeichen der damals vielerorts verordneten Judentracht, etwa einen „Judenhut“ oder Gelben Ring. Meist saugen diese Figuren wie Ferkel an den Zitzen einer Sau. In anderen Varianten reiten sie verkehrt herum auf einem Schwein, das Gesicht dem Anus zugewandt, aus dem Urin spritzt, oder umarmen oder küssen Schweine.

Solche Darstellungen sind noch an etwa 30 Orten zu finden. Einige sind so stark verwittert, dass das Motiv unkenntlich wurde. Manche waren in keinen Quellen verzeichnet und wurden erst seit 2000 wiederentdeckt.[1]

Ort, Land Gebäude Darstellung Entstehungszeit Zustand
Aarschot, Belgien Onze-Lieve-Vrouwekerk Säulenkapitell, verwandtes Motiv: Judenfigur reitet Ziegenbock 15. Jahrhundert erhalten
Ahrweiler, Deutschland St. Laurentius Wasserspeier 1295 gut erhalten
Bacherach, Deutschland Wernerkapelle Wasserspeier um 1290 teilweise zerstört
Bad Wimpfen, Deutschland Stiftskirche St. Peter Wasserspeier restaurierte Kopie, erhaltenes Original im Reichsmuseum
Bamberg, Deutschland Bamberger Dom
Bayreuth, Deutschland Bayreuther Stadtkirche Sandsteinskulptur stark beschädigt, kaum erkennbar
Brandenburg an der Havel, Deutschland Brandenburger Dom Säulenkapitell im Kreuzgang um 1230 gut erhalten
Bützow, Deutschland Stiftskirche Relief am Säulenkapitell im Mittelschiff um 1350 erhalten
Cadolzburg, Deutschland Cadolzburg Sandsteinrelief am Burgtor, größte Judensau-Skulptur 1380-1480 stark verwittert
Calbe, Deutschland St. Stephani-Kirche Wasserspeier 15. Jahrhundert
Colmar, Frankreich Münster St. Martin zwei Figuren: ein Wasserspeier und eine Figur beim Westportal um 1350
Eberswalde, Deutschland St. Maria Magdalena Säulenkapitell
Erfurt, Deutschland Erfurter Dom spätgotisches Flachrelief, Schnitzarbeit an der linken Seitenwange des linken Chorgestühls 14. Jahrhundert gut erhalten
Gnesen, Polen Gnesener Dom, St. Andreas Kapelle Kapitell mit Relief, Portal rechte Seite um 1350
Heiligenstadt, Deutschland Kapelle St. Anna Fragment eines Wasserspeiers an der Nordecke um 1300 stark verwittert und gebrochen, nicht erkennbar
Heilsbronn, Deutschland Heilsbronner Münster Skulptur an einer Säule im „Mortuarium“ als Sockel für Heiligenfigur 15. Jahrhundert
Köln, Deutschland Kölner Dom Chorgestühl, Holz 1310 gut erhalten
Köln, Deutschland St. Severin Steinskulptur am Taufbecken erhalten, 2002 in das Schnütgen-Museum verlegt[2]
Lemgo, Deutschland St. Marienkirche, westliches Atrium Sandsteinskulptur, Jude mit Spitzhut trägt Schwein erhalten
Magdeburg, Deutschland Magdeburger Dom, Ernstkapelle Sandsteinfries mit Farbspuren um 1270 oder 1493 gut erhalten
Metz, Frankreich Kathedrale von Metz, Karmel-Kapelle Sandsteinrelief um 1300-1330
Nordhausen, Deutschland Dom geschnitztes Chorgestühl um 1380 erhalten
Nürnberg, Deutschland St. Sebald, Südostchor Sandsteinskulptur als Konsole eines Strebepfeilers 14. Jahrhundert gut erhalten, restauriert
Regensburg, Deutschland Regensburger Dom Steinskulptur, Wandpfeiler außen am Südeingang 14. Jahrhundert
Spalt, Deutschland Haus Stiftsgasse 10 (früher Herrngasse 147) Sandsteinrelief 1350 oder 15. Jahrhundert stark verwittert
Spalt
(Ortsteil Theilenberg), Deutschland
St.-Wenzeslaus-Kirche, Ostseite des Turms Sandsteinrelief 14. Jahrhundert verwittert
Uppsala, Schweden Dom Uppsala, Chor Säulenkapitell, dreiseitiges Relief um 1350
Wiener Neustadt, Österreich ehemals am Haus Hauptplatz Nr. 16,
heute im Stadtmuseum
Sandsteinrelief 15. Jahrhundert gut erhalten
Wittenberg, Deutschland Stadtkirche, Südostflügel Sandsteinrelief mit Gravur um 1440; andere Quellen: um 1300 gut erhalten, restauriert
Xanten, Deutschland Xantener Dom, Nordseite vor dem Hochchor Steinskulptur als Sockel einer Marienfigur; Figur mit Judenhut, Sau beißt in den Hut[3] erhalten
Zerbst, Deutschland Nikolaikirche (Ruine), Strebepfeiler an der Nordostseite des Chores Steinrelief 1446-1448 gut erhalten
Zerbst, Deutschland Wohnhaus Markt 16 geschnitzter gotischer Balken erhalten, heute im Stadtmuseum

Die frühesten Beispiele finden sich an Kirchengebäuden. Als älteste bekannte Darstellung gilt die um 1230 entstandene Figur an einem Säulenkapitell im Domkreuzgang von Brandenburg. Sie zeigt ein Mischwesen zwischen Jude und Schwein: Diese Version einer Judensau wurde später nicht mehr aufgegriffen. Dem 13. Jahrhundert ordnet Isaak Shachar auch die Beispiele in Bad Wimpfen, Eberswalde, Lemgo, Magdeburg und Xanten zu. Zum 14. Jahrhundert zählt er die Motive in Colmar, Gnesen, Heiligenstadt, im Kölner Dom, in Metz, Nordhausen, Regensburg und Uppsala. Die an Profanbauten angebrachte Judensau-Bilder werden überwiegend in das 15. Jahrhundert datiert.

Heute nicht mehr vorhanden sind die Judensau-Skulpturen in:

Herkunft und Bedeutungswandel

Das Schwein symbolisiert in der Bibel die Unreinheit und Sünde, die der Mensch ablegen und überwinden soll, weil Gott ihn zu seinem Ebenbild berufen hat. Das unterscheidet den Menschen von den Mitgeschöpfen, die ihm dienen und deren Leben er bewahren, aber nicht mit der Gottheit verwechseln soll (Gen 1–2 EU).

Die Tora verbietet Intimität zwischen Mensch und Tier (Zoophilie): Diese gilt in der Bibel als besonders schwere Perversion und todeswürdiges Vergehen (Ex 22,18 EU). Verboten wurde auch der Verzehr bestimmter Tierarten, darunter des Schweins (Lev 11,7 EU). Schweinefleisch und Schweinemilch gelten Juden daher als nicht koschere Nahrung.

Jesus von Nazaret lässt nach Mk 5,1–20 EU die bösen Geister, die einen Menschen beherrschen, in eine Schweineherde fahren, worauf diese sich ins Meer stürzt und ertrinkt. In 2 Petr 2,22 EU heißt es von denen, die sich vom christlichen Glauben abwandten:

„Es ist ihnen widerfahren das Sprichwort: Der Hund frisst wieder, was er gespien hat; die Sau wälzt sich nach der Notdurft wieder im Kot.“

Hier wurde die Rückkehr von Judenchristen zum Judentum als Verhalten von Schweinen dargestellt.

Schon einige Kirchenväter beschimpften Juden und Häretiker als solche als „Schweine“. Johannes Chrysostomos übertrug diese Herabsetzung in seinen acht Sermonen 388 auf den jüdischen Gottesdienst in der Synagoge.[5]

Mit der Übernahme hellenistischer Tugend- und Lasterkataloge bildete die christliche Theologie seit dem 5. Jahrhundert die Reihe der „Sieben Todsünden“ heraus: Die letzten beiden, Völlerei (lateinisch gula) und Wollust (luxuria), wurden in bildlichen Darstellungen oft mit einem Schwein symbolisiert. Es verkörpert die Unreinen und die Sünder, deren Bauch mit Schweinereien angefüllt ist, deren verdaute Exkremente sie ihren Nachkommen hinterließen (Ps 17,14 EU).

Diese allgemein menschlichen Verfehlungen wurden bis zum 9. Jahrhundert noch nicht mit dem Judentum identifiziert, sondern nur verglichen. Rabanus Maurus stellte in seiner Enzyklopädie De universo (847) Juden Schweinen an die Seite, da beide in gleicher Weise ihre gottlose, sündhafte Unmäßigkeit und Unkeuschheit „vererbten“. Er bezog sich dabei auf die „Selbstverfluchung“ in Mt 27,25 EU: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder! Hier waren Juden wie Schweine noch eine Allegorie für die beiden Laster, vor deren Weitergabe der einfache Christ mit drastischen Bildern gewarnt wurde. Ebenso verkörperten Mönche und Affen die inconstantia (Untreue, Unbeständigkeit).

Die Skulpturen an Kirchen des Hochmittelalters symbolisierten den Aufstieg des Christentums zur herrschenden Weltanschauung, indem sie die siegreiche Ecclesia (Kirche) der unterlegenen Synagoge gegenüberstellten. Am Straßburger Münster zum Beispiel wurde letztere noch als formvollendete, edle und auch in der Trauer über ihre Niederlage hoheitsvolle Frauenfigur dargestellt (entstanden um 1230). Ihre verbundenen Augen symbolisieren die Blindheit des Unglaubens, ohne die Juden damit zu verspotten.

Auch frühe Judensau-Skulpturen im 13. Jahrhundert stellten zwar Juden negativ dar, sollten aber nicht das Judentum verhöhnen: Juden waren hier nur moralische Exempelfiguren für alle Sünder.[6] Doch schon die früheste Judensau-Skulptur (um 1230) deutete eine Wesensgleichheit von Juden und Schweinen an, indem sie ein Mischwesen aus beiden darstellte. Sie stammt aus der Zeit, als die theologische „Verwerfung“ des Judentums sozialpolitisch zementiert wurde: Das 4. Laterankonzil 1215 hatte die Ghettoisierung der mittelalterlichen Judengemeinden und eine diskriminierende Kleiderordnung für sie angeordnet.

Nun wurde das Judentum zunehmend als verdorbene, schmutzige und lächerliche Religion abgewertet. So wurden in Spanien gerade durch Zwangstaufen zum Christentum konvertierte Juden seit etwa 1380 als Marranos (Schweine) beschimpft, da man ihnen keine innere Abkehr vom Judentum abnahm und dies auf eine unveränderliche jüdische Wesensart zurückführte. Mit dem frührassistischen Kriterium der Blutsreinheit (limpieza de sangre) versuchten spanische Christen getaufte Juden im 14. Jahrhundert vom gesellschaftlichen Aufstieg auszuschließen; im 15. Jahrhundert kam es zu landesweiten Pogromen und Vertreibungen der spanischen Juden und Judenchristen.[7] Judensau-Skulpturen sind in Spanien jedoch nicht nachgewiesen worden.

Die im 15. Jahrhundert entstandenen mitteleuropäischen Bildmotive werden als früheste Form einer judenfeindlichen Karikatur interpretiert, die drei sozialpsychologische Hauptfunktionen erfüllte (nach Angelika Plum):

  • die Juden dem Spott der Allgemeinheit preiszugeben, indem auf ihre angeblich typischen Verhaltensweisen hingedeutet wurde. Dies setzte antijudaistische Vorurteile beim Betrachter voraus;
  • eben diese Vorurteile zu verfestigen und zur Abgrenzung von Juden, indirekt so auch zum Handeln gegen sie zu ermuntern;
  • die Juden selbst in ihrem religiösen Selbstverständnis anzugreifen und zu verletzen.

Als grobe Spottbilder verbinden sie die Darstellung einer Intimität zwischen Mensch und Tier häufig mit Ausscheidungs- und Verdauungsprozessen. Dies zielte auf eine möglichst wirksame Diffamierung der Dargestellten durch extreme, symbolisch verkürzte Zuspitzung auf das „Typische“ (Matthias Beimel). Die Obszönität der Bilder appelliert beim Betrachter an Gefühlsreaktionen wie Ekel, Scham, Hass und Verachtung.

Dies sollte gläubige Juden in besonders quälender Form öffentlich verunglimpfen, demütigen und aus der menschlichen Gemeinschaft ausgrenzen. Dem Betrachter des Judensau-Motivs wurde suggeriert, dass Juden besonders sündige, abstoßende, verkehrte und ausschweifende Dinge tun und mit Schweinen artverwandt seien. Das sprach ihnen ihre Menschenwürde ab, auf die es in ihrer Religion gerade ankommt. Zugleich zementierte das Motiv eine gesellschaftliche Distanz zur jüdischen Minderheit. Darum sehen Historiker darin einen Vorläufer des späteren Rasse-Antisemitismus.[8]

Am Chorgestühl des Erfurter Doms wird der Konflikt der Religionen als Turnier dargestellt. Während die Kirche auf einem Pferd reitet, sitzt die Synagoge auf einem Schwein. Ein Säulenkapitell im flämischen Aarschot wandelt das Motiv ab: Dort reitet ein Jude auf einem Ziegenbock. Dieser war auch Symbol des Teufels, so dass das Motiv nun bereits über den bloßen satirischen Spott hinausging.

Die aus dem 15. Jahrhundert stammenden Judensau-Motive an Profanbauten zeigen, dass sich der Adressatenkreis der Betrachter über den kirchlichen Rahmen hinaus in das Bürgertum verbreitet hatte und Juden nun gesamtgesellschaftlich verachtet wurden.

Judensau am Südostflügel der Stadtkirche Wittenberg

Diese Tendenz bestätigt das Judensau-Relief an der Wittenberger Stadtkirche: Es stellt ein betont „perverses“, verhöhnendes Bild dar, das Abscheu und Ekel erregen sollte. „Der Jude“ erscheint nun als solcher als widerwärtige Kreatur. Zudem trägt das Motiv den Titel Šem ha-Meforaš (hebräisch „der unverstellte Name“), bringt also den biblischen Gottesnamen mit einem für gläubige Juden unreinen Tier in Verbindung. Es bedeutet damit für sie eine ungeheure Blasphemie. Gegen Ende des Mittelalters hatte sich der ursprünglich religiöse Gegensatz von Kirche und Synagoge also zu einer totalen, alle Lebensbereiche umfassenden Verachtung des Judentums verdichtet.

Seit 1517 war die Stadtkirche der Predigtort Martin Luthers und Ursprung der Reformation. Seine antijudaistische Schmähschrift von 1546 trug den Titel Schem Ha Mphoras und deutete das Motiv wie folgt:[9]

„Hinter der Saw stehet ein Rabin, der hebt der Saw das rechte Bein empor, und mit seiner lincken hand zeucht er den pirtzel uber sich, bückt und kuckt mit grossem vleis der Saw unter dem pirtzel in den Thalmud hinein, als wolt er etwas scharffes und sonderlichs lesen und ersehen.“

Damit bezog Luther die Judensau auf den Talmud und verhöhnte die rabbinische Schriftexegese und den jüdischen Glauben insgesamt als schmutzige Lächerlichkeit. So schloss er jeden denkbaren theologischen Dialog mit Juden und die Anerkennung ihrer eigenständigen Tradition aus.

Besonders provokant gestaltet war die Frankfurter Judensau, ein Wandgemälde am Alten Brückenturm in Frankfurt am Main unweit der Frankfurter Judengasse. Es war bis zum Abriss des Brückenturms 1801 eine der touristischen Attraktionen der Stadt. Es zeigte einen Rabbiner, der verkehrt herum auf einer Sau reitet, einen jungen Juden unter dem Bauch an den Zitzen, einen weiteren am After oder der Vulva saugend; hinter der Sau stehend den Teufel selbst und eine auf einem Ziegenbock, einem Teufelssymbol, reitende Jüdin. Zudem war darüber der verstümmelte Leichnam des Simon von Trient zu sehen, der angeblich einem Ritualmord von Juden zum Opfer gefallen war. Die Bildunterschrift lautete:

„Saug du die Milch, friß du den Dreck,
Das ist doch euer best Geschleck.“

Dies sollte unterstreichen, dass Juden abartige Wesen seien, die den Tieren und dem Teufel näher stünden als dem Menschen. Die Verknüpfung des Judensau-Motivs mit einer antijudaistischen Ritualmordlegende sollte eine Pogromstimmung schüren.[10] Die Darstellung wurde in großer Zahl auch auf Holzschnitten und Kupferstichen, von denen verschiedene Varianten vorliegen, verbreitet. Auf den Druckwerken hat der Teufel meist eine als jüdisch angesehene Physiognomie und trägt auch den Judenring.

Rezeption in der Frühen Neuzeit

Darstellung aus einem Blockbuch des 15. Jahrhunderts

Das Fastnachtspiel von Hans Folz Ein spil von dem herzogen von Burgland (Werktitel: Der Juden Messias) aus dem 15. Jahrhundert zeigt, dass das Judensau-Motiv sich auch in der deutschsprachigen Literatur verbreitet hatte. In diesem Bühnenstück wird der jüdische Messias szenisch als Antichrist entlarvt und am Schluss als Strafe für die Juden vorgeschlagen:[11]

„Ich sprich, das man vor allen ding
Die allergrost schweinsmuter pring,
Darunter sie sich schmiegen all
Saug ieder tutten mit schall;
Der Messias lig unter dem schwanz!“

Seit der Erfindung des Buchdrucks finden sich Judensau-Spottbilder vermehrt in Büchern und Flugschriften, besonders in der Reformationszeit. Auf so genannten Judenspottmedaillen des 16. Jahrhunderts war das Motiv ebenfalls vertreten. Die assoziative Verbindung von Juden, Sau und Teufel wurde nun auch auf ihre körperlichen Eigenschaften übertragen, indem Bilder sie mit Schweinsohren, Bocksfüßen und Hörnern karikierten. Ein antijüdisches Pamphlet von 1571 etwa zeigte auf dem Deckblatt Judenfiguren mit dem Gelben Fleck, die mit abstoßenden Körpermerkmalen wie Teufelskrallen, Klauen- und Krähenfüßen, Schweinsgesichtern mit Hörnern und Geweihen ausgestattet sind. Eine davon, ein Gaukler mit Dudelsack, reitet auf einer Sau, die ihre Exkremente frisst.[12]

Im 17. und 18. Jahrhundert wurden die besonders populären Judensau-Darstellungen von Wittenberg und Frankfurt am Main zur antijüdischen Propaganda oft in Büchern abgebildet. Auch im 19. Jahrhundert finden sich Darstellungen, besonders Druckgrafiken, die Juden in abfälliger Weise mit Schweinen in Verbindung brachten.

Das antisemitische Propagandamotiv

Judensau in einem antisemitischen Buch von 1822

Die medial breit ausgefächerte Fortsetzung der antijüdischen Propaganda im 19. Jahrhundert setzte eine etablierte, durch die genannten Bildzeugnisse verfestigte Assoziation von Juden mit Schweinen voraus. Im Deutschen Kaiserreich nahm die Tradition antisemitischer Karikaturen im Kontext der Judenemanzipation (1870–1890) einen Aufschwung.[13]

Seit wann „Judensau“ als Schimpfwort gebraucht wurde, ist ungewiss. Das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm von 1877 enthält das Stichwort nicht. Seit der Novemberrevolution von 1918 benutzten deutsche Rechtsradikale den Ausdruck, um die „Novemberverbrecher“ öffentlich anzugreifen. So kursierte seit etwa 1920 ein deutschnationales Stammtischlied, das gegen den damaligen Außenminister der Weimarer Republik hetzte:[14]

„Knallen die Gewehre – tak, tak, tak
Aufs schwarze und aufs rote Pack.
Auch Rathenau, der Walther,
Erreicht kein hohes Alter,
Knallt ab den Walther Rathenau,
Die gottverdammte Judensau!“

1922 wurde Rathenau gemäß dieser Aufforderung auf offener Straße erschossen.

Die Nationalsozialisten aktivierten die seit dem Mittelalter im Volk verankerten antijudaistischen Stereotypen, darunter die Judensau, gezielt zur propagandistischen Vorbereitung der Judenverfolgung. Das Hetzblatt Der Stürmer setzte seit 1923 die Tradition antisemitischer Karikaturen fort. Er verband religiöse mit pornographischen und rassistischen Motiven, übernahm und steigerte die in der Christentumsgeschichte vorgegebene Verbindung der „Judensau“ mit Ritualmorden, „Blutsaugern“ und dem „Satan“. Diese Tradition bildete den Hintergrund für Zerrbilder von Juden mit schiefen Zähnen, Tierklauen, triefenden Mundwinkeln und gierigem Blick, die Scharen junger blonder Mädchen verführten und „vergifteten“. Die Motivik bezog sich nun auf die „Rassenschande“, aber auch auf das „Aussaugen“ der „arischen Rasse“.[15]

In einer Karikatur des Stürmers vom April 1934 symbolisiert das Judensau-Motiv die angebliche Medienmacht der Juden. Die mit einer Mistgabel durchbohrte Sau trägt die Aufschrift „Juden-Literatur-Verlage“, die Bildunterzeile lautet: Wenn die Sau tot ist müssen auch die Ferkel verrecken. Als am Tropf der Verlage hängende „Ferkel“ sind u. a. Albert Einstein, Magnus Hirschfeld, Alfred Kerr, Thomas Mann und Erich Maria Remarque dargestellt.[16]

Damit wurden aktuelle Ereignisse aufgegriffen und in Form einer „personalen Typenkarikatur“ auf eine angeblich typische, dauerhafte Charaktereigenschaft aller Juden zugespitzt, die auf Ursachen in der jüdischen Kultur, Religion und Rasse verweisen sollte. Anders als die neuen politischen Karikaturen des 19. Jahrhunderts richteten sich diese Bilder nicht mit aufklärerischer Intention gegen die Herrschenden, um durch deren Verspottung eine subversive Distanz in der Bevölkerung zu fördern, sondern gegen eine unterlegene Minderheit, die dem Betrachter als völlig verabscheuungswürdig ausgeliefert wurde. Sie sollten nicht komplexe politische Zusammenhänge transparent machen, sondern Sündenböcke anbieten.

Vom „Judenboykott“ (1. April 1933) an entfaltete diese Hetzpropaganda ihre historisch beispiellose Wirkung. Seit den „Gesetzen zum Schutz des deutschen Blutes“ von 1935 waren Sexualkontakte zwischen jüdischen und nichtjüdischen Deutschen streng untersagt und für den männlichen Partner mit Haftstrafe bedroht. Nichtjüdische Frauen, die solcher „Rassenschande“ beschuldigt wurden, wurden öffentlich als „Judenhure“ gedemütigt, etwa indem man ihnen Schilder mit der Aufschrift um den Hals hängte:[17] „Ich bin am Ort das größte Schwein und lass mich nur mit Juden ein.“

Überlebende berichten von sadistischen Ritualen mancher Aufseher der SS in nationalsozialistischen Konzentrationslagern: Sie zwangen jüdische Häftlinge etwa dazu, sich zu entkleiden und von einem Baum herab zu rufen: „Ich bin eine dreckige Judensau!“[18]

1950 im Prozess gegen Veit Harlan, den Regisseur des NS-Propagandafilms Jud Süß von 1940, belastete ihn die Hauptzeugin Karena Niehoff, eine „Halbjüdin“, mit der Aussage, er habe den Drehbuchentwurf eigenhändig antisemitisch verschärft. Sie wurde darauf vom Publikum als „Judensau“ beschimpft und bedroht, so dass sie Polizeischutz brauchte und die Öffentlichkeit fortan vom Prozess ausgeschlossen wurde. Die Bedrohung, der Freispruch für Harlan und weitere Prozessumstände wurden in den Medien weltweit beachtet und vielfach als Zeichen mangelnder Vergangenheitsbewältigung in der Nachkriegszeit bewertet, so dass Bundeskanzler Konrad Adenauer den Vorfall öffentlich bedauerte.[19]

Umgang mit historischen Judensau-Darstellungen

Es ist umstritten, ob historische Judensau-Darstellungen entfernt werden oder als Zeitzeugnisse an ihrem Ort bleiben sollen. Denkmalpfleger und Historiker argumentieren heute, außerordentlich anstößige Motive müssten in ihrem damaligen architektonischen Kontext dokumentiert bleiben.[20] Kritiker dagegen sehen darin mangelnde Sensibilität gegenüber den Gefühlen heutiger Juden und mangelnde Abkehr vom Antisemitismus.

Bereits nach Kriegsende 1945 wurde die Darstellung von der Stadtapotheke in Kelheim entfernt, wahrscheinlich auf Weisung eines Offiziers der US-Armee.

Mahnmal für die Juden am Südostflügel der Stadtkirche Wittenberg

1988 entwarf der Bildhauer Wieland Schmiedel aus Crivitz in Mecklenburg im Auftrag des Gemeindekirchenrats der Wittenberger Stadtkirche eine Gedenkplatte, die unterhalb des Judensau-Reliefs in den Boden eingelassen wurde, um auf die historischen Folgen dieses Judenhasses hinzuweisen: die Shoa. Sie stellt eine mit Stacheldraht in Kreuzesform versiegelte Bibel dar; die Texteinfassung zitiert in hebräischer Sprache einen Psalmvers (Ps 130,1 LUT): „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“. Ergänzend heißt es mit Worten des Berliner Schriftstellers Jürgen Rennert:

„Gottes eigentlicher Name, der geschmähte Schem Ha Mphoras, den die Juden vor den Christen fast unsagbar heilig hielten, starb in sechs Millionen Juden unter einem Kreuzeszeichen.“

Am 24. April 1990 machte sich eine Synodalerklärung der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg diese Initiative zu eigen und empfahl:[21]

„Sofern die Kunstwerke an ihrer Stelle verbleiben, sollte der Betrachter durch Hinweise […] auf Schuld und Betroffenheit der Kirche aufmerksam gemacht und zu neuer Sicht angeleitet werden.“

Bisher wurden jedoch nur wenige Mahntafeln an Kirchen mit dem Judensaumotiv angebracht.

Einige Kritiker finden die noch vorhandenen Darstellungen unerträglich und fordern ihre Entfernung oder aber deutliche Distanzierung in Begleittexten. So thematisierte der Aktionskünstler Wolfram P. Kastner das Judensau-Motiv im Kölner Dom bei einer Protestaktion 2002 als „Modellfall für die Produktion von Gewaltbildern in unseren Köpfen“.[22] Seinen Vorschlag, mit einer distanzierenden Tafel „auf das ehrverletzende antijüdische Hohnbild“ hinzuweisen, wies die Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner zurück: Das wertvolle Kunstwerk sei ohnehin für Besucher unsichtbar; auch anderswo im Dom wolle man nicht darauf hinweisen.[23] Im Domkatalog ordnet der Begleittext eines Kunsthistorikers die Judensau-Darstellung im Chorgestühl als Zeugnis für mittelalterlichen Antisemitismus ein, „obwohl die Juden unter dem Schutz des Erzbischofs standen.“[24]

In Regensburg stellten die Verantwortlichen am 30. März 2005 eine Hinweistafel zur stark verwitterten Skulptur im Dom vor mit dem Text:[25]

„Die Skulptur als steinernes Zeugnis einer vergangenen Epoche muss im Zusammenhang mit ihrer Zeit gesehen werden. Sie ist in ihrem antijüdischen Aussagegehalt für den heutigen Betrachter befremdlich.“

Dies war ein Kompromiss zwischen der Diözese Regensburg, dem Kultusministerium und dem Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinde in Bayern. Wolfram Kastner brachte daraufhin am 11. Mai einen Gegenentwurf, der die christliche Mitschuld benannte, an der Kirchenwand an, den Gemeindevertreter wieder entfernten.[26]

In Bayreuth brachte die evangelische Kirche 2005 eine Tafel mit der Inschrift an:[27]

„Unkenntlich geworden ist das steinerne Zeugnis des Judenhasses an diesem Pfeiler. Für immer vergangen sei alle Feindseligkeit gegen das Judentum.“

In Nürnberg verabschiedete der Kirchenvorstand von St. Sebald am 15. September 2005 – 70 Jahre nach Erlass der Nürnberger Gesetze – eine Erklärung mit dem Wortlaut:[28]

„Das „Judensau“-Schmähbild aus dem Spätmittelalter drückt den Judenhass aus, der die Schoa vorbereitet hat. Im selben Ungeist sind jüdische Bürger Nürnbergs bis ins 20. Jahrhundert verachtet und verteufelt, vertrieben und vernichtet worden.
Voller Scham verbeugen wir uns vor den Millionen Opfern des Judenhasses.
Wir bitten sie und unseren gemeinsamen Gott um Vergebung.“

In Basel wurde im Hinblick auf das 100-Jahr-Jubiläum des 1. Zionistenkongresses 1997 ein Teil des Chorgestühls mit der Darstellung einer Judensau an einer der Miserikordien aus dem Münster entfernt, weil man befürchtete, dass diese von jüdischen Besuchern der Stadt als Affront empfunden werden könnte.

Umgang mit aktuellen Beschimpfungen

Die öffentlich ausgesprochenen Ausdrücke „Judensau“ und „Saujude“ gelten im bundesdeutschen Strafrecht als eindeutig strafbare Beleidigungen. Sie gehen über gewöhnlichen Fremdenhass hinaus, da sie Personen in antisemitischer Tradition gezielt als Angehörige einer minderwertigen Rasse darstellen und herabsetzen.

Das Schimpfwort „Judensau“ ist bis heute auf Fußballplätzen gegen als jüdisch angesehene Sportler[29] oder Schiedsrichter[30] zu hören. Damit wurden Fußballer des TuS Makkabi Berlin während einer Partie im Oktober 2006 von rechtsradikalen Zuschauern zunehmend beschimpft und körperlich bedroht, bis sie gemeinsam den Platz verließen.[31] Alle dem Verband Makkabi Deutschland angeschlossenen deutschjüdischen Vereine vereinbarten daraufhin, Spiele bei solchen Vorfällen künftig abzubrechen und sie vor Sport-und Strafgerichte zu bringen.[32] Dies stieß eine bundesweite Debatte über Antisemitismus im deutschen Fußball an. Der Deutsche Fußballbund und Die Liga – Fußballverband richteten im Dezember 2006 eine gemeinsame Taskforce gegen Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ein.[33] Der DFB nahm 2008 „Beleidigungen (§ 185 StGB) aus rassistischen bzw. fremdenfeindlichen Motiven“ als Grund für unbefristete Stadionverbote der Vereine in seine Richtlinien auf.[34]

Seit etwa 1990 haben antisemitische Straftaten wie die Schändung jüdischer Grabstätten und Mahnmale in Deutschland wieder zugenommen. So wurde etwa das gemeinsame Grab von Bertolt Brecht und seiner Frau Helene Weigel, die jüdischer Herkunft war, kurz nach Öffnung der Berliner Mauer 1989 mit der Parole „Sau-Jude“ beschmiert. In der Nacht zum 20. April 1992, des „Führers Geburtstag“, warfen Neonazis eine Schweinekopfhälfte in den Vorgarten der Erfurter Synagoge. Dies wiederholten ein Neonazi und drei Skinheads am 20. Juli 1992 - nach dem Tod von Heinz Galinski - mit zwei Schweinekopfhälften. Auf dem beigefügten Zettel stand: Dieses Schwein Galinski ist endlich tot. Noch mehr Juden müssen es sein.[35] Das Mahnmal für deportierte Juden in Berlin-Grunewald wurde im Oktober 1993 mit Schweineköpfen geschändet.

Im Oktober 1998 während der öffentlichen Debatte zwischen Martin Walser und Ignatz Bubis um die angebliche „Moralkeule Auschwitz“ trieben Neonazis ein Ferkel mit einem aufgemalten Davidstern und dem Namen von Ignatz Bubis über den Alexanderplatz in Berlin.[36] Diese Entwürdigung galt einem Repräsentanten der Juden in Deutschland, den Neonazis häufig attackierten.[37] Meir Mendelssohn, der das Grab von Bubis in Israel mit schwarzer Farbe übergossen hatte, forderte das Publikum bei einem von Christoph Schlingensief veranstalteten Theaterabend am 22. November 1999 in der Berliner Volksbühne auf, „… das Wort Judensau zu sagen, ganz normal und ganz natürlich.“ Er wurde daraufhin wegen Volksverhetzung angezeigt.[38]

Im Juni 2006 beschimpfte der Schweizer Rechtsextremist Pascal Lüthard einen Restaurantgast, der eine von Neonazis provozierte Schlägerei schlichten wollte, als „Judensau“. Lüthard wurde daraufhin wegen Verletzung der Schweizer Rassismus-Strafnorm zu einer Geldstrafe verurteilt. Seinen Revisionsantrag, wonach er nur eine Einzelperson beschimpft habe, wies das Obergericht zurück: Ihm sei die jüdische Identität des Beschimpften bekannt gewesen, der gezielte Ausspruch habe daher über ein individuelles Unwerturteil hinaus eine Ethnie und Religionszugehörigkeit gewollt herabgesetzt.[39]

Am 16. April 2010 wurde ein 17-jähriger gebürtiger Israeli, der Enkel eines Holocaustüberlebenden aus dem Warschauer Ghetto, in Laucha von einem rechtsextremen Mitschüler ohne Vorwarnung schwer körperlich misshandelt und dabei als „Judenschwein“ beschimpft. Die seit 2002 dort wohnhafte Familie überlegt, Deutschland wegen des Vorfalls wieder zu verlassen.[40]

Islamische Antisemiten bezeichnen Juden öfter als „Affen und Schweine“. Sie berufen sich dabei auf einige Suren des Koran (2,65; 5,60; 7,166), nach denen Allah frevelnde Juden in Affen und/oder Schweine verwandelt haben soll. Die Deutung dieser Verse wird heute manchmal abgemildert. Islamische Theologen haben empfohlen, heutige Juden nicht so zu bezeichnen.[41]

Literatur

zu Darstellungen im Mittelalter
  • David Kaufmann: Die Sau von Wittenberg, in: Allgemeine Zeitung des Judentums, 54. Jg. 1890, S. 614ff. (auch in: Gesammelte Schriften, Band 1, Frankfurt am Main 1908, S. 161ff.; Digitalisat)
  • Bernhard Blumenkranz: Juden und Judentum in der mittelalterlichen Kunst. Kohlhammer 1965
  • Isaiah Shachar: The Judensau. A Medieval Anti-Jewish Motif and its History. Warburg Institute, London 1974, ISBN 0-85481-049-8 (für die Forschung maßgebliche Monografie)
  • Wilfried Schouwink: Der wilde Eber in Gottes Weinberg. Zur Darstellung des Schweins in Literatur und Kunst des Mittelalters. Thorbecke, Sigmaringen 1985, ISBN 3-7995-4016-4, S. 75–88
  • Thomas Brunier: Die ‚Judensau‘. Zu einem Symbol des Judenhasses und seiner Geschichte. in: Forum Religion. Kreuz-Verlag Breitsohl, Stuttgart 1995, 4, S. 4–15, ISSN 0343-7744
  • Claudine Fabre-Vassas: The Singular Beast. Jews, Christians, and the Pig. Columbia University Press, 1997, ISBN 0-231-10366-2 (englisch)
  • Heinz Schreckenberg: Die Juden in der Kunst Europas. Ein historischer Bildatlas. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2002, ISBN 3-525-63362-9, S. 343–349 („Das ‚Judensau‘-Motiv“)
  • Petra Schöner: Judenbilder im deutschen Einblattdruck der Renaissance. Ein Beitrag zur Imagologie. Valentin Koerner, Baden-Baden 2002, ISBN 3-87320-442-8, S. 189-208 (Rezension)
  • Hermann Rusam: „Judensau“-Darstellungen in der plastischen Kunst Bayerns. Ein Zeugnis christlicher Judenfeindschaft, in: Begegnungen (Sonderheft März 2007), ISSN 1612-4340
zu antisemitischen Karikaturen
  • Matthias Beimel: Die Karikatur als Ersatzhandlung. Antisemitismus in der NS-Propaganda und ihre Vorbilder. In: Geschichte lernen. Friedrich, Velber 3/1990, 18, S. 28-33, ISSN 0933-3096
  • Eduard Fuchs: Die Juden in der Karikatur. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte. München 1921, Guhl, Berlin 1985 (Nachdr.). ISBN 3-88220-409-5
  • Angelika Plum: Die Karikatur im Spannungsfeld von Kunstgeschichte und Politikwissenschaft. Eine ikonologische Untersuchung zu Feindbildern in Karikaturen. Berichte aus der Kunstgeschichte. Shaker, Aachen 1998, ISBN 3-8265-4159-6
  • Stefan Rohrbacher, Michael Schmidt: Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile. Rowohlt, Reinbek 1991, ISBN 3-499-55498-4
  • Julius H. Schoeps, Joachim Schlör (Hrsg.): Bilder der Judenfeindschaft. Antisemitismus, Vorurteile und Mythen. Bechtermünz, Augsburg 1999, ISBN 3-8289-0734-2
  • Michael Wolffsohn: Das Bild als Gefahren- und Informationsquelle. Von der „Judensau“ über den „Nathan“ zum „Stürmer“ und zu Nachmann. In: Uwe Backes, Eckhard Jesse, Rainer Zitelmann (Hrsg.): Die Schatten der Vergangenheit. Impulse zur Historisierung des Nationalsozialismus, Ullstein, 1992, ISBN 3-548-33161-0, S. 522-542

Weblinks

Bildbeispiele
 Commons: Judensau – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

(aus Andrea-Martina Reichel: Die Kleider der Passion. Für eine Ikonographie des Kostüms, Anhang C. Bildanhang Nr. 155 und 156)

Einzelbelege

  1. Hauptquellen: Isaiah Shachar: The Judensau (1974); Wilfried Schouwink: Der wilde Eber in Gottes Weinberg (1985); in Einzelfällen lokale Kirchenführer, Ortsgeschichte oder Museumsbeschreibungen, siehe dazu Quellenangaben bei Wolfram Kastner: Christliche Sauerei (Liste der Einzelorte rechts)
  2. Bernd Iben, Zeitschrift „GROSSTIERPRAXIS“ 05/2009, Witzenhausen: Perlen vor die Säue (1. Teil). Der Mensch in Ambivalenz zum Schwein (pdf, S. 147-187; Abbild Nr. 7: Judensau St. Severin, S. 183)
  3. Bernd Iben, Zeitschrift „GROSSTIERPRAXIS“ 05/2009, Witzenhausen: Perlen vor die Säue (1. Teil). Der Mensch in Ambivalenz zum Schwein (pdf, Abbild Nr. 10: Judensau Xantener Dom, S. 186)
  4. „Judensau“-Aktionen von Wolfram Kastner: Beschreibung Basel
  5. Petra Schöner: Judenbilder im deutschen Einblattdruck der Renaissance, S. 189ff
  6. Isaiah Shachar: The Judensau, S. 22f.
  7. Max Sebastián Hering Torres: Rassismus in der Vormoderne: Die »Reinheit des Blutes« im Spanien der Frühen Neuzeit. Campus Verlag, 2006, ISBN 3-593-38204-0 (zum Begriff Marranos: S. 16, Fußnote 7)
  8. Oliver Gußmann: Die sogenannte 'Judensau' (Link nicht mehr abrufbar) (in: Begegnungen. Zeitschrift für Kirche und Judentum 84 (2001), S. 26–28; überarbeitet 2003)
  9. Weimarer Ausgabe Bd. 53, S. 600ff; Originaldruck von Luthers „Schem Hamphoras“, Volltext
  10. Wilfried Schouwink: Der wilde Eber in Gottes Weinberg, S. 88
  11. zitiert nach Petra Schöner, S. 197; Volltext in: Dieter Wuttke: Fastnachtsspiele des 15. und 16. Jahrhunderts, Reclam, Ditzingen 1986, ISBN 3-15-009415-1; dazu Mate Madunic: „Ey, hat dich der teufel herein getragen?“ Untersuchungen zum Antijudaismus in Hans Folz „Ein spil von dem herzogen von Burgund“. Grin Verlag, 2008, ISBN 3-640-16656-6
  12. Stefan Rohrbacher, Michael Schmidt: Judenbilder, S. 160
  13. Eduard Fuchs: Die Juden in der Karikatur. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte. (1921) Nachdruck 1984, ISBN 3-88220-409-5; zur Kontinuität des Judensau-Motivs: S. 128
  14. Ernst Toller: Eine Jugend in Deutschland. Text nach der Ausgabe von 1936 im Querido Verlag, Amsterdam, Reclam Leipzig 1990, ISBN 3-379-00558-4, S. 266
  15. Carsten Pietsch: Die Entfesselung des Hasses: Antijüdische Stereotype in den Karikaturen und Hetzartikeln des „Stürmers“ (pdf) (Hausarbeit Universität Oldenburg, WS 2001/2002)
  16. Interfoto Bild-Nr. 00209619 (Sammlung Rauch) mit Erklärung (Link nicht mehr abrufbar)
  17. Der Spiegel (13. Oktober 2006): Judenschmähung im Nazi-Reich - Mit Schildern als „Rassenschänder“ gebrandmarkt
  18. David A. Hackett: Der Buchenwald-Report. Bericht über das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar. C.H.Beck Verlag, München 2002, ISBN 3-406-47598-1, S. 187
  19. Torben Fischer, Matthias N. Lorenz (Hrsg.): Lexikon der „Vergangenheitsbewältigung“ in Deutschland. Debatten- und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945. Transcript, 2. Auflage 2009, ISBN 3-89942-773-4, S. 84.
  20. Deutschlandfunk, Kultur heute, 31. März 2005: Korrektur im Namen der political correctness (Interview mit Achim Hubel vom Lehrstuhl für Denkmalpflege in Bamberg)
  21. zitiert nach Oliver Gußmann: Das sogenannte „Judensau”- Motiv – eine Kurzinformation (Hintergrundinformation zur Wittenberger Judensau)
  22. zitiert nach Marten Marquardt: Judenfeindschaft in der christlichen Kunst am Beispiel der Kölner Judensau (Vortrag vom 7. Oktober 2002)
  23. Brief der Dombauverwaltung der Hohen Domkirche Köln an Wolfram Kastner, 2002
  24. Der Kölner Dom: Wange NC Westen, Judensau (Begleittext von Dr. Marc Steinmann, Kunsthistoriker)
  25. Netzeitung 29. März 2005: Schild am Regensburger Dom – Streit um „Judensau“ hält an
  26. Wolfram P. Kastner und Günter Wangerin: „Judensau“-Skulptur: Tafel am Regensburger Dom
  27. zitiert nach Bernd Mayer: „Judensau“ – Schandbild der Christen. Wie können Gemeinden mit den mittelalterlichen Spott-Skulpturen umgehen?; Sonntagsblatt Bayern, Ausgabe vom 13. März 2005.
  28. Erklärung des Kirchenvorstands von St. Sebald zum 15. September 2005 – 70 Jahre nach Erlass der „Nürnberger Gesetze“
  29. Gerd Dembowski, Michael Preetz u.a.: Tatort Stadion. Antisemitismus, Rassismus und Sexismus im Fußball. PapyRossa Verlags-GmbH & Co. KG, 2002, ISBN 3-89438-238-4, S. 83
  30. Christian Hardinghaus: Rassismus im Fußball. Grin Verlag, 2007, ISBN 3-638-77582-8, S. 15
  31. Netzeitung, 12.Oktober 2006: Nazi-Parolen gegen jüdische Fußballer in Berlin
  32. Amballbleiben.org, 21. August 2007: „Wir werden weiter gegen jede Art von Antisemitismus kämpfen“ – Interview mit Roger Dan Nussbaum von Makkabi Deutschland
  33. Michaela Glaser, Gabi Elverich (Hrsg.): Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus im Fußball. Erfahrungen und Perspektiven der Prävention (pdf, S. 7)
  34. DFB-Abteilung Prävention & Sicherheit, März 2008: Richtlinien zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten, Punkt 13 (pdf)
  35. Juliane Wetzel: Antisemitismus als Element rechtsextremer Ideologie und Propaganda. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Antisemitismus in Deutschland. Zur Aktualität eines Vorurteils. dtv, München 1995, ISBN 3-423-04648-1, S. 106
  36. Antisemitismus-Vorfälle seit 1990, Chronik von Anton Maegerle
  37. Verfassungsschutzbericht 2004: Die Bedeutung des Antisemitismus im aktuellen deutschen Rechtsextremismus (pdf)
  38. Marlies Emmerich (Berliner Zeitung, 24. November 1999): Schlingensief und Mendelssohn angezeigt. Volksverhetzung in der Volksbühne?
  39. Humanrights.ch: Rassismusurteil revidiert: Obergericht hebt Rassismusurteil gegen ehemaligen Pnos-Präsidenten teilweise auf
  40. Alexander Schierholz (Frankfurter Rundschau, 18. Mai 2010): Sachsen-Anhalt: Ein Überfall in Laucha
  41. MEMRI Special Dispatch - 24. März 2003: Al-Azhar berät über koranische Beschreibungen der Juden als ‚Affen und Schweine'
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