Juchtenleder

Juchtenleder

Juchtenleder (kurz Juchleder oder auch kurz Juchten, auch Juften) ist ein Leder aus der Haut von Kälbern oder Rindern. Die Bezeichnung stammt aus dem Russischen.

Das Juchtenleder ist sehr fest, dicht und geschmeidig und wird mit Birkenteeröl eingerieben, deshalb riecht es stark. Es wurde ursprünglich in Russland angefertigt, kam seit dem 18. Jahrhundert aber auch nach Deutschland, wo es als Obermaterial von Stiefeln und Schuhen, aber auch für Dekorationswaren, Bucheinbände und für Geldbörsen benutzt wurde.

Meyers Konversationslexikon von 1888–1889

Juften (russ., fälschlich Juchten), lohgares (pflanzlich gegerbtes) Leder, welches früher ausschließlich in Russland hergestellt wurde und sich durch Stärke, Geschmeidigkeit, einen eigentümlichen Geruch, durch die Eigenschaft, von den Insekten nicht angegriffen zu werden und dem Wasser einen großen Widerstand zu bieten, auszeichnet. Man stellt es aus guten Häuten von jungem Rindvieh her, welche enthaart, gereinigt, in einem Sauerbad geschwellt und mit Weiden- oder Pappelrinde gegerbt werden. Nach dem Gerben legt man die Häute, um sie geschmeidiger zu machen, zwei Tage in einen Brei aus Roggenmehl, Salz und lauwarmem Wasser, wäscht sie dann und trocknet. Die besten Häute werden zu weißem Juften bestimmt und nur noch auf der Narbenseite (Haarseite) mit Birkenteeröl oder Seehundstran eingerieben und dann getrocknet, die übrigen werden rot oder schwarz gefärbt und dann ebenfalls eingefettet. Teerleder erhält doppelt so viel Fett wie der übrige Juften. Nach dem Trocknen wird das Leder gewalkt, gefalzt, gekrispelt und auf der Narbenseite nochmals mit Seehundstran und Talg eingerieben. Je nach der Verwendung wird das Juften schließlich geglättet oder chagriniert (mit einem künstlichen Narbenmustern versehen). Das weiße Leder dient zu Armeezwecken, rotes namentlich zu Portefeuille arbeiten, schwarzes zu Pferdegeschirren und Schuhwerk. Den Geruch verdankt das Juften dem Birkenteeröl. Stiefel aus Juften müssen fleißig mit Tran bestrichen werden. Das beste Juften kommt aus der Gegend von Nowgorod und aus Südrussland, aber auch außerhalb Russlands wird die Ware in vortrefflicher Qualität hergestellt, und häufig wird gewöhnliches rotes Leder parfümiert, so dass es wie Juften riecht.

Meyers Konversationslexikons logo.svg Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Juchtenleder – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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  • Juchtenleder — Jụch|ten|le|der 〈n.; Gen.: s, Pl.: 〉 gegerbtes Fahlleder (echtes J. war mit Weiden u. Birkenrindengerbstoffen gegerbt u. besaß den charakteristischen Geruch von Birkenteeröl) [Etym.: <russ. juchtj, poln. jucht, tschech. juchta <pers. jucht… …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Juchtenleder — Jụch|ten|le|der …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Juften — Juchtenleder (kurz Juchleder oder auch kurz Juchten, auch Juften) ist ein Leder aus der Haut von Kälbern oder Rindern. Juchtenleder ist ursprünglich ein russischer Ausdruck. Das Juchtenleder ist sehr fest, dicht und geschmeidig und wird mit… …   Deutsch Wikipedia

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