José Eduardo dos Santos

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José Eduardo dos Santos

José Eduardo dos Santos (* 28. August 1942 in Sambizanga, Luanda) ist der amtierende Präsident von Angola und der Vorsitzende der herrschenden Partei MPLA.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jose Eduardo dos Santos (5.v.l.), im Oktober 1981 mit Wolfgang Rauchfuß und Generalleutnant Karl-Heinz Drews (2.v.r.) an der Grenze der DDR zu West-Berlin am Brandenburger Tor

José Eduardo dos Santos wurde als Sohn eines Bauarbeiters aus São Tomé und Príncipe geboren.[1] Bereits als Schüler trat er 1958 der damaligen Freiheitsbewegung und späteren Einheitspartei MPLA bei. 1961 siedelte er nach Frankreich, später in die Republik Kongo um. Von Brazzaville aus arbeitete er für das MPLA und wurde Vizepräsident von deren Jugendorganisation. Später studierte er in der Sowjetunion an der Aserbaidschanischen Staatlichen Ölakademie in Baku und schloss das Studium als Erdölingenieur ab.[2]

Als Politiker

Ab 1970 war José Eduardo dos Santos wieder in Brazzaville und kehrte 1974 während des Entkolonisierungskonflikts [3] nach Angola zurück. Nach der Unabhängigkeit war er 1975–1976 und 1984–1985 Außenminister von Angola. 1975 wurde er auch in das Politbüro seiner Partei gewählt, die ein Einparteienregime nach "sozialistischem" Muster errichtete. Später wurde er Planungsminister und stellvertretender Premierminister. Er trat am 20. September 1979 die Nachfolge von Agostinho Neto als Staatspräsident und Parteivorsitzender an.

Als sich Angola 1991 zu einer Mehrparteiendemokratie wandelte, trat José Eduardo dos Santos bei den ersten Parlaments- und Präsidentenwahlen 1992 als Spitzenkandidat des MPLA an. Während seine Partei die absolute Mehrheit der Stimmen erreichte, erzielte er bei den Präsidentschaftswahlen nur 49%, sodaß ein zweiter Wahlgang gegen den Vorsitzenden der UNITA, Jonas Savimbi, nach der Verfassung notwendig war. Die UNITA erkannte jedoch die Wahlergebnisse nicht an und nahm den Bürgerkrieg wieder auf, der seit 1975 getobt hatte. José Eduardo dos Santos übte daraufhin weiter das Präsidentenamt ausübte, ohne gültig gewählt worden zu sein.

Im Jahre 2001 erklärte er, dass er bei den nächsten Präsidentschaftswahlen zurücktreten werde, vorausgesetzt, dass bis dahin Frieden herrsche. 2002 wurde Jonas Savimbi im Gefecht getötet und der Bürgerkrieg unmittelbar darauf beendet. Im Dezember 2003 wurde dos Santos als Vorsitzender der Movimento Popular de Libertação de Angola (MPLA) wiedergewählt. Er trat als Spitzenkandidat seiner Partei bei den Parlamentswahlen am 5. September 2008 an, bei der die MPLA 81,64 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte.[4] Anfang 2010 wurde dann vom Parlament eine neue Verfassung verabschiedet, nach der der Vorsitzende der aufgrund der Wahlergebnisse stärksten Partei automatisch Staatspräsident wird. Erst seither ist José Eduardo dos Santos also legal Staatspräsident. Die nächsten Parlamentswahlen sollen nach der Verfassung 2012 stattfinden, jedoch hat José Eduardo dos Santos angekündigt, daß er dann nicht mehr kandidieren will. Zu seinem Nachfolger hat er offensichtlich Manuel Vicente bestimmt, den Vorstandsvorsitzenden der staatlichen Erdölgesellschaft Sonangol.[5]

Aus zwei Gründen ist er in den letzten Jahren, besonders aber seit Anfang 2011, zur Zielscheibe politischen Protests geworden: einmal, weil er ein autoritäres und korruptes politisches Regime verkörpert, zum anderen, weil er im Laufe der Jahre ein Milliardenvermögen[6] angehäuft hat, während Angola sich durch eine steigende soziale Ungleichheit auszeichnet. [7]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Abstammung und Familie von José Eduardo dos Santos (portugiesisch)
  2. In diesem Punkt gibt es Widersprüche zwischen den offiziellen Quellen. Siehe etwa http://liveweb.archive.org/http://www.angolanembassy.gr/English/BIOGRAPHY.htm
  3. Siehe Franz-Wilhelm Heimer, Der Entkolonisierungskonflikt in Angola, München: Weltforum Verlag, 1979
  4. Die Parlamentswahlen in Angola 2008 Dr. Dr. Anton Bösl, Konrad-Adenauer-Stiftung
  5. Manuel Vicente escolhido para sucessor de José Eduardo dos Santos Meldung im Económico, Lissabon vom 3. September 2011 (pt)
  6. ANGOLA: José Eduardo Dos Santos possède une fortune de 31 milliards de dollars américains, Artikel in einem von der Tribune de Genève beherbergten Blog vom 8. April 2010, aufgerufen am 4. September 2011. (fr) Obwohl Blogs normalerweise nicht als Quelle herangezogen werden, handelt es sich hier um Angaben, die im Grundsatz nicht bestritten werden.
  7. Siehe die Artikel Angola und Isabel dos Santos sowie "Manifestação contra Presidente de Angola travada violentamente pela polícia" (Manifestation gegen den Präsidenten Angolas von der Polizei gewaltsam unterdrückt), Público (Lissabon), 4. September 2011

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