Josephsgeschichte

Josephsgeschichte

Die Josephsgeschichte der hebräischen Bibel findet sich in Genesis/1. Buch Mose Kap. 37-50. Im größeren Zusammenhang schlägt der Text eine Brücke von der Welt der Patriarchen (Abraham, Isaak, Jakob/Israel), die in Palästina leben, zur Mose-Geschichte (2. Buch Mose/Exodus).

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Der Patriarchensohn Josef wird vom Vater Israel bevorzugt, träumt von Allmacht und zieht sich daher den Hass seiner Brüder zu. Sie versuchen, Josef in einer Zisterne ertränken, und als das misslingt, verkaufen sie ihn nach Ägypten. Dort arbeitet er als Diener im Haus des Potiphar. Als er sich der Frau des Potiphar verweigert, klagt sie ihn der Vergewaltigung an und er wird ins Gefängnis gesperrt. Er macht sich einen Namen als Traumdeuter beim Oberbäcker und dem Obermundschenk des Pharao. Als auch der Pharao rätselhafte Träume hat, kann Josef sie deuten: Jahre des Überflusses und der Hungersnot werden kommen. Josef wird zum Vizekönig erhoben, der die Krisen bewältigen soll. Auch in Palästina gibt es eine Hungersnot. Die Brüder ziehen zum Getreidekauf nach Ägypten, erkennen Josef aber nicht. Dieser prüft seine Brüder und erkennt, dass sie sich geändert haben. Josef gibt sich zu erkennen und fordert sie auf, den Vater und die Großfamilie nach Ägypten zu holen. Die Hungersnot eskaliert. Josef kann mit drastischen Maßnahmen das Problem bewältigen und wird dafür von den Ägyptern gefeiert. Der Vater stirbt in Ägypten, segnet noch seine Söhne und Enkel und erhält vom Pharao ein Staatsbegräbnis bzw. eine feierliche Rückführung nach Palästina. Josef und die Brüder versöhnen sich. Josef bleibt bis zu seinem Lebensende in Ägypten.

Textgeschichte

Die Analyse des Textes der Josefsgeschichte ist seit langem verknüpft mit der des Pentateuch. Wellhausen maß der Josefsgeschichte sogar eine Schlüsselrolle zu: die Theorien, Hypothesen, die man zur Beschreibung der Fünf Bücher Mose für richtig erachtet, müssen speziell bei der Josefsgeschichte verifiziert werden können. Gelinge das nicht, sei der Nachweis der Pentateuchquellen auch außerhalb der Josefsgeschichte obsolet. Im Kern geht es also darum, dass man in Gen 37-50 zwar vorrangig das Wirken der Pentateuchquelle Elohist zu erkennen glaubt (u. weil so viel geträumt werde - das sei ein Merkmal des Elohisten; die Gottesbezeichnung Elohim anstelle von Jahwe kommt zwar vor, aber selten). Aber daneben seien in den Endtext, den man heute zu lesen bekommt, auch Textpassagen des Jahwisten integriert. Es habe also zwei Josefsgeschichten gegeben, die - neben einigen weiteren Zutaten - uns heute vorliegen. Das würde einige Doppelungen erklären, die unzweifelhaft vorliegen,.

Charakterisierung des Endtextes

In Gen 37-50 wird Josefs Vater als Jakob oder als Israel bezeichnet, die Namengebung wechselt wiederholt und unmotiviert. Ein stilistisch plausibler Grund konnte bisher nicht gefunden werden. Wird auf den Text verwiesen, wird meist der Name des Vaters mit Jakob angegeben. Der Grund dürfte sein, dass die Josefsgeschichte die Reihe der Jakobsgeschichten abschließt. Jedoch war in Gen 32 bereits eine Umbenennung Jakobs in Israel berichtet worden. Und in Gen 37-50 scheint Israel besser verankert zu sein (s. u.).

Eine andere Beobachtung bezog sich auf Kapitel, die wie "Fremdkörper" wirken: Gehört Gen 38 (Tamar) wirklich zur Josefsgeschichte? Welche Funktion hätte das Kapitel? Wie steht es mit der langen Liste in Gen 46?

Ein weiterer Beobachtungstyp konnte auf mehrfache"'doppelte Vorkommen" verweisen: Josef träumt Anfang Gen 37 zweimal, ebenso der Pharao Anfang Gen 41. Am Beginn von Gen 45 scheint sich Josef zweimal den Brüdern zu offenbaren. In Gen 42/44 erhalten die Brüder einerseits ihr Getreidegeld in ihren Säcken zurück; das scheint Ende Gen 43 (Fest) ausgestanden zu sein. Am Beginn von Gen 44 wird die Komplikation unmotiviert mit einem versteckten Becher nochmals variiert.

"Gottesname" sind unplausibel eingesetzt: Im Rahmen der Verführungsgeschichte (Gen 39 -) wird "Jahwe", ansonsten wird unspezifisch und selten von "Gott" gesprochen.

Aus der Brüdergruppe ragen Sprecher hervor, die mit Namen benannt werden. Dabei stehen Ruben und Juda in Konkurrenz, ohne dass deren Zueinander erzählerisch vermittelt würde. Der Koran bezieht sich in Sure 12 ausführlich auf den biblischen Text, verkürzt ihn und gibt der Josephsgeschichte einen lehrhaften Aspekt.

Forschungsgeschichte

Durch Wellhausen, Gunkel und Forscher des 19. und 20. Jahrhunderts bis in die 1970er Jahre wurde ein Erklärungsmuster angewendet, das etwa bei der Erzählung von der Sintflut (Genesis 6-8) gut funktioniert: Zwei Quellen waren zusammengearbeitet worden. Im Fall der Josefsgeschichte jedoch blieben Zweifel, was in den vergangenen 100 Jahren zu immer neuen Lösungsvorschlägen führte. Alle logisch denkbaren Positionen wurden vorgebracht: (a) Zwei Textvarianten wurden zu einem Gesamttext verschmolzen, (b) es gab von vornherein nur eine Josefsgeschichte, die anschließend mehrfach redaktionell bearbeitet wurde - ohne dass diesen Bearbeitungen ein eigener kompletter Text zugrunde gelegen hätte. (c) Es gibt keine Probleme: die Josefsgeschichte, wie sie überliefert wurde, ist akzeptabel les- und verstehbar.

Eine zweite Beobachtung besteht darin, dass in den Forschermeinungen die ursprüngliche Josefsgeschichte (ausgenommen Position (c)) immer kürzer wurde. Ihr Handlungsziel lag dann nicht mehr in Gen 50, sondern wurde vorverlegt, etwa nach Gen 47, oder - zuletzt - nach Gen 45. Solches Abschneiden nahm in Kauf, dass dann wichtige Erzählstränge (Konflikt mit den Brüdern, Bewältigung der Hungersnot) abgeschnitten waren und nicht zu einem erzählerisch befriedigenden Abschluss kamen.

Revision der Methode

Angesichts eines solchen "Desasters" an Lösungsvorschlägen[1] hat Harald Schweizer 1988 zunächst einen Aufsatz zur Methode der Literarkritik veröffentlicht. Nicht ein neues Lösungsmodell, sondern eine überarbeitete Methode war notwendig - ein Bedarf, der mehrfach auch aus dem Kreis der Exegeten angemeldet worden war. Indirekt ergab sich der Bedarf auch daraus, dass bislang Meinungen auf Basis vorgefertigter Hypothesen mit vergleichsweise seltenen Bezugnahmen auf den gegebenen Text vorgetragen worden waren, der ursprünglichen Text, bzw. Texte so rekonstruiert und publiziert waren, dass sie leicht überprüft werden konnten. Wenn er gedruckte Texte vorlagen, waren immer wieder Klammerbemerkungen enthalten über Lücken und fehlende Passagen.

Durch die Publikation von Norbert Rabe, sowie einen weiteren Aufsatz von Schweizer (1995) wurde die Methodenreflexion weiter entwickelt, dass Forschung inzwischen computergestützt durchgeführt werden kann. Die neue Methode der Literarkritik basiert darauf, dass unter Absehung von vorgefassten Lösungsmodellen der gegebene Text stilistisch sehr sorgfältig abgesucht wird. Dazu ist es notwendig, dass der Text zuvor in "Äusserungseinheiten" unterteilt ist. Insgesamt werden fünf Stufen durchlaufen:

  1. Sammlung von Leseauffälligkeiten: Zwischen welchen Textpartien bestehen Lese- und Verständnisschwierigkeiten? Wichtig ist die bloße Befunderhebung, der Verzicht auf jede Erklärung oder Rechtfertigung.
  2. Minimale Leseeinheiten (MLE): Aus (1) ergibt sich zwangsläufig oder kann berechnet werden, welche Passagen in sich problemlos lesbar sind.
  3. Teiltexte (TT): Benachbarte MLEen werden betrachtet: Welche echten oder vermeintlichen Probleme (vgl. Schritt 1) bestehen genau zwischen ihnen? Diese werden quantitativ und qualitativ gewichtet. Zwei und mehr Problembeobachtungen deuten mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Nicht-Zusammengehörigkeit. Von - nun nachgewiesenem - Bruch bis zum nächsten wird nun von Teiltext gesprochen.
  4. Schicht(en): Benachbarte Teiltexte schließen sich aus - so das bisherige Ergebnis. Man fragt nun, ob der übernächste TT an den jetzigen anschließen kann, oder ein noch entfernterer. Auch da können Problembeobachtungen (Schritt 1) im Spiel sein, die genauso zu behandeln sind wie in Schritt 3.
  5. Kontrolle: Es geht um die Vergewisserung, ob alle Beobachtungen aus Schritt 1 auf den Stufen 2-4 ausgewertet und besprochen worden waren.

Ursprüngliche Josefsgeschichte

Die Anwendung der revidierten Methode der Literarkritik auf die Josefsgeschichte in einem Tübinger Team um Schweizer führte zu einem neuen Ergebnis.[2] Es wurde eine Erzählung konstruiert, die vollständig und ohne Lücken ist. Die ursprüngliche Josefsgeschichte umfasst ca. 42 % des biblischen Endtextes. Die Erzählung erweist sich als spannend, mit langem Atem erzählt, humorvoll, nahezu bekenntnisfrei, nicht missionarisch. Vom Textumfang her zieht sich die ursprüngliche Erzählung von Gen 37 bis nach Gen 50. Damit kommen beide wesentlichen Erzählstränge zu einem Abschluss: der "'Konflikt mit den Brüdern", das Thema "Hungersnot".

Im Klartext ließ sich dieses Ergebnis in verschiedenen Varianten abdrucken - wobei in Stufen die Annäherung an den hebräischen Wortlaut weitergetrieben wurde, mit dem Ziel, im Deutschen möglichst genau die hebräische Sprachstruktur abzubilden - auch um den Preis, dass kein "schönes", sondern hebraisierendes Deutsch das Ergebnis sein würde.

Charakterisierung des Ausgangstextes

Mit "Ausgangstext" ist die Version gemeint, die ein Autor erstmals "zu Papier" gebracht hat. Den Autor selbst - wie meist bei biblischen Texten - kennen wir nicht mit Namen. Aber der gefundene Text ist derart künstlerisch hochstehend, mit gut beschreibbaren Erzählstrukturen, dass sich der Gedanke an mündliche Weitergabe verbietet. Es muss sich um einen von Anfang an schriftlich verfassten Text handeln. Entstanden ist er - wortstatistische Untersuchungen deuten darauf hin - etwa um 400 v. Chr. Es war die Zeit der persischen Dominanz, zugleich die der neu aufkommenden hellenistischen Hochkultur. Ägypten hatte seine Hochzeit weitgehend hinter sich, war aber durch seine Phasen der Blüte vielfach im Nahen Osten präsent und bewundert. Der Autor der Josefsgeschichte gehörte offenbar zu jenen Bewunderern, er lässt aber keine spezifischen Kenntnisse Ägyptens durch seinen Text erkennen. Wichtiger ist, dass er in einer Zeit schreibt, als in Jerusalemer Kreisen die Gegenbewegung sich sammelt: Konzentration auf Jerusalem, den wiedereingerichteten Kult, Sammlung des Judentums aus der Diaspora, Schaffung einer eigenen jüdischen, religiös begründeten Identität in Abgrenzung von umgebenden Kulturen. Der Autor der Josefsgeschichte propagiert eigene Werte: die eigene palästinische Herkunft ist rückständig und gewalttätig, Ägypten steht für Hochkultur, Großzügigkeit, Offenheit. Für diese Werte wirbt der Text - und so verhält sich letztlich auch Josef gegenüber den Brüdern, die ihm nach dem Leben getrachtet hatten. Palästina mutiert zum Land des Todes, des Begräbnisses, Ägypten gilt als Land des Lebens.

Erzählerisch verweben sich von Anfang in Gen 37 an zwei Stränge: (1) Die Frage, wer wen dominiert (die Brüder den Josef, oder Josef die Brüder). (2) Das Wohlbefinden der Brüder. Diese Stränge scheinen bisweilen zu verschwinden, werden aber doch wieder aufgenommen, bis sie am Schluss verknüpft werden: Das Wohlbefinden der Brüder ist dann gewährleistet, wenn Josef der Dominierende ist, allerdings in menschenfreundlicher Art und Weise. - Eingestreut sind Stränge, die weniger weit ausgreifen: Gen 39 (Verführungsversuch der Frau), Gen 40-41 (Josef fasst in Ägypten Fuß; Thema drohender Hungersnot). Bis hierher wird dem Leser ein thematischer Strang nach dem anderen präsentiert, also das ganze 1. Drittel des Textes entlang, wobei zunächst offen bleibt, ob und wie sich die Elemente je verbinden werden. Ab Gen 42, wenn die Brüder zum ersten Mal nach Ägypten kommen, setzt die Verknüpfung der Stränge ein. Kulminationspunkt liegt am Ende von Gen 47: die Ägypter feiern Josef als Retter (V. 25 - einzige explizit performative Aussage im Text). Der Name des Vaters im ursprünglichen Text ist Israel.

Beiträge der Redaktoren

Das geschilderte Ergebnis hat als Rückseite, dass mehr als 50 % dessen, was heute in der Bibel als "Josefsgeschichte" zu lesen ist, erst nachträglich in der ursprünglichen Erzählung untergebracht wurde. Das lässt sich weiter präzisieren: der Originaltext wurde an 75 Stellen zerschnitten, in die Lücken wurden insgesamt 193 sekundäre Teiltexte eingefügt.[3]

Unter den nachträglichen Ergänzungen lassen sich große Blöcke identifizieren: Gen 38 (Tamar) gehört dazu, Gen 44 wurde nachträglich komponiert (Becherepisode und eine Rechtfertigungsrede Judas), eine lange Namensliste derer, die von Palästina nach Ägypten gezogen sein sollen (Gen 46), dann in sich nochmals überarbeitete Passagen zum Thema Segen (Gen 48; 49). Kleinräumiger wirkt eine Fülle weiterer nachträglicher Zutaten. z. B. fällt ein "Verdoppelungstick" auf: einer hat Josefs Traum in Gen 37 um einen zweiten ergänzt (37,9-10), er ließ auch Pharao ein zweites Mal träumen (41,5-7), folglich mussten auch die Traumbeschreibung (41, 22-24) und -erklärung (41,25-27) verdoppelt werden. Dagegen ist die scheinbar verdoppelte Selbstvorstellung Josefs (Beginn von Gen 45) kein Anzeichen einer nachträglichen Bearbeitung: die Brüder sind derart perplex, dass Josef ein zweites Mal ansetzen muss. - Ab Gen 41,41 folgen mehrere Ausschmückungen, die die Anerkennung Josefs durch Pharao weiter verbreitern. Hier auch die Mitteilung, Josef habe vom Pharao eine Frau erhalten. - Ende Gen 37 wird nachträglich das Motiv mit dem blutgetränkten Rock eingefügt. Der ägyptische Herr erhält am Anfang von Gen 39 einen Namen (Potiphar), ursprünglich ist er anonym. An dieser Stelle mehrfach der Jahwe-Name, der sonst in der Josefsgeschichte nicht vorkommt. Nachträglich auch das Ende des Textes: 50,22-26. Der zeigt zugleich, dass Bearbeiter meist nichts substanziell Neues hinzufügen können, höchstens pauschale Informationen/Behauptungen.

Im Fall der Josefsgeschichte können unterschiedliche Bearbeiter unterschieden werden:

  1. Bearbeiter haben die Erzählspannung nicht aushalten können und deuten viel zu früh an, welchen Ausgang die entsprechende Szene nehmen wird (42,25cde teilt schon mit, dass auch das Getreidegeld in die Säcke gelegt wird. Laut ursprünglicher Erzählung erfahren dies Brüder und Leser verblüfft erst später).
  2. Die gleiche Beobachtung bei Erzähllücken: Sie werden - scheinbar - aufgefüllt. Am Anfang von Gen 40 erfahren Leser nicht, warum der Pharao die Hofbeamten eingesperrt hat. Ein Bearbeiter setzt hinzu (40,1b): "sie verfehlten sich".
  3. Manche Bearbeiter benutzen den gegebenen Text, um eigen Akzente zu setzen. So rechtfertigt nachträglich Gen 48 die Sonderstellung von Manasse und Ephraim.
  4. Bisweilen wird emotional nivelliert, z. B. 45,24cd: die Brüder sollen beim Heimweg "nicht erregt" sein.
  5. Einführung der religiösen Ebene: manchen Bearbeitern war der Grundtext zu "profan", zu "unfromm". Also wurden manche frommen Sätze nachgetragen, z. B. 43,29fgh: Josef sieht zum ersten Mal Benjamin wieder und begrüßt ihn ruhig und abgeklärt. Das passt aber nicht zur Grunderzählung, wo Josef von Gefühlen überwältigt wird, in eine Kammer eilt, um sich dort auszuweinen. Seine Fassung gewinnt er erst allmählich wieder.
  6. Verstärkungen, falsche Dramatisierungen: durch 41,28c-30b weiß man, dass Gott im Begriff ist, eine Hungersnot nach Jahren des Überflusses zu bringen. Gemessen daran sind 41,30c-32c eine bloße Verstärkung, sie bieten nichts Neues.

Geschichtliche Vergleichsanalyse

In modernen Vergleichsanalysen einiger populärwissenschaftlicher Autoren wird die Ähnlichkeit der Charakteristika der biblischen Gestalt des Josef mit dem in der ägyptischen Geschichtsschreibung erwähnten Imhotep verglichen. Wie Josef wurde Imhotep als oberster Beamter nach dem Pharao bezeichnet, beide sahen im Traum eine siebenjährige Hungersnot voraus, die sie durch gute Verwaltung während der sieben vorausgehenden ertragreichen Jahre bewältigten. Beide waren Baumeister, Ratgeber des Pharao. Inwieweit die Schlussfolgerung zulässig ist, dass die biblische Gestalt des Josef tatsächlich mit dem ägyptischen Beamten Imhotep identisch ist, ist umstritten, zumal die Imhotep-Vergleiche weitgehend nicht auf belegten zeitgenössischen Aussagen, sondern auf dem umfangreichen Legendenwerk, das in den Jahrtausenden nach Imhoteps Tod entstanden ist, beruhen.

Joseph im Brunnen; Mogulmalerei, 1616

Die Josephsgeschichte im Koran

Im Koran (Sure 12) wird die Geschichte Josefs ausführlich übernommen, allerdings auch stark verändert. Erzählt wird von der Eifersucht der Brüder auf Josef und dem Versuch, ihn im Brunnen zu ertränken, Josefs Erlebnisse in Ägypten, die Verführungsgeschichte mit Potiphars Frau, und der Bittgang der Brüder nach Ägypten während der Hungersnot.

Rezeption in Kunst, Musik, Literatur und in liturgischen Texten

Die Josefsgeschichte, auch als Josefserzählung oder Josephsnovelle bezeichnet wurde künstlerisch vielfach aufgegriffen - viele gotische Kathedralen in Frankreich weisen ein "Josephsfenster" auf. Außerordentlich beliebt in der bildenden Kunst ist die Szene der Verführung Josefs durch Potiphars Frau.

In der liturgischen Verwendung spielt der Text nur eine geringe Rolle. Sowohl in der katholischen wie in der evangelischen Leseordnung finden sich allenfalls kleine Versatzstücke.

→ siehe auch Wirkungsgeschichte der Josephsgeschichte

Literatur

  • Walter Dietrich: Die Josephserzählung als Novelle und Geschichtsschreibung: zugleich ein Beitrag zur Pentateuchfrage (Biblisch-theologische Studien 14). Neukirchener, Neukirchen-Vluyn 1989, ISBN 3-7887-1306-2.
  • Lennart Möller: Die Akte Exodus. Neue Entdeckungen über den Auszug aus Ägypten Inner Cube, Düsseldorf 2010, ISBN 978-3-942540-00-1.
  • Hans-Christoph Schmitt: Die nichtpriesterliche Josephsgeschichte: ein Beitrag zur neuesten Pentateuchkritik. de Gruyter, Berlin u. a. 1980, ISBN 3-11-007834-1.(Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 154)
  • H. Schweizer: Die Josefsgeschichte. Konstituierung des Textes. Teil I: Argumentation; Teil II: Textband (THLI 4). francke-Verlag, Tübingen 1991, ISBN 3-7720-1953-6.
  • H. Schweizer: Koranische Fortschreibung eines hebräischen Textes - Hermeneutische Überlegungen anhand der Gestalt Josefs. In: Biblische Notizen. Neue Folge 143 (2009) S. 69-79.
  • H. Schweizer: Die Josefsgeschichte im Koran und in der hebräischen Bibel. Synoptischer Vergleich. In: Biblische Notizen. Neue Folge 144 (2010), S. 15-39.
  • Horst Seebass: Geschichtliche Zeit und theonome Tradition in der Joseph-Erzählung. Mohn, Gütersloh 1978, ISBN 3-579-04082-0.
  • Peter Weimar: Studien zur Josefsgeschichte . Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-460-06441-6. (Stuttgarter Biblische Aufsatzbände 44)

Einzelnachweise

  1. vgl. die Eingangsseiten des Buches von Schweizer (1991)
  2. Dokumentiert in Schweizer (1991)
  3. (Nachweise unter Anhang 2

Weblinks

  • Text der ursprünglichen Josefsgeschichte: Version 1993. In dieser Form wurde der Text auch von H. Schweizer in "Die Josefsgeschichte. Konstituierung des Textes. Teil 2. Textband. 1991." veröffentlicht.
  • Die genannten Forschungen, aber auch Erfahrungen bei verschiedenen Übersetzungsversuchen, verbunden mit einem übersetzungstheoretischen Experiment zu dieser Textschicht, das Anreiz zu unterschiedlichen Gestaltungen bietet, werden unter Josefsgeschichte - Josephsgeschichte: Lesen, Genießen, Nachdenken. leicht nachlesbar angeboten. Es sind darin auch all die Zusatzinformationen verfügbar, die beim Lesen von Texten wichtig sind: sie werden vom Autor vorausgesetzt, daher nicht eigens verbalisiert. Diese Informationen sind als Essay zur jeweiligen Textpassage hinzugestellt. Auch ein wirkungsgeschichtliches Beispiel (Feuchtwangers "Jud Süß") für das Fortwirken des Textes wird beschrieben.
 Commons: Die Josephsgeschichte in der bildenden Kunst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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