Joseph Höffner

Joseph Höffner
Sonderbriefmarke zum 100. Geburtstag Joseph Kardinal Höffners (Deutschland 2006). Mit Schriftzug Justitia et caritas (Gerechtigtkeit und Liebe)
Wappen von Kardinal Höffner

Joseph Kardinal Höffner (* 24. Dezember 1906 in Horhausen (Westerwald); † 16. Oktober 1987 in Köln) war von 1962 bis 1969 der 73. Bischof von Münster und von 1969 bis 1987 Erzbischof von Köln.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Joseph Höffner wurde am 24. Dezember 1906 als ältester Sohn des Landwirts Paul Höffner und seiner Ehefrau Helene, geb. Schug, in Horhausen (Westerwald), im südwestlichen, katholisch geprägten Teil des Landkreises Altenkirchen geboren. Er besuchte das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Montabaur und ab 1922 das humanistische Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier, wo er 1926 die Reifeprüfung ablegte.

Von 1926 bis 1934 studierte Höffner an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom und erlangte dort im Jahr 1929 auch seinen ersten Doktortitel (Dr. phil.). Im Oktober 1932 wurde er zum Priester geweiht. 1934 erwarb Höffner seinen zweiten Doktortitel (Dr. theol.) in Rom. Nach kurzer Tätigkeit in der Seelsorge studierte er 1937–1939 in Freiburg im Breisgau, wo er 1938 den Dr. theol. erneut erwarb, 1939 ein Diplom in Volkswirtschaftslehre ablegte und 1940 zum Dr. rer. pol. promoviert wurde. Er war bis zu seinem Tod 1987 der einzige lebende Deutsche, der vierfach promoviert war.[1][2]

1945 schloss er seine Habilitation in Freiburg im Breisgau ab und wurde in Trier Professor für Pastoraltheologie und christliche Soziallehre. Seit 1951 war er als Nachfolger von Franz Hitze und Heinrich Weber Professor für Christliche Sozialwissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Im gleichen Jahr begründete er das Institut für Christliche Sozialwissenschaften. Höffners Curriculum umfasste: Grundlegung der Christlichen Gesellschaftslehre (Sozialphilosophie), Wirtschafts-, Sozial-, Staats-, Arbeits- und Berufsethik, Ehe- und Familiensoziologie, Religionssoziologie, Sozialpolitik, insbesondere Soziale Sicherheit in der industriellen Gesellschaft, Geschichte und Theorie des Kapitalismus, Liberalismus und Sozialismus. In den Seminaren wurden ordnungspolitische Neukonzeptionen der Boden- und Raumordnung, der Rentenreform, sozialpolitische Probleme des Handwerks und des Bauertums sowie religionssoziologische Themen erörtert.

Höffners Lehrtätigkeit und Forschung war eng verknüpft mit seinen Aufgaben als wissenschaftlicher Politikberater der Bundesministerien für Familien- und Jugendfragen, für Wohnungsbau sowie für Arbeit und Sozialordnung. In dieser Eigenschaft hatte Höffner entscheidenden Einfluss auf die Weiterentwicklung der Sozialpolitik, auf die Neuordnung und den Ausbau der Sozialversicherung in der Adenauer-Ära. Sein Konzept der Sozialordnung stand im Einklang mit der Wirtschaftsordnung der Sozialen Marktwirtschaft.

Bischof Dr. Joseph Höffner (rechts) 1962 in der Katholischen Landvolkshochschule „Schorlemer Alst“ im Gespräch mit Bernhard Schulte (links) und Teilnehmerinnen eines Junglandwirtinnenkurses.

Am 14. September 1962 wurde Joseph Höffner vom Bischof von Trier, Matthias Wehr, zum Bischof von Münster geweiht. Am 6. Januar 1969 wurde er zum Koadjutor-Erzbischof des Kölner Erzbischofs Joseph Kardinal Frings ernannt und gleichzeitig Titularerzbischof von Aquileja. Am 24. Februar 1969 wurde er der Nachfolger von Frings als Erzbischof von Köln und am 28. April desselben Jahres von Papst Paul VI. als Kardinalpriester mit der Titelkirche Sant’Andrea della Valle in das Kardinalskollegium aufgenommen.

Von 1976 bis 1987 war er, wie schon sein Vorgänger Joseph Kardinal Frings, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. 1986 erhielt er für sein Werk den Ehrenring der Görres-Gesellschaft. Im Januar 1987 erklärte er, Die Grünen seien eine für Christen nicht wählbare Partei.[3] Das Amt des Erzbischofs von Köln legte er am 14. September 1987 nieder, einen Monat vor seinem Tod. Seine letzte Ruhestätte fand Kardinal Höffner in der erzbischöflichen Gruft im Kölner Dom.

Am 31. Oktober 2003 wurde ihm gemeinsam mit seiner Schwester Lena Hesseler, geb. Höffner, Horhausen, durch die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem postum der Ehrentitel Gerechter unter den Völkern verliehen. Höffner hatte 1943 in seiner Zeit als Pfarrer in Kail jüdische Mädchen vor dem Regime verstecken können. Eine davon konnte, laut KNA-Bericht vom 18. Januar 2007 (14:54 Uhr), von Kölner Historikern in den USA wieder ausfindig gemacht werden. Seine Schwester brachte in ihrer Wohnung in Horhausen auf Bitten ihres Bruders ein gefährdetes Ehepaar unter.

Joseph Kardinal Höffner ist einer der Begründer der Christlichen Gesellschaftslehre (CGL) als Wissenschaft. Er war Ehrenmitglied der KDStV Ripuaria Bonn, einer Kath. Studentenverbindung im CV. Als Bischof von Münster wurde er 1962 Ehrenmitglied des Kath. Studentenvereins Westfalia-Mazenod im KV, zu dem er bereits als Professor Kontakte hatte. Seit der Gründung des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) 1949 war Höffner dessen wissenschaftlicher und erster geistlicher Berater. Dem Andenken und dem Werk des Wissenschaftlers und Bischofs widmen sich die 2002 gegründete Joseph-Höffner-Gesellschaft unter Vorsitz von Lothar Roos und der 2001 gegründete Joseph-Höffner-Förderverein in der Verbandsgemeinde Flammersfeld unter Vorsitz von Bürgermeister Josef Zolk.

Zitate

„Wenn wir uns in der Krankheit zu Gott wenden, werden wir erkennen, dass die Krankheit so ist wie ein Teppich, der auf der falschen Seite liegt. Wir sehen nur Knoten und wirre Fäden und wissen nicht, was das Ganze bedeutet. Aber Gott wird zu der Zeit, die er bestimmen wird, den Teppich auf die richtige Seite legen. Dann erkennen wir, dass Gottes eigene Vorsehung auch in der Krankheit gegenwärtig ist.“

Joseph Höffner: zur Immunschwächekrankheit AIDS, erschienen im Kölner Stadt-Anzeiger 1985

Veröffentlichungen

Schriften

  • Christliche Gesellschaftslehre. Neuausgabe, hrsg., bearb. und erg. von Lothar Roos. Butzon & Bercker, Kevelaer 1997, ISBN 3-7666-0107-5. Das Werk wurde mittlerweile in zehn Sprachen (einschließlich Russisch und Chinesisch) übersetzt.
  • Bauer und Kirche im deutschen Mittelalter. Paderborn 1938.
  • Wirtschaftsethik und Monopole im 15. und 16. Jahrhundert. Jena 1941, 2. Auflage: Darmstadt 1969.
  • Christentum und Menschenwürde. Das Anliegen der spanischen Kolonialethik im Goldenen Zeitalter. Trier 1947.
  • Der Start zu einer neuen Sozialpolitik. Köln 1955.
  • Sozialpolitik im deutschen Bergbau. Münster 1955, 19562.
  • Wilhelm Emmanuel Ketteler und die katholische Sozialbewegung des 19. Jahrhunderts. Wiesbaden 1962.
  • Ehe und Familie. Wesen und Wandel in der industriellen Gesellschaft. Münster 1959, 19652.
  • In der Kraft des Glaubens, 2 Bände. Freiburg i.Br. 1986. ISBN 3-451-20878-4.

Herausgeberschaft

  • Jahrbuch des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften. Münster 1960 ff.
  • Schriften des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, 19 Bände. Münster 1955 ff.
  • zus. mit Alfred Verdross, Francesco Vito: Naturordnung in Gesellschaft, Staat, Wirtschaft. Innsbruck, Wien, München 1961

Literatur

  • Norbert Trippen: Joseph Kardinal Höffner (1906–1987), Band 1: Lebensweg und Wirken als christlicher Sozialwissenschaftler bis 1962; Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B: Forschungen, Band 115. Paderborn: Ferdinand Schöningh, 2009. ISBN 978-3-506-76700-4.
  • Manfred Hermanns: Sozialethik im Wandel der Zeit. Persönlichkeiten – Forschungen – Wirkungen des Lehrstuhls für Christliche Gesellschaftslehre und des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften der Universität Münster 1893–1997. Paderborn u. a.: Schöningh, 2006. ISBN 3-506-72989-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. wdr.de: Zum 100. Geburtstag des früheren Erzbischofs von Köln – Gedenken an Joseph Kardinal Höffner, 24. Dezember 2006
  2. Domradio.de: Gedenken an Kardinal Höffner – 20. Todestag des beliebten Kölner Oberhirten – Gedenkpontifikalamt im domradio 18. Oktober 2007
  3. Die Zeit: Zum Tode von Kardinal Höffner 23. Oktober 1987
Vorgänger Amt Nachfolger
Julius Kardinal Döpfner Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
1976–1987
Karl Kardinal Lehmann
Joseph Kardinal Frings Erzbischof von Köln
1969–1987
Joachim Kardinal Meisner
Michael Keller Bischof von Münster
1962–1969
Heinrich Tenhumberg

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