Joseph Hofmann

Joseph Hofmann

Joseph Ehrenfried Hofmann (* 7. März 1900 in München; † 7. Mai 1973 in Ichenhausen[1]) war ein deutscher Mathematikhistoriker, bekannt für seine Forschungen über Gottfried Wilhelm Leibniz.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Hofmann studierte in München (Promotion 1927 bei Walther von Dyck und Georg Faber) und war kurze Zeit Assistent in München und Darmstadt, bevor er in den Schuldienst ging (in Günzburg, Nördlingen). Schon als Student wurde er zur Mathematikgeschichte hingezogen, nachdem ihn Faber für die Herausgabe der Werke Eulers heranzog. Ein großer Einfluß war auch Heinrich Wieleitner, mit dem er mehrere Arbeiten zur Geschichte der Infinitesimalrechnung veröffentlichte. Als Schullehrer setzte er seine historischen Untersuchungen fort. 1939 habilitierte er sich in Mathematikgeschichte an der Universität Berlin. 1940 bis 1945 war er mit der Leibniz-Ausgabe der Berliner Akademie der Wissenschaften betraut. 1947 bis zur seinem Ruhestand 1963 war er wieder Gymnasiallehrer in Günzburg. Außerdem hatte er (zum Teil nebenberuflich) Professuren für Geschichte der Mathematik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Humboldt-Universität Berlin, der Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Ehrenprofessur 1950) und der Technischen Hochschule Karlsruhe. Er organisiere regelmäßig Kolloquien über Mathematikgeschichte am Mathematischen Forschungsinstitut in Oberwolfach, wo er schon gleich nach dem Krieg tätig war.

Hofmann galt als der Fachmann für die Entwicklung der Infinitesimalrechnung bei Leibniz, dessen Pariser Zeit er genauestens erforschte und so maßgeblich zur Aufklärung (bzw. Beruhigung) des noch lange auch in der Mathematikgeschichte widerhallenden Prioritätsstreits zwischen Leibniz und Isaac Newton um die Erfindung der Infinitesimalrechnung beitrug. Er war Mitherausgeber der Werke von Leibniz, sowie u.a. von Nicolaus von Kues, Johann Bernoulli (und anderer Reprint- und Werkausgaben im Verlag Georg Olms, Hildesheim, wie der Mathematikgeschichte von Abraham Gotthelf Kästner). Weiterhin beschäftigte er sich mit der Zahlentheorie bei Euler und Fermat. Er entdeckte u.a. einige neue Arbeiten von Fermat (veröffentlicht 1943).

Er starb nachdem ihn ein Auto auf dem Morgenspaziergang anfuhr.

Schriften

  • Ausgewählte Schriften, 2 Bände, (Herausgeber Christoph Scriba), 1990
  • mit Oskar Becker: Geschichte der Mathematik, Bonn 1951 (von Hofmann stammt Teil 2 und 3)
  • Geschichte der Mathematik, 3 Bände, de Gruyter, Sammlung Göschen 1953-1957 (mit ausführlichem Literaturverzeichnis)
  • Leibniz in Paris 1672-1676 – his growth to mathematical maturity, Cambridge University Press 1974
  • Die Entwicklungsgeschichte der Leibnizschen Mathematik, München 1949, englische Ausgabe Leibniz in Paris 1672-1676: His growth to mathematical maturity, 1974
  • Nicolaus Mercator, sein Leben und Wirken, vorzugsweise als Mathematiker, 1950
  • Frans von Schooten der Jüngere, 1962
  • Über Jakob Bernoullis Beiträge zur Infinitesimalmathematik, 1956
  • Michael Stifel. Leben, Wirken und Bedeutung für die Mathematik seiner Zeit, 1968
  • Vier Jahrzehnte im Ringen um mathematikgeschichtliche Zusammenhänge, in Sticker, Klemm (Hrsg.) Wege zur Wissenschaftsgeschichte, Wiesbaden 1969

Literatur

  • Nachruf Historia Mathematica, Bd.2, 1975, S.147
  • Verzeichnis seiner Schriften: Mitteilungen aus dem mathematischen Seminar Gießen, Heft 90, 1971, S.51-73
  • Gottwald, Illgauds, Schlote: Biographien bedeutender Mathematiker, BI, Leipzig 1990
  • Dauben, Scriba (Hrsg.) Writing the history of mathematics, Birkhäuser 2002

Weblinks

Anmerkungen

  1. In Dauben, Scriba (Hrsg.) Writing the history of Mathematics wird Günzburg als Sterbeort angegeben

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